27.04. 08.05. 16.05. 29.05.
1605 1605 1605 1605
           
Konklavedauer:   8 Tage  
       
Sedisvakanz: 32 Tage
   

Konklave vom 08.-16.05.1605 zur Wahl von Papst Paul V.

 
 
 
 
 
 
 

 

 

 
 
 
 
 

 

Leo IX.

u Sukzession  u

Paul V.

 

 
 
 
 
 
 
 

 

Alessandro Ottaviano de´Medici

 

Camillo Borghese

 

 

Todestag:  27.04.1605

Wahlort: Rom, Vatikan

Vikarius von Rom

 

 

Todesort:  Rom

 

 

 

 
 
 
 
 
 
 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Sedisvakanz und Konklavedauer

Konklaveteilnehmer (61):

Camillo Borghese

Vikarius von Rom

Franceso Maria Tarugi, Congr. Orat.

Erzbischof von Siena

Jacques Davy du Perron (oder Duperron)

Bischof von Evreux (Frankreich)

Tolomeo Galli di Como

Bischof Ostia und Velletri,Dekan des Hl. Kollegiums

Ottavio Bandini

Erzbischof von Fermo

Innocenzo del Bufalo

Bischof von Camerino

Domenico Pinelli

Bischof von Frascati

Anne d´Escars de Giury O.S.B.

Bsichof von Lisieux (Frankreich)

Giovanni Delfino (oder Dolfino)

 

Girolamo Bernerio O.P.

Bischof von Albano

Giovanni Francesco Blandrate di San Giorgio

Bischof von Acqui

Giacomo Sannesio

 

Francois de Joyeuse

Bischof von Sabina

Cesare Baronio

 

Erminio Valenti de Trivio

 

Agostino Valeri (oder Valiero)

Bischof von Verona

Lorenzo Bianchetti

 

Girolamo Pamfili (oder Pamfilj)

 

Antonio Maria Gallo

Bischof von Osimo

Francisco de Múxica y Avila de Guzmán

 

Ferdinando Taverna

 

Antonio Maria Sauli

 

Francesco Mantica

 

Anselmo Marzato O.F.M.Cap.

 

Giovanni Evangelista Pallotta

 

Pompeio Arigoni

 

Francesco Sforza di Santa Fiora

 

Mariano Pierbenedetti

 

Bonifacio Bevilacqua

Legat in Perugia und Umbrien

Alessandro (Damasceni) Peretti de Montalto

 

Gregorio Petrochini de Montelparo O.Er.S.A.

 

Alfonso Visconti

Erzbischof von Spoleto

Odoardo Farnese

 

Paolo Emilio Sfondrato

Legat in Bologna und Romandiola

Domenico Tosco (oder Toschi)

Bischof von Tivoli

Pietro Aldobrandini

 

Benedetto Giustiniani

Legat in Marchas

Paolo Emilio Zacchia

 

Bartolomeo Cesi

 

Francesco Maria Bourbon del Monte

 

Franz von Dietrichstein

Erzbischof von Olomouc (Moravia)

Andrea Baroni Peretti Montalto

 

Ottavio d´Aquaviva d´Aragona

 

Roberto Bellarmino S.J.

 

Alessandto d´Este

 

Flaminio Piatti

 

Francois d´Escoubleau de Sourdis

 

Giovanni Battista Deti

 

Ottaviano Paravicino

 

Séraphin Olivier-Razali

 

Silvestro Aldobrandini

 

Federico Borromeo

 

Domenico Ginnasi

Erzbischof von Manfredonia

Giovanni Doria

 

Giovan Antonio Facchinetti de Nuce

 

Antonio Zapata y Cisneros

Erzbischof von Burgos (Spanien)

Carlo Emmanuele Pio di Savoia

 

Cinzio Passeri Aldobrandini

 

Filippo Spinelli

Bischof von Policastro

 

 

Carlo Gaudenzio Madruzzo

Bischof von Trient

Carlo Conti di Poli

Bischof von Ancona

 

