Papst Benedikt XVI. hat die Synagoge von Rom besucht. Am Sonntag Abend stellte er sich in dem jüdischen Gebetshaus am Tiberufer deutlich hinter die Dialog-Initiativen seiner Vorgänger. Der Besuch fand unter starken Sicherheitsvorkehrungen statt; immer wieder kam es während des Papstbesuchs bei der ältesten jüdischen Gemeinde des Westens zu spontanem Beifall, zu Tränen und Emotionen. Beobachter sprachen schon im Vorfeld von einem „historischen Besuch“, der allerdings auch von Polemiken begleitet war. Auch öffentlich wurde der Papst in der Synagoge auf jüdisches Unbehagen angesprochen, was den Seligsprechungsprozess für Papst Pius XII. betrifft. Ein hochrangiger jüdischer Vertreter forderte eine Öffnung der Vatikan-Archive zur Zeit des Zweiten Weltkriegs und äußerte Respekt auch denen gegenüber, die diesem Papstbesuch ferngeblieben seien. Das gilt etwa für den Präsidenten der Italienischen Rabbinerkonferenz, Giuseppe Laras. Vor dem Betreten der Synagoge legte Benedikt, der u.a. vom deutschen Kurienkardinal Walter Kasper begleitet wurde, im römischen Ghetto einen Kranz nieder für die Menschen, die von hier aus in die Nazi-Vernichtungslager abtransportiert wurden. Der römische Oberrabbiner Riccardo Di Segni wies darauf hin, dass der neuere Dialog mit dem Judentum eine Frucht des Zweiten Vatikanischen Konzils sei. Das Konzil dürfe nicht in Frage gestellt werden, meinte er mit einer deutlichen Anspielung auf die Piusbruderschaft. An dem Ereignis in der Synagoge nahmen auch islamische Gäste teil. Aus Jerusalem waren der Lateinische Patriarch Fouad Twal und Israels Vize-Regierungschef Silvan Shalom angereist. In der Synagoge hatten auch viele Überlebende des Holocaust Platz gefunden. Papst Benedikt hielt ein eindringliches Plädoyer für eine Fortsetzung des katholisch-jüdischen Dialogs trotz aller Irritationen. Die Lehren des letzten Konzils seien auch in dieser Hinsicht „ein fester Bezugspunkt“. Er hob die Einzigartigkeit des Holocaust hervor und lobte Initiativen des Vatikans zur Judenrettung in Zeiten des Holocaust. Auf die Polemik um Pius XII. ging der Papst aus Deutschland nicht ein. Wie sein Vorgänger Johannes Paul II., der 1986 als erster Papst der Neuzeit die römische Synagoge besucht hatte, schloss auch Benedikt seine Ansprache mit einem Psalm-Zitat in hebräischer Sprache. (rv)