1/2006

 

 

04.01.06:

Papst kondoliert den Opfern in Bad Reichenhall

Papst Benedikt ist betroffen über die Katastrophe in Bad Reichenhall. Beim Einsturz des Daches einer Eissporthalle sind viele Menschen verletzt worden; die Rettungskräfte haben bisher 13 Todesopfer geborgen. Hier sind die Kernsätze aus dem Papst-Telegramm an Kardinal Friedrich Wetter von München, in dessen Bistum der Unglücksort Bad Reichenhall liegt: "Papst Benedikt XVI. gedenkt der bei diesem tragischen Unfall zu Tode gekommenen Menschen, vor allem der Kinder, in seinem Gebet und bittet den Herrn um rasche Hilfe und Rettung für die noch Verschütteten. Den Angehörigen der Opfer versichert Seine Heiligkeit seine betende Anteilnahme. Der Allmächtige Gott schenke Ihnen in der Stunde des Schmerzes und der Trauer Kraft und Trost aus dem Glauben. Der Heilige Vater betet auch für die Verletzten, denen er Zuversicht und baldige Genesung wünscht. Ihnen allen sowie den Einsatzkräften und Helfern erteilt Papst Benedikt XVI. den Apostolischen Segen. Angelo Kardinal Sodano - Staatssekretär Seiner Heiligkeit." (rv)

 

 

09.01.06:

Papst mahnt zu mehr Friedenseinsatz

 

Papst Benedikt XVI. hat heute die bisher politischste Ansprache seit seinem Amtsantritt im vergangenen April gehalten. Bei der Neujahrsaudienz für die beim Heiligen Stuhl akkreditierten Diplomaten mahnte er zu verstärktem Einsatz für den Frieden. Vor dem Hintergrund der Lage im Nahen Osten sagte er: "Der israelische Staat muss dort nach den Regeln des Völkerrechts friedlich existieren können. Das palästinensische Volk muss dort ebenfalls seine demokratischen Institutionen für eine freie Zukunft entwickeln können."
Besonders besorgt äußerte Benedikt sich über den internationalen Terrorismus, der sich mittlerweile weltweit ausgebreitet habe "Der Terrorismus richtet sich ohne Unterscheidung gegen unschuldige Menschen und versetzt ganze Völker durch Erpressung in Panik, um die politisch Verantwortlichen zur Erfüllung ihrer Ziele zu zwingen. Nichts kann diese kriminelle Aktivität rechtfertigen, die um so verurteilenswerter ist, als sie sich hinter dem Schutzschild der Religion verbirgt. Dabei erniedrigt sie die Wahrheit Gottes auf das Niveau ihrer eigenen Blindheit und Perversion."
Um einen Zusammenstoß der Kulturen zu vermeiden, müssten die europäische und die arabische Kultur einander wieder wie in der Vergangenheit durch gegenseitigen Austausch bereichern, forderte der Papst: "Deshalb müssen heute vor allem die Hindernisse abgeschafft werden, die den Zugang der Presse und der modernen Kommunikationsmitteln zu Informationen verhindern, und es muss der Austausch zwischen den humanistischen Disziplinen der Universitäten der verschiedenen Kulturregionen gefördert werden."
Besonderes Interesse widmete Benedikt bei seiner Begegnung mit den Diplomaten neueren Entwicklungen des internationalen Rechts, die seinen Worten zufolge zunehmend Wert auf den Schutz der individuellen Freiheit nicht nur auf internationaler Ebene legen. "Denn im Schutz der Menschenrechte kommt den Rechten und der Freiheit im Innern eines jeden Staates eine Vorrangstellung zu, sowohl im öffentlichen wie im privaten Leben, in den wirtschaftlichen wie in den politischen, kulturellen und religiösen Beziehungen." Die Religionsfreiheit sei in zahlreichen Ländern aber bedroht, beklagte der Papst, auch in solchen mit Jahrhunderte alter Kultur. Der Heilige Stuhl fordere Religionsfreiheit nicht nur für die katholische Kirche weltweit, sondern für alle Gläubigen.
Neben Freiheit nannte Benedikt Wahrheit als einen Grundpfeiler auf dem Weg zum Frieden. Konfliktpartner müssten deshalb auch eigene Fehler eingestehen. Für die den Papst bedeutet das konkret: "Die katholische Kirche verurteilt Fehler, die ein Teil ihrer Mitglieder und ihrer Institutionen in der Vergangenheit begingen. Sie hat nicht gezögert, dafür um Vergebung zu bitten. Das erfordert der Einsatz für die Wahrheit." (rv)

 

 

09.01.06:

Heiliger Stuhl zurückhaltend über Freilassung Agcas

 

Der Papstattentäter Mehmet Ali Agca wird voraussichtlich noch in diesem Monat aus der Haft in der Türkei entlassen. Der Vatikan reagierte zurückhaltend auf die international mit großer Aufmerksamkeit aufgenommene Ankündigung."Der Heilige Stuhl hat die Nachricht aus den Nachrichtenagenturen erfahren", erklärte Vatikansprecher Joaquín Navarro-Valls lapidar. Da es sich um ein juristisches Problem handle, überlasse der Heilige Stuhl alle entsprechenden Entscheidungen den betroffenen Gerichten. Positiv äußerte sich der italienische Kardinal Ersilio Tonini. Papst Johannes Paul II., der Agcas Attentat am 13. Mai 1981 überlebt hatte, hätte sich gefreut, glaubt der ehemalige Erzbischof von Ravenna. Kritisch äußerte sich dagegen Kardinal Achille Silvestrini, der damalige vatikanische "Außenminister". Er erinnerte an die Angaben des Attentäters zur so genannten "bulgarischen Spur", die er später zurückgezogen habe. Auch habe Agca nie Reue für den Anschlag gezeigt Agca war wegen des Attentats auf Papst Johannes Paul II. in Italien zu lebenslanger Haft verurteilt und im Jahr 2000 mit Zustimmung des Vatikans begnadigt worden. Johannes Paul II. hatte ihm zuvor öffentlich vergeben und ihn im Gefängnis besucht. Nach seiner Entlassung war Agca in die Türkei überstellt worden, wo er seither wegen des Mordes an einem Journalisten im Jahr 1979 und anderer Vergehen inhaftiert ist. Papst Benedikt XVI. plant für kommenden November eine Reise in die Türkei. (rv)

 

 

21.01.06:

Schweizergarde wird 500

Morgen beginnen im Vatikan die Feierlichkeiten zu einem besonderen Jubiläum: 500 Jahre Schweizergarde. Am 22. Januar 1506 kamen die ersten 150 Soldaten aus der Schweiz, um dem damaligen Papst Julius II. Treue zu schwören und ihn fortan zu beschützen. Noch heute wacht die Garde über die Sicherheit des Papstes. Sie ist eine Leibgarde und nicht zur Verteidigung des Staatsterritoriums bestellt. Ihre bunte historische Uniform macht die Gardisten zum Blickfang für Vatikan-Touristen und beliebten Fotomotiv. Wer in eine dieser Uniformen schlüpfen will, muss katholisch sein, unter 30 und unverheiratet. Zur Motivation der Rekruten erklärt der Kaplan der Schweizer Garde, Alois Jehle:
"Wer dazu bereit ist, das Leben des Papstes zu verteidigen, der muss auch dazu bereit sein, dessen Ideale zu verteidigen. Das heißt: zu diesem Beruf gehört auch, einen Glaubensweg zu gehen. Wir haben eine sehr intensive Vorbereitung in der Rekrutenschule, dann bieten wir geistliche Vorträge bei den Militärübungen an und laden die Gardisten zu Pilgerfahrten ein. Die Motivation der jungen Leute, wenn sie zu uns kommen, ist unterschiedlich. Nicht alle sagen, sie würden gerne eintreten, um der Kirche zu dienen. Aber sie sind bereit zu hören und in einen Austausch zu treten. Insofern muss ich bei der Rekrutierung schauen, ob sie den Papst lieben!"
Zum Auftakt des Jubiläumsjahres feiert morgen Kardinalstaatssekretär Angelo Sodano einen Gottesdienst in der Sixtinischen Kapelle. Radio Vatikan überträgt live. (rv)

 

 

22.01.06:

Kardinal Taofinu´u verstorben

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Kardinal Pio Taofinuu, langjähriger Erzbischof von Samoa-Apia und der erste Kardinal aus Polynesien, ist am Donnerstag mit 82 Jahren in seiner Bischofsstadt gestorben. Die Beisetzung findet am nächsten Samstag in der Kathedrale von Apia statt. Papst Benedikt drückte dem Erzbistum sein Beileid aus. Kardinal Taofinuu sei ein "herausragender Zeuge der Wahrheit und der Liebe zum Evangelium" gewesen. Taofinuu wurde 1923 in West-Samoa geboren und leitete das Erzbistum seit 1968. Fünf Jahre später ernannte Paul VI. ihn zum Kardinal. 2002 trat er aus Altersgründen zurück. - Nach dem Tod des Pazifik-Kardinals zählt das Kardinalskollegium noch 178 Mitglieder. Teilnahmeberechtigt am nächsten Konklave wären derzeit 111 Kardinäle. (rv)

 

 

22.01.06:

500 Jahre Schweizergarde

Die Päpstliche Schweizergarde hat ihr 500. Gründungsjubiläum mit einer feierlichen Messe in der Sixtinischen Kapelle des Petersdoms begangen Gleichzeitig zelebrierte der Schweizer Kardinal Georges-Marie Cottier in der Kathedrale von Fribourg zusammen mit 500 ehemaligen Gardisten eine Festmesse. Im Auftrag des Papstes dankte Kardinalstaatssekretär Angelo Sodano in der Sixtinischen Kapelle der päpstlichen Schutztruppe und rief sie auf, ihren Dienst "tapfer und treu" für Papst und Kirche fortzusetzen, gegebenenfalls unter Einsatz des eigenen Lebens. An der Messe in der Papstkapelle unter den Fresken von Michelangelo nahmen die 110 aktiven Gardisten sowie deren Angehörige, der Vorsitzende der Schweizer Bischofskonferenz, Amédée Grab und Vertreter des Diplomatischen Corps teil.
Sodano erinnerte in seiner Predigt an den 22. Januar 1506, als die ersten 150 von Papst Julius II. gerufenen Schweizer Soldaten in Rom eintrafen. Sie erhielten sofort den päpstlichen Segen und übernahmen den Schutz des Kirchenoberhauptes und seiner Residenz. Sodano zitierte in seiner Predigt vor den Schweizergardisten in der Sixtinischen Kapelle den Züricher Reformator Theologen Huldrych Zwingli, „der sich in jenem Jahr noch nicht von der katholischen Kirche entfernt hatte: ‚Die Schweizer sehen den traurigen Zustand der Kirche Gottes, die Mutter der Christenheit, und halten es für schlimm und gefährlich, wenn jeder Tyrann ungestraft nach seiner Raubgier die gemeinsame Mutter der Christenheit anfallen dürfte’“
Papst Benedikt XVI. drückte beim anschließenden Angelusgebet seine Wertschätzung für die Mitglieder des vatikanischen Heers aus und erteilte ihnen seinen Segen. Auf Deutsch sagte er: „Von Herzen grüße ich die Pilger aus den Ländern deutscher Sprache. Mein ganz besonderer Gruß gilt heute den Schweizergardisten, die an diesem Sonntag den Auftakt zu den Feierlichkeiten anläßlich des 500-Jahr-Jubiläums der Päpstlichen Garde begehen. Dieses Jubiläum bestärke und ermutige euch in eurem Dienst für den Nachfolger Petri. – Jesus Christus verkündet uns das Reich Gottes. Als seine Jünger wollen wir bereitwillig am Kommen dieses Reiches mitarbeiten. Euch allen wünsche ich einen gesegneten Sonntag!“
(rv)

 

 

23.01.06:

Papst erklärt Enzyklika

Papst Benedikt XVI. hat heute vor Teilnehmern an einem Caritas-Kongress im Vatikan die Zielsetzungen seiner am Mittwoch erscheinenden ersten Enzyklika erläutert. Ausgehend von einem heute vielfach missverständlich gebrauchten Begriff von Liebe wolle er in dem Lehrschreiben mit dem Titel "Deus caritas est" (Gott ist Liebe) an die ursprüngliche christliche Bedeutung des Wortes erinnern: "Das Wort ‚Liebe' ist heute so verbraucht, abgenutzt und missbraucht, dass man fast fürchtet, es auszusprechen. Wir müssen es reinigen und ihm wieder seinen ursprünglichen Glanz verleihen. Auf den ersten Blick könnte die Enzyklika den Eindruck erwecken, dass sie in zwei lose Blöcke auseinander fällt: einen ersten theoretischen über das Wesen der Liebe und einen zweiten über kirchliche Barmherzigkeit, über karitative Organisationen. Mich hat aber gerade die Einheit der beiden Themen interessiert, die nur dann richtig zu begreifen sind, wenn sie als ein einziges gesehen werden." (rv)

 

 

 

Was ist eine Enzyklika?

 

Am Mittwoch kommt sie also - die erste Enzyklika von Benedikt XVI. "Deus Caritas est" wird sie heißen und aus zwei Teilen bestehen. Doch was ist eine Enzyklika denn nun eigentlich genau?
Enzykliken sind päpstliche Lehrschreiben, die in verbindlicher Weise Stellung nehmen zu grundlegenden theologischen, pastoralen und gesellschaftlich relevanten Fragen. Der Begriff kommt vom griechischen "enkyklios" und bedeutet "im Kreis laufend." Enzykliken wenden sich also in der Regel an die ganze Kirche, meist an die Bischöfe. Seit 1959 oft auch an die Geistlichen, die Gläubigen und sogar "an alle Menschen guten Willens" (so zuerst Papst Johannes XXIII. im Jahre 1963 in seiner Friedensenzyklika "Pacem in terris"). Meistens entspricht der Name der Enzyklika den ersten zwei bis drei Worten des Textes, die den Inhalt der Enzyklika anklingen lassen.
Enzykliken sind schon im 4. Jahrhundert als kirchliches Rundschreiben belegt. Aber erst seit Benedikt dem XIV. (Mitte des 18. Jahrhunderts) haben sie sich immer mehr zu einem Instrument der Leitung in der Kirche entwickelt. Die Texte sind Ausdruck der obersten Lehrgewalt des Papstes, und wollen - so eine Definition Pius XII. - ein "Urteil über bislang umstrittene Fragen aussprechen …die der freien Erörterung der Theologen entzogen" sind. Trotzdem sind sie nicht im eigentlichen Sinne unfehlbar. Da sie Antworten auf Fragen der Zeit geben, entwickelt sich die päpstliche Lehrverkündigung auch weiter, wie man zum Beispiel an den sieben großen Sozialenzykliken ablesen kann, angefangen bei Rerum novarum Leos XIII. im Jahre 1891 bis zur Enzyklika von Johannes Paul. II "Centesimus annus" aus dem Jahr 1991.
Berühmtheit hat die 1937 in deutscher Sprache veröffentlichte Enzyklika "Mit brennender Sorge" erlangt, mit der sich Papst Pius XI. gegen die nationalsozialistische Ideologie wendete. Papst Johannes Paul II. hat während seiner 24jährigen Amtszeit 14 Enzykliken verfasst. Seine letzte Enzyklika aus dem Jahre 2003 trägt den Titel "Ecclesia de Eucharistia". Auch wenn Enzykliken keine Regierungserklärungen sind, so ist die erste Enzyklika eines Pontifikats oft programmatischen Inhalts. (rv)

 

 

25.01.06:

1. Enzyklika von Papst Benedikt XVI.

Die Enzyklika: "Gott ist Liebe" - Kernsätze
Erster Teil: Die Liebe Gottes und die Liebe der Menschen
"Wir haben der Liebe geglaubt": So kann der Christ den Grundentscheid seines Lebens ausdrücken. In einer Welt, in der mit dem Namen Gottes bisweilen die Rache oder gar die Pflicht zu Hass und Gewalt verbunden sind, ist dies eine Botschaft von hoher Aktualität und von ganz praktischer Bedeutung.
Das Wort "Liebe" ist heute zu einem der meist gebrauchten und auch missbrauchten Wörter geworden. Der Mensch wird dann ganz er selbst, wenn Leib und Seele zu innerer Einheit finden. Nur so kann Liebe - Eros - zu ihrer wahren Größe reifen...
Die Verherrlichung des Leibes, die wir heute erleben, ist trügerisch. Der zum "Sex" degradierte Eros wird zur Ware, zur bloßen "Sache"; man kann ihn kaufen und verkaufen, ja, der Mensch selbst wird dabei zur Ware. Demgegenüber hat der christliche Glaube immer den Menschen als das zweieinige Wesen angesehen, in dem Geist und Materie ineinander greifen und beide gerade so einen neuen Adel erfahren.
Liebe wird nun Sorge um den anderen und für den anderen. Sie will nicht mehr sich selbst..., sie will das Gute für den Geliebten. Liebe zielt auf Ewigkeit. Ja, Liebe ist "Ekstase", aber Ekstase als ständiger Weg aus dem in sich verschlossenen Ich zur Freigabe des Ich und so zur Selbstfindung, ja, zur Findung Gottes.
Die leidenschaftliche Liebe Gottes zum Menschen ist so groß, dass sie Gott gegen sich selbst wendet. Gott..., dieser schöpferische Ursprung aller Dinge ... ist zugleich ein Liebender mit der ganzen Leidenschaft wirklicher Liebe.
Die auf einer ausschließlichen und endgültigen Liebe beruhende Ehe wird zur Darstellung des Verhältnisses Gottes zu seinem Volk und umgekehrt...
Gottes- und Nächstenliebe. Beide gehören so zusammen, dass die Behauptung der Gottesliebe zur Lüge wird, wenn der Mensch sich dem Nächsten verschließt oder gar ihn hasst.
(Nächstenliebe) besteht ... darin, dass ich auch den Mitmenschen, den ich zunächst gar nicht mag oder nicht einmal kenne, von Gott her liebe. Das ist nur möglich aus der inneren Begegnung mit Gott heraus. Die Heiligen - denken wir zum Beispiel an die sel. Theresa von Kalkutta - haben ihre Liebesfähigkeit dem Nächsten gegenüber immer neu aus ihrer Begegnung mit dem eucharistischen Herrn geschöpft.
Der zweite Teil: Die Liebestätigkeit der Kirche
Der Liebesdienst ist für die Kirche nicht eine Art Wohlfahrtsaktivität, die man auch anderen überlassen könnte, sondern er gehört zu ihrem Wesen. Die Armen, heißt es, bräuchten nicht Liebeswerke, sondern Gerechtigkeit. Der Marxismus hatte die Weltrevolution und deren Vorbereitung als das Allheilmittel für die soziale Problematik vorgestellt... Dieser Traum ist zerronnen. In der schwierigen Situation, in der wir heute gerade auch durch die Globalisierung der Wirtschaft stehen, ist die Soziallehre der Kirche zu einer grundlegenden Wegweisung geworden. Das Erbauen einer gerechten Gesellschafts- und Staatsordnung, durch die jedem das Seine wird, ist eine grundlegende Aufgabe, der sich jede Generation neu stellen muss. Da es sich um eine politische Aufgabe handelt, kann dies nicht der unmittelbare Auftrag der Kirche sein.... Aber die Kirche kann und darf im Ringen um Gerechtigkeit auch nicht abseits bleiben.
Liebe - Caritas - wird immer nötig sein, auch in der gerechtesten Gesellschaft. Es gibt keine gerechte Staatsordnung, die den Dienst der Liebe überflüssig machen könnte. Wer die Liebe abschaffen will, ist dabei, den Menschen als Menschen abzuschaffen.
Praktizierte Nächstenliebe darf nicht Mittel für das sein, was man heute als Proselytismus bezeichnet. Der Christ weiß, wann es Zeit ist, von Gott zu reden, und wann es recht ist, von ihm zu schweigen und nur einfach die Liebe reden zu lassen.
Was die Mitarbeiter betrifft, die praktisch das Werk der Nächstenliebe in der Kirche tun...: Sie dürfen sich nicht nach den Ideologien der Weltverbesserung richten, sondern müssen sich vom Glauben führen lassen. Der lebendige Kontakt mit Christus ist die entscheidende Hilfe, um auf dem rechten Weg zu bleiben: weder in menschenverachtenden Hochmut zu verfallen, noch sich der Resignation anheimzugeben...
Die Frömmigkeit schwächt nicht den Kampf gegen die Armut oder sogar das Elend des Nächsten. Die selige Theresa von Kalkutta ist ein sehr offenkundiges Beispiel dafür... Es ist Zeit, angesichts des Aktivismus und des drohenden Säkularismus vieler in der karitativen Arbeit beschäftigter Christen die Bedeutung des Gebetes erneut zu bekräftigen.
Die Liebe ist möglich, und wir können sie tun, weil wir nach Gottes Bild geschaffen sind."