 

 

Das Konklave vom 15.-23.05.1555

 

Inhaltsverzeichnis:

1. Der Tod Papst Leo XI.

Papst Leo XI. war ein gebildeter und geistvoller Kirchenmann. Er entstammte einer Seitenlinie der berühmten Florentiner Adelsfamilie der de´Medici. Leider war ihm nur eine Pontifikatsdauer von 26 Tagen beschieden. Bei der feierlichen Inbesitznahme des Laterans hatte er sich eine Erkältung zugezogen und starb am 27. April 1605. Seine sterblichen Reste wurden in St. Peter beigesetzt.

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Grabmal von Papst Leo XI. in St. Peter

Sein Neffe, Roberto Ubaldini, welcher unter Papst Paul V. in den Kardinalsstand erhoben wurde, ließ in einem Seitenschiff von St. Peter ein Marmordenkmal für ihn errichten. Die Ausführung oblag dem Antikenrestaurator Francesco Algardi. Durch den frühen Tod von Roberto Kardinal Ubaldini im Jahr 1635 geriet die Fertigstellung ins Stocken und das Grabmal wurde erst Ende der vierziger Jahre des 17. Jahrhunderts fertiggestellt         >zurück

2. Struktur des Kardinalskollegiums                                                                                          

Mit dem Todestag von Papst Leo XI. umfasste das Heilige Kollegium insgesamt 67 Kardinäle. Am eigentlichen Konklavegeschehen nahmen aber nur 61 Purpurträger in Rom teil ( siehe Konklaveteilnehmer oben ). Folgende 6 Kardinäle fehlten bei der Papstwahl im Vatikan:

  • Ascanio Kardinal Colonna
  • Pierre Kardinal de Gondi de Retz
  • Charles Kardinal de Lorraine, Bischof Metz (Frankreich)
  • Fernando Kardinal Nino de Guevara, Erzbischof von Sevillia (Spanien)
  • Bernardo Kardinal de Sandoval Rojas, Erzbischof von Toledo (Spanien)
  • Bernard Kardinal Macziejowski, Erzbischof von Gnesen (Polen)

Im Konklave anwesende Kardinäle stammten aus folgenden Pontifikate:

  • 40 Kardinäle aus dem Pontifikat von Papst Clemens VIII.
  •   1 Kardinal aus dem Pontifikat von Papst Innozenz IX. 
  •   4 Kardinäle aus dem Pontifikat von Papst Gregor XIV.
  • 12 Kardinäle aus dem Pontifikat von Papst Sixtus V.
  •   3 Kardinäle aus dem Pontifikat von Papst Gregor XIII.
  • 1 Kardinal aus dem Pontifikat von Papst Pius IV.

Der erfahrenste Konklaveteilnehmer mit bereits acht Konklaven war der Dekan des Heiligen Kollegiums Tolomeo Kardinal Galli di Como.       >zurück

