Der Operation Transparenz sind bei der sogenannten „Vatikanbank“ IOR von 2013 bis Ende 2015 fast 5.000 Konten zum Opfer gefallen: Genau 4.935 verdächtige Konten wurden geschlossen. Das steht im Jahresbericht des IOR für 2015, der an diesem Donnerstag publik wurde. Der Nettogewinn des Finanzinstituts wird mit 16,1 Millionen Euro angegeben, das Nettokapital mit insgesamt 654 Millionen.
Trotz der Unsicherheiten und Talfahrten an den Finanzmärkten, vor allem in der zweiten Jahreshälfte 2015, ist das IOR mit seiner Leistung zufrieden: Die neue Investitionsstrategie, die seit Ende 2014 greife und auf mehr Sicherheit ziele, habe sich bezahlt gemacht. Den „tiefen Erneuerungsprozess“, bei dem alle Konten einzeln unter die Lupe genommen wurden, erklärt das Institut für abgeschlossen: „Die geltenden Normen werden sorgfältig auf alle Neukunden angewandt.“
Die Zahl der IOR-Kunden liegt bei etwa 14.800: Vatikanmitarbeiter, Orden und kirchliche Einrichtungen, Kleriker und beim Heiligen Stuhl akkreditierte Diplomaten. Zweidrittel der Kunden haben ihren Sitz in Italien und dem Vatikan, 15 Prozent in Europa, zehn Prozent im Rest der Welt.
„Geldwäsche? Unmöglich“
Der Jahresbericht listet ausführlich auf, was das IOR alles tut, um im Einklang mit internationalen Standards zu sein. Die Haushaltsbilanz wurde den Rechnungsprüfern von „Deloitte & Touche” vorgelegt.
„Es ist mittlerweile unmöglich, über das IOR Geld zu waschen“, versicherte der Präsident des Instituts, der Franzose Jean-Baptiste Douville de Franssu, gegenüber Radio Vatikan. „Das mag in der Vergangenheit passiert sein, wie auch in vielen anderen Finanzinstituten und Banken in aller Welt. Aber inzwischen haben wir ausgesprochen strenge Bestimmungen, welcher Kunde überhaupt ein Konto beim IOR eröffnen kann, und alle Mitarbeiter wurden geschult, um diese Regeln genau umzusetzen. Und zweitens haben wir Steuerabkommen mit verschiedenen Ländern der Welt, in denen Kunden von uns wohnen, abgeschlossen – das macht das IOR zur schlechtesten Wahl für jemanden, der einen Platz zur Geldwäsche sucht… Wir sind jetzt eine starke Institution, die gegen Geldwäsche kämpft.“
Der adlige Banker betont, dass das IOR auf „volle Transparenz“ und Zusammenarbeit mit Steuerbehörden setzt. Zur Zukunft des IOR sagt er: „Wir bieten dem Heiligen Stuhl zwei Dienstleistungen an. Erstens Geldüberweisungen – das haben wir immer getan und werden wir weiterhin tun. Zweitens Vermögensmanagement für unsere Kunden; auch das werden wir fortsetzen. Das ist auch das, was der Heilige Vater uns bestätigt hat.“
Hintergrund
Das „Istituto per le Opere di Religione“, zu deutsch „Institut für religiöse Werke“, wurde 1942 von Pius XII. als karitative Stiftung im Sinn des Kirchenrechts gegründet; Vorläuferin des IOR war eine von Leo XIII. 1887 ins Leben gerufene „Commissione ad Pias Causas“. Die Statuten des IOR legen fest, dass das Institut „Einrichtungen oder Personen des Heiligen Stuhls und der Vatikanstadt“ offensteht. IOR-Sitz ist die Vatikanstadt. (rv)