Was der Papst selbst kürzlich zu seiner Enzyklika sagte
Heute hat der Papst seine erste Enzyklika veröffentlicht. Kardinal Renato Raffaele Martino und Erzbischof William Joseph Levada sowie der deutsche Erzbischof Paul Josef Cordes stellten sie im Pressesaal des Heiligen Stuhls vor. Benedikt XVI. erklärte bereits kürzlich während einer Generalaudienz im Vatikan den Tausenden von Pilgern und Touristen den Sinn seines ersten Lehrschreibens "Deus Caritas est", zu deutsch: Gott ist Liebe. Zwar sei es bei der Redaktion des Textes zu einigen Verzögerungen gekommen, so Papst Ratzinger, er halte es allerdings für ein Geschenk, dass "der Text genau an dem Tag fertig sein wird, an dem wir um die Einheit der Christen beten" - nämlich am Festtag der Bekehrung des hl. Paulus. Im einzelnen sagte der Papst folgendes: "Am 25. Januar wird endlich meine erste Enzyklika veröffentlicht, mit dem ja schon bekannten Titel Deus Caritas est, Gott ist Liebe. Es ist kein direkt ökumenisches Thema, aber dieser ökumenische Rahmen und Hintergrund ist natürlich schon da, denn Gottes und unsere Liebe ist die Bedingung für die Einheit der Christen, die Bedingung auch für den Frieden in der Welt.
In der Enzyklika würde ich gern den Begriff Liebe in seinen verschiedenen Dimensionen zeigen. Heute scheint die Liebe, von der man so spricht, sehr weit von der christlichen Vorstellung der Caritas entfernt. Ich will zeigen, dass es da um eine einzige Bewegung geht, aber mit verschiedenen Dimensionen. Der Eros, dieses Geschenk der Liebe zwischen Mann und Frau, kommt aus der gleichen Quelle der Güte des Schöpfers - wie auch die Möglichkeit der Liebe, die um des anderen will auf sich selbst verzichtet. Dass der Eros sich in Agape verwandelt, wenn man sich wirklich liebt und einer nicht mehr nur sich selbst sucht und seine Befriedigung, sondern vor allem das Wohl des anderen. Dass dieser Eros sich in Caritas verwandelt, auf einem Weg der Läuterung und Vertiefung, und sich zu einer Familie hin öffnet, auch zur Familie der Gesellschaft, auch zur Familie der Kirche und der Menschheit.
Und ich will auch zeigen, dass der so persönliche Akt der Liebe, der von Gott kommt - Gott, der ein einziger Akt der Liebe ist -, sich auch als kirchlicher Akt zeigen muss. Auch was die Organisation betrifft. Wenn es wirklich stimmt, dass die Kirche Ausdruck der Liebe Gottes ist, die er für seine menschliche Kreatur hegt, dann muss es auch stimmen, dass der fundamentale Akt des Glaubens, der die Kirche schafft und vereint und der die Hoffnung auf ewiges Leben gibt und auf die Präsenz Gottes in der Welt - dass dieser Akt des Glaubens also einen kirchlichen Akt begründet. Die Kirche als Kirche, als Gemeinschaft, als Institution muss lieben, und die so genannte Caritas ist nicht nur eine Organisation wie andere auch, sondern notwendiger Ausdruck des tiefen Aktes persönlicher Liebe, die Gott in unser Herz gepflanzt hat und die diesen Akt, der Gott ist, widerspiegelt und uns zum Abbild Gottes macht.
Also - bis der Text fertig war, übersetzt usw., ist etwas Zeit vergangen. Jetzt schließlich scheint es mir auch ein Zeichen der Vorsehung, dass genau am Tag, an dem wir um die Einheit der Christen bitten, der Text fertig sein wird. Ich hoffe, er kann unser christliches Leben erleuchten und ihm helfen." (rv)
Papst Benedikt erzählt selbst vor ein paar Tagen von Enzyklika
"Das Wort ‚Liebe' ist heute so verbraucht, abgenutzt und missbraucht, dass man fast fürchtet, es auszusprechen. Wir müssen es reinigen und ihm wieder seinen ursprünglichen Glanz verleihen. Auf den ersten Blick könnte die Enzyklika den Eindruck erwecken, dass sie in zwei lose Blöcke auseinander fällt: einen ersten theoretischen über das Wesen der Liebe und einen zweiten über kirchliche Barmherzigkeit, über karitative Organisationen. Mich hat aber gerade die Einheit der beiden Themen interessiert, die nur dann richtig zu begreifen sind, wenn sie als ein einziges gesehen werden." (rv)
 Enzyklika auch gegen Leibfeindlichkeit
Die Enzyklika "Deus caritas est" weist dem Eros wieder einen positiven Platz im christlichen Denken zu. Das denkt Kurienerzbischof Paul Josef Cordes, Leiter des Päpstlichen Rates "Cor Unum", der an einem Teil des Lehrschreibens mitgearbeitet hat. "Der Eros wird bejaht. Der Papst schreibt, der Eros ist Teil der menschlichen Natur und hat in sich selbst viele gute Kräfte. Ich bin davon überzeugt dass diese Enzyklika vielen Menschen helfen kann, ja zu sagen zu ihren Sehnsüchten, auch zu denen, die den Eros betreffen - wobei man nicht vergessen darf, dass es nicht nur darum geht, den Eros zu bewahren, sondern dann auch die andere Seite der Medaille, die Agape, die Hingabe, immer wieder sich von Gott schenken lassen muss."
Dass Papst Benedikt XVI. seine erste Enzyklika - für viele überraschend - ausgerechnet dem Thema christliche Nächstenliebe gewidmet hat, deutet Cordes auch als Zeichen der Öffnung an Kirchenferne. "Es ist sicher auch ein Wort über die Grenzen der Kirche hinaus. Es ist so, dass manche Leute an Kirche vor allem diese Seite - die Wohltätigkeit - wahrnehmen. Insofern ist Caritas ein Anker, um Leute auf Kirche aufmerksam zu machen und um Menschen zur Kirche, das heißt zu Christus, zurückzuführen." (rv)
Erzbischof Paul Josef Cordes sagte uns über den Text schon früher: "Es gibt einen Trend im Helfen heute, diese letzten Wurzeln der Liebe zu vergessen. Gegen diesen Trend richtet sich die Enzyklika, bzw. das positive Ziel ist, dass die Enzyklika uns neu aufmerksam macht, ein Christ wird im letzten nur den Nächsten lieben können, wenn er in einer Gottesbeziehung steht, wenn diese Gottesbeziehung sich immer auch in der Nächstenliebe vertieft. Eine Frau wie Mutter Teresa hat uns das allen vor Augen geführt und sie hat uns auch vor Augen geführt, wie hungrig die Menschen heute nach Hilfe und nach Liebe sind." (rv)
Bei der Generalaudienz sprach der Papst kurz über die Enzyklika
"Die Lektüre meiner Enzyklika stärke euren Glauben, helfe euch, Gott immer mehr zu lieben und Werke der Nächstenliebe zu vollbringen." Das sagte Papst Benedikt XVI. heute in der Generalaudienz, wenn auch nur in den Grüßen an die polnischen Pilger. Die Katechese blieb von der Veröffentlichung seines ersten Lehrschreibens völlig unberührt. Benedikt erinnerte an die heute zu Ende gehende Gebetswoche zur Einheit der Christen und meditierte über den Psalmvers "Ein neues Lied will ich, o Gott, dir singen". Auf Deutsch sagte er: "Die beglückende Neuheit zeigt sich für den Psalmisten im Sieg über die Feinde, in gesund heranwachsenden Kindern und im Wohlergehen der Stadt. Der tiefere Grund dieser wichtigen Güter kommt im letzten Vers zum Ausdruck: 'Glücklich das Volk, dessen Gott der Herr ist!' (V. 15).
Auch wir sind eingeladen, unser Leben ganz auf Gott auszurichten, ihn als unseren wahren Herrn anzuerkennen und so die heilbringende Kraft der Gnade Christi zu erfahren. Seine Liebe soll alles durchdringen und das Leben der Kirche und der Gesellschaft erneuern. Der heilige Augustinus ruft uns dazu in Erinnerung: 'Glaube nicht, dass die Gnade vom Gesetz kommt; denn in Wirklichkeit können wir nur mit der Kraft der Gnade das Gesetz erfüllen. [...] Die Erfüllung des Gesetzes ist die Liebe'.
Mit diesen Gedanken heiße ich euch, liebe Pilger und Besucher aus den Ländern deutscher Sprache, herzlich willkommen. Mit besonderer Freude begrüße ich die Dechanten und die Mitarbeiter der Bischöflichen Kurie der Diözese Gurk-Klagenfurt in Begleitung ihres Bischofs sowie die Pilgergruppe der Hauptabteilung 'Seelsorge' im Kölner Generalvikariat. Das heutige Fest der Bekehrung des heiligen Paulus sei euch allen ein Ansporn, in das 'neue Lied' der Jünger Christi einzustimmen und Gott für die guten Gaben zu danken, die wir aus seiner Güte und Liebe empfangen haben. Euch allen wünsche ich von Herzen einen gesegneten Tag!" (rv )
Enzyklika: Erste Reaktionen positiv
Bischöfe, Theologen und Verbände aus der ganzen katholischen Welt reagieren positiv auf die Enzyklika. Es sei ein deutliches Signal, meint Wiens Kardinal Christoph Schönborn, dass der Papst in seinem ersten Lehrschreiben nicht etwa einzelne Moral- oder Lehrfragen behandelt, sondern auf "grundpositive" Weise festhält, dass die Liebe im Christentum zentral ist. Der Wiener Pastoraltheologe Paul Michael Zulehner spricht von einer "Kurzfassung des Innersten des Christentums".
Kardinal Karl Lehmann, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, findet den ersten Teil des Textes "ziemlich anspruchsvoll"; er glaubt aber, "dass der Papst (insgesamt) angesichts der Situation in der Welt und im Blick auf die Chance des christlichen Glaubens ins Schwarze trifft." Der Präsident des Deutschen Caritasverbandes, Peter Neher, hält die Enzyklika für wichtig, weil heutzutage viele Menschen mutlos seien und Angst vor der Zukunft hätten. Als zukunftsweisend und ermutigend würdigt der Rottenburg-Stuttgarter Bischof Gebhard Fürst die Enzyklika. Besonders gefällt ihm, dass der Papst auf theologische und dennoch jedermann verständliche Weise in das Zentrum des christlichen Glaubens vordringe. Der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch spricht von einem "deutlichen Ermutigungs- und Motivationsschreiben".
Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken nennt den Text einen "bewegenden Aufruf zur Mitmenschlichkeit" und "ein kraftvolles Plädoyer für die Gerechtigkeit als oberstem Ziel politischen Handelns". "Gilt Gottes Liebe auch in der Kirche?" fragt die Bewegung "Wir sind Kirche" mit kritischem Unterton. Der umstrittene Schweizer Theologe Hans Küng nennt die Enzyklika "respektabel, solide und differenziert", das deutsche Magazin "Der Spiegel" nennt sie auf seiner Internetseite "dogmatisch, aber nicht körperfeindlich". (rv)
Kurzer Steckbrief der neuen Enzyklika
Sie ist nicht das erwartete große Regierungsprogramm des neuen Papstes; stattdessen eine überraschende, stellenweise fast intime Meditation über die Liebe in all ihren Formen "Deus Caritas est" - hier ist ein kurzer Steckbrief.
In der deutschen Fassung bleibt sie unter 40 DIN-A-4-Seiten - und hat zwei deutlich verschiedene Teile. Der erste Teil heißt: "Die Einheit der Liebe in Schöpfung und Heilsgeschichte." Er trägt ganz die Handschrift des Denker-Papstes Benedikt; hier werden Nietzsche und Descartes zitiert, Vergil und Plato. Der zweite Teil heißt: "Caritas - das Liebestun der Kirche als einer Gemeinschaft der Liebe". Das sind praktischere Fragen, aber nicht ohne Theologie, mit häufigen Zitaten aus früheren vatikanischen Texten. Schönes Detail: Mutter Teresa von Kalkutta wird in beiden Teilen mehrmals erwähnt, als Vorbild der Nächstenliebe. Kernsatz der Enzyklika: "Die Liebe ist möglich, und wir können sie tun, weil wir nach Gottes Bild geschaffen sind." Die Enzyklika, die sich laut Titel-Unterzeile "an alle Christgläubigen" richtet, endet wie zu Zeiten Johannes Pauls mit einem Gebet an Maria. (rv)
Kardinal Kasper: "Enzyklika ist auch ökumenisch"
Die Veröffentlichung der ersten Enzyklika Benedikts XVI. fällt zusammen mit dem Abschluss der Gebetswoche für die Einheit der Christen. Kein Zufall, sagt auch der Präsident des Päpstlichen Einheitsrates, Kardinal Walter Kasper: "Ich denke, das ist schon gewollt. Ich habe mit dem Papst zwar nicht darüber gesprochen, aber es ist gewollt und ich bin sehr glücklich darüber, dass er das in diesem Kontext tut. Das ist ein wichtiges Zeichen, ein Signal in dem Sinn: 'Ich nehme die Ökumene ernst. Die ist mir so wichtig, dass ich sogar meine erste Enzyklika', die ja meistens eine thematische und programmatische Enzyklika für ein neues Pontifikat ist, 'dass ich die in der Woche für die Einheit der Christen veröffentliche. Das heißt, ich fühle mich da besonders verantwortlich dafür."
Das Thema der Enzyklika passt außerdem hervorragend ins Konzept - "Gott ist Liebe": "Die volle Einheit der Christen, die wir anstreben und für die wir beten und arbeiten, ist eine Einheit in der Wahrheit und in der Liebe. Insofern hat diese Enzyklika auch eine große Bedeutung für die Zukunft der Ökumene."
Der Papst hat Ökumene von Anfang an groß geschrieben, betont der Chef-Ökumeniker des Vatikans. Kontinuität zu seinem Vorgänger ist ihm auch hier wichtig: "Es ist sicher für uns eine ganz große Freude, dass der neue Papst die Übung von Johannes Paul II. wieder aufgenommen hat, persönlich den Abschluss der Gebetswoche in St. Paul vor den Mauern zu feiern. Das zeigt deutlich, er hat sich das Thema nicht nur auf die Fahnen geschrieben, sondern er tut auch sein Möglichstes durch seine persönliche Präsenz, durch viele Empfänge, die er auch für Vertreter der evangelischen Kirchen im letzten Jahr, in den ersten Monaten seines Pontifikates gemacht hat." (rv)

 

 

28.01.06:

Papst betont Unauflöslichkeit der Ehe

Versöhnen ist besser als annullieren - das sagte in Bezug auf die Ehe Papst Benedikt XVI. zum Auftakt des neuen Gerichtsjahres der Rota Romana. "Die pastorale Sensibilität sollte versuchen, der Nichtigkeit einer Ehe vorzubeugen, indem sie die Zulassung zur Ehe vorab besser prüft. Außerdem sollte sie darauf drängen, dass die Eheleute ihre eventuellen Schwierigkeiten lösen und den Weg der Versöhnung finden. Dieselbe pastorale Sensibilität gegenüber den wirklichen Sorgen der Betroffenen allerdings verlangt von uns, im Gerichtsverfahren die Wahrheit zu schützen."
Ein Verfahren zur Erklärung der Ehe-Nichtigkeit habe nämlich zum Ziel, die Wahrheit über das Bestehen oder Nicht-Bestehen einer Ehe herauszufinden, erinnerte der Papst. "Sein Ziel ist es also nicht, den Gläubigen unnütz das Leben zu erschweren und erst recht nicht, ihren Streit zu verschärfen. Es geht einzig darum, der Wahrheit einen Dienst zu erweisen."
Deshalb warnte Benedikt die Richter der Rota Romana davor, im Prozess allzu sehr zu Seelsorgern zu werden. "Es kann tatsächlich vorkommen, dass die seelsorgliche Nächstenliebe manchmal von Haltungen der Gefälligkeit befleckt ist. Diese Haltungen können pastoral scheinen, doch in Wahrheit entsprechen sie weder dem Wohl der Menschen noch dem der Kirche. Der Grundsatz der Unauflöslichkeit der Ehe gehört zum christlichen Mysterium. Heute müssen wir leider feststellen, dass diese Wahrheit im Gewissen der Christen und der Menschen guten Willens mitunter verdunkelt ist." ( rv)

 

 

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2/2006

 

 

03.02.06

Vollkommener Ablass

 

Laut einer Meldung des Vatican Information Service (VIS) gewährt der Papst allen zum kommenden 11. Februar, die an Feiern des kirchlichen Welttags der Kranken teilnehmen, einen so genannten vollkommenen Ablass. Das geht aus einem Dekret der Päpstlichen Pönitentiarie hervor, das heute veröffentlicht wurde. Danach hat der Papst am 2. Januar über diesen Ablass entschieden. Der vollkommene Ablass gilt unter den üblichen Bedingungen allen, die "am 11. Februar in der Kathedrale von Adelaide" in Australien, wo die zentralen Feiern stattfinden, "oder an einem anderen Ort an einem Gottesdienst zum Weltkrankentag teilnehmen."                  Unser Stichwort: Ablass
Für den neuen Papst ein tiefer Griff in den "Schatz der Kirche", den Heilige und große Christen im Lauf der Jahrhunderte aufgehäuft haben. Ablass bedeute nicht: Jeder für sich, sondern: Sich einklinken und teilhaben am "Überschuss des Guten". Der Papst leugnet nicht die Gefahr von Missbräuchen, weist aber darauf hin, dass der Ablass den Fragen und Anliegen der "einfachen und demütig glaubenden Menschen" entgegenkommt, und findet es unfair, "wenn zuletzt nur noch die Missbräuche in Erinnerung bleiben".
Am Beispiel des so genannten "Portiuncula"-Ablasses aus der Zeit des hl Franz von Assisi im 13. Jahrhundert zeigt er, dass der Ablass eine "Verinnerlichung des Bußgedankens" bedeutet, und lobt seinen "sinnlichen Ausdruck", der sich etwa in einer Wallfahrt zeigt. "Hier ist ein Urempfinden der Menschheit im Spiel, das sich... die ganze Menschheitsgeschichte hindurch vielfältigen Ausdruck geschaffen hat." Der Ablass bedeute, sich im Gebet "hineinfallen zu lassen in die Gemeinschaft der Heiligen"; im geistlichen Bereich gebe es nun mal "kein Privateigentum", sondern da gehöre "allen alles". "Alles kommt von Christus her, aber weil wir zu ihm gehören, wird auch das Unsere zum Seinigen und erhält heilende Kraft." Genau das sei mit dem Begriff "Schatz der Kirche" gemeint. In den ersten Monaten seiner Amtszeit als Papst hat Benedikt XVI. drei Ablässe gewährt. (rv )

 

 

04.02.06

Karikatur-Kontroverse: Der Vatikan schaltet sich ein

Der weltweite Streit um die Mohammed-Karikaturen hat an Schärfe zugenommen. So gab es immer wieder hasserfüllte Reaktionen in der islamischen Welt - inklusive Mord- und Terrordrohungen. In Gaza etwa griffen militante Palästinenser das deutsche Kulturzentrum und das Büro der EU-Kommission an. Auf der anderen Seite gab es viele Stimmen, die davor warnten sich dem Druck "mittelalterlicher Gesellschaften" zu beugen. Kirchenleute forderten mehr Respekt für die religiösen Gefühle Gläubiger. Heute bezog auch der Heilige Stuhl Stellung zu der erhitzen Kontroverse. Das Recht auf Meinungsfreiheit könne nicht das Recht darauf einschließen, religiöse Gefühle Gläubiger zu verletzen - ganz gleich, welcher Religion diese angehörten, heißt es in dem Kommunique. Und weiter wörtlich:
"Das menschliche Zusammenleben erfordert zudem ein Klima gegenseitigen Respekts, um den Frieden unter den Menschen und den Nationen zu fördern. Darüber hinaus zeugt jede Form erbitterter Kritik oder des Lächerlichmachens der Anderen von einem Mangel menschlicher Sensibilität. In manchen Fällen kann daraus unzulässige Provokation werden. Die Geschichte lehrt, dass das nicht der Weg ist, der die Wunden der Völker heilt."
Gleichzeitig warnt der Heilige Stuhl davor, öffentliche Institutionen für die Beleidigungen durch einzelne Personen oder Presseorgane verantwortlich zu machen.
"Daher sind gewaltsame Protesthandlungen ebenso bedauerlich. Um auf eine Beleidigung zu reagieren, kommt man nicht ohne den wahren Geist jeder Religion aus. Reale oder verbale Intoleranz, von welcher Seite auch immer sie kommt, als Tat oder als Reaktion darauf, stellt immer eine Gefahr für den Frieden dar." (rv)

Vatikan-Stellungsnahme zum Karikaturstreit: "Zusammenleben erfordert wechselseitigen Respekt"

In einer heute Morgen im Vatikan verbreiteten Erklärung hat nun auch der Heilige Stuhl Stellung bezogen zum Streit um die Karikaturen Mohammeds. Hier ist die Erklärung im Wortlaut:
1. Das Recht auf die Freiheit des Denkens und der Meinungsäußerung, wie es in der Erklärung der Menschenrechte festgeschrieben steht, kann nicht das Recht darauf einschließen, das religiöse Gefühl der Gläubigen zu beleidigen. Dieses Prinzip gilt selbstverständlich in Bezug auf jede Religion.
2. Das menschliche Zusammenleben erfordert zudem ein Klima gegenseitigen Respekts, um den Frieden unter den Menschen und den Nationen zu fördern. Darüber hinaus zeugt jede Form erbitterter Kritik oder des Lächerlichmachens der Anderen von einem Mangel menschlicher Sensibilität. In manchen Fällen kann daraus unzulässige Provokation werden. Die Geschichte lehrt, dass das nicht der Weg ist, der die Wunden der Völker heilt.
3. Gleichzeitig muss gesagt werden, dass für die Beleidigungen durch einzelne Personen oder durch ein Presseorgan nicht die öffentlichen Institutionen des betreffenden Landes verantwortlich gemacht werden können, deren Verantwortliche sich gemäß ihrer jeweiligen Gesetzgebung einschalten können und gegebenfalls müssen. Daher sind gewaltsame Protesthandlungen ebenso bedauerlich. Um auf eine Beleidgung zu reagieren, kommt man nicht ohne den wahren Geist jeder Religion aus. Reale oder verbale Intoleranz, von welcher Seite auch immer sie kommt, als Tat oder als Reaktion darauf, stellt immer eine Gefahr für den Frieden dar. (rv)

 

 

05.02.06

Fitzgerald zu Mohammed-Karikaturen

 

Ganz wichtig ist jetzt, den Konflikt nicht zu einem wirklichen Zusammenstoß der Kulturen ausarten zulassen. Erzbischof Michael Fitzgerald ist der Fachmann des Papstes für den interreligiösen Dialog. Wir haben ihn um einen Kommentar gebeten. "Ich denke, wir müssen verstehen, wie stark religiöses Empfinden ist, und wie sehr Moslems auf der ganzen Welt sich beleidigt fühlen von diesen Karikaturen, die keinen Respekt zeigen für das, was sie für heilig halten. Wir dürfen den Respekt, den die Moslems für ihren Propheten Mohammed haben, nicht herabsetzen. Es gibt eine Tendenz, diese Art von Publikation unter Berufung auf die Religions- und die Meinungsfreiheit zu rechtfertigen. Doch Religions- und Meinungsfreiheit haben ihre Grenzen. Das muss mit Vorsicht ausgeübt werden. Es ist nicht richtig, andere zu provozieren." (rv)

 

 

09.02.06

Papst fährt in die Türkei

Papst Benedikt XVI. wird Ende November in die Türkei reisen. Das hat Vatikan-Sprecher Joaquìn Navarro-Valls heute bestätigt. In einer knappen Mitteilung des Vatikanischen Pressesaals heisst es, der türkische Präsident Ahmet Necdet Sezer habe Benedikt vom 28. bis zum 30. November zu einem Staatsbesuch in sein Land eingeladen.
Der Papst habe die Einladung angenommen; die Modalitäten des Besuches würden jetzt abgeklärt. Das ganze Statement hat gerade mal drei Zeilen, und doch ist es ein Durchbruch - denn noch im letzten Jahr hatten die Herren in Ankara dem neuen Papst Reisepläne nach Istanbul durchkreuzt. Eigentlich hatte Benedikt XVI. nämlich schon letzten Herbst am orthodoxen Andreasfest teilnehmen wollen, am Sitz des orthodoxen Patriarchen Bartholomaios I. Aber die Regierung legte dem Papst einen Stein in den Weg. Viele Beobachter glaubten damals, dass Ankara sich an Benedikt rächen wolle. Schließlich war der zu seinen Zeiten als Vatikan-Kardinal ein deutlicher Kritiker eines möglichen EU-Beitritts der Türkei gewesen.
Dem Papst liegt viel an einer Türkeireise - es geht ihm darum, die einheimischen Christen zu stärken, denen die Regierung das Leben schwermacht. Dass letzten Sonntag erstmals seit Jahrzehnten ein katholischer Priester in der Türkei erschossen wurde, macht eine päpstliche Visite jetzt noch dringender. Erst gestern hatte Benedikt bei seiner Generalaudienz enthüllt, dass ihn der mittlerweile ermordete Priester zu einem Besuch in seiner türkischen Pfarrei eingeladen hatte. (rv)

 

 

11.02.06

Radio Vatikan feiert seinen 75. Geburtstag

 

Radio Vatikan ist zusammen mit der BBC der älteste Sender der Welt. Morgen feiern wir unseren 75. Geburtstag. Am 12. Februar 1931 ging die Stimme des Papstes erstmals in den Äther. Pius XI. sagte: „Hört ihr Völker, das, was ich zu sagen habe: die Erde höre die Worte aus meinem Mund. Hört, ihr fernen Völker…. Heute, im Februar 2006, sendet Radio Vatikan Programme in rund 45 Sprachen. 400 Angestellte arbeiten im Sender. Das ist ein Zehntel der gesamten Vatikan-Belegschaft. Der Sender ist, salopp gesagt, der größte Staatsfunk der Welt: er hat so viele Angestellte, wie der Staat Einwohner hat. P. Federico Lombardi, der Leiter von Radio Vatikan. „In diesem Gebäude arbeiten Menschen aus 60 Nationen. Unsere Stimmen sind der Spiegel des Reichtums und der Verschiedenheit der Kirche auf der Welt. Damit entspricht Radio Vatikan dem Auftrag der Kirche, zu allen Völkern und Nationen zu sprechen. In überwiegendem Maße bietet Radio Vatikan in allen seinen Sprachen heute ein Informationsprogramm. Italienische Hörer schätzen das besonders: in der hiesigen Medienlandschaft, die von Berlusconi-freundlicher Berichterstattung auf allen Kanälen dominiert wird, gilt ausgerechnet der Papstsender als zuverlässigste, als unparteiische Informationsquelle. Dieses erfreuliche Image gilt weltweit, sagt Pater Lombardi. „Das sagen mir oft im Gespräch Hörer unserer Programme, etwa aus Afrika oder aus Ländern, in denen Spannungen und Kriege herrschen. Man hört, Radio Vatikan bemüht sich, über den Parteien zu stehen, um dem Wohl der menschlichen Person zu dienen. Die Programme wahren immer eine Perspektive des Friedens und der Gerechtigkeit. Nicht dem Interesse von wem auch immer zu gehorchen - das ist für uns fundamental. Und es ist Folge der evangelischen Inspiration, die uns beseelt. (rv)

 

 

19.02.06:

Camillo Kardinal Ruini ist 75 Jahre alt

Papst Benedikt XVI. hat Kardinal Ruini als Vorsitzenden der Italienischen Bischofskonferenz bestätigt. Ruini hat mit dem heutigen Tag das 75ste Lebensjahr und kirchenrechtlich das vorgeschriebene Rücktrittsalter erreicht. Ruinis Rücktritt wurde von Papst Benedikt abgelehnt. In Italien wird der Vorsitzende der Bischofskonferenz nicht von den Bischöfen sondern direkt vom Papst ernannt. Kardinal Ruini ist seit 1991 Vorsitzender der Konferenz. Die Bestätigung im Amt des Vorsitzenden durch den Papst muss nicht zwangsläufig für eine erneute fünfjährige Amtsperiode gelten. Kardinal Ruini ist gleichzeitig Generalvikar von Rom.

