Die Wirtschaftskrise hat vor Italien und auch vor seiner Hauptstadt Rom nicht Halt gemacht. Die Caritas in der Diözese Rom berichtet von immer mehr Menschen, die Hilfe suchen, weil sie sich das zum Überleben Nötigste nicht mehr leisten können. Dazu Caritasdirektor Enrico Feroci im Gespräch mit Radio Vatikan:
„Die Zahl der Armen, die die auf der Straße leben, die die wir oft mit dem sehr schändlichen Wort „Barboni"- auf Deutsch Penner – bezeichnen, nimmt zu. Aber auch die Probleme von Familien wachsen. Wir bekommen viele Briefe oder auch Emails: von Familien, deren Geld nicht bis zum Monatsende reicht, von alleinstehenden Menschen, die Hilfe zu Hause brauchen. Am häufigsten aber bekommen wir Briefe, in denen um Hilfe für Kinder gebeten wird. Eine Email einer Frau ging mir besonders nahe: Ich würde gerne meinem Jungen zum Geburtstag etwas Süßes schenken. Und ich brauche Milch für meinen kleinen Sohn. Das sind Bitten, die einen wirklich sprachlos und fassungslos machen. Es ist nicht einfach, auf angemessene Weise auf diese vielen und grundlegenden Bedürfnisse zu antworten."
Auch die Warteschlange von Menschen, die bei der Caritas um etwas zu essen bitten, werde immer länger.
„Es sind vor allem die älteren Menschen, die Hilfe benötigen, die alleinstehend sind, die – so würde ich es fast nennen- daheim in den eigenen vier Wänden eingemauert sind. Diese Tatsache möchte ich wirklich hervorheben."
Die Caritas in Rom, so Monsignore Enrico Feroci, hat deshalb die Zahl der Mahlzeiten, die an Arme ausgegeben wird, erhöht. Auch zusätzliche Schlafplätze wurden bereitgestellt.
„Ich danke dem Herrn dafür, dass es jetzt im Sommer, trotz der Ferien viele Menschen gibt, die einige ihrer Tage hergeben, um sie den Notleidenden zu widmen. In Rom haben wir ein Gästehaus auf die Beine gestellt, um junge Leute aus ganz Italien und aus dem Ausland aufnehmen zu können. Und ein zweites Gästehaus wollen wir einrichten. Die jungen Menschen bleiben dann eine Woche in Rom und helfen in unserem Kantinendienst."
Feroci will mit der Arbeit der Caritas in Rom auch dafür werben, dass die Menschen die Probleme anderer sehen:
„Wir sollten immer herausschreien: Macht die Augen auf! Schaut euch nur um! Macht euch klar, was hier eigentlich passiert, anstatt nur auf das zu achten, was glänzt. Es gibt auch noch eine andere Seite, und auf dieser anderen Seite gibt es eine Menschlichkeit von außerordentlichem Reichtum. Wer es schafft, in die Herzen der Armen einzudringen, der sieht, wieviel Reichtum dort eigentlich zu finden ist und wie gut es tut, über solche Dinge nachzudenken." (rv)