3. Konklavebestimmungen

Die Dekretalien ”In nomine Domini” vom 13.04.1059 von Papst Nikolaus II. und “Licet de vitanda” aus dem Jahr 1179 von Papst Alexander III. und die Beschlüsse “Compilationes” des 4. Laterankonzils aus dem Jahr 1215. Das Dekret “Quia frequenter” von Papst Innozenz IV. vom 1. Konzil von Lyon am 28.08.1245. Die wohl entscheidendste Dekretalie nach der von Papst Nikolaus III. wurde die beim            2. Konzil von Lyon erlassene Wahlverordnung von Papst Gregor X. am 16.07.1274 “Ubi periculum” (“Wo Gefahr ist”). Viele Details dieser Wahlverordung von Papst Gregor X. findet man noch heute, nach über 720 Jahren in der Apostolischen Konstitution von Papst Johannes Paul II. “Universi Dominici Gregis“ vom 22.02.1996. Die Wahlverordung von Papst Gregor X. fand nur wenig Anklang. Bereits Papst Hadrian V. suspendierte sie mündlich und Papst Johannes XXI. hob sie mit der Konstitution “Licet” am 20.09.1276 auf, ohne  jedoch für eine neue Wahlverordnung gesorgt zu haben. Erst 18 Jahre später, am 28.09.1294 setzt Papst Cölestin V. ( “Engelspapst” ) die gregorianische Wahlverordung “Ubi periculum” wieder in Kraft. Papst Clemens V. verfügte am Konzil von Vienne 1311 -1312 die Bulle “Ne Romani” , welche einige Zusätze zur gregorianischen Wahlverordnung brachte und im siebten Buch des kirchlichen Rechtsbuches “Clementinen” Aufnahme fand. Papst Clemens VI. milderte durch die Bulle “Licet in constitutione” vom 06.12.1351 die bisherige Konklaveordnung in einigen Punkten ab. Am 19.03.1378 erließ Papst Gregor XI. das Dekret “Periculis et detrimentis” (“In Gefahren und Missständen”). Fast 128 Jahre später, am 14.01.1506 erläßt Papst Julius II. das Dekret “Cum tam divino” . Obwohl selbst der Simonie verfallen, verbietet er jegliche simonistische Papstwahl für die Zukunft und verhängt die schwersten kirchlichen Strafen. Aufgrund massiver Einmischungen durch weltliche Fürsten in die Wahl von Papst Paul IV. erläßt dieser am 16.12.1558 die Bulle “Cum secundum” und stellt Unterverhandlungen vor dem Tod des Papstes unter schwere Kirchenstrafen. Papst Pius IV. erläßt am 09.10.1562 mit der Bulle “In eligendis” neue Richtlinien zum Konklave, welche sich hauptsächlich gegen die Missstände der letzten Zeit richteten. Mit der Bulle “Postquam verus” vom 03.12.1586 änderte Papst Sixtus V. die Zahl des Kardinalskollegiums. Gemäß dem Vorbild der 70 Ältesten des Moses (Numeri 11,16) setzte er die Zahl der Kardinäle auf 70 fest (6 Kardinalbischöfe, 50 Kardinalpriester und 14 Kardinaldiakone).      >zurück

4. Das  Konklave                                                                                                                             

Nur fünf Wochen waren seit dem letzten Konklave vergangen, als am 08.05.1605 das Heilige Kollegium erneut einen Pontifex maximus wählen musste. Am Todestag von Papst Leo XI., dem 27.04.1605, war auch Girolamo Kardinal Agucci verstorben und somit bestand das Kardinalskollegium aus insgesamt 67 Eminenzen. Diese Zahl reduzierte sich noch um die 6 abwesenden Kardinäle (siehe oben 2. Struktur des Kardinalskollegiums) auf 61 Konklaveteilnehmer. Laut Pastor (Geschichte der Päpste, Band 12, S. 22) zogen nur 59 Kardinäle am 08. Mai in das Konklave ein, die Kardinäle Zacchia und Madruzzo waren erkrankt . Pastor läßt offen, ob beide Kardinäle dem Konklaveverlauf fern geblieben sind. Nach einer anderen Quelle (Hierarchia Catholica Medii et Recentoris Aevi, IV, 9) waren beide erkrankten Kardinäle sehrwohl im Konklave, jedoch blieben sie in ihren Zellen. Das Verhalten von Pietro Kardinal Aldobrandini im Konklave zur Wahl von Leo XI. zeigte nun deutlich seine Auswirkungen. Aldobrandini hatte in diesem Konklave mehr Gegner als Anhänger für eine eigene Kandidatur. Die Fraktionen scharten sich um Montalto und Sfondrato. Aldobrandinis Partei konnte auf höchstens 26 Köpfe zählen. Die Parteien der Franzosen und der Spanier konnten auf jeweils 5 Stimmen zählen. Von spanischer Seite wurde Kardinal Sauli nominiert. Aldobrandini war aus mehreren Gründen strikt gegen die Wahl Saulis. Einen Tag vor Konklavebeginn am 07. Mai zählte man bei einer Zusammenkunft bei Kardinal Sfondrato insgesamt 35 Stimmen für Sauli. Am selben Abend sprach man jedoch auch viel von den Kardinälen Baronius und Tosco. In den ersten Konklavetagen versuchten die Kardinäle Baronius, Sfondrato, Aquaviva, Farnese, Sforza und Piatti mit ihren Anhängern die Kandidatur des Jesuiten Kardinal Bellarmino