 

 

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3/2006

 

 

02.03.06

Kardinal Agré ist 80 Jahre alt

Bernard Kardinal Agré ist heute 80 Jahre alt geworden. Der Erzbischof von Abidjan (Elfenbeinküste) verliert somit sein aktives Wahlrecht in einem künftigen Konklave. Kardinal Agré leitet seit 1994 die Diözese und ist Mitglied verschiedener vatikanischer Dikasterien und Kommissionen in Rom. Unter Berücksichtigung der durch Papst Benedikt XVI. am 22.02.06 bekanntgegebenen neuen 15 Kardinäle zeigt die Statistik des Heiligen Kollegiums derzeit folgende Zahlen:

  • Kardinäle mit Wahlrecht:             121 Kardinäle
  • Kardinäle ohne Wahlrecht:            72 Kardinäle
  • Gesamtzahl des Hl. Kollegiums:   193 Kardinäle

 

 

04.03.06

Beteiligung von Frauen an kirchlichen Leitungsaufgaben für denkbar

Priestern der Diözese Rom antwortete das Kirchenoberhaupt auf die diesbezügliche Äußerung eines jungen Kaplans, es sei eine berechtigte Frage, ob man Frauen nicht auch im Leitungsdienst der Kirche mehr Raum und mehr verantwortliche Positionen bieten könne. Die Kirche habe einen große Dankschuld gegenüber den Frauen. Benedikt verwies auf die Beispiele der Heiligen Hildegard von Bingen, Katharina von Siena, Theresa von Avila und der Seligen Mutter Teresa. Auch wenn diese Frauen auf einer charismatischen und nicht auf einer Führungsebene wirkten, handele es sich um eine echte und tiefe Teilnahme an der Leitung der Kirche. Diese sei undenkbar ohne den entschiedenen und manchmal auch sehr sichtbaren Beitrag der Frauen, etwa als Hildegard die Bischöfe ihrer Zeit kritisierte oder Katharina von Siena die Rückkehr des Papstes nach Rom erlangte. Zu Recht habe der Kaplan von einem Wunsch nach mehr Sichtbarkeit von Frauen in der Kirchenleitung gesprochen. Zwar habe Christus die Priesterweihe bekanntlich Männern vorbehalten, doch ein Nachdenken über mehr Raum für Frauen in der Kirche sei möglich. (rv)

 

 

11.03.06

Papst reformiert Kurie

Papst Benedikt XVI. hat heute eine lange erwartete Kurienreform gestartet. Am Ende der einwöchigen Fasten-Exerzitien gab der Vatikan heute die Zusammenlegung mehrerer päpstlicher Räte bekannt. Demnach werden "vorläufig" der Rat für die Migrantenpastoral und der Rat für Gerechtigkeit und Frieden ein und denselben Präsidenten haben: den italienischen Kardinal Renato Raffaele Martino, der bisher bereits den Rat für Gerechtigkeit und Frieden leitete. Gleichzeitig nahm Benedikt den altersbedingten Rücktritt des Präsidenten des Rates für Migrantenpastoral, des Japaners Stephen Fumio Hamao, an.
Die zweite Zusammenlegung betrifft den Rat für den interreligiösen Dialog und den Kulturrat, im Sinn eines "intensiveren Dialoges mit Kulturschaffenden und Exponenten der verschiedenen Religionen", wie es in der Mitteilung heißt. Präsident des Rates für den interreligiösen Dialog wird der französische Kardinal Paul Poupard, der bisher bereits den Kulturrat leitet. Den britischen Erzbischof Michael Fitzgerald hatte Papst Benedikt vor kurzem von der Spitze des Rates für den interreligiösen Dialog abberufen und als Nuntius in Ägypten eingesetzt. Auch diese Zusammenlegung ist laut der Vatikanmitteilung "vorläufig". (rv)

 

 

23.03.06

Radio Vatikan überträgt live

Sowohl das Konsistorium am Freitag, als auch die Messe mit Papst Benedikt XVI. und den neuen Kardinälen am Samstag werden von Radio Vatikan live und mit deutschem Kommentar übertragen.

Das Konsistorium beginnt am Freitag um 10.20. Sie können es über Kurzwelle 7.225 kHz, über Mittelwelle 1.661 kHz und über Internet verfolgen.

Die Papstmesse am Samstag wird ebenfalls ab 10.20 über dieselben Frequenzen sowie über das Internet (rv )

 

 

23.03.06

Kardinäle beraten

 

Im Vatikan hat Papst Benedikt XVI. heute die Kardinäle zu einem Tag des Gebets und des Nachdenkens um sich geschart. In der vatikanischen Synodenaula begannen heute Morgen um 9 Uhr die Beratungen, die einen Tag vor dem ersten Konsistorium des neuen Papstes stattfinden. Morgen wird Benedikt auf dem Petersplatz 15 verdienten Kirchenmännern aus aller Welt den roten Kardinalshut aufsetzen.
Die Gespräche heute im Vatikan wurden von einem lateinischen Gebet, gesprochen vom Papst, sowie von einem Grußwort von Kardinaldekan Angelo Sodano eingeleitet. Sodano beteuerte, die Kardinäle seien zur Teilhabe an der Leitung der Weltkirche bereit, so wie das Kirchenrecht sie ihnen zugestehe:

"Wir, die wir hier versammelt sind, haben die Pflicht, unsere Mission fortzusetzen, die uns im Codex Iuris Canonicus aufgetragen wurde. Die Kirche erwartet von uns, dass wir ihr zu einer besseren Zeit verhelfen. Aus diesem Grund hat uns Seine Heiligkeit jetzt zusammengerufen. Viele von uns arbeiten eng mit Ihnen zusammen, in den verschiedenen Dikasterien der Römischen Kurie. Alle von uns sind sich der Aufgabe bewusst, die sie als Kardinäle haben: den Papst zu unterstützen und auf seinen Ruf zu hören, wenn er uns wie heute versammelt, um über Fragen von größter Wichtigkeit zu beraten. Und jeder von uns muss sich durch sein Amt täglich um die universale Kirche kümmern."

Um welche Themen genau es bei dem Treffen hinter verschlossenen Türen gehen wird, ist nicht bekannt. Mehrere Kardinäle meinten in Kurz-Interviews vor der Begegnung, sie erwarteten eine offene Diskussion über wichtige Herausforderungen, die sich der Kirche heute stellen.
Außer dem Konsistorium von morgen plant der Papst für Samstag eine Messe mit den neuen Purpurträgern und ein Mittagessen mit allen Kardinälen. Dieses soll nach Angaben der Nachrichtenagentur ansa im Vorraum der vatikanischen Audienzhalle stattfinden.(rv )

 

 

24.03.06

Kardinal Connell ist 80 Jahre alt

Desmond Kardinal Connell ist heute 80 Jahre alt. Der Erzbischof von Dublin (Irland) verliert mit seinem heutigen Geburtstag sein aktives Wahlrecht in einem künftigen Konklave. Mit dem heutigen Tag kreiert Papst Benedikt XVI. 15 neue Kardinäle und somit zeigt die Statistik des Kardinalskollegiums folgende Zahlen:

  • Kardinäle mit Wahlrecht:              120 Kardinäle
  • Kardinäle ohne Wahlrecht:             73 Kardinäle
  • Gesamtzahl des Hl. Kollegiums:   193 Kardinäle

 

 

24.03.06

Benedikt erhebt fünfzehn Kirchenmänner in den Kardinalsstand

 

Papst Benedikt XVI. hat heute im Rahmen einer feierlichen Zeremonie auf dem Petersplatz fünfzehn Kirchenmännern die Kardinalswürde verliehen. Bei seinem ersten Konsistorium erhob Benedikt unter anderem seinen Nachfolger an der Spitze der Glaubenskongregation, William Levada, in den Kardinalsstand; außerdem den ehemaligen Privatsekretär Johannes Pauls II. und heutigen Erzbischof von Krakau, Stanislaw Dziwisz, sowie den Bischof von Hongkong, Joseph Zen. Zen ist der erste Kardinal seit Jahrzehnten, der in Festland-China residiert; zu seiner Erhebung waren heute viele Chinesen auf den Petersplatz gekommen.
In seiner Predigt erinnerte Benedikt an die Bedeutung des Kardinalskollegiums als "eine Art Senat", der dem Papst zur Seite steht und ihn berät. Die Berufung der neuen Kardinäle stehe ganz im Zeichen der "Caritas", so der Papst weiter. Die neuen Purpurträger seien dazu berufen, leidenschaftlich Christus, seine Kirche und die ganze Menschheit zu lieben. Weiter bat Benedikt die neuen Kardinäle, ihn beim Einsatz für die Einheit der Christen und für Arme und Benachteiligte zu unterstützen. Mit ihrem Engagement sollten sie der Welt Ansätze zu einer "Zivilisation der Liebe" bieten. Das Purpur der Kardinalsgewänder solle in diesem Sinn die christliche Nächstenliebe symbolisieren. Rund 15.000 Gläubige und Pilger verfolgten das Konsistorium auf dem Peterslatz.
Jedem der fünfzehn neuen Purpurträger setzte der Papst persönlich ein rotes Kardinalsbirett auf; außerdem überreichte er ihnen ihre Ernennungsurkunde und wies ihnen in Rom eine so genannte "Titelkirche" oder "Diakonie" zu. Die neuen Kardinäle sprachen gemeinsam das Glaubensbekenntnis, danach schworen sie dem Papst und seinen künftigen Nachfolgern die Treue. Zu herzlichen Szenen kam es, als neue und alte Kardinäle sich gegenseitig begrüßten; besonders der neue Kardinal Dziwisz von Krakau, der die letzten neun Konsistorien als Papst-Sekretär miterlebt hat, wechselte mit jedem Kardinal ein paar Worte. Dziwisz erhält mit "Santa Maria" an der römischen Piazza del Popolo übrigens eine besonders berühmte römische Titelkirche.
Lesen Sie hier einige Kernsätze aus Benedikts Predigt:
"Auch wenn sich das Kardinalskollegium im Lauf der Jahrhunderte in vielerlei Hinsicht gewandelt hat, so ist doch die Substanz und die grundlegenden Natur dieses wichtigen Kirchenorganismus gleich geblieben. Seine alten Wurzeln, seine geschichtliche Entwicklung und seine heutige Zusammensetzung machen es wirklich zu einer Art "Senat", der dazu berufen ist, eng mit dem Nachfolger Petri zusammenzuarbeiten und ihm bei der Bewältigung seines apostolischen Amtes zur Seite zu stehen."
"Liebe Brüder, ich möchte den Sinn eurer neuen Berufung mit dem Wort zusammenfassen, das ich auch ins Zentrum meiner ersten Enzyklika gestellt habe: Caritas. Die Caritas steht auch im Zusammenhang mit der Farbe des Kardinalsgewandes: Das Purpur, das ihr tragt, sei immer Ausdruck der Caritas Christi und erwecke in euch eine leidenschaftliche Liebe zu Christus, zu seiner Kirche und der Menschheit! Ihr habt jetzt ein weiteres Motiv, die gleichen Gefühle neu zu leben, die den Sohn Gottes dazu brachten, sein Blut für die Vergebung der Sünden aller Menschen zu vergießen."
"Ich zähle auf euch, liebe Brüder Kardinäle, auf euren Einsatz dafür, dass sich das Prinzip der Caritas, der Nächstenliebe weiter verbreitet und die Kirche auf allen Stufen ihrer Hierarchie mit neuem Leben erfüllt, in allen Gemeinschaften und Orden, in allen spirituellen, apostolischen und sozialen Initiativen."
"Ich zähle auf euch, damit die Kirche durch die Wertschätzung der Kleinen und Armen der Welt eindrücklich die Verkündigung und die Herausforderung einer Zivilisation der Liebe bieten kann! All das sehe ich in dem Purpur symbolisiert, das euch nun verliehen wurde. Möge es wahrhaft ein Symbol der glühenden christlichen Liebe sein die eure Existenz durchdringt." (rv)

 

 

24.03.06

Titelkirchen und Daikonien der neuen Kardinäle

Hier werden die Titelkirchen und Diakonien der 15 neuen Kardinäle bekanntgegeben:

1. Kard. WILLIAM JOSEPH LEVADA:  S. Maria in Domnica
2. Kard. FRANC RODÉ:  S. Francesco Saverio alla Garbatella
3. Kard. AGOSTINO VALLINI:  S. Pier Damiani ai Monti di San Paolo
4. Kard. JORGE LIBERATO UROSA SAVINO:  Santa Maria ai Monti
5. Kard. GAUDENCIO B. ROSALES:  Ss.Nome di Maria a Via Latina
6. Kard. JEAN-PIERRE RICARD:  S. Agostino
7. Kard. ANTONIO CAÑIZARES LLOVERA:  S. Pancrazio
8. Kard. NICHOLAS CHEONG JINSUK:  S. Maria Immacolata di Lourdes a                  Boccea
9. Kard. SEAN PATRICK O’MALLEY, O.F.M. Cap.:  S. Maria della Vittoria
10. Kard. STANISŁLAW DZIWISZ:  S. Maria del Popolo
11. Kard. CARLO CAFFARRA:   S. Giovanni Battista dei Fiorentini
12. Kard. JOSEPH ZEN ZE-KIUN, S.D.B.:   S. Maria Madre del Redentore a Tor             Bella Monaca
13. Kard. ANDREA CORDERO LANZA DI MONTEZEMOLO:  S. Maria in Portico
14. Kard. PETER POREKU DERY:  S. Elena fuori Porta Prenestina
15. Kard. ALBERT VANHOYE, S.I.:  S. Maria della Mercede e Sant’Adriano a Villa        Albani

 

 

25.03.06

Kardinäle erhalten Ring

Papst Benedikt XVI. hat den neuen Kardinälen heute die Ringe überreicht. Zur ersten gemeinsamen Messe auf dem Petersplatz waren wieder mehrere zehntausend Gläubige vor allem aus den Heimatländern der Purpurträger gekommen. Fahnen und Bilder der 15 Kirchenmänner schmückten den Platz. Der Papst erinnerte die Kardinäle an ihre besondere Berufung innerhalb der Kirche und an das Hochfest Maria Verkündigung. Nicht von ungefähr käme die Terminüberschneidung, Maria habe der Kirche und damit auch ihren Amtsträgern viel zu sagen: "In der Menschwerdung des Sohnes können wir die Anfänge der Kirche erkennen. Aus ihr folgt alles andere. Jede geschichtliche Gestalt der Kirche und jede Institution muss sich auf diese originäre Quelle zurückbesinnen, auf Christus, fleischgewordenes Wort Gottes. … Doch wenn wir die Menschwerdung des Sohnes feiern, kommen wir nicht umhin, auch die Mutter zu ehren. An sie erging der Ruf des Engels. Sie hörte ihn und antworte aus tiefstem Herzen: "Ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe, wie Du es gesagt hast." In diesem Augenblick begann das ewige Wort sein Dasein als Mensch in der Zeit. … Von Generation zu Generation bleibt das Staunen vor diesem unfassbaren Geheimnis. … Wie sehr kann dieses Geheimnis unser Leben als Diener der Kirche erleuchten. Vor allem euch, liebe neue Kardinäle. Es kann euch Stütze sein bei Eurem Dienst als herausragender ‚Senat' des Nachfolgers Petri."
Das marianische Prinzip sei für die Kirche noch "fundamentaler und grundlegender" als das Petrusamt, sagte der Papst und berief sich einmal mehr auf seinen "geliebten Vorgänger" Johannes Paul II. Er habe die Kraft für seinen Dienst aus der Verehrung Mariens als "Mutter und Königin der Kirche" gezogen.
Nach der Predigt übergab der Papst den neuen Kardinälen die Ringe. Wie bei einer Hochzeitsfeier steckte er den 15 Männern den Ring an und betonte: Hier zeigt sich die Verbindung zwischen dem Dienst Petri und dem Mariens: "Der Ring ist immer ein Hochzeitssymbol. Ihr habt bereits am Tag Eurer Bischofsweihe einen Ring erhalten, Ausdruck der Treue und des Wächteramts der Kirche, die Braut Christi ist. Der Ring, den Ihr heute erhaltet ist das Proprium der Kardinalswürde Er soll diesen Auftrag bekräftigen und verstärken. Den Ring zu erhalten bedeutet für Euch, erneut ‚Ja' zu sagen. Ihr wendet euch dem Herrn zu, der Euch erwählt und eingesetzt hat, und seiner heiligen Kirche, der ihr mit Liebe dienen sollt."
Es sei das Ziel seines Pontifikats, so Benedikt, eine "Gemeinschaft der Liebe" aufzubauen. "Wer liebt, vergisst sich selbst und stellt sich in den Dienst des Nächsten. Das ist das Urbild der Kirche. Jede kirchliche Gemeinschaft ist wie die Mutter Christi gerufen, mit voller Bereitschaft, das Geheimnis Gottes zu empfangen und es auf den Straßen der Liebe zu verbreiten."
Erneut betonte der Papst seine enge Beziehung zum Kardinalskollegium: "Um dieses Ziel zu verfolgen, ist mir eure geistliche und tätige Nähe große Hilfe und Trost. Dafür danke ich Euch und lade Euch alle ein, immer mehr vor seelsorgerlicher Liebe zu brennen, um der ganzen Kirche zu helfen, die Liebe Christi in der Welt erstrahlen zu lassen."
Nach dem Gottesdienst aßen der Papst und die Kardinäle gemeinsam zu Mittag. Das erste Konsistorium von Benedikt XVI. ist damit zu Ende. Die Zahl der wahlberechtigten Kardinäle bei einem nächsten Konklave liegt damit bei 120. (rv)

 

 

27.03.06

Pius XII. wollte keine schweigenden Bischöfe

Papst Pius XII. und die Judenfrage. Ein Thema, das die Gemüter immer noch erhitzt - bestimmt zu Recht. Warum schwieg der Pacelli-Papst in der Öffentlichkeit zu Hitlers Verfolgungen? Die Akten aus der Zeit seines Pontifikates sind noch unter Verschluss Aber: Pacelli war zwölf Jahre lang, von 1917 bis 1929, päpstlicher Nuntius in Deutschland gewesen - erst in München, dann in Berlin. Und diese Unterlagen hat der Vatikan vor drei Jahren für die Forschung freigegeben. Seither versucht der renommierte deutsche Zeithistoriker Hubert Wolf herauszufinden, welche Prägungen Pacelli in seinen deutschen Jahren erfuhr, die für sein späteres Handeln als Papst ausschlaggebend sein würden. Gudrun Sailer sprach mit dem Historiker über seine neuesten Erkenntnisse. "Ein wichtiger Punkt dieser neuen Quellen ist, dass man Pacelli in seiner Eigenschaft als Nuntius kennenlernt, und ihn nicht immer nur als Papst sieht. Der zweite Punkt ist, das was in den 12 Jahren grundgelegt wird, das hat eine Wirkungsgeschichte während des 2. Weltkriegs."
Eugenio Pacelli, Karrierediplomat der römischen Kurie: "das beste Pferd im Stall des diplomatischen Korps", sagt der Kirchengeschichtler Hubert Wolf. An die 15 Jahre lang war Pacelli schon im Staatssekretariat. "Jetzt kriegt er einen großen diplomatischen Auftrag, und der heißt Deutschland. Weil das die schwierigiste Situation ist. Man hat den besten Mann hingeschickt. Und er ist selbstbewusst und sehr kompetent. Aber er ist natürlich kein Deutscher, nicht an einer deutschen Universität ausgebildet, er hat nicht in Tübingen studiert."
Der später Papst, schlussfolgert Wolf, "hatte Sympathie für Deutschland. Aber er versteht manches von deutschen Eigenarten nur schwer."
Genau diese kulturelle Differenz sollte sich als größte Herausforderung an den wachen Geist Pacelli erweisen. "Es wird sehr deutlich in der Schlussrelation, also die Summe seiner 12-jährigen Tätigkeit, die er 1929 zieht. Da beurteilt er die deutschen Bischöfe, die an Staatsfakultäten ausgebildet sind, eher skeptisch, weil sie diesen modernen Wissenschaftsgeist in sich hineingezogen haben, "Staatsbischöfe" sind. Während er als Idealtyp des Bischofs den in Rom an der Gregoriana ausgebildeten Bischof sieht. Und er hat überhaupt kein Verständnis für deutsche Universitätstheologie, die bleibt ihm völlig fremd. Dass sich deutsche Universitätstheologie im Kontext anderer Fächer bewegt und Theologie sich in der Auseinandersetzung mit Wissenschaften statuiert, das bleibt ihm fremd. Das, was Deutschland ausmacht, die Humboldtsche Universität, ist für den Römer Pacelli ein Buch mit sieben Siegeln. Die deutsche Universitätsausbildung der Priester führt für ihn immer zur Kritiksucht, Kritik am Lehramt undsoweiter."
Man kann das auch verstehen, fügt Wolf hinzu. Pacelli war im Vatikan an der Seite seines Mentors, des Kardinalstaatssekretärs Pietro Gasparri, damit befasst gewesen, den Codex Iuris Canonici zu erarbeiten, das neue kirchliche Gesetzbuch. "Und das ist für ihn die Norm - so geht's. Er denkt stark juristisch. Das ist die Norm, so sieht Kirche aus, und so hat sich eben auch deutsche Kirche anzupassen. Und was er machen muss, sind Kompromisse."
Pacellis Skepsis gegenüber deutscher Theologie zeigt sich am deutlichsten bei den Bischofsernennungen, die ein Nuntius kraft seines Amtes für den Papst vorbereitet. Systematisch befördert er in Rom oder zumindest bei den Jesuiten ausgebildete Kandidaten. Und - das geht aus den Nuntiaturakten hervor - Pacelli bevorzugt keineswegs schweigende Jasager auf dem Bischofsstuhl, sondern Leute, die politisch Klartext reden können. So wie Konrad von Preysing, den er erfolgreich als Oberhirten von Eichstätt vorschlägt. "Preysing ist das Beispiel, wo er einen auf den Bischofsstuhl setzt, von dem er überzeugt ist, dass er - anders als Bertram - nicht als Staatsbischof agieren wird, Eingabepolitik machen wird, den Frieden mit dem Staat suchen wird, sondern dass der den Konflikt wagt."
Pacellis Sympathie als Nuntius, das geht aus den Unterlagen klar hervor, gilt nicht denen, "die dem Führer zum Geburtstag gratulieren, sondern den Bischöfen, die die Öffentlichkeit instrumentalisieren, die an die Öffentlichkeit gehen. Und das war das Programm von Preysing."
An Preysing sollte der Pacelli-Papst Pius XII. im Kriegsjahr 1941 einen denkwürdigen Brief schreiben. Ein Schlüsseldokument. Der Papst erklärt, wie sehr die drei Predigten des Münsteraner Bischofs von Galen ihm "Trost und Genugtuung" spendeten. Galen hatte von der Kanzel seines Doms herab einen Frontalangriff auf das Regime Hitler gestartet. So einer wie Galen, das war ein Bischof nach Pius` Geschmack, glaubt Hubert Wolf. "Er sagt: die zuständigen Hirten in Deutschland sollen nicht so wie Bertram schweigen, sondern die sollen reden. Deshalb lobt er Preysing, deshalb lobt er Galen. "Auch uns ist es ein großer Trost, dass dt Bischöfe mannhaft reden. Nur Wir! Wir würden es selber gerne tun! Aber Uns legt Unser Amt auf, dass wir es nicht können."
Mehrere Tausend Nuntiaturberichte aus Deutschland hat der Diplomat Pacelli in den Vatikan geschickt. Die Berliner Nuntiatur war ein zentraler Umschlageplatz für Weltpolitik, und Pacelli hatte eine Art Drehscheibenfunktion. Er schickte Informationen über Russland, die Palästinafrage, den Judenstaat. Hoch aufschlussreiches Material, das Hobert Wolf und sein Team noch nicht einmal zur Gänze gesichtet haben. Und in Kürze wartet auf die internationale Gemeinschaft der Zeithistoriker eine weitere vatikanische Archivöffnung. "Der Papst hat ja angekündigt, dass entweder im September oder spätestens zum neuen Jahr das gesamte Pontifikat von Pius XI., also von 1922 bis 1939, geöffnet wird. Das heißt nicht nur die bisher zugänglichen vier Serien, Berliner Nuntiatur, Münchner Nuntiatur, und die entsprechende Gegenüberlieferung vom Staatssekretariat, sondern alles. Und damit werden wir aufschluss erhalten über die internen Diskussionen in der Kongregation für die außerordentlichen Angelegenheiten, über den Anschluss Österreichs, die Sudetenfrage, den spanischen Bürgerkrieg, und vor allem über Italien, Kirche und Faschismus. Das ist ein großes Thema, und das werden wir komplett haben. Damit kriegen wir nochmal ein anderes Bild." (rv)

 

 

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4/2006

 

 

01.04.05

Seligsprechungsverfahren auf gutem Weg (1. Todestag von Papst Johannes Paul II.)

