Der vatikanische Ökumene-Verantwortliche sieht mit Sorge, wie die Debatte um eine Bischofsweihe für Frauen die anglikanische Kirche von England und Wales spaltet. „Wenn die Anglikaner alles, was mit dem Priesteramt zu tun hat, tiefgreifend verändern, ist das selbstverständlich auch für uns eine große Herausforderung“, sagte Kardinal Kurt Koch dem Internet-Nachrichtenportal zenit. Der Vatikan wolle „dazu beitragen, dass die Anglikaner ihre innere Einheit wiederfinden, aber natürlich nur, wenn die Anglikaner unsere Hilfe nicht ablehnen“. Ziel der katholischen Kirche sei es, „eine Einheit aller Christen in Bezug auf die Glaubensinhalte, die Sakramente und das Priesteramt herbeizuführen“.
Der aus der Schweiz stammende Kurienkardinal betonte auch, dass eine neue Evangelisierung ein ökumenisches Projekt sein müsse. „Ich habe verschiedene ökumenische Partner, die von dieser Initiative begeistert sind; andererseits gefällt sie manchen auch nicht“, so Koch wörtlich. Das hänge damit zusammen, dass es „heute in der Ökumene eine Trennung in zwei Lager gibt, die quer zu den Konfessionsgrenzen verlaufen“. Auf der einen Seite stehe „eine liberale Vision der Ökumene zwischen Katholiken und Reformierten“. Auf der anderen Seite gebe es „das Bestreben, die Grundlagen des Glaubens in den katholischen und in den reformierten Gemeinden zu vertiefen“. In dieser zweiten Gruppierung sei die Neuevangelisierung „eine große Herausforderung“, so Kardinal Koch.
Derweil ist ein Misstrauensvotum gegen den Vorsitzenden des „Hauses der Laien“ der anglikanischen Kirche von England gescheitert. Wie britische Medien berichten, lehnten bei einer Sondersitzung am Freitag 80 Mitglieder den Misstrauensantrag gegen den Vorsitzenden Philip Giddings ab, 47 stimmten dafür, 13 enthielten sich. Beobachter werten das Scheitern des Antrags als Zeichen dafür, dass eine Mehrheit der Laien-Abteilung die Entscheidung der Generalsynode der Kirche von England gegen die Zulassung von Bischöfinnen weiter für richtig hält. (rv)