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Roberto Kardinal Bellarmino

durchzusetzen, jedoch ohne Erfolg. Bellarmino selbst war der größte Gegner dieses Wahlversuchs. Von Kardinal Dietrichstein ist bekannt, dass Bellarmino eher die Kardinalswürde zurückgegeben hätte, als sich zur Wahl zu stellen. Nach dem Konklave sagte Bellarmino einem Freund: “Im Gefühl meiner Schwachheit habe ich Gott von ganzem Herzen gebeten, mich eine so gefährliche Höhe nicht ersteigen zu lassen”. Am 14. Mai versuchte Aldobrandini Kardinal Blandrate di San Giorgio als neuen Kandidaten zu proklamieren. Hierzu fanden sich Aldobrandini, Montaldo, Sfondrato, Farnese, d´Este und Visconti in der Zelle Nr. 7 bei Kardinal Aquaviva d´Aragona ein.

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Kupferstich zum Konklave vom 08.05.1605 (Kupferstichkabinett der Vatikanischen Bibliothek). Links mit den 67 Zellen rund um die Sixtinische Kapelle. Bilder der Zellen, der Zellenutensilien, zum Essen und zum eigentlichen Konklave in der Sixtinischen Kapelle.

Aldobrandinis Vorschlag war jedoch nur ein Scheinmanöver. Am folgenden Tag proklamierte Aldobrandini Kardinal Sauli mit offener Exklusion zur Wahl. Sie scheiterte. In der Nacht vom 15. auf den 16. Mai trat die Kandidatur von Kardinal Tosco in den Vordergrund. Befürworter waren, d´Este, Cesi, Bevilacqua und del Monte. Gegen die Kandidatur waren die Oratorianer Baronius und Tarugi sowie der Jesuit Bellarmino. Ebenfalls abgeneigt zeigten sich die Kardinäle Pio, Taverna und Olivier -Razali. Kardinal Tosco war erst spät Priester geworden und hatte durch seinen ehemaligen Beruf als Militär ein sehr rauhes Wesen. Besonders seine Ausdrucksweise war grob und anstößig, ungeeignet für das höchste Amt der Kirche. Die Anhänger Toscos machten am 16. Mai den Versuch einer Adoration. Es kam zum Tumult in den geheiligten Räumen des Vatikan und einige Wahlmänner sprachen bereits von einem Schisma.  Auf Grund der Unruhe wurden die Wachen zum Konklave verdoppelt. Aldobrandini und Montalto trafen sich in der Sala Regia zu einer Unterredung. Hierbei fiel unvermutet der Name Camillo Borghese. Man einigte sich und benachrichtigte die eigenen Anhänger. Aldobrandini selbst führte den überraschten Kardinal Borghese in die Cappella Paolina, wo am Abend des 16. Mai im offenen Skrutinium seine Wahl erfolgte. Camillo Kardinal Borghese war zu diesem Zeitpunkt erst 52 Jahre alt und nahm den Namen Paul V. an. Sein Wahlspruch lautete: “Spiritus ubi vult spirat”. Borghese stammte aus einer Familie aus Siena. Camillos Vater war in den Diensten von acht Päpsten gewesen und bis zum Dekan der Konsistorialadvokaten aufgestiegen. Unter Papst Paul IV. hatte er den Kardinal Morone in dessen Inquisitionsverfahren verteidigt. Die Inthronisation am 29.05.1605 von Papst Paul V. beendete eine Sedisvakanz von 32 Tagen.        

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Stand: 12.02.2006  

 

 

 

 

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