Einen großen Andrang zum Grab von Papst Johannes Paul II. in den Grotten unter dem Petersdom registrieren die Vatikan-Behörden in diesen Stunden. Am morgigen Sonntag jährt sich der Todestag des polnischen Papstes zum ersten Mal. Nur sechs Wochen nach seinem Ableben kündigte damals sein Nachfolger Benedikt XVI. die Aufnahme des Seligsprechungsverfahrens an. Feierlich eingeleitet wurde es vergangenen Juni. Heute befindet sich die Causa auf einem guten Weg - allerdings ist ihr Ende nicht abzusehen. Das sagte uns der Postulator des Seligsprechungsverfahrens, der polnische Priester Slawomir Oder. "Es wäre zu gewagt, über einen Abschluss der Causa zu spekulieren. Die Zahl der Zeugen ist sehr hoch, und wir müssen ihre Einvernahme mit dem Zeitplan des Tribunals abstimmen. Das erlaubt es zum jetzigen Zeitpunkt nicht, Voraussagen zu machen."
Parallel zur Befragung der Zeugen arbeitet die historische Kommission der Causa an einer Dokumentation über den verstorbenen Papst. Den dritten Strang des Verfahrens bildet die Untersuchung eines möglichen Wunders. Dazu sind Sachverständige nun nach Frankreich gereist, bestätigt der Postulator. "Es handelt sich um den Fall einer jungen Ordensfrau, die seit mehreren Jahren an Parkinson litt. Die ganze Ordensgemeinschaft betete um Heilung für die Schwester und bat dabei Johannes Paul um Fürsprache. Genau zwei Monate nach dem Tod des Papstes sind die Symptome der Krankheit sofort und vollständig verschwunden."
Slawomir Oder hat sein Büro im Lateranpalast, dem Bischofssitz des Papstes in Rom. Selig- und Heiligsprechungsverfahren gehen immer vom Heimatbistum der betreffenden Person aus. Für Causen von Päpsten ist in einem ersten Schritt grundsätzlich die Diözese Rom verantwortlich. In Krakau tagt indes heute zum letzten Mal das Tribunal, das im Seligsprechungsverfahren für Johannes Paul polnische Zeugen befragt hat. Zum Auftakt der feierlichen Veranstaltung steht um 17 Uhr in der Kathedrale im Wawel eine Messe zum Amtsantritt von Kardinal Stanislaw Dziwisz auf dem Programm. Die 29. und letzte Sitzung des Tribunals ist wie die erste öffentlich. Die Mitglieder des Tribunals, die unter dem Vorsitz von Bischof Tadeusz Pieronek arbeiteten, setzen ihre Unterschriften auf die letzte Seite der Akte. Dann wird der dicke Aktenordner geschlossen und versiegelt. Die Zahl der gehörten Zeugen und der Inhalt der Aussagen bleiben geheim. Zwei Kopien der Akte gehen an den für den Prozess in Rom zuständigen Priester Slawomir Oder. (rv)

 

 

03.04.06:

Gebetsvigil für Johannes Paul II. mit 80.000 Teilnehmern

 

Über 80.000 Gläubige haben sich gestern Abend auf dem Petersplatz versammelt, um Johannes Pauls II. zu gedenken. Um 21.37 Uhr, genau ein Jahr nach dem Tod des Papstes, wandte sich sein Nachfolger, Benedikt XVI. an die betenden Pilger, die ein Meer aus Kerzen entzündet hatten. In seiner live per Videoschaltung nach Krakau übertragenen Ansprache begrüßte er, dass die lange Krankheit seines Vorgängers in der breiten Öffentlichkeit mehr Sensibilität für Leiden geschaffen habe: „Seine mit Mut angegangene Krankheit hat alle aufmerksamer für den menschlichen Schmerz gemacht. Sie hat dem Leiden Würde und Wert verliehen, indem sie zeigte, dass der Wert des Menschen nicht nur auf seiner Effizienz und seiner Erscheinung beruht, sondern auf seiner Person, weil er von Gott geschaffen und geliebt ist. Weil er sich Gott durch das Gebet und in der Liebe für Wahrheit und Schönheit immer mehr angenähert hat, konnte unser geliebter Papst zum Gefährten für jeden von uns werden und mit Autorität auch zu jenen sprechen, die dem christlichen Glauben fern sind. (rv)

 

 

05.04.06

"Johannes Paul war guter Patient”

 

Johannes Paul II., dessen Todestag sich am Sonntag zum ersten Mal jährte, sei ein guter Papst, aber ein schlechter Patient gewesen, hieß es immer. Ein ungeduldiger Kranker, mit der Tendenz, sich allzu schnell wieder an die Arbeit zu machen, statt zu ruhen. Sein langjähriger Leibarzt Renato Buzzonetti rückt diese Bild nun zurecht. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagte er: "Johannes Paul war ein guter Patient. Er ließ sich bereitwillig untersuchen, sagte genau, was ihn wo schmerzte. Überhaupt war er ein höchst aufmerksamer Beobachter seiner größeren und kleineren Leiden. Denn er wollte schnell gesund werden und dem Arzt helfen, einen Ausweg aus dem Geflecht seiner Krankheiten zu finden. Wie alle Patienten mochte Johannes Paul keine Injektionen. Aber der Rest der Behandlungen, auch wenn sie eigentlich schwerer zu ertragen waren als Injektionen, nahm er in Gelassenheit an, selbst den Luftröhrenschnitt. Er bat mich, ihm zu erklären, was dabei geschieht, und nach einigen Minuten des Nachdenkens und der Stille stimmte er zu." Viele Jahre arbeitete Renato Buzzonetti im Dienst Johannes Pauls. Dabei lernte er auch persönlich viel von Karol Wojtyla. "Vor allem, ein besserer Arzt zu sein. Das heißt, mich daran zu erinnern, dass jeder Kranke dieselben Rechte und Privilegien wie ein Papst hat. Vor den Augen des Arztes sind alle Kranken, auch die Ärmsten und die Vergessensten, Kinder Gottes. Die Essenz ist, dass der Arzt dem Menschen dient - das ist es, was ich gelernt habe." (rv)

 

 

05.04.06

Die spanischen Bischöfe bestätigen, dass Papst Benedikt XVI. am V. Welttreffen der Familien Anfang Juli in Valencia teilnehmen wird.

In einer Botschaft bekräftigen sie den zentralen Stellenwert der Familie für Kirche und Gesellschaft. Das "Evangelium von der Familie" zu verkünden, die auf der Ehe zwischen Mann und Frau basiere, sei heute dringender als je zuvor; es gebe Kräfte in Spanien, die versuchten, das Wesen der Ehe zu entstellen. Der Papst werde am 8. Juli abends ein Fest der Familien leiten und am 9. in der Frühe die Schlussmesse feiern. (rv)

 

 

09.04.06

Beim Papstgottesdienst übergeben deutsche Jugendliche das Weltjugendtagskreuz an australische junge Erwachsene

Papst Benedikt XVI. hat heute die Karwoche eröffnet. Mit der traditionellen Segnung der Palm- und Olivenzweige begann der Papst den Gottesdienst zum Palmsonntag. Höhepunkt der Feier: die Übergabe des Weltjugendtagskreuzes an den Gastgeber des nächsten internationalen Weltjugendtags, das Erzbistum Sydney. 50.000 waren es, mindestens, die zum Petersplatz zogen, mit Zweigen in den Händen, mit Olivenzweigen, mit Palmwedeln, 20 Zentimeter lang oder meterhoch. Entlang der Via della Conciliazione zwischen Engelsburg und Vatikan verteilten die Pfadfinder kleine Buschen Olivenzweige. Mit den Spenden, die sie dafür bekommen, bestreiten sie einen Teil ihrer Aktionen. Familien verkauften dagegen kunstvoll gefaltete Kronen und Kreuze. Eine süditalienische Tradition, bei der die Blätter eines einzigen Palmzweigs mehrfach ineinander gewoben werden. Die Kardinäle, die Konzelebranten und der Papst tragen solche Prachtstücke dann über den Petersplatz. "Liebe Brüder und Schwestern, liebe Jugendliche hier auf dem Platz und in der ganzen Welt, mit dieser gottesdienstlichen Feier beginnen wir die Karwoche, um die Passion, das Sterben und die Auferstehung Jesu Christi mitzuerleben."
Am Obelisk, mitten im weiten Rund der Kolonnaden beginnt Benedikt mit dem Gottesdienst. Immer wieder gelten seine Worte in den folgenden mehr als zwei Stunden den Jugendlichen, die zum 21. Weltjugendtag nach Rom gekommen waren. Benedikts Appell: "Liebe Jugendlichen, nur im Hören auf das Wort Gottes könnt ihr lernen, Christus zu lieben. Nur in ihm erkennt ihr, was Wahrheit und Freiheit ist, Nur wenn ihr an seinem Ostern teilhabt, gebt ihr eurem Leben Sinn und Hoffnung."
Benedikt segnet die Oliven- und Palmzweige, und erklärt ihren tieferen, keineswegs volkstümlichen Sinn: "Mischen wir uns unter das Gefolge Jesu. Die Olivenzweige sind Zeichen des messianischen Friedens; die Palmzweige, Zeichen des Martyriums, der Hingabe an Gott und die Menschen. Mit ihnen jubeln wir jetzt Jesus, dem Messias, zu und bezeugen unsere Teilhabe am österlichen Geheimnis, das wir feiern."
Vom Obelisk aus setzte sich langsam eine Prozession in Bewegung, ganz am Ende der Papst selbst. Ihm voraus zogen rund 150 Diakone, Priester und Kardinäle, unter ihnen der Kölner Kardinal Joachim Meisner und der Kardinal von Sydney, George Pell. Außerdem: fast 400 Jugendliche aus verschiedenen Kontinenten, aus Rom, aus Sydney und aus Köln. Die tragen das Kreuz der Weltjugendtag ein letztes Mal über den Platz hoch zur Basilika. Dreimeter-Meter-achzig ist es lang, einsfünfundsiebzig breit. Zwei schlichte Holzbalken, 40 Kilogramm schwer. Die Palmzweige der Pilger wehen im Wind, immer mehr kommen dazu. Ihr Gesang ist der seit Jahrhunderten der Gleiche: "Hosanna. Lob, Ruhm und Ehre sei Dir."
Dann die Passion. Die Musik von Marco Frisina, dem Musikdirektor des Laterans. Die Passion, den Einzug in Jerusalem und den Weltjugendtag brachte Benedikt dann in der Predigt auf einen Nenner. "Seit 20 Jahren ist der Palmsonntag auf besondere Weise der Tag der Jugend geworden - dank Johannes Paul II. Es ist der Tag, an dem Jugendliche auf der ganzen Welt Christus begegnen. Sie wollen ihn in ihre Städte und Dörfer hinein begleiten, bis er mitten unter uns ist und seinen Frieden in der Welt einsetzen kann."
Der Papst predigte biblisch. Die Ereignisse zwischen Jerusalem und Golgota könne nur verstehen, wer die Propheten gelesen hat. Charakteristisch für den messianischen König sind laut Altem Testament Armut, Frieden und Universalität. "Alle drei…sind zusammengefasst im Symbol des Kreuzes. Deshalb steht aus gutem Grund das Kreuz im Mittelpunkt der Weltjugendtage Es gab eine Zeit, und sie ist noch nicht ganz vorbei, da wurde das Christentum wegen des Kreuzes abgelehnt. Man sagte, das Kreuz bedeute Opfer, Verneinung des Lebens. … Der Palmsonntag dagegen sagt uns, dass das Kreuz der wahre Baum des Lebens ist Das Leben finden wir nicht, wenn wir es beherrschen wollen, sondern wenn wir es schenken."
Der Messias ist ein Friedensfürst, der die Waffen und Heerscharen zerstört. "Die neue Waffe, die Jesus uns in die Hand gibt, ist das Kreuz. Zeichen der Versöhnung, der Liebe, die stärker ist als der Tod. Bei jedem Kreuzzeichen müssen wir uns daran erinnern, dass man Ungerechtigkeit nicht mit einer anderen Ungerechtigkeit erwidern darf, Gewalt nicht mit Gegengewalt. Denken wir daran, dass wir das Böse nur mit dem Guten besiegen können, und niemals, wenn wir Böses mit Bösem vergelten."
Deutliche Worte, wenige Wochen nach dem Karikaturenstreit, dem Priestermord in der Türkei und angesichts anhaltender Terrorwellen im Nahen und Mittleren Osten oder in Asien.
Am Ende des Gottesdienstes dann das Angelusgebet. Der Papst grüßt in sieben Sprachen, immer wieder vor allem die Jugendlichen und erinnert an den Weltjugendtag. Auf deutsch sagte er: "Von Herzen grüße ich alle deutschsprachigen Pilger, besonders Euch, liebe Jugendliche, die ihr hier seid, um gemeinsam mit Kardinal Meisner, dem Erzbischof von Köln, das Weltjugendtagskreuz und die Ikone der Gottesmutter euren australischen Freunden zu übergeben. Diese beiden Symbole der Weltjugendtage sollen auf ihrem Weg durch Länder und Kontinente eine Spur der Gnade hinterlassen, um möglichst vielen Menschen den Sinn ihres Lebens finden zu helfen. Euch allen gebe und erhalte der Heilige Geist einen festen und lebendigen Glauben; er schenke euch Freude im Zeugnis für die Liebe Christi vor allen Menschen. Der Herr segne euch!"
Die Jugendlichen aus Köln nehmen das Kreuz auf, Kardinal Meisner küsst es noch einmal und winkt ihm dann fast wehmütig hinterher, während die Gruppe sich langsam in Bewegung setzt und schließlich nach wenigen Metern das Kreuz Zentimeter für Zentimeter in die Hände der Australier gibt. Afrika wird die nächste Station des Kreuzes sein. Im Juli 2008 soll es in Sydney ankommen. Zum nächsten Weltjugendtag im Zeichen des Kreuzes. Und in dem steht auch die kommende Karwoche. (rv)

Sydneys Kardinal Pell: "Welt blickt auf uns
Der Weltjugendtag von Köln ist zu Ende, der von Sydney kann beginnen. Und während der eine Kardinal dem Kreuz hinterher winkt, sagt der andere schon "Herzlich Willkommen. Welcome in Australia!". Sydneys Erzbischof George Pell sagte direkt im Anschluss an die feierliche Zeremonie auf dem Petersplatz im Gespräch bei Radio Vatikan: "Das ist ein sehr bedeutender Augenblick für uns. Wie einer unserer Bischöfe sagte - eine neue Seite der Heilsgeschichte ist geschrieben. Für uns bedeutet das auch, dass - je mehr wir uns auf das Jahr 2008 zu bewegen - die Augen der katholischen Welt auf eine sehr kleine und weit entfernt liegende Kirche gerichtet sein werden. Für uns ist das eine beachtliche Ehre, die uns ohne Zweifel auch eine Menge Arbeit und Aufregung bringen wird." Allein wegen der geographischen Lage wolle er vor allem Menschen aus Asien einladen, betonte Pell. Der Weg sei einfach kürzer. (rv)

 

 

15.04.06

Papst Benedikt betet erstmals den Kreuzweg am Kolosseum

Mit dem traditionellen Kreuzweg des Papstes am Kolosseum haben die Osterfeierlichkeiten in Rom einen ersten Höhepunkt erreicht. Erstmals in seinem Pontifikat führte Benedikt XVI. gestern Abend die Prozession beim Kolosseum an, um gemeinsam mit tausenden Menschen des Leidens und Sterbens Jesu vor zu gedenken. Bei der ersten und bei der letzten der 14 Station trug Benedikt selbst das Kreuz. Bei den übrigen führten Kardinalvikar Camillo Ruini, eine römische Familie, ein Priesterseminarist aus den USA, Ordensleute und Jugendliche aus verschiedenen Weltteilen die Prozession an.
Die von Sprechern vorgetragenen Meditationstexte erinnerten an leidende und gedemütigte Menschen der modernen Zeit, beklagten aber auch Missstände der heutigen Gesellschaft: "Wir haben das Empfinden für die Sünde verloren! Mit heimtückischer Propaganda verbreitet sich heute eine törichte Apologie des Schlechten, ein absurder Kult Satans, ein unsinniger Wille zur Übertretung, eine verlogene und haltlose Freiheit, welche die Laune, das Laster und den Egoismus verherrlicht und sie als Errungenschaften der Zivilisation hinstellt"
Bei der fünften Station "Simon von Cyrene hilft Jesus das Kreuz tragen" versetzte die Meditation des Generalvikars des Papstes für die Vatikanstadt, Angelo Comastri das Geschehen direkt in die heutige Zeit: "Du erinnerst uns daran, dass Christus auf uns wartet auf der Straße, auf dem Treppenabsatz, im Krankenhaus, im Gefängnis …in den Randzonen unserer Städte. Der Wohlstand lässt uns unmenschlich werden, die Vergnügung ist zur Entfremdung, zur Droge geworden; und der monotone Werbespot dieser Gesellschaft ist die Einladung, im Egoismus zu sterben."
Die Meditation zur siebenten Station "Christus fällt zum zweiten Mal unter dem Kreuz" geißelte heutige Angriffe auf die Familie: "Es scheint, als gebe es heute eine Art Anti-Genesis, einen Gegen-Entwurf, einen diabolischen Hochmut, der die Familie abschaffen will. Der Mensch möchte die Familie neu erfinden, die Grammatik des Lebens selbst, von Gott so ersonnen und gewollt, möchte er verändern. Doch sich an Gottes Stelle zu setzen, ohne Gott zu sein, ist die dümmste Arroganz, ist das gefährlichste Abenteuer."
Unzählige Fackeln und Kerzen erleuchteten das Kolosseum und die Umgegung. Mehr als 60 Sendeanstalten übertrugen die nächtliche Zeremonie in 42 Länder. Am Schluss forderte der Papst die Gläubigen auf, en Kreuzweg nicht nur als historisches Ereignis zu sehen, sondern ihn auf sich selbst zu beziehen. "Beim Kreuzweg können wir nicht nur Zuschauer sein. Wir können nicht neutral sein. Pilatus, der skeptische Intellektuelle, hat versucht, neutral zu sein, aber auf diese Weise hat er gegen die Justiz Position bezogen, für den Konformismus seiner Karriere. Im Spiegel des Kreuzes müssen wir die Leiden der Menschen von heute erkennen. Wir haben das Leiden von verlassenen, misshandelten Kindern gesehen, die Bedrohung der Familie, die Spaltung der Welt in den Hochmut der Reichen, die Lazarus vor ihrer Tür nicht sehen, und das Elend der vielen, die Hunger und Durst leiden Aber wir haben auch Stationen des Trosts gesehen. Wir haben die mutige Frau gesehen, die vor dem Herrn steht und keine Angst hat, ihre Solidarität mit dem Leidenden zu zeigen. Wir haben Simon von Cyrene gesehen, einen Afrikaner, der mit Jesus das Kreuz trägt." (rv)

 

 

17.04.06

500 Jahre Petersdom

 

Papst erinnert an 500 Jahre Petersdom
Der Petersdom feiert morgen seinen 500. Geburtstag. Daran erinnerte Papst Benedikt XVI. heute Mittag in Castel Gandolfo beim Regina Coeli, jenem Gebet, das in der Osterzeit den Angelus ersetzt. "Vor 500 Jahren, genau am 18. April 1506, legte Papst Julius II. den Grundstein für die neue Basilika von Sankt Peter, die alle Welt wegen der eindrucksvollen Harmonie ihrer Formen bewundert. Ich möchte mit Dankbarkeit der Päpste gedenken, die dieses außergewöhnliche Bauwerk über dem Grab des Apostels Petrus ermöglichten. Mit Bewunderung denke ich an die Künstler, die mit ihrem Genius dazu beitrugen, sie zu errichten und auszuschmücken."
Benedikt dankte dem Personal der Fabbrica di San Pietro, der Bauhütte von Sankt Peter, für ihre "vortreffliche Arbeit der Erhaltung und Rettung eines so einzigartigen Meisterwerkes der Kunst und des Glaubens."
"Möge der glückliche Umstand des 500. Geburtstags in allen Katholiken den Wunsch entfachen, "lebendige Steine" für die Errichtung der heiligen Kirche zu sein, in der sich durch gelebte Nächstenliebe das Licht Christi spiegelt." (rv )

Petersdom, größte Kirche der Christenheit
Der Petersdom ist das steingewordene Abbild eines Auftrags: "Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen", sagte Jesus laut dem Evangelisten Matthäus (Mt 16, 18-19) zu seinem Jünger. So erhebt sich die Kuppel der größten Kirche der Christenheit über dem Grab des Apostelfürsten Petrus, das rund elf Meter unter dem Boden der heutigen Basilika ruht, erklärt Pietro Zander, Archäologe der Bauhütte von Sankt Peter. "Wir befinden uns hier genau unter dem Mittelschiff. Dort hinten sehen Sie die Reste einer kleinen Mauer, die übersät ist mit lateinischen Graffiti. Die Menschen ritzten hier ihre Fürbitten an den Heiligen Petrus ein. Diese Inschriften stammen aus dem 3. bis 4. Jahrhundert, sie beweisen, wie stark der Kult am Grab des Apostels damals war. Im Inneren können Sie einen Plexiglasbehälter erkennen. Darin sind die Reliquien aufbewahrt, die nach Ansicht der katholischen Kirche vom Heiligen Petrus stammen."
Vermutlich im Jahr 67 erlitt Petrus wenige Schritte von hier, auf dem Zirkus des Nero, das Martyrium. Als Verbrecher starb er, so wie 37 Jahre zuvor sein Meister in Jerusalem, genagelt ans Kreuz. Kirche und Archäologie begannen sich erst im 20. Jahrhundert für das historische Petrusgrab zu interessieren. Anfang der 40er Jahre, während in Europa der Krieg tobte, ließ Pius XII. unter der Basilika nach der Ruhestätte des ersten Papstes graben.
Der Ort der Grundsteinlegung für Neu-Sankt Peter ist historisch verbürgt: Es ist das Fundament eines der vier mächtigen Pfeiler, die die Kuppel tragen. Schwester Theresa, die Leiterin des Generalarchivs der Bauhütte von Sankt Peter: "Wir haben diesen Brief von Papst Julius vom 18. April 1506, den er an das Königspaar von England schickt und erzählt: Heute habe ich den Grundstein für die neue Basilika gelegt. Das ist unser ältestes Dokument. Und Kurienleute haben die Zeremonie genau beschrieben. Da war ein Graben ausgehoben worden, und der Papst, so alt wie energisch, stieg im Beisein seines Hofstaates auf einer Leiter hinab, legte einige Münzen zu dem Stein und kam wieder hoch."
Wegen Geldmangels kamen die Arbeiten am Petersdom immer wieder zum Stillstand. Insgesamt lebten die Päpste 120 Jahre lang neben einer Baustelle. 1626 weihte Urban VIII. die größte Kirche der Christenheit ein. (rv)

 

 

19.04.06

Generalaudienz am Tag des erstjährigen Amtsjubiläums

"Wie schnell die Zeit vergeht...", das sagte heute Papst Benedikt XVI bei der Generalaudienz vor über 50.000 Pilgern auf dem Petersplatz. Heute vor genau einem Jahr war Kardinal Ratzinger zum Papst gewählt worden. In für ihn völlig unerwarteter Weise hätten ihn die Kardinäle zum Nachfolger des geliebten und betrauerten großen Papst Johannes Paul II. gewählt. Er erinnere sich mit Bewegung an den ersten Eindruck, als er zum ersten Mal auf die Loggia getreten sei. Er bewahre diese Erinnerung im Geist und im Herzen!Der Papst dankte den Gläubigen für ihr Gebet Die Gläubigen sollten weiter für ihn beten, damit er ein gütiger und entschlossener Hirte seiner Kirche sein könne. In seiner Katechese legte Benedikt XVI. die Ostergeschehnisse aus und erinnerte an den Auftrag der Kirche, die Osterbotschaft auf der ganzen Welt zu verkünden!
Auf deutsch sagte der Papst: Liebe Brüder und Schwestern! Seit einem Jahr darf ich der Kirche Gottes als Nachfolger des heiligen Apostels Petrus dienen. Wenn sich heute meine Wahl durch die im Konklave versammelten Kardinäle bereits einmal jährt – wie schnell die Zeit vergeht! –, weiß ich sehr gut, daß ich das mir anvertraute Amt niemals alleine, sondern nur mit der Hilfe Gottes und unter dem Schutz Seiner Heiligen tragen konnte und kann. Und dabei, liebe Freunde, ist mir eure Nähe, die sich in so vielen Formen manifestiert, und euer Gebet, das ihr mir täglich schenkt, eine unerläßliche Stütze! Dafür danke ich euch von ganzem Herzen.
Im Evangelium hören wir von der Berufung des Petrus zum Hirten des neuen Volkes Gottes. Wer hätte gedacht, welch großes Werk sich im Laufe der Jahrhunderte aus der kleinen Schar der Apostel entwickelt hat. Die Jünger haben wirklich den Auftrag Christi erfüllt und seine Frohbotschaft „bis an die Grenzen der Erde“ getragen; und sie bleiben auch heute dieser Sendung treu! Dabei sind sie selbst ganz getragen vom zentralen Geheimnis des christlichen Glaubens: der österlichen Botschaft vom Leiden, Sterben und Auferstehen Jesu Christi, der das Böse und den Tod endgültig besiegt hat. Wir Christen wissen, daß uns die alljährliche Osterfeier hinüberführt zu jenem ewigen Fest, das jede menschliche Zeit übersteigt.

Mit herzlicher österlicher Freude grüße ich die zahlreichen Pilger und Besucher aus den Ländern deutscher Sprache, es sind immer sehr viele, daher kann ich immer nur eine zufällige Auswahl nennen, besonders die Teilnehmer der Jugenddiözesanwallfahrt Regensburg, die Bundespolizeiseelsorge in Bayern, die Diözesanräte aus Rottenburg-Stuttgart mit ihrem Bischof und die vielen anderen größeren und kleineren Gruppen. Die Freude des auferstandenen Herrn Jesus Christus erfülle eure Herzen und mache euer Leben hell. Euch allen wünsche ich einen glücklichen und gesegneten Tag!
(rv )

 

 

25.04.06

Barragan bestätigt Studie zu Aids und Kondomgebrauch

Der  päpstliche Rat für die Krankenpastoral arbeitet an einem Handbuch zur Seelsorge  für Menschen, die an Aids leiden oder mit dem HI-Virus infiziert sind. Das hat  der Präsident des Rates, der mexikanische Kurienkardinal Javier Lozano Barragan,  heute gegenüber Radio Vatikan bestätigt. "Wir sind dabei, eine Handreichung  für die Pastoral an Aidskranken zu erarbeiten Das ist sehr schwierig, aber wir  sind dabei. Möglicherweise werden wir die Arbeiten daran im Laufe dieses Jahres  abschließen können."
Sein Dikasterium arbeite an einer umfangreichen  Studie, die auch den Gebrauch von Kondomen thematisiere. "Es gibt viele  Handreichungen, aber diese muss eine sein, die einen universalen Anspruch hat.  Sie ist also ein wenig diffizil, aber wir arbeiten daran. Die katholische Kirche  hält die Enthaltsamkeit für das wichtigste Verhütungsmittel. So kann absolut  nichts geschehen; in ehelicher Treue kann absolut nichts geschehen. Wenn wir  aber ein Paar vor uns haben, in dem nur ein Partner HIV-positiv ist, beginnt das  Problem. Was sollen wir tun? Genau dazu erarbeiten wir eine Studie, sowohl  wissenschaftlich als auch fachlich und moralisch, sehr  grundlegend."
Doch, darauf legt der vatikanische Gesundheitsminister  wert, sein Rat hat keine Entscheidungen zu fällen. Er und seine Mitarbeiter  führten aus, was der Papst entscheide. "Diese Studie muss natürlich dem Papst  vorgelegt werden, auf den hier in der Römischen Kurie üblichen und notwendigen  Wegen. Er wird dann in seiner Weisheit und mit dem Beistand des Heiligen Geistes  eine Entscheidung treffen Er wird uns sagen, ob etwas unternommen wird oder  nicht. Und wenn ja, in welche Richtung. Wir führen nur aus, was der Papst uns  sagt. Was er sagen wird, wird die Haltung der Kirche sein."
Ob diese  Studie auch im Auftrag des Papstes durchgeführt werde, sagte Barragan nicht.  (rv)

 

 

27.04.06

Ein Ferientag für den Papst

Bayerns Schüler dürfen sich wegen des Besuchs von Papst Benedikt XVI. auf längere Sommerferien freuen. Das Land verschob den Unterrichtsbeginn nach der Sommerpause um einen Tag auf den 13. September, wie das Kultusministeriums gestern in München mitteilte. Damit könnten junge Menschen aus ganz Bayern an dem herausragenden Ereignis teilnehmen. Der Papst wird am 12. September Regensburg besuchen und dort einen Festgottesdienst feiern, zu dem mehr als 300.000 Menschen erwartet werden.
(rv)

 

 

27.04.06

Polen: Programm der Papstreise

Der Vatikan hat das offizielle Programm der Pastoralreise Papst Benedikts nach Polen bekannt gegeben. Demnach wird das Kirchenoberhaupt am Donnerstag, den 25. Mai um 11 Uhr in der Hauptstadt Warschau eintreffen und nach einer Rede an den Klerus einen Höflichkeitsbesuch beim Präsidenten der Republik absolvieren. In der evangelischen Dreifaltigkeitskirche kommt es am Abend zu einem ökumenischen Treffen mit anschließendem Gruß des Papstes. Freitag Vormittag um 10 Uhr 30 feiert Benedikt auf dem Warschauer Pilsudski-Platz eine Heilige Messe. Danach verabschiedet er sich von der Nuntiatur, in der er untergebracht sein wird. Um 16 Uhr bricht er im Hubschrauber nach Tschenstochau auf, wo er das von seinem Vorgänger Johannes Paul II. verehrte Marienheiligtum besucht und vor Ordensleuten und Seminaristen eine Rede hält. Danach bringt der Hubschrauber den Papst nach Krakau, der Bischofsstadt Johannes Pauls. Dort ist Benedikt Gast von Erzbischof Kardinal Stanislaw Dziwisz.
Samstag früh stimmt sich Benedikt mit einer privaten Messe in der Kapelle des Erzbischöflichen Palais auf die Begegnungen mit Erinnerungsorten des polnischen Papstes ein. Um 10 Uhr 30 trifft er mit dem Auto in Wadowice ein, dem Geburtsort seines Vorgängers. Nach einem Besuch der Basilika der unbefleckten Empfängnis und des Geburtshauses Johannes Pauls, das heute ein Museum ist, trifft Benedikt mit der Bevölkerung zusammen und hält eine Rede. Auf dem Rückweg nach Krakau besucht er zwei weitere nahe gelegene Heiligtümer, nämlich jenes der Madonna von Kalwaria und jenes der göttlichen Barmherzigkeit in Lagiewniki. Am Abend um 18 Uhr besucht er die Kathedrale auf dem Wawel, um danach auf dem Festgelände im Park Blonie mit Jugendlichen zusammen zu treffen.
Am selben Ort feiert er Sonntag Vormittag auch die Heilige Messe mit anschließendem Regina Coeli. Am Nachmittag um 17 Uhr besucht der deutsche Papst das ehemalige Konzentrationslager Auschwitz. Er wird im Gedenken an die Opfer des Lagers ein Gebet sprechen und danach das Wort an die Anwesenden richten. Von Auschwitz bringt ihn der Wagen direkt auf den Flughafen von Krakau. Der Rückflug nach Rom ist für 20 Uhr vorgesehen.
Das nun veröffentliche Programm der Papstreise nach Polen birgt keine Überraschungen. Zahlreiche Details des Besuches waren bereits über verschiedenste Kanäle an die Öffentlichkeit gelangt (rv)

 

 

29.04.06

Aids bleibt ein drängendes Problem in Afrika

Die vom Papst eingeleitete Studie über den Gebrauch des Kondoms durch Eheleute hat viele Schlagzeilen gemacht. Mancher Beobachter wollte darin eine moraltheologische "Kehrtwende" des Vatikans über den Gebrauch des Verhütungsmittels angedeutet sehen. Der päpstliche Gesundheitsminister Javier Lozano Barragàn tritt dieser Meinung entgegen und hat die Fertigstellung der Studie für Ende des Jahres in Aussicht gestellt. Ihr Ergebnis und ihre Konsequenzen, wie auch immer sie aussehen werden, dürften vor allem Menschen in Afrika betreffen. Die Länder des Kontinents sind am stärksten von Aids betroffen. Wir haben mit Bischof Thomas Mensah von Obuasi gesprochen, einer Diözese im Süden von Ghana. In Mensahs Bistum leben etwa eine halbe Millionen Menschen mit Aids. "Auf dem Land liegt die Zahl höher, weil die Ignoranz und der Analphabetismus dort größer sind. Oft beachten sie nicht die Programme, die Aids in Schach halten sollen. Eines der schlimmsten Probleme ist die Stigmatisierung: Menschen mit Aids scheuen sich meist, offen nach Hilfe zu fragen."
Die in der Kultur Ghanas nach wie vor verbreitete Vielehe tut ihr übriges. Die Folge: 200.000 Kinder sind so genannte Aids-Weisen. Die Kirche unterhält viele Krankenhäuser und Sozialstationen, auch arbeitet die Kirche mit dem Staat zusammen. Ziel ist es, die Aids-Kranken zu erreichen, damit sie sich behandeln lassen, bevor die Krankheit ausbricht: "Ja, wir ermutigen sie dazu, aber das führt nicht immer gleich zum gewünschten Erfolg. Im Moment haben wir drei Modellregionen, in denen Projekte laufen. Drei Bistümer arbeiten wirklich völlig bereitwillig mit, wir predigen auch immer wieder zu diesem Thema und sagen den Leuten, sie sollen keine Angst haben, sondern sich melden, damit man sie behandeln kann, aber das bleibt bislang alles auf dem Level der Behandlung, nicht der Prävention eines Ausbruchs der Krankheit, die wir eigentlich wollen. Wir wollen wirklich eine Prävention, indem wir die Infizierten richtig gut mit Medikamenten behandeln… aber leider haben wir dazu nicht die Mittel." (rv)

 

 

29.04.06

Während des Pontifikates von Johannes Paul II ist die Zahl der Katholiken weltweit um 45 % gestiegen.

Das geht aus der Präsentation der Jahresstatistik der Kirche für das Jahr 2004 hervor, die der Vatikan heute veröffentlichte. Demnach betrug die absolute Zahl der Katholiken 2004 auf der ganzen Welt 1,098 Milliarden. Gegenüber dem Beginn des Wojtyla-Pontifikates ist das ein Plus von 342 Millionen. Allerdings blieb die Zunahme der Gläubigen hinter dem allgemeinem Bevölkerungswachstum zurück: Im fraglichen Zeitraum hat sich die Weltbevölkerung auf 6,4 Milliarden verdreifacht. Heute sind gut 17 % aller Menschen Katholiken, wobei sich starke Unterschiede je nach Kontinent ergeben. Europa ist derzeit zu 39,5 % katholisch, das ist ein Prozentpunkt weniger als 1978. In absoluten Zahlen verzeichnet der "alte Kontinent" heute 280 Millionen Katholiken. In Afrika hat sich die Zahl der Gläubigen während des Pontifikates von Johannes Paul etwa verdreifacht - auf 149 Millionen. Auf dem amerikanischen Kontinent nahm die Zahl der Katholiken im selben Zeitraum um 50 % zu, in Asien um 80 %. Diese Wachstumszahlen sind in großen Zügen deckungsgleich mit der demografischen Entwicklung. In Amerika sind heute 62 % der Einwohner katholisch, in Asien drei Prozent. (rv)

 

 

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5/2006

 

 

01.05.06

Bischofsweihe gegen Willen des Papstes

Gegen den Willen des Vatikans hat die "Patriotische Vereinigung" von regimetreuen Katholiken einen Bischof geweiht. Die britische BBC meldet, Ma Yingling sei gestern zum Oberhirten des südchinesischen Kunming geweiht worden, obwohl der Kardinal von Hongkong eine Verschiebung dieses Weiheaktes gefordert hatte. Nach Medienberichten hat der Vatikan den Bischofs-Kandidaten abgelehnt; jetzt droht eine Verschlechterung im Verhältnis zwischen dem Vatikan und China. Der italienische Ordensmann Bernardo Cervellera ist China- und Asienfachmann; er sagte uns vor der umstrittenen Bischofsweihe: "Ich habe weiterhin nicht den Eindruck, dass China an wirklicher Religionsfreiheit gelegen ist. Das Regime betont zwar in der Theorie immer wieder Prinzipien wie Religionsfreiheit oder auch das Recht auf freie Meinungsäußerung; de facto aber achtet es darauf, dass alles von der Partei kontrolliert wird und von den so genannten Patriotischen Vereinigungen: Wer in Privathäusern predigt oder eine Messe feiert, wird sofort ins Gefängnis gesteckt, und es gibt immer noch Bischöfe, die einfach verschwunden sind. Die Lücke also zwischen dem, was sie sagen, und dem, was sie tun, ist immer noch erheblich." (rv)

 

 

02.05.06

Italien: Papst besuchte Marienheiligtum

 

Zu Beginn des Marienmonats Mai hat Papst Benedikt XVI. den römischen Wallfahrtsort "Divino Amore" besucht und der Opfer des Erdrutsches auf Ischia und der Anschläge im Irak gedacht. Das Heiligtum ist der "Muttergottes von der Göttlichen Liebe" geweiht, liegt im Süden, außerhalb der Stadt, nahe der antiken Via Appia und ist wohl das beliebteste Pilgerziel der Römer.
Mehrere Tausend Menschen begrüßten Benedikt, der mit dem Hubschrauber aus dem rund 15 Kilometer entfernten Vatikan gekommen war. Auf den Tag genau 27 Jahre nach dem ersten Besuch Johannes Pauls II. in Divino Amore, der damals den 1. Marienmonat seines Pontifikats hier begann. Auch Benedikt liegt die Marienverehrung am Herzen:

"Brüder und Schwestern, an diesem 1. Mai, dem Monat, der in der Volksfrömmigkeit der Mutter des Herrn gewidmet ist, bin ich als Pilger zu diesem Heiligtum der "Mutter der Göttlichen Liebe" gekommen, um gemeinsam mit euch, vor dem Bild der Gottesmutter, die auch unsere Mutter ist, den Rosenkranz zu beten und die freudenreichen Geheimnisse zu meditieren. Der Fürsprache der Heiligen Maria vertrauen wir die Diözese Rom an, die ganze Kirche und jeden einzelnen von uns."

Das Heiligtum geht auf eine Marienerscheinung aus dem Jahr 1740 zurück. Als Rom im Zweiten Weltkrieg von deutschen Truppen besetzt war, rief Pius XII. zum Bittgebet vor dem Gnadenbild auf. Wenige Stunden später begann die Wehrmacht ihren kampflosen Abzug. Daran erinnerte Benedikt in seiner Ansprache am Ende des Gebets:
"Richten wir all unser Streben darauf, das Gelübde zu erfüllen, das die Römer am 4. Juni 1944 abgelegt haben, als sie zur Madonna der Göttlichen Liebe flehten, dass diese Stadt von den Schrecken des Krieges verschont bliebe. Sie wurden erhört. In dem Gelübde versprachen sie, ihren Lebenswandel zu ändern und moralisch zu verbessern. Sie wollten ihn dem Leben Jesu ähnlicher machen. Auch heute braucht es eine stärkere Ausrichtung auf Gott, die Bekehrung zum Gott der Liebe, damit die Wlet von Kriegen und Terrorismus befreit werde. Wir betrauern die Opfer, wie die vergangenen Donnerstag in Nassiriya im Irak gefallenen Soldaten. Wir vertrauen sie der mütterlichen Fürsprache Mariens an, der Königin des Friedens. Liebe Brüder und Schwestern, an diesem Heiligtum der Madonna der Göttlichen Liebe erneuere ich die Aufforderung, die ich in der Enzyklika "Deus caritas est" formuliert habe: Verwirklichen wir die Liebe Gottes und lassen so das Licht Gottes in der Welt aufstrahlen." (rv)

 

 

02.05.06

Vatikan: Programm für 500 Jahre Schweizer Garde

Sie ist die "kleinste Armee" der Welt. Die Schweizergarde. 110 Mann stark und von Außenstehenden oft nur als Operettenarmee belächelt. Doch die kleine Truppe hat modernste Waffen, ist im Nahkampf ausgebildet und sorgt für die Sicherheit des Papstes. Am 21. Januar 1506 trafen die ersten Söldner in Rom ein. Morgen beginnen die großen Feierlichkeiten zum 500. Jubiläum der Garde.
Auftakt ist ein Konzert des Heeresmusikcorps morgen Abend in der Audienzhalle. Am Donnerstag werden die Teilnehmer des Gedächtnismarsches in der Ewigen Stadt erwartet. Insgesamt 870 Menschen wollten Etappen der historischen Router der Söldner von Bellinzona bis Rom nachgehen, 75 hatten sich die ganzen 723 Kilometer vorgenommen. Die aktiven Gardisten und eine Abordung der italienischen Armee werden sie um 15.00 Uhr an der Piazza del Popolo, am traditionellen Stadttor für die Menschen aus dem Norden, empfangen und auf der letzten Etappe bis zum Petersplatz begleiten. Am Abend dann wieder ein Konzert, diesmal geistliche Musik mit dem Heeresmusikcorps und 250 Sängerknaben aus Olten: Arthur Honeggers Oratorium "Nikolaus von der Flue" in der Kirche Sant Ignazio.
Für Freitag ist ein Ehemaligentreffen der Schweizer geplant, eingeladen sind auch Familien und Freunde. Am Abend lädt die Garde dann zur offiziellen Feierstunde in die Audienzhalle ein, mit dabei der Schweizer Bundespräsident Moritz Leuenberger. Chöre und Orchester aus Luzern und Freiburg bringen geistliche Werke von Theo Flury, Benediktiner in Einsiedeln, zu Gehör.
Abschluss und Höhepunkt der Feierlichkeiten - die Vereidigung am Samstag, 6. Mai. Der 6. Mai ist der Jahrestag des "Sacco di Roma", der Plünderung Roms durch spanische und deutsche Landsknechte. 1527 starben hier 147 Gardisten. Traditionell legen die Soldaten an diesem Tag ihren Eid auf den Papst ab. Um 9.30 Uhr feiert Papst Benedikt XVI. im Petersdom die Messe, um 16.30 Uhr beginnt die Vereidigung. Erstmals auf dem Petersplatz, nicht im Damasushof des Apostolischen Palastes. Ein Feuerwerk in den Gardefarben beschließt den Feiertag.
Nach dem Angelus am Sonntag gibt die Swiss Army Concert Band noch ein Platzkonzert.

Radio Vatikan begleitet die Feierlichkeiten und überträgt die Höhepunkt live und mit deutschem Kommentar. Auf Kurzwelle 7.135 mHz und im Internet über Audiokanal 3 empfangen Sie die Konzert am 3. und 5. Mai, die Papstmesse am Samstag und die Vereidigung.  (rv)

 

 

02.05.06

Raúl Francisco Kardinal Primatesta verstorben

Kardinal Primatesta , der Alt-Erzbischof von Córdoba, ist am 01.05.2006 im Alter von 87 Jahren gestorben. Er war 33 Jahre Bischof von Córdoba und Mitglied in den Vorbereitungskommissionen des II. Vatikanischen Konzils. Primatesta wurde am 25.10.1942 zum Priester geweiht und von Papst Paul VI. am 05.03.1973 in den Kardinalsstand erhoben. Er war Kardinalpriester von Beata Maria Vergine Addolorata a Piazza Buenos Aires.

 

 

03.05.06

Zweite Vatikan-Website soll im Herbst 2006 starten

Eine zweite Vatikan-Website soll im Herbst 2006 starten und durch interaktive Elemente einen Beitrag zur Evangelisierung und zur Einheit der Gläubigen leisten. Das gab Chef-Webmasterin Schwester Judith Zoebelein bekannt. Die Homepage werde E-Learning-Programme enthalten, News-Updates und ebenso Bereiche für Familien, Jugendliche und Pfarren, sagte sie laut der jüngsten Ausgabe des Magazins "Business Week". Die 57-jährige Leiterin der vatikanischen Internet-Abteilung erklärte: "Die Menschen werden einander begegnen und miteinander online arbeiten können. Dann gehen sie zurück und nutzen das, was sie gelernt haben, in ihren eigenen Gemeinschaften." Zoebelein startete mit einer Handvoll Kollegen im Jahr 1995 die vatikanische Webseite. Der Papst ruft Europa dazu auf, sich auf das Erbe seiner Werte zu besinnen. Das steht in seiner Botschaft an ein Treffen zum Thema Europa, das derzeit in Wien katholische und russisch-orthodoxe Spitzenvertreter zusammenbringt. Die Völker in Europa stellten sich in diesen Monaten berechtigte Fragen nach dem Sinn des Lebens, dem Wert der Freiheit und der Zukunft Europas, so der Papst in dem von Kardinalstaatssekretär Angelo Sodano unterzeichneten Brief. Benedikt XVI. drängt die Teilnehmer der Konferenz, Lehren aus den "negativen Erfahrungen der Vergangenheit zu ziehen", und beklagt eine "schwindlerregende spirituelle Leere" in Europa. Kardinal Christoph Schönborn betonte heute bei der Eröffnung der gemeinsamen Tagung des Päpstlichen Kultur-Rates und des Außenamtes des Moskauer Patriarchats, dass Wien sich seiner Brückenfunktion zwischen Ost und West bewusst sei. Schon das Wien der Donaumonarchie sei Zentrum eines durch den katholischen Glauben seines Herrscherhauses geprägten Reiches gewesen, das aber offen für die große Vielfalt der verschiedenen Völker, Sprachen, Kulturen und Religionen seiner Völker war. In einer gewissen Weise sei hier vorgeformt gewesen, was heute in Europa wieder zu realisieren versucht werde. ( rv)

 

 

04.05.06

Schwere Verletzung der Religionsfreiheit

Der Vatikan reagiert mit einer ernsten Mahnung auf zwei Bischofsweihen in China, die in den letzten Tagen gegen den Willen des Papstes durchgeführt worden sind. Ein Statement des vatikanischen Pressesaals spricht von einer "schwerwiegenden Verletzung der Religionsfreiheit" und einer "Verletzung der kirchlichen Einheit", über die der Papst "zutiefst ungehalten" sei. Die Weihen stellten ein Hindernis für den Dialog dar, so das Statement weiter.
Die Erklärung von Benedikts Pressesprecher Joaquin Navarro Valls spricht auch von "starkem Druck und Drohungen" gegen Bischöfe und Priester, damit sie an solchen illegalen Bischofsweihen teilnehmen. Dieser Druck gehe von "Einrichtungen aus, die nicht zur Kirche gehören", das zielt womöglich auf das Pekinger Regime und seine "Patriotische Vereinigung" zur Kontrolle der Katholiken Chinas. Das Kirchenrecht sehe für solche Weihehandlungen ohne vatikanische Genehmigung "schwere kanonische Strafen" vor, so das Statement weiter. Der angegebene Canon 1382 des Codex Iuris Canonici benennt konkret: "Ein Bischof, der jemanden ohne päpstlichen Auftrag zum Bischof weiht, und ebenso, wer von ihm die Weihe empfängt, zieht sich die dem Apostolischen Stuhl vorbehaltene Exkommunikation als Tatstrafe zu."
Der Vatikan beklagt "das schwere Los der katholischen Kirche in China" und lässt erkennen, dass er eigentlich "glaubte und hoffte, dass solche beklagenswerten Akte jetzt doch der Vergangenheit" angehörten. Er warnt vor weiteren illegalen Bischofsweihen und gibt zu erkennen, er sei weiter an einem "ehrlichen und konstruktiven Dialog mit den kompetenten chinesischen Autoritäten interessiert".
Die Nachrichtenagentur "Asia-News" berichtet derweil, der Bischof, der illegal im südchinesischen Wuhu geweiht wurde, habe kurz vorher noch einen persönlichen Appell des Papstes erhalten, auf die Weihe zu verzichten. Hinter den illegalen Weiheakten, von denen angeblich noch etwa zwanzig weitere bevorstehen sollen, steht nach Asia-News-Angaben Antonius Liu Bainian, der Vizepräsident der so genannten "Patriotischen Vereinigung". (rv)

 

 

05.05.06

Rücktrittsgesuch von Kardinal Agré

Am 02.05.06 nahm Papst Benedikt XVI. das Rücktrittsgesuch von Bernard Kardinal Agré von seinem Pastoralamt in der Erzdiözese Abidjan (Elfenbeinküste) gemäß Can. 401, §1 des CIC an. Kardinal Agré ist 1926 geboren und wurde am 02. März diesen Jahres 80 Jahre alt.

 

 

05.05.06

Vatikan kritisiert Bischofsweihen

Die illegalen Bischofsweihen bleiben weiterhin Brennpunkt in der kirchlichen Diskussion. Die Beziehung zwischen dem Vatikan und China sind gespannt. Immer mehr kristallisiert sich heraus, dass die patriotische Vereinigung, die um eine Stellung innerhalb Chinas kämpft, großen Druck auf die dortigen Bischöfe ausübt. Dies sagte auch der Pressesprecher des heiligen Stuhls Joaquin Navarro Valls gegenüber Radio Vatikan. "Nach unseren Informationen waren die Bischöfe starkem Druck und Drohungen von Kräften außerhalb der Kirche ausgesetzt, damit sie an der Bischofsweihen teilnehmen. Sie sind ohne päpstliche Zustimmung geschehen und daher illegal und darüber hinaus auch noch gegen das Gewissen vieler Bischöfe. Einige Bischöfe haben sich dem Druck widersetzt, während andere sich der Tatsache unter großer innerer Qual ergeben haben."
Die große Enttäuschung des Papstes sei auch ein Zeugnis für die ernsthaften Bemühungen zwischen dem heiligen Stuhl und China in den letzten Jahren: "Daher der Schmerz und die Ernsthaftigkeit mit der der Vatikan diese Sache behandelt. Wenn es wirklich stimmt, dass bald weitere illegale Bischofsweihen unter diesen Umständen stattfinden sollen, muss der heilige Stuhl die Notwendigkeit des Respekts der Freiheit der Kirche und der Autonomie seiner Institutionen von jeder äußerlicher Einmischung erneut bekräftigen. Wir wünschen uns daher, dass sich solche gewaltsamen Zwänge nicht wiederholen, denn das können wir nicht akzeptieren. Der heilige Stuhl hat bei unterschiedlichen Gelegenheiten seine Bereitschaft zu einem ehrlichen und konstruktiven Dialog mit den chinesischen Autoritäten bekräftigt, um Lösungen zu finden, die die berechtigten Wünsche beider Seiten zufrieden stellen."
Der Bischof von Hongkong, Kardinal Joseph Zen, hat unterdessen gegenüber italienischen Medien erneut seine Kritik an den Weihen bekräftigt. Er sei für eine "harte Linie gegen die Einmischungen aus Peking", um nicht jede Glaubwürdigkeit zu verlieren. Er zweifle am Willen Pekings, einen aufrichtigen und transparenten Dialog zu führen. Das Problem liege aber wohl vor allem bei der Patriotischen Vereinigung, weniger bei der Regierung. Der Vatikan müsse jetzt auf offizieller Ebene verhandeln. (rv)

 

 

05.05.06

Schweizergarde

500 Jahre Schweizergarde - heute Abend kommt es zum großen Festakt in der vatikanischen Audienzhalle. Im Jahr 1506 ließ der Renaissancepapst Julius II. die ersten Schweizer Söldner zu seinem persönlichen Schutz in den Vatikan kommen. Die Eidgenossen hatten den Ruf besonders unerschrockener Krieger. Was ist heute das, was man den "Geist" der Garde nennen könnte? Das fragten wir deren Kommandant Elmar Mäder. "Einerseits ist es sicher die Spiritualität, die nach wie vor beim Schweizer Gardisten da ist, wie vor fünfhundert Jahren. Der Dienst für die Kirche, für den Papst, das ist das zentrale Element unseres Dienstes. Die Kameradschaft ist auch ein wesentliches Element dieses Geistes: Junge Männer, die hier zusammen kommen und gute Junggesellenjahre miteinander erleben wollen, und auch einen wesentlichen Schritt in ihrer Persönlichkeitsentwicklung machen."
Vor 25 Jahren - am 13. Mai 1981 - kam es zu dem schrecklichen Anschlag auf Johannes Paul II. mitten auf dem Petersplatz. Ein Alptraum für seinen persönlichen Sicherheitsdienst. Kein Schweizer Gardist der Welt hätte dieses Attentat verhindern können. Nun fährt Papst Benedikt wieder im offenen Jeep bei der Generalaudienz. Ein Sicherheitsrisiko?
"Also Angst habe ich keine. Ich schätze persönlich das Risiko für den Heiligen Vater zur Zeit als sehr gering ein. Ich denke nicht, dass jemand politisch oder religiös motiviert etwas unternehmen wollte. Wir können ja auch den Papst nicht hinter Panzerglas stellen, denn er ist kein Ausstellungsobjekt, sondern der Stellvertreter Christi, und er muss mit den Menschen in Kontakt kommen, um sein Amt ausüben zu können. Da muss die Sicherheit gewisse Konzessionen machen. Wir sind natürlich auch immer darauf bedacht, dem Image des Papstes keinen Schaden zuzufügen. Wenn wir intervenieren müssen, müssen wir uns das vielleicht sogar noch mehr überlegen als bei anderen Staatsoberhäuptern, was wir wann tun können. Das ist eine Wanderung auf Messers Schneide."
Unterdessen gehen die Feierlichkeiten zum 500 Jahr-Jubiläum der Schweizergarde in Rom weiter. Heute steht ein Festakt in der Audienzhalle auf dem Programm. Der Schweizer Bundespräsident Moritz Leuenberger wird ein Grußwort sprechen, und zwei Kompositionen des Schweizer Benediktiners und Komponisten Pater Theo Flury werden aufgeführt: das "Te Deum" und das "Carmen saeculare", eine Meditation über die göttliche und menschliche Liebe. Am Nachmittag treffen sich ehemaligen Schweizergardisten mit ihren Familien und Angehörigen in der Nähe des Vatikans. (rv)

 

 

10.05.06

Die  Kirche wird ihre Position zum Gebrauch von Kondomen in der Aids-Prävention nicht  ändern

Das sagte Kardinal Alfonso Lopez Trujillo, der Präsident des Päpstlichen Familienrates, jetzt nach Angaben der "Catholic News Agency". In einem Radiointerview erklärte Kardinal Trujillo, der Vatikan "halte unverändert an der Lehre über Kondome fest". Entgegen vielen Medienspekulationen meinte er, Papst Benedikt XVI. habe keine Studien über ein neues Verbot in Sachen Kondomgebrauch in Auftrag gegeben. "Als Dikasterium haben wir keine Anweisungen, eine Studie über etwas Neues in Hinblick auf Kondome durchzuführen", betonte Trujillo. Der Leiter des Päpstlichen Krankenrates, Kardinal Javier Lozano Barragan, hatte von einer Studie seines Rates gesprochen, die derzeit zusammen mit Medizinern erstellt werde. (rv)

 

 

11.05.06

Vatikan kommentiert Menschenrechtsrat

Der neue UNO-Menschenrechtsrat soll alles besser machen als die viel gescholtene Menschenrechtskommission. Doch kaum gegründet, zieht das neue UNO-Gremium Kritik auf sich. Zielscheibe ist die Wahl der Gründungsmitglieder: Neben Deutschland könnten auch Länder wie Iran, Kuba, Saudi-Arabien und Tunesien über die Menschenrechte wachen. Der Kritik schließt sich auch Erzbischof Silvano Maria Tomasi an, ständiger Beobachter des Heiligen Stuhles bei der UNO in Genf: "Eine große Änderung gegenüber der Menschenrechtskommission scheint mir das nicht zu sein. Denn wir haben mehr oder weniger dieselben Teilnehmerstaaten, inklusive einiger, die unter vielen Gesichtspunkten gewiss keine Vorbilder für den Schutz der Menschenrechte darstellen - von China bis Saudi Arabien. Und dennoch wurden sie mit einer beachtlichen Anzahl von Stimmen gewählt. Es war interessant zu sehen, wie die Vollversammlung der UNO die meisten Stimmen an afrikanische und asiatische Staaten vergeben hat, die dann Mitglieder wurden, und im Verhältnis dazu wenige Stimmen für europäische Länder abfielen. Vielleicht in Hinweis, dass die welt sich nach Süden verlagert."
Eine andere Bemerkung des Vatikan-Mannes bei den Vereinten Nationen bezieht sich auf die Abwesenheit der Vereinigten Staaten, die nicht unter den Kandidaten für die Wahl zum Menschenrechtsrat waren. "Diese Abwesenheit könnte politische Folgen für das Funktionieren des Rates haben, der formal seine Arbeit am 19. Juni aufnimmt. Neu ist die dauerhafte Überzahl im Rat sich aus afrikanischen und asiatischen Mitgliederstaaten zusammensetzt. Das könnte die Tür zu neuen und sehr interessanten Entwicklungen öffnen." (rv)

 

 

12.05.06

Papst würdigt "die Anima"

Papst Benedikt XVI. hat die deutsche Nationalstiftung Santa Maria dell`Anima in Rom zu deren 600. Gründungstag in einer Audienz gewürdigt. "Das Institut war und ist Heimstätte deutschsprachiger Katholiken in Rom", so der Papst gegenüber dem Rektor und einer Delegation der Stiftung. "Santa Maria dell`Anima gibt den Katholiken aus den Ländern deutscher Zunge die Möglichkeit, in der eigenen Sprache zu beten, zu singen und die heiligen Sakramente der Kirche zu empfangen. Die Priester und alle Verantlade ich dazu ein, dem sakramentalen Leben in der Anima-Gemeinde stets den Vorrang vor allen anderen Tätigkeiten zu geben. Wenn der Herr im Mittelpunkt Eures pfarrlichen Lebens steht, werdet Ihr immer mehr zu einer apostolischen und missionarischen Gemeinde, die auf ihre Umgebung und vor allem auf die vielen Besucher dieser Kirche ausstrahlt."
In freier Rede fügte Papst Benedikt eine Reihe von persönlichen Erinnerungen an die "Anima" ein, wie die Nationalstiftung unter den Katholiken deutscher Sprache in Rom gemeinhin heißt. "Kardinal Frings, obwohl er Rheinländer war, liebte an der Anima, wie er sich ausdrückte, die österreichische Atmosphäre, die er als etwas Heiteres, Gelassenes empfand, und so durfte ich mit ihm im Oktober 1962 in der Anima Quartier beziehen und alle vier Konzilsperioden dort erleben. Schon der lauschige Eingang mit dem Wässerchen, das da sprudelt, der Stille und dem Blick auf die Kirche war etwas Bewegendes. Dann hat mir gerade gefallen, wie verwinkelt die Gänge sind, wie viel Geschichte da spricht, wie viel Herzlichkeit da ist, wie viel Menschlichkeit. Die deutsche Bischofskonferenz hat unten im Bibliotheksraum wöchentlich ihre Tagungen gehalten, sodass die wesentlichen Konzilsentscheidungen der deutschen Bischofskonferenz in jenem Raum gereift sind."
Besonders die Kirche der "Anima", sagte Benedikt den Mitarbeitern der Nationalstiftung, war ihm zu jenen Zeiten ein Zuhause; "wo damals noch jeden Morgen rund um die Altäre herum die einzelnen Anwesenden zelebrierten und sich auch um irgendeine Art von Ministranten ein wenig raufen mussten, wenn man es so ausdrücken darf, aber doch in dem heiligen Frieden des Gotteshauses und des Geheimnisses, das wir gefeiert haben. Und der Blick auf das Grab Hadrian VI. hat uns ja spüren lassen, wie schwere Zeiten es in der Kirche geben kann und wie Gott sie doch durch alle hindurch führt."
Papst Innozenz VII. hatte die Stiftung Santa Maria dell`Anima mit seiner Bulle "Piae postulatio" 1406 gegründet. Zum Jubiläum finden ein feierlicher Gottesdienst und Ende Mai ein zweitägiger Kongress zur Geschichte der "Anima" statt. (rv)

 

 

12.05.06

"Das Sakrileg" von Dan Brown.

Buch und Film „Sakrileg“ von Dan Brown sind ein mehr oder weniger gutes Märchen. Mit Geschichte haben sie nichts zu tun. Jeder Historiker kann viele Fehler entdecken. Wir gehen hier einigen nach.
1. In Sakrileg“ wird behauptet, Jesus sei mit Maria Magdalena verheiratet gewesen, und sie hätten ein Kind gehabt.
Das ist reine Phantasie, reine Erfindung. In der Bibel und in anderen Quellen des Altertums weist nichts darauf hin. Jesus wird natürlich durch diese Behauptung für manche „interessanter“, aber mit Historie hat das nichts zu tun. Im Gegenteil: die historischen Quellen gehen davon aus, dass Jesus unverheiratet war – wie auch die Mitglieder der Sekte der Essener. Es war auch zu Jesu Zeit, wo normalerweise alle verheiratet sein mussten, nicht ungewöhnlich, dass geistbegabte und religiös suchende Menschen unverheiratet blieben. Die Behauptung, Jesus sei verheiratet gewesen, ist eine freie Erfindung. Auch kirchen- und bibelkritische Wissenschaftler haben dies nie ernsthaft behauptet.

2. „Sakrileg“ behauptet, Kaiser Konstantin habe ums Jahr 320 die ursprünglichen Quellen über Jesus vernichten und dann umschreiben lassen. Vorher sei Jesus immer nur als außergewöhnlicher Mensch dargestellt, nie aber als Gott bezeichnet worden. Konstantin habe ihn vergöttlichen lassen.

Diese These wird durch die heute immer noch kontrollierbaren alten Quellen widerlegt. Handschriften und anderen Quellen, die wir kennen, stammen aus der Zeit v o r Kaiser Konstantin. Sie werden bestätigt durch neuste Papyrusfunde. Die Fachwelt verschiedenster Konfessionen weiß, dass die Evangelien zwischen dem Jahr 60 und 110 geschrieben wurden. Die Behauptung Dan Browns, die Evangelien, die wir heute lesen, seien erst unter Kaiser Konstantin verfasst worden, kann von keinem Wissenschaftler ernst genommen werden.

3. „Sakrileg“ behauptet, die katholische Kirche habe in den ersten Jahrhunderten alles Weibliche unterdrückt. Vor allem das „göttlich Weibliche“ sei bekämpft worden. Vorher habe es den „heidnisch matriarchalischen Mutterkult“ gegeben, der dann vor allem durch Kaiser Konstantin zum „patriarchalischen Christentum“ geworden sei.

Das ist eine Erfindung: Seit Jahren stellen die Fachleute verschiedenster Konfessionen fest, dass Jesus und die Bibel die Frauen im Vergleich zu ihrer Umwelt unglaublich aufgewertet haben. Jesus zeigte keinerlei Angst vor dem Weiblichen, nahm die Frauen im Vergleich zu seiner Umwelt ernst, ließ sich auf sie ein. In den Evangelien wurden die Frauen insgesamt aufgewertet. Darüber ist sich die Fachwelt aller Konfessionen einig. Bis zum Entstehen des Christentums mussten Frauen in der Regel heiraten, das Christentum gab ihnen die Freiheit, auf die Ehe um des Himmelreiches zu verzichten, was viele Frauen mit Freuden und freiwillig taten.

4. „Sakrileg“ sagt, das Opus Dei sei ein „Orden“ oder eine „Sekte“, deren Mitglieder Ordensgewänder tragen.

Das ist nachprüfbar falsch. Das Opus Dei ist weder ein Orden noch eine Sekte, denn in Orden leben „Ordensleute“ (z.B. Benediktiner, Franziskaner, Dominikaner, Jesuiten). Die meisten Mitglieder des Opus Dei aber sind Laien, Christen, die nicht in Ordenshäusern oder Klöstern leben, die ohne Ordensgewand in verschiedensten bürgerlichen Berufen arbeiten. Die meisten Ordensmänner sind Priester, die meisten Ordensfrauen tragen eine Ordenstracht, woran sie erkannt werden können. Unter „Sekte“ versteht man eine Gruppe, die sich von einer religiösen Gemeinschaft abgespalten hat, das Opus Dei hat sich nicht abgespalten, sondern weiß sich im Gegenteil ganz im Herzen der katholischen Kirche.

5. „Sakrileg“ klagt die katholische Kirche an, für Millionen von Hexenverbrennungen verantwortlich zu sein.

Das ist sehr übertrieben: Die allermeisten Hexenverbrennungen wurden nicht von kirchlichen, sondern von weltlichen Gerichten angeordnet. Auf das Konto der evangelischen Kirche gehen etwa gleich viele Verbrennungen wie auf das Konto der katholischen Kirche. „Sakrileg“ behauptet, es seien 5 Millionen „Hexen“ verbrannt worden, richtig ist: etwa 20.000 bis 50.000. (Auch das ist ein Verbrechen). In mehrheitlich „katholischen Staaten“ gab es keine oder nur sehr wenige Hexenprozesse, z.B. Italien, Spanien und Irland.


Weitere kleinere Fehler von Dan Brown
6. „Sakrileg“ behauptet, „tausende von Jüngern“ hätten das Leben Jesu aufgeschrieben.
Es waren vielleicht zwei Dutzend. Jesus hatte gar nicht tausende von Jüngern. Wie viele von ihnen lesen und schreiben konnten, ist wohl auch nicht ganz klar.

7. „Sakrileg“ behauptet, die Schriftrollen vom Toten Meer gehören zu den „frühesten christlichen Dokumenten“
Die Schriftrollen sind keine christlichen Dokumente, sondern jüdische aus der Zeit zwischen 300 und 100 vor Christus.

8. „Sakrileg“ unterstellt, dass der Vatikan die Schriftrollen vom Toten Meer oder Qumranrollen unter Verschluss hielt und verbarg.
Richtig ist, dass die israelische Antikenverwaltung sie verwahrt hat und verwahrt, früher die jordanische. Der Vatikan hat damit überhaupt nichts zu tun.

9. „Sakrileg“ behauptet, dass die apokryphen „Evangelien“ älter sind als die Evangelien der Bibel. Apokryphe Texte sind Schriften über Jesus und die Apostel, die von der Kirche in den ersten Jahrhunderten nicht in die Bibel aufgenommen wurden.
Richtig ist, dass die apokryphen Schriften meist jünger sind als die Evangelien der Bibel.

10. „Sakrileg“ behauptet, jüdische Rabbiner müssten verheiratet sein, daher sei Jesus verheiratet gewesen.
Richtig ist, dass z. B. die Mönche der Essener zur Zeit Jesu nicht verheiratet waren ebenso wie andere besondere religiöse Persönlichkeiten. Normale Rabbiner waren verheiratet. Jesus war ein „normaler Rabbiner“, denn alle fragten sich, woher er sein Wissen habe.

11. Sakrileg“ behauptet, die Kirche habe vor allem Kräutersammlerinnen und Naturliebhaberinnen verfolgt.
Das ist falsch. Jeder Historiker weiß, dass gerade in Klöstern wundervolle Kräutergärten entstanden, dass die „Kräutermedizin“ hoch im Kurs war.

12. „Sakrileg“ behauptet, Leonardo da Vinci habe „hunderte von lukrativen Auftragswerken für den Vatikan“ gemalt.
Leonardo hat nur 17 Bilder gemalt.

13. „Sakrileg“ behauptet, der heilige Gral – ein Kelch – sei eines der wichtigsten Reliquien der Christen gewesen.
Die wichtigsten Reliquien im Lauf der Geschichte waren das Kreuz Christi (oder Teile vom Kreuz), die vermuteten Gebeine des heiligen Jakobus in Santiago de Compostela, das „Schweißtuch der Veronika“. Der „heilige Gral“ ist eine mythologische Figur, die historisch sehr umstritten ist.

Woher der Erfolg von „Sakrileg“?
Menschen, die heute Bücher lesen, interessieren sich für drei Bereiche, die das Buch meisterhaft aufgreift:
* Geschichte: es gibt einen Boom von Büchern über geschichtliche Themen.
* Religion: Der Einfluss der Kirchen schwindet, die Menschen suchen aber nach Religion. Daher boomt auch der religiöse Markt.
P. Eberhard v. Gemmingen SJ
„Sakrileg“ ist nicht nur ein Thriller, es ist vor allem ein Märchen. Wenn es nicht den Anspruch der historischen Wahrheit erheben würde, könnte man lächeln. Aber das Buch nützt die Leichtgläubigkeit und Unkenntnis von Millionen aus und greift verbreitete Kirchenkritik und Skepsis gegen Großorganisationen auf. Wer sich in der Literatur auskennt, weiß, dass er von vielen anderen Autoren abgeschrieben und neu komponiert hat. In ein paar Jahren wird niemand mehr von Dan Brown sprechen – während immer noch von Dante, Shakespeare, Moliere und Goethe gesprochen wird. Lassen wir gelassen Dan Brown an uns vorbeiziehen. Man muss das Buch nicht lesen und den Film nicht sehen.
* Verschwörung: Obwohl die Welt durch die Medien so durchsichtig wird, wächst der Verdacht, es gebe viele Verschwörungen. (rv)

 

 

13.05.06

Papst-Attentat vor 25 Jahren

 

Auf dem Petersplatz ist heute Morgen ein weißer Gedenkstein eingesetzt worden. Die Marmorplatte, 40 x 40 Zentimeter groß, erinnert ab sofort an das Attentat auf Papst Johannes Paul II. am 13. Mai 1981, also vor genau 25 Jahren. Die Platte zeigt das Datum sowie das Wappen des polnischen Papstes, das M unter dem Kreuz. Sie ersetzt den roten Pflasterstein kurz vor der Einfahrt in den linken Kolonnadenbogen. Dieser war so klein, dass er bisher nur Eingeweihten als Erinnerungsstütze dienen konnte.
Zum Jahrestag des Attentats organisierte das römische Pilgerwerk einen nationalen Wallfahrtstag zu Ehren Johannes Pauls und der Madonna von Fatima. Am 13. Mai 1917 erschien die Jungfrau den drei Hirtenkindern von Fatima erstmals, und Johannes Paul II. hatte sein Überleben stets auf die Hilfe der Gottesmutter von Fatima zurückgeführt. Eine der beiden Kugeln, die den Papst an Magen und Hand trafen, ließ er in die Krone der Statue einarbeiten. 1982, auf den Tag ein Jahr nach dem Attentat, besuchte Johannes Paul den portugiesischen Wallfahrtsort:
„Ich bin heute hierher gekommen, gerade weil am selben Tag des vergangenen Jahres auf dem Petersplatz in Rom das Attentat auf den Papst geschehen ist, ein Ereignis, das auf geheimnisvolle Weise zusammentraf mit dem Jahrestag der ersten Erscheinung von Fatima. Diese beiden Daten sind derart zusammengetroffen, dass ich glaube, darin einen besondern Ruf zu diesem Besuch heute und hier zu erkennen. Uns so bin ich nun hier. Ich bin gekommen, um der göttlichen Vorsehung an diesem Ort zu danken, den die Gottesmutter in so auffallender Weise erwählt zu haben scheint.“
Pilgerwerkschef Liberio Andreatta sagt zur Fatima-Verehrung des polnischen Papstes:
„Die Madonna von Fatima hat den Hirten aufgetragen, das Rosenkranzgebet immer wieder zu wiederholen. Johannes Paul sagte, der Rosenkranz ist das Brevier der Christen. Vor allem ist er unsere Waffe, mit der wir uns gegen die Gefahren für den Glauben wehren können.“
Vor 25 Jahren hielt die Welt den Atem an, die Bilder vom Papst der schmerzverzerrt im offenen Wagen zusammenbricht gingen wie ein Lauffeuer um die Welt. Die Italiener, die wie viele vom "Verbrechen des Jahrhunderts" sprechen, veranstalteten heute ein show-ähnliches Programm in der vatikanischen Audienzhalle. Im Beisein von Vertretern aus Staat und Gesellschaft ging es um Aspekte des Pilgerns und des katholischen Lebens. Am Nachmittag traf die Marienstatue aus dem portugiesischen Wallfahrtsort in Rom ein.
„Den Pilgern bleibt vor allem die Erinnerung an einen Papst, der sein ganzes Leben Maria gewidmet hatte. Dieses ‚Totus tuus’, ‚ganz dein’, galt für sein geistiges Leben, aber er hat es vor allem in dieser Hingabe an Maria zum Ausdruck gebracht, in dieser Dankbarkeit, gegenüber der Madonna von Fatima, der Muttergottes, die für ihn wirklich wie eine Mutter war.“
Zuletzt war die Statue im Heiligen Jahr 2000 aus dem portugiesischen Pilgerort nach Rom gebracht worden. In feierlicher Prozession brachten zehntausende Menschen sie von der Engelsburg zum Petersplatz. Am frühen Abend steht eine Messfeier mit Kardinalvikar Camillo Ruini auf dem Programm. Und dann, Liberio Andreatta?
„Wir veranstalten eine große Gedenkfeier zu Ehren Johannes Pauls II., mit Fahnenschwingern auf dem Petersplatz, mit der Kapelle der römischen Stadtwache und am Ende wird der Himmel voll sein mit blauen und gelben Luftballons – zu Ehren Johannes Pauls II.“
Für die Pilger heute also kein Trauer- sondern ein Freudentag. Der Attentäter Mehmet Ali Agca wurde im Jahre 2000 begnadigt. In der Türkei nahm man ihn wegen des Mordes an einem Journalisten im Jahr 1979 wieder in Haft. Im Januar dieses Jahres kam Agca für kurze Zeit frei. Kurz darauf entschied ein Berufungsgericht, Agca müsse wenigstens bis zum Jahre 2014 im Gefängnis bleiben. Immer wieder gibt es Gerüchte und Berichte, das Attentat auf den Papst aus Polen sei von Sowjet-Geheimdiensten gesteuert gewesen. Aufgeklärt wurde es nie.
Johannes Paul II. hatte seinem Attentäter sofort vergeben. Nur vier Tage nach dem Anschlag wandte er sich in einer Radiobotschaft an die Welt außerhalb der Gemelliklinik. Seine Stimme schwach, seine Botschaft keine zehn Zeilen lang:
„Liebe Brüder und Schwestern, ich weiß, dass ihr in diesen Tagen und speziell in dieser Stunde mit mir verbunden seid. Ich danke euch bewegt für eure Gebete und segne euch alle. Ich bin besonders den beiden Personen nahe, die mit mir verletzt wurden. Ich bete für den Bruder, der auf mich geschossen hat. Ich habe ihm aufrichtig vergeben. Vereint mit Christus, Hoherpriester und Opferlamm, opfere ich meine Leiden auf für die Kirche und für die Welt. Dir, Maria, wiederhole ich: Ich bin ganz dein.“ (rv)

