Wirtschaftswachstum und Nachhaltigkeit sind kein Widerspruch. Daran hat der vatikanische Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin an diesem Mittwoch auf einer internationalen Konferenz in Rom erinnert. Wie man beide Prinzipien gewinnbringend verknüpfen kann, hätten zahlreiche Studien aufgezeigt, so Parolin. Er führte als Beispiel den aktuellen „New Climate Economy Report“ an, der Empfehlungen internationaler Experten für Regierungen und die Wirtschaftswelt zusammenfasst.
Für ein nachhaltiges Wirtschaften müsse freilich das aktuelle Entwicklungsmodell in Frage gestellt und verändert werden, führte Parolin aus. Und er zitierte Papst Benedikt XVI., der in seiner Enzyklika ,Caritas in veritate‘ dazu aufgerufen hatte, Methoden und Ziele der Weltwirtschaft zu überdenken und sie in den Dienst einer nachhaltigen Entwicklung zu stellen, die den Schutz der Schöpfung und das Wohl aller Menschen berücksichtigt.
Papst Franziskus habe mit Blick auf den Klimawandel von einem „definitiven und dringenden ethischen Imperativ zum Handeln“ gesprochen, so Parolin. Die Weltgemeinschaft müsse gemeinsam und jetzt etwas gegen das Phänomen tun, bevor es zu spät sei, hatte Franziskus in einer Botschaft an die UNO-Klimakonferenz von Lima 2014 betont. Wenn die Zukunft des Planeten auf dem Spiel stehe, könne sich die Weltgemeinschaft die Wegwerfkultur, die „Globalisierung der Gleichgültigkeit“ und eine „Wirtschaft der Exklusion“, die Arme und Entwicklungsländer nicht gerecht beteiligt, schlichtweg nicht mehr leisten, kommentierte Parolin, der hier Schlüsselworte aus Franziskus‘ Schreiben „Evangelii gaudium“ anführte.
Die Konferenz in Rom, auf der die Botschaft des Kardinalstaatssekretärs verlesen wurde, steht unter dem Motto „The New Climate Economy. How Economic Growth and Sustainability Can Go Hand in Hand“. Unter den Teilnehmern waren die Kardinäle Peter Turkson vom Päpstlichen Rat für Gerechtigkeit und Frieden und Donald Wuerl, Erzbischof von Washington, USA. Als Hauptredner aus dem Bereich Wirtschaft sprach ein Vertreter des Konzerns Unilever, die Indiendirektorin der Bank HSBC und ein Vertreter der Consulting-Firma McKinsey, daneben die niederländische Handelsministerin Lilianne Ploumen. Alle Sprecher waren sich in der Einschätzung einig, dass wirtschaftliches Wachstum mit dem Schutz der Umwelt gemeinsam zu schaffen sei. Im Gegenteil, ohne „gute Waren, gute Werte, gute Wirtschaft“ wäre eine nachhaltige und verantwortungsvolle Wirtschaft in Zukunft nicht mehr machbar.
Neue Impulse zum Thema erhoffen sich Beobachter auch von Franziskus' neuer Enzyklika zum Thema Umwelt, die schon bald veröffentlicht wird. Ziel der gemeinsamen Überlegungen solle sein, zu den Debatten zum Klimagipfel in Paris Ende diesen Jahres beizutragen, um ambitionierte Ziele zu verabschieden. Man erhoffe sich sehr viel. Oder wie es ein Teilnehmer ausdrückte: „es ist zu spät, um ein Pessimist zu sein“. (rv)