 

 

13.05.06

Bayern beim Papst

Heimat ist mehr als ein geographischer Begriff. Das sagte Papst Benedikt XVI. heute vor einer farbenfrohen Delegation aus seiner Heimat Bayern: Der Bund der bayerischen Gebirgsschützen, angeführt vom Münchner Erzbischof Kardinal Friedrich Wetter, war am Vormittag zu Gast im Apostolischen Palast.
Es ist zwar nicht mehr Eure Aufgabe, wie in vergangenen Jahrhunderten das Land mit der Waffe in der Hand gegen äußere Feinde zu verteidigen - Gott sei Dank, sagte der Papst den Gebirgsschützen. Doch heute drohten Gefahren, die vielleicht sogar noch ernster sind, weil man sie häufig gar nicht als solche erkennt.
Nach zwei Weltkriegen gibt es viele Menschen, die gleichsam entwurzelt sind, die nie erfahren haben, was Heimat bedeutet, wie sehr ein Beheimatet-Sein dem Menschen innere Sicherheit verleihen kann, weil es eben mehr ist als ein rein geographisches Faktum. Für uns beinhaltet es zugleich eine Verwurzelung im christlichen Glauben, der Bayern und ganz Europa zutiefst geprägt hat und der unserem Leben seinen eigentlichen, in allen Wirnissen beständigen und verlässlichen Sinn verleiht.
Dieser Glaube habe sich in Bayern wie auch in anderen Regionen spezielle Ausdrucksformen geschaffen:
"Von der barocken Pracht unserer Kirchen, die wir so lieben, bis zum bescheidenen Wegkreuz zwischen den Feldern, das wie eine innere Wegweisung dasteht. Von den feierlichen Fronleichnamsprozessionen bis zu kleinen Pilgergängen zu den zahlreichen Wallfahrtsorten, von der großen Kirchenmusik, die uns teuer ist, bis zum alpenländischen Volkslied…. Die bayerische Volkskultur macht in ihren mannigfaltigen Ausdruckformen die tiefe, unzerstörbare Freude sichtbar, die Jesus Christus uns schenken wollte, als er sagte: 'Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben, und es in Fülle haben' (Joh 10, 10). (rv)

 

 

13.05.06

Der Papst kommt nach Spanien

Das hat Vatikansprecher Joaquin Navarro-Valls nun offiziell bestätigt. Anlass der Reise am 8. und 9. Juli des Jahres ist das fünfte Weltfamilientreffen, das in Valencia stattfindet. Die Veranstalter erwarten 4.000 Bischöfe und zehntausende Gläubige. (rv)

 

 

14.05.06

Papst sieht wichtigen Beitrag Bulgariens für Europa

Papst Benedikt XVI. hofft, dass durch den bevorstehenden EU-Beitritt Bulgariens Europa neuen „spirituellen Elan“ gewinne. Gerade junge Menschen bräuchten spirituelle und moralische Werte, damit Europa nicht nur ein großer Marktplatz von im Überfluss vorhandenen Gütern werde, sagte der Papst beim Antrittsbesuch des neuen bulgarischen Botschafters beim Heiligen Stuhl, Valentin Bozhilov. Durch die Slawenapostel Cyrill und Methodius habe der christliche Glaube im 9. Jahrhundert Menschen anderer Sprachen und Kulturen erreicht. So seien sie ein Vorbild für den Dialog der Kulturen geworden. Ganz Europa könne Zeuge und Botschafter des notwendigen Dialogs zwischen den Kulturen und Religionen für die Welt werden, meinte Benedikt XVI. gegenüber dem Botschafter. Europa müsse sich für eine „gerechte Verteilung der Güter auf der Welt, für eine wirkliche Entwicklung Afrikas und für die Korrektur des ungerechten Ungleichgewichts zwischen Nord und Süd“ einsetzen. Denn dieses führe immer wieder zu Spannungen und gefährde den Frieden.
Am Dienstag wird in Brüssel eine Entscheidung über den Zeitpunkt des EU-Beitritt von Bulgarien und Rumänien erwartet. Eine Empfehlung, beide Staaten schon zum 1. Januar 2007 als Vollmitglied aufzunehmen, gilt als unwahrscheinlich. Für eine Verschiebung um ein Jahr gibt es aber keine Mehrheit. Bulgarien wird vorgeworfen, es habe bislang nicht genug gegen Korruption, organisierte Kriminalität und Menschenhandel unternommen.
(rv)

 

 

17.05.06

Papst freut sich auf Polenreise

Papst Benedikt XVI. freut sich auf seine zweite Auslandsreise, die ihn nächste Woche in die Heimat seines Vorgängers, also nach Polen führt. Bei der Generalaudienz heute auf dem Petersplatz sagte der Papst in einem Grußwort in polnischer Sprache: "Dier Besuch in Polen wird das Motto haben: Bleibt stark im Glauben. Ich bitte euch und die Kirche in Polen schon heute, dafür zu beten, dass wir uns in diesen Tagen durch Gottes Gnade gegenseitig im Zeugnis des Glaubens bestärken können. Dabei möge uns der Diener Gottes, Johannes Paul II., begleiten."
Von Donnerstag bis Sonntag will der Papst in Polen Orte des Wirkens seines Vorgängers besuchen. Außerdem wird er auch auf dem Gelände des früheren Konzentrationslagers Auschwitz beten. (rv)

 

 

19.05.06

Zur Premiere einer Fiktion

Skandale sind gut für die Publicity – doch schlechte Filme haben noch kaum einem Festival genützt. Die Filmfestspiele von Cannes eröffneten gestern mit „Sakrileg - The Da Vinci Code“. Schon die professionellen Kinokritiker hatte kein gutes Haar an der umstrittenen Roman-Verfilmung gelassen, nun ist er auch bei der Publikumspremiere durchgefallen. Die Reaktionen aus Kirchenkreisen auf das Werk schwanken von Boykottaufrufen bis höchster Gelassenheit. Gegenüber Radio Vatikan äußerte sich nun Angelo Amato, der Sekretär und damit „Zweite Mann“ der Glaubenskongregation, so:

„Es ist einfach so, dass man heute ungestraft vom Papst schlecht reden kann. Das geschieht zum Beispiel gerade in Deutschland in dem Zeichentrickfilm „Popetown“. Man kann auch die Geschichte des Christentums verfälschen ohne den kleinsten Respekt für geschichtliche Ethik - von religiösem Respekt will ich gar nicht erst reden. Alles, was in Da Vinci Code steht, scheint wirklich ohne reale Grundlage zu sein. Deshalb ist es wirklich eine Verleumdung der Kirche, die darauf ausgelegt ist, die Kirche in Misskredit zu bringen.“

Eine offizielle Verurteilung des Romans bzw. des Films des Vatikans wird es dennoch nicht geben, glaubt Amato.

„Meiner Ansicht nach verdient es das Buch nicht. Denn es verzichtet auf jede geschichtliche und biblische Grundlage. Immerhin sollten die christlichen Gemeinschaften ihre Stimme erheben und die Wahrheit von den Dächern schreien, wie das Evangelium es ausdrückt. So ist der Lüge entgegenzutreten, die leider jedes Mittel der medialen Überredungskunst nutzt, um diesen Massenkonsens zu erreichen. (rv)

 

 

19.05.06

Verbot für den Gründer der “Legionäre Christi”

Der Gründer der Legionäre Christi, der Priester Marcial Maciel Dellogado, darf in Zukunft nicht mehr öffentlich auftreten, sondern soll "ein Leben des Gebetes und der Buße" führen. Das hat die vatikanische Glaubenskongregation heute bekannt gegeben. Sie reagiert damit auf den wiederholten Vorwurf, der 85-jährige Mexikaner habe sich früher an jungen Männern vergangen. Der Vatikan verzichte wegen Maciels vorgerücktem Alter auf einen kirchenrechtlichen Prozess und bitte den Angeklagten gleichzeitig, kein öffentliches Amt mehr wahrzunehmen, hieß es in einer Mitteilung des vatikanischen Pressesaals. Seit 1998 seien in der Glaubenskongregation Klagen gegen den Gründer der Legionäre Christi eingegangen. Die Kurienbehörde habe den Fall eindringlich geprüft und dem Papst vorgelegt. Marcial Maciel hatte sich 2005 aus der Leitung der katholischen Bewegung zurückgezogen. Den Legionären Christi gehören 500 Priester, 2.500 Seminaristen und 65.000 Laien an. Außerdem betreiben sie zwölf Universitäten, darunter eine in Rom. (rv)

 

 

21.05.06

Neuer Präfekt der Kongregation für die Evangelisierung der Völker

Papst  Benedikt der XVI. hat heute den Erzbischof von Bombay, Kardinal Ivan Dias, zum  neuen Präfekten der Kongregation für die Evangelisierung der Völker  ernannt. Er löst Kardinal Crescenzio Sepe ab, der als Erzbischof nach Neapel geht. Dias  ist 1936 geboren und stand lange Jahre im diplomatischen Dienst des Heiligen  Stuhls, unter anderem auch in den schwierigen Jahren von 1991 bis 1997 in  Albanien. 1996 wurde er zum Erzbischof von Bombay ernannt und 2001 von Papst  Johannes Paul II zum Kardinal kreiert. Die "Missionskongregation" gilt als  wichtiges Dikasterium, da ihr in den Missionsgebieten der Erde die unmittelbare  Aufsicht über die kirchlichen Strukturen zukommt. (rv)

 

 

22.05.06

Papst in Polen: Zahlen, Daten, Fakten

Es ist die erste Auslandsreise, die der neue Papst selbst beschlossen hat, denn der Weltjugendtag von Köln, an dem Benedikt XVI. letzten Sommer teilnahm, war ja noch von seinem kurz zuvor verstorbenen Vorgänger Johannes Paul II. auf den Weg gebracht worden. Mit dieser Reise will Benedikt Gott und der polnischen Kirche für das Geschenk eines Johannes Paul II. danken und damit das Pontifikat seines Vorgängers gewissermaßen zu Ende führen.
Der Start in Warschau bedeutet nicht, dass Benedikt XVI. sich an das Procedere seines Vorgängers halten will, große Reisen immer in der Hauptstadt zu beginnen. Stattdessen wollte Benedikt auf dem früheren Heldenplatz, jetzt Pilsudskiplatz in Warschau die Messe feiern, wie Johannes Paul II. es an Pfingsten 1979 bei seiner ersten Reise als neugewählter Papst noch zur Zeit des kommunistischen Regimes getan hatte.

Das Motto der Reise heißt: "Steht fest im Glauben" (1 Kor 16,13).
Programm:
Donnerstag, 25. Mai
8.40 Uhr: Flug von Roma-Ciampino nach Warschau. Entfernung: 1.320 km; Flugzeit: 2h 20.
11.00 Uhr: Ankunft auf dem Flughafen Warschau/Okecie. Ansprache des Präsidenten Lech Kaczynski. Ansprache des Papstes.
11.45 Uhr: Fahrt zur Kathedrale von Warschau.
12.30 Uhr: In der Kathedrale Treffen mit dem Klerus. Grußwort von Kardinal Jozef Glemp, Ansprache des Papstes.
13.30 Uhr: Mittagspause im Palais des Erzbischofs von Warschau, anschl. Fahrt zur Nuntiatur.
17.30 Uhr: Höflichkeitsbesuch beim Präsidenten in dessen Palais. Keine Ansprachen.
19.00 Uhr: Ökumenische Begegnung in der Lutherischen Dreifaltigkeitskirche von Warschau. Grußwort des Präsidenten des Polnischen Kirchenrates, des orth. Erzbischofs Jeremia. Ansprache des Papstes.
Freitag, 26. Mai
9.30 Uhr: Messfeier auf dem Pilsudski-Platz in Warschau. Grußwort von Kardinal Glemp, Predigt des Papstes.
15.45 Uhr: Abflug von Warschau.
17.15 Uhr: Ankunft im Marienwallfahrtsort Tschenstochau. Entfernung von Warschau: 200 km.
17.30 Uhr: Besuch im Kloster auf dem Schwarzen Berg (Jasna Gora)
18.00 Uhr: Treffen mit Ordensleuten, Seminaristen und Bewegungen in der Basilika von Jasna Gora. Grußwort von Erzbischof Stanislaw Nowak. Ansprache des Papstes.
19.15 Uhr: Weiterflug nach Krakau. Entfernung von Tschenstochau: 100 km.
20.00 Uhr: Ankunft in Krakau, Weiterfahrt und Übernachtung im Erzbischöflichen Palais.
Samstag, 27. Mai
9.30 Uhr: Fahrt in den Geburtsort Johannes Pauls II., Wadowice. Entfernung von Krakau: 59 km.
10.30 Uhr: Ankunft in Wadowice und Besuch in der Basilika.
10.45 Uhr: Besuch im Geburtshaus von Johannes Paul II.
11.00 Uhr: Treffen mit der Bevölkerung auf dem Rynek-Platz. Grußwort von Kardinal Stanislaw Dziwisz. Ansprache des Papstes.
11.30 Uhr: Weiterfahrt in den Wallfahrtsort Kalwaria Zebrzydowska. Entfernung von Wadowice: 13 km.
12.00 Uhr: Ankunft in Kalwaria. Besuch der Marienkirche.
12.15 Uhr: Weiterfahrt nach Krakau. Entfernung von Kalwaria: 46 km. Zwischenstopp an der neuen Kirche der Göttlichen Barmherzigkeit von Lagiewniki (dort kurzes Gebet um 13.00 Uhr).
13.45 Uhr: Ankunft in Krakau, Mittagspause.
18.00 Uhr: Besuch der Kathedrale auf dem Wawel, der historischen Königsburg Polens.
18.45 Uhr: Treffen mit polnischen Jugendlichen im Krakauer Blonie-Park. Grußwort von Kardinal Stanislaw Dziwisz. Predigt des Papstes. Segnung des Grundsteins eines "Johannes-Paul-II.-Zentrums".
Sonntag, 28. Mai
9.45 Uhr: Messfeier und Regina-Coeli-Gebet im Blonie-Park von Krakau. Grußwort von Kardinal Stanislaw Dziwisz. Predigt des Papstes.
12.15 Uhr bis 15.45 Uhr: Im Erzbischöflichen Palais von Krakau.
16.00 Uhr: Fahrt nach Auschwitz. Entfernung von Krakau: 60 km.
17.00 Uhr: Ankunft auf dem Gelände des früheren KZ Auschwitz. Begegnung mit einigen Überlebenden, Gebet in der Todeszelle in Block 11.
17.15 Uhr: Besuch im Dialog- und Gebetzentrum von Auschwitz.
17.30 Uhr: Gebet im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Friedensgebet des Papstes auf deutsch; Ansprache des Papstes auf italienisch.
18.30 Uhr: Fahrt von Auschwitz-Birkenau zum Flughafen von Krakau. Entfernung: 52 km.
19.15 Uhr: Abschieds-Zeremonie auf dem Flughafen von Krakau. Ansprache des Präsidenten, Ansprache des Papstes.
20.00 Uhr: Abflug nach Rom. Entfernung von Krakau: 1.304 km. Flugzeit: 1h 50.
21.50 Uhr: Ankunft in Rom-Ciampino, Weiterfahrt in den Vatikan. ( rv)

 

 

25.05.06

Papst in Warschau

Papst Benedikt XVI. ist auf dem Warschauer Flughafen eingetroffen. Kurz nach elf Uhr setzte der Airbus mit dem Papst an Bord auf dem Rollfeld auf. Benedikt XVI. kam lächelnd die Gangway hinunter, verzichtete aber auf den von seinem Vorgänger her gewohnten Bodenkuß. Nach einem Händedruck mit Präsident Lech Kaczynskyi wechselte der Papst ein paar Worte mit dem Warschauer Primas, Kardinal Joseph Glemp. Danach wurden die vatikanische und die polnische Hymne intoniert. Benedikt verneigte sich vor der Fahne des Gastlandes und sagte auf polnisch: "Danke, Soldaten."
Kaczynski erklärte in seiner Ansprache: "Wir haben, Heiliger Vater, vom Anfang Ihres Pontifikats an auf Sie gewartet." Er sei stolz, dass Polen gewissermassen Ziel der ersten Auslandsreise Benedikts sei, und danke dafür, wie der Papst die Arbeit seines Vorgängers, "des größten Sohns der polnischen Erde", fortsetze. Polens Traditionen gründeten auf dem katholischen Glauben: "Polnisch sein, das heißt auch Pluralismus und nicht geistige Enge." Der Präsident, der als EU-kritisch gilt, erwähnte die Mitgliedschaft seines Landes in der EU, betonte aber, Polen wolle die Zukunft des Bündnisses aus christlichem Geist mitgestalten.
An den Papst gewandt, rühmte der Präsident "den größten Theologen der Gegenwart". "Zu den Polen kommt ein Hirte aus Deutschland - das ist ein Wink Gottes, denn Polen und Deutsche sind sich sehr nahe, oft getrennt durch die Geschichte, doch die Gegenwart gibt uns das beste Zeichen einer Zusammenarbeit zwischen einem Polen und einem Deutschen." Versöhnung zwischen beiden Völkern könne im Geist des katholischen Glaubens gelingen.
Der Präsident erinnerte daran, dass Johannes Paul II. 1979 in Warschau ausgerufen habe: "Komm Heiliger Geist und erneuere das Angesicht dieser Erde!" Damit habe er seiner Nation zu einem moralischen Neuanfang verholfen. Die Polen seien durch Papstreisen "immer besser" geworden; er hoffe, das sei auch diesmal der Fall. Er erwähnte auch den für Sonntag geplanten Besuch des Papstes in Auschwitz und sprach von einem "Zeichen für Versöhnung und Frieden".

Benedikt XVI. begann seine Begrüßungsansprache in polnischer Sprache, wofür es von den Zuhörern Beifall gab. Anschließend verlasen der Papst und ein polnischer Kleriker die weiteren Teile der Rede im Wechsel - der Kleriker auf polnisch, Benedikt hingegen in italienischer Sprache. Anschließend stellte der Ministerpräsident ihm das neue polnische Kabinett vor, und Kardinal Glemp präsentierte die Mitglieder der polnischen Bischofskonferenz.

Tausende von Menschen bereiteten dem Papst auf dem Flughafen einen warmen Empfang. Benedikt wirkte anfangs etwas gespannt, nach einer Weile dann aber lockerer und sehr herzlich. Zum Schluß der Zeremonie grüßte Benedikt einige Zuschauer jenseits der Absperrungen bei einem kleinen "Bad in der Menge". Dann fuhr er im Papamobil, begleitet von Kardinal Glemp und seinem Sekretär Mons. Gänswein, in die Innenstadt. Mittags traf er sich in der Johanneskathedrale in der Warschauer Innenstadt mit etwa 1.000 Klerikern.

Der Papst war heute Morgen kurz vor neun Uhr vom römischen Flughafen Ciampinoaufgebrochen. Es ist die zweite Auslandsreise von Papst Benedikt XVI. (rv )

 

 

 

Erste Rede des Papstes. Die Kernsätze.

 

Ich freue mich, heute auf dem Boden der Polnischen Republik unter euch zu sein. So sehr habe ich mir diesen Besuch im Land und bei diesem Volk gewünscht, aus dem mein geliebter Vorgänger Johannes Paul II. kam. Ich bin gekommen, um den Spuren seines Lebens zu folgen, von seiner Kindheit bis zu seiner Abreise zum denkwürdigen Konklave von 1978.
Unser gemeinsamer Weg hat zum Motto: "Bleibt stark im Glauben". Daran erinnere ich von Anfang an, um zu betonen, dass es sich nicht einfach um eine sentimentale Reise handelt, obwohl auch dieser Aspekt mit hineinspielt, sondern um einen Weg des Glaubens, der zur Mission gehört, die der Herr mir über den Apostel Petrus anvertraut hat.
Ich grüße den Herrn Präsidenten ... und grüße auch die Vertreter der orthodoxen, der evangelischen und der anderen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften. Das Gleiche tue ich auch mit Blick auf die jüdische Gemeinschaft und die Anhänger des Islam. Schließlich grüße ich die ganze Kirche in Polen: die Priester, die geweihten Personen, die Alumnen der Seminare, alle Gläubigen und vor allem die Kranken, die Jugendlichen und die Kinder. Begleitet mich in Gedanken und im Gebet, damit diese Reise für uns alle fruchtbar wird und unseren Glauben vertieft und stärkt.
Ich wollte mich in zwei Städten aufhalten, die Johannes Pau II. so am Herzen lagen: in der Hauptstadt Warschau und in seinem Erzbischofssitz Krakau. Ich will auch nicht fehlen, wenn Jugendliche sich (in Krakau) zu einer Gebetsvigil versammeln. Ich werde gern bei ihnen sein und hoffe, ein Zeugnis von ihrem jungen und kräftigen Glauben zu erleben. Am Sonntag werden wir uns auf der Blonie-Wiese treffen, um die Messe zum Dank für das Pontifikat meines geliebten Vorgängers zu feiern, zum Dank auch für den Glauben, in dem er immer sein Wort und das Beispiel seines Lebens gestärkt hat. Und schließlich werde ich nach Auschwitz fahren; dort hoffe ich vor allem Überlebende des Nazi-Terrors zu treffen, die aus mehreren Nationen kommen, die die tragische Unterdrückung erlebt haben. Wir werden alle zusammen darum beten, dass die Wunden des letzten Jahrhunderts heilen durch die Medizin, die der gute Gott uns zeigt, wenn er uns zum gegenseitigen Verzeihen aufruft, und die er uns im Geheimnis seiner Barmherzigkeit anbietet.
"Bleibt stark im Glauben" - das ist das Motto dieser Apostolischen Reise. Für alle, die nicht die Gnade des Glaubens haben, aber den guten Willen im Herzen, sei mein Besuch eine Zeit der Brüderlichkeit, des Wohlwollens und der Hoffnung. Diese ewigen Werte der Menschheit sind ein solides Fundament, um eine bessere Welt zu bauen, in der jeder materiellen Wohlstand und spirituelles Glück finden kann. Das wünsche ich dem ganzen polnischen Volk. (rv)

 

 

26.05.06

Papst in Polen: Alles auf einen Blick.

Auf dem Warschauer Pilsudzyki-Platz hat der Papst heute die Messe gefeiert. Dabei erinnerte er an seinen Vorgänger Johannes Paul, der hier Ende der siebziger Jahre die Freiheitsbewegung in Polen in Gang brachte, die dann zum Sturz des Kommunismus führte. Benedikt XVI. warnte vor Relativismus und rief aus: "Bleibt stark im Glauben, und gebt ihn an eure Kinder weiter!" Am Freitagabend besuchte der Heilige Vater den Marienwallfahrtsort Tschenstochau mit seinem berühmten Bildnis der Schwarzen Madonna, der Königin Polens. Dort traf er Ordensleute, Seminaristen und Vertreter neuer geistlicher Gruppen.
Papstmesse in Warschau: Benedikt warnt vor Relativismus
Es war der erste emotionale Höhepunkt dieser Papstreise: Benedikt XVI. feierte die Messe im Zentrum von Warschau. Der Pilsudski-Platz, der auch als Siegesplatz bekannt ist, hat für die Polen eine ganz besondere Bedeutung. Am 2. Juni 1979 rief hier der neugewählte polnische Papst Johannes Paul II. mitten im kommunistischen System aus: "Herr, sende aus deinen Geist und erneuere das Antlitz der Erde - dieser Erde!" Hier fanden auch - während des Kriegsrechts 1981 - die Beisetzungsfeiern für den so genannten Primas des Millenniums, Kardinal Wyszynski, statt.
Der gesamte Platz war voller Regenschirme; dicht gedrängt standen mehr als 10.000 Menschen zusammen und hielten dem Regen stand. Unter den Gästen waren auch Präsident Lech Kacynski und seine Frau, Politiker, vierzig Kardinäle und Bischöfe aus dem Ausland. Thema der Messfeier war der Heilige Geist; immer wieder, wenn Benedikt XVI. ein paar Worte auf polnisch sagte, brandete Beifall auf. In einer Fürbitte in der Sprache des Nachbarlands Weißrußland wurden auch politische Töne angeschlagen und der Respekt vor der Würde jedes einzelnen Menschen angemahnt. Weißrußland ist eine Diktatur, in der zahlreiche Dissidenten in Haft sind oder schikaniert werden.
Am Ende des Gottesdienstes segnete der Papst das Marienbild der "Madonna Tribunalska"; polnische Parlamentarier wünschen sich eine Erhebung der "Maria Tribunalska" zur Patronin der Abgeordneten.
Predigt des Papstes in Warschau: Die Kernsätze.
"In der Geschichte der Kirche haben die Apostel das Wort Christi gepredigt und sich bemüht, es ihren Nachfolgern unverändert weiterzugeben. Viele Prediger des Evangeliums haben aus Treue zur Wahrheit des Wortes Christi das eigene Leben gegeben. Und so ist aus der Sorge um die Wahrheit die Tradition der Kirche entstanden. So wie in den vergangenen Jahrhunderten gibt es auch heute Personen und Kreise, die, diese jahrhundertealte Tradition vernachlässigend, das Wort Christi verfälschen und jene Wahrheiten des Evangeliums entfernen möchten, die sie als unbequem für den modernen Menschen erkennen. Man versucht den Eindruck zu erwecken, alles sei relativ: auch die Wahrheiten des Glaubens sollen von der historischen Situation und der Bewertung durch den Menschen abhängen. Doch die Kirche kann den Geist der Wahrheit nicht zum Verstummen bringen. Die Nachfolger der Apostel sind, gemeinsam mit dem Papst, für die Wahrheiten des Evangeliums verantwortlich, und auch alle Christen sind dazu berufen, diese Wahrheit zu teilen, indem sie die die Zeichen im Glauben annehmen.
Was bedeutet es, Christus zu lieben? Es bedeutet, sich ihm auch in der Stunde der Prüfung anzuvertrauen, ihm selbst auf dem Kreuzweg treu zu folgen. Die Liebe zu Christus verwirklicht sich durch die innere Vereinigung, durch Gebet, Lobpreisung, Dank und Reue. Nicht fehlen kann ein aufmerksames Hören der Eingebungen, die der Herr durch sein Wort auslöst, durch die Menschen, die wir treffen, durch Situationen des täglichen Lebens. Ihn zu lieben bedeutet, mit ihm im Gespräch zu bleiben, um seinen Willen zu erkennen und ihn bereitwillig umzusetzen.
Doch den eigenen Glauben als Liebesbeziehung mit Christus zu leben, bedeutet auch die Bereitschaft, auf alles zu verzichten, was die Verneinung seiner Liebe darstellt.
Bleibt stark im Glauben, gebt ihn an eure Kinder weiter, bezeugt die Gnade, die ihr in eurer Geschichte in so überreichem Maß durch den Heiligen Geist erfahren habt. In euren Herzen möge niemals die Liebe zu Christus und zu seiner Kirche fehlen."
Papstmesse in Warschau: Das Grußwort von Kardinal Glemp.
Der Primas Joseph Glemp erwähnte in seinem Grußwort, dass Warschau drei neue Brücken über die Weichsel brauchte - und dass aus seiner Sicht drei geistliche Brücken dringend repariert werden müßten. Die erste sei die Brücke zwischen Himmel und Erde sowie zwischen Leib und Seele. Diese Brücke sei beispielsweise durch den Atheismus des kommunistischen Systems stark erschüttert worden. Heute, so Glemp, "leben wir in einem freien und demokratischen System." Da glaubten Pragmatiker, sie hätten es nicht nötig, über die Brücke, die zum Himmel führt, zu gehen, "weil sie auf der anderen Seite nichts Besonderes erwarten". Die zweite Brücke, die eine Überholung brauche, sei die zwischen Gegenwart und Zukunft: Die Kirche dürfe bei der Weitergabe des Glaubens an kommende Generationen nicht versagen. Und als letzte und scheinbar einfachste nannte der Primas die Brücke von einem Menschen zum anderen. Die Distanzen zwischen den Menschen seien allerdings nur vermeintlich einfach zu überwinden, auf dem Weg gebe es zahlreiche Hindernisse und Leerstellen, die überwunden werden müssten.
Papst trifft Präsident Kaczynski
Am Donnerstag ist Benedikt in Warschau eingetroffen. Am Abend seines ersten Reisetags hat er dem neuen Präsidenten Lech Kaczynski einen Höflichkeitsbesuch abgestattet.
Kaszynski hat praktisch sein Leben in Warschau verbracht: Wurde hier kurz nach dem Krieg geboren, lehrte hier an der Kardinal-Wyszinsky-Universität bis zu seiner Wahl ins höchste Staatsamt. Lech Kaszynski und sein Zwillingsbruder, die heute die polnische Politik fast als Familienbetrieb führen, traten in ihrer Kindheit in einem Fernsehfilm als komische Figuren auf. In den siebziger und achtziger Jahren aber gehörten sie zur demokratischen Opposition und gehörten zur Untergrund-Führung der Gewerkschaft Solidarnosc um Lech Walesa. Lech Kaszynski ist seit 1990 Abgeordneter; 2002 wurde er Oberbürgermeister von Warschau. In dieser Zeit machte er durch Reparationsforderungen an Deutschland wegen der Zerstörung Warschaus im zweiten Weltkrieg von sich reden. Präsident wurde er im Dezember letzten Jahres. Er ist verheiratet, hat eine Tochter und eine Enkelin.
Ökumenische Begegnung: Papst beruft sich auf Augsburger Erklärung zur Rechtfertigungs-Lehre
Ebenfalls am Donnerstag Abend hat der Papst an einer Ökumenischen Begegnung in der Lutherischen Dreifaltigkeitskirche von Warschau teilgenommen - nicht unbedingt eine Selbstverständlichkeit in einem Land, in dem 96 Prozent der Einwohner katholisch sind. Hier sind die Kernsätze aus der Ansprache des Papstes.
"Liebe Brüder und Schwestern in Christus,
uns vereint heute der Wunsch einander zu treffen, um im gemeinsamen Gebet unserem Herrn Jesus Christus Ruhm und Ehre zu erweisen. Zusammen mit euch danke ich für das Geschenk dieses Treffens. Ich sehe darin eine der Etappen auf dem Weg, meinen festen Vorsatz vom Beginn meines Pontifikates Wirklichkeit werden zu lassen: naemlich die Wiederherstellung der vollen und sichtbaren Einheit zwischen den Christen als eine Priorität meines Amtes anzusehen.
Die Botschaft Christi muss jeden Menschen auf der Erde erreichen, dank des Bemühens jener, die an ihn glauben und berufen sind zu bezeugen, dass er vom Vater geschickt ist. Wir müssen also, wenn wir das Evangelium verkünden, vom Wunsch beseelt sein, gegenseitige Beziehungen von aufrichtiger Nächstenliebe zu pflegen, sodass alle sehen, dass der Vater den Sohn sandte und seine Kirche sowie jeden von uns liebt. Die Aufgabe der Schüler Christi, die Aufgabe eines jeden von uns ist es also, einer solchen Einheit zuzustreben, sodass wir als Christen das sichtbare Zeichen seines Heilsbotschaft werden, die an jedes menschliche Wesen gerichtet ist.
Gott hat uns viele Schritte hin zum gegenseitigen Verständnis und zur Annäherung tun lassen. Erlauben Sie mir, Ihnen einige ökumenische Ereignisse vor Augen zu führen, die in jener Zeit auf der Welt stattgefunden haben: Das Erscheinen der Enzyklika "Ut Unum sint"; der Abschluss der "Gemeinsamen Erklärung über die Rechtfertigungslehre" in Augsburg; das Treffen anlässlich des Grossen Jubiläums des Jahres 2000 und das ökumenische Gedenken der Glaubenszeugen des 20. Jahrhunderts; die Wiederaufnahme des katholisch-orthodoxen Dialogs auf Weltebene; die Beerdigung von Johannes Paul II. unter Teilnahme fast aller Kirchen und kirchlicher Gemeinschaften.
Wir sehen viele Fortschritte in der Ökumene, und dennoch erwarten wir Weiteres. Erlauben Sie mir heute auf zwei Fragen detaillierter einzugehen. Die erste betrifft den Dienst der Nächstenliebe der Kirchen. Viele Brüder erwarten von uns die Gabe der Liebe, des Vertrauens, der spirituellen und konkreten materiellen Hilfe. Trotz aller Differenzen, die auf der Ebene des interkonfessionellen Dialogs überwunden werden müssen, scheint es legitim, das karitative Bemühen der ökumenischen Gemeinschaft der Schüler Christi auf der Suche nach voller Einheit zuzuordnen. Wir alle können am Einsatz zugunsten der Bedürftigen mitarbeiten und dabei jenes Netz gegenseitiger Beziehungen nutzen, das Frucht des Dialogs zwischen uns und des gemeinsamen Handelns ist.
Die zweite Frage, die ich anschneiden möchte, betrifft das Ehe- und Familienleben. Immer häufiger entscheiden sich junge Menschen verschiedener Traditionen, Religionen und Konfessionen, miteinander eine Familie zu gründen. Gelegentlich ist dies für diese Menschen selbst und für ihre Angehörigen eine schwierige Entscheidung, die verschiedene Gefahren bezüglich des Glaubens und der Schaffung einer Familienordnung mit sich bringt. Dennoch kann diese Entscheidung Anlass sein, ein praktisches Laboratoriums der Einheit zu schaffen. Dafür sind gegenseitiges Wohlwollen nötig, Verständnis und Reife im Glauben beider Partner, aber auch der Gemeinschaften, aus denen sie stammen. Ich wünsche allen, dass in dieser heiklen Frage das gegenseitige Vertrauen zwischen den Kirchen und die Zusammenarbeit wächst, die die Rechte und Pflichten der Eheleute respektiert."
Besuch in Tschenstochau
Im Moment, in dem wir diesen Newsletter erstellen, besucht Benedikt XVI. Tschenstochau: Um 17.30 Uhr ist er am wichtigsten Wallfahrtsort Mitteleuropas eingetroffen. Hier, wo Johannes Paul II. unzählige Male seit seiner Jugend als Pilger war, will der deutsche Papt Ordensleute treffen, Priesteramts-Kandidaten und Vertreter geistlicher Bewegungen und Gemeinschaften. Es ist der geistliche Nabel Polens, hier schlägt sein christliches Herz.
Jasna Gora, Heller Berg, 200 km von Krakau entfernt. Auf der Spitze ein Kloster aus dem 14. Jahrhundert, weithin erkennbar mit dem höchsten Turm Polens. Innen: das geheimnisvolle Gemälde der Schwarzen Madonna, dem viele Wunder zugeschrieben werden, zum Beispiel die Rettung Polens vor der schwedischen Invasion des 17. Jahrhunderts. Bei den polnischen Teilungen oder im dunklen 20. Jahrhundert hielt dieser Ort ideell das bedrohte Polen zusammen. Johannes Paul II. vertraute hier sein Pontifikat Maria an. Die goldene Krone der Schwarzen Madonna wurde vom sterbenden Johannes Paul geweiht, einen Tag vor seinem Tod. Pilgerziel: An die vier Millionen Menschen auch aus umliegenden Ländern kommen pro Jahr nach Tschenstochau. (rv)

 

 

29.05.06

Der Papst in Polen - was bleibt?

 

Vier Tage reiste Benedikt XVI. durch Polen. Für die deutschsprachige Abteilung von Radio Vatikan war Gudrun Sailer vor Ort. Wir haben sie nach dem Besuch in Auschwitz nach ihren Eindrücken gefragt:
"Es war, als würde der Papst eine zweite Reise machen und nicht bloß die letzte Station seiner Polen-Visite absolvieren. Bis zu diesem Nachmittag war ganz Polen Freude und Jubel, ein neugierig-wohlwollendes Kennenlernen mit bestem Ausgang. Auschwitz war das, was es sein musste: Sehr, sehr still. Sehr berührend. Die Rede war die einzige, die der Papst nicht nur selbst geschrieben, sondern auch ganz selbst vorgetragen hat, auf italienisch allerdings. Benedikt kam als deutscher Papst, und er hat auf Deutsch ein Friedensgebet gesprochen, in der Sprache der Täter. Diese Polenreise wäre unvollständig gewesen ohne eine Geste dieser Tragweite. Und wie ein Zeichen des Himmels war das Wetter während des Besuchs im ehemaligen Vernichtungslager: zu Beginn Wolken, dann regnete es kurz. Als der Papst in Birkenau eintraf, zeichnete sich ein Regenbogen ab. Und am Ende schien die Abendsonne."
Benedikts zweite Auslandsreise ist zu Ende: Man hatte den Eindruck, sie sei zweigeteilt gewesen. Ist es Papst Benedikt im ersten Teil der Reise geglückt, die Polen für sich einzunehmen?
"Ich habe den Eindruck, die Vorbehalte gegen den deutschen Papst waren von Anfang an eher von bestimmten Zeitungen herbeigeschrieben als wirklich in den Herzen der Menschen vorhanden. Die allermeisten Polen haben in Benedikt immer den Wunsch-Papst Johannes Pauls gesehen. Er war 20 Jahre lang einer der engsten Mitarbeiter des Wojtyla-Papstes, viele sprachen auch von einer Seelenverwandtschaft. Die Neugier auf diesen 'Neuen' war groß, und es war von Anfang eine wohlwollende Neugier. Die Polen haben Ratzinger aufgenommen als einen der ihren, besonders in und um Krakau, der Bischofsstadt Wojtylas. Begeisterte Sprechchöre riefen auf Deutsch: Wir lieben Dich. Andere wünschten ihm mit dem polnischen Geburtstagslied 'stolaat' - also: hundert Jahre - ein langes Leben. Ganz und gar: Es IST dem deutschen Papst geglückt, die Polen für sich einzunehmen."
Papst Benedikt XVI. ist zurück im Vatikan. Die Reise Geschichte. Was bleibt?
"Zum einen die Wärme und Begeisterung, mit der die Polen den deutschen Papst als Nachfolger "Ihres" Papstes angenommen haben. Zum anderen Auschwitz. Am Ende hatte man als Beobachter ja fast den Eindruck, es seien zwei getrennte Reisen gewesen. Der erste Teil war ein sehr freudiges Kennen lernen, auf beiden Seiten, mit Hymnen und Sprechchören, der zweite Teil ein zuerst völlig stummes Ausmessen von Entsetzen, bevor der Papst das Friedensgebet auf Deutsch sprach und dann in dieser langen Rede um die Gnade der Versöhnung bat. Diese Abfolge, diese doppelte Reise - das ist was bleibt."
Wenn man Benedikts Reden und Homilien an die Polen genau gehört hat, waren die Kernaussagen ja durchaus kompromisslos. Es war ein Aufruf, fest und stark zur Kirche zu stehen und den Papst als einzige Autorität anzuerkennen. Hat das die Polen nicht abgeschreckt?
"Im Gegenteil. Polen ist auf der Suche nach neuer Orientierung in einer Welt - einer europäischen Welt - die aus den Fugen zu geraten droht. Da waren klare Worte sehr willkommen. Das zeigt auch das Verhalten der Pilger. Manche haben große Opfer auf sich genommen, um den deutschen Papst zu hören, haben zweitägige Wallfahrten zu Fuß unternommen oder, so wie hunderttausende Jugendliche, nachts bei strömendem Regen auf der Krakauer Bluonie-Wiese ausgeharrt."
Es war eine Reise auf den Spuren des Vorgängers JPII. Viele Polen hätten sich gewünscht, dass Benedikt ihn im Zug der Reise selig spricht. Warum hat er das nicht getan?
"Wohl weil der das Kirchenrecht nicht so ohne weiteres außer Kraft setzen wollte. Das hat er zwar getan, als er die Eröffnung des Seligsprechungsverfahrens wenige Wochen nach dem Tod Johannes Pauls ankündigte, obwohl nach Kirchenrecht fünf Jahre verstreichen müssten. Aber zu einer Seligsprechung sollten bestimmte Parameter sauberer und gründlicher Ermittlungsarbeit doch eingehalten werden. Es war übrigens niemand anderer als Stanislaw Dziwisz, Erzbischof von Krakau und langjähriger Sekretär Johannes Pauls, der die sofortige Seligsprechung in Polen ins Spiel gebracht hat. Dziwisz stand genau hinter Papst Benedikt, als der im Wallfahrtsort Kalwaria sich nochmals zu den Gläubigen umgewendet und erklärt hat, auch er bete für die baldige Seligsprechung Johannes Pauls. Eine elegante Art verstehen zu geben, dass mit einer Seligsprechung während des Polenbesuchs nicht zu rechnen ist."
Benedikt reist weniger als sein Vorgänger. Dennoch hat der Vatikan weitere Auslandsreisen bereits bestätigt. Wo zieht es den Papst in diesem Jahr noch hin?
"Im Juli geht es nach Spanien - zurzeit ein echtes Sorgenkind des Vatikans, trotz der mächtigen katholischen Vergangenheit. Benedikt wird dort zum 5. Welttreffen der Familien am 7. und 8. Juli nach Valencia reisen. Im September besucht er die bayerische Heimat. 9. bis 14. September, Stationen sind München, Altötting, Markte am Inn, Regensburg und Freising. Ende November steht dem Papst eine politisch wichtige Reise bevor: in die Türkei. Zum Andreasfest wird er den ökumenischen Patriarchen Bartholomaios in Istanbul besuchen. Und nächstes Jahr im September kommt Benedikt in den österreichischen Marienwallfahrtsort Mariazell. Es stimmt, Benedikt reist weniger als sein Vorgänger, der statistisch viermal im Jahr im Ausland unterwegs war. Aber in diesem Jahr werden es auch vier Reisen sein." (rv )
 

 

 

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6/2006

 

 

02.06.06

Vatikan: Strategien gegen Korruption

Das Phänomen Korruption ist weltweit im Anstieg begriffen. Davor warnt der päpstliche "Friedensminister" Kardinal Renato Raffaele Martino. Der Präsident des päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden hat aus diesem Anlass zu einer internationalen Konferenz zum Thema Korruption und ihrer Beseitigung gebeten, die heute im Vatikan begonnen hat. Unter den hochrangigen Sprechern sind Weltbankpräsident Paul Wolfowitz und Antonio Maria Costa, der Leiter des UNO-Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung.
Kardinal Renato Raffaele Martino: "Die Korruption wirkt sich heute immer stärker auf die Individuen, aber auch auf die Nationen und die Gesellschaft an sich aus. Sie alle beraubt die Korruption eines Gutes, das für das reibungslose Funktionieren der Wirtschaft und der Politik unverzichtbar ist: Das Gut der Legalität. Unser Treffen hat zum Ziel, Strategien und Wege zu erkennen, wie die Praxis und die Kultur der Korruption durch die Praxis und die Kultur der Legalität ersetzt werden kann."
Dies sei dringend geboten angesichts der Ausmaße, die das Phänomen Korruption heute angenommen habe, so Kardinal Martino. "Die Korruption unterminiert heute die politische und soziale Entwicklung von Menschen und Völkern, und sie betrifft gleichermaßen reiche wie arme Nationen, entwickelte und Entwicklungsländer, totalitäre und demokratische Staaten. Dort, wo an der Wurzel die Rolle der demokratischen Institutionen verbogen wird, führt das unweigerlich zu einer Kultur der Illegalität, mit tragischen Folgen für das Leben, besonders für das der Armen."
Die internationale Konferenz "Korruption bekämpfen" dauert bis morgen. Tagungsort ist der Sitz des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden. (rv)

 

 

03.06.06

 Neuen Chef der vatikanischen Gendarmerie ernannt

 

Papst Benedikt der XVI. hat einen neuen Chef der vatikanischen Gendarmerie ernannt.
Domenico Giani folgt Camillo Cibin nach, der nach 58 Jahren Dienst nun in den Ruhestand tritt. Ein großer athletischer Mann, im blauen Anzug und weißen Haaren und immer in der Nähe des Papstes, um ihn zu schützen: das war Camillo Cibin, der mittlerweile fast achtzigjährige Leiter der Vatikanischen Gendarmerie. Es war Cibin, der beim Papstattentat am 13. Mai 1981 Ali Agca fasste, wie Photoaufnahmen beweisen. Auch rettete Cibin den Papst, als 1982 in Fatima ein verwirrter Lefebvrianer mit einem Messer auf Johannes Paul II. losging. Dank der schnellen Reflexe des Gendarmen wurde der Papst nur leicht verletzt und eine Tragödie konnte verhindert werden Seine Diskretion ist sprichwörtlich, und so hat er niemals ein Interview gegeben und über diese Ereignisse gesprochen. Cibin fuhr bei allen Auslandreisen mit, aber auch wenn Papst Johannes Paul II. zum Urlaub ins Aosta-Tal fuhr, war er dabei und wanderte mit ihm Anfang der achtziger Jahre weite Strecken durch die Berge. Papst Johannes Paul war ihm Zeit seines Lebens dankbar, und vielleicht war das der Grund, weswegen er ihn nicht bei Erreichen der vatikanischen Altersgrenze von 75 Jahren in seinem Amt beließ. Papst Benedikt bestätigte zu Beginn seines Pontifikats für en Jahr. Nachfolger wird der 44jährige Domenico Giani, der bisher Stellvertreter von Cibin war. Die vatikanische Gendarmerie ist die Polizei des Vatikanstaats und - neben der Schweizer Garde - für alle Sicherheitsbelange im Kirchenstaat zuständig. 131 Männer gehören zur vatikanischen Gendarmerie (rv)

 

 

07.06.06

Vatikan: Papst wird Ehrenbürger von Altötting

Papst Benedikt XVI. ist Ehrenbürger von Altötting. Im Anschluss an die Generalaudienz überreichte ihm der Bürgermeister des oberbayerischen Wallfahrtsortes die Urkunde. Als Geschenk erhielt Benedikt einen symbolischen Stadtschlüssel Der Altöttinger Stadtrat hatte im Dezember vergangen Jahres beschlossen, den Papst die Ehrenbürgerwürde zu verleihen. Der berühmte Marienwallfahrtsort mit dem Gnadenbild der Schwarzen Madonna ist Benedikt seit frühester Kindheit sehr wichtig. Der Papst dankte mit warmen Worten:
"Ich kann in diesem Augenblick nur von ganzem Herzen Dank oder auf bayerisch ‚Vergelt's Gott' sagen. Diese Auszeichnung, Ehrenbürger der Stadt Altötting zu sein, berührt wirklich mein Herz, und ich muss einfach sagen, ich freue mich darüber. Sie, Herr Bürgermeister, haben es ja schon gesagt, dass Altötting in meine frühesten Kindheitserinnerungen hineinverwoben ist und dass es einfach zum ganzen Gefüge meiner Lebenserinnerungen gehört. Von diesen frühen Erinnerungen ist die erste bewusste, die ich aufzählen könnte, die Heiligsprechung vom Bruder Konrad. Vielleicht erwähne ich gerade auch, dass unser Vater, der immerhin schon 68 Jahre alt war, als mein Bruder und ich vom Krieg heil heimgekommen waren, zu Fuß den weiten Weg von Traunstein nach Altötting gegangen ist, um der Gottesmutter zu danken, dass seine beiden Buben wieder heim gekommen waren, zu deren Schutz er sie ihr anvertraut hatte. Und so geht das Geflecht der Erinnerungen weiter, dann hin zum Papstbesuch 1980, unvergesslich - als ich Johannes Paul II. durch die Gnadenkapelle und auch den Umgang geleiten durfte und er das katholische Herz Bayerns spürte und spürte, da ist wirklicher Glaube zuhause, da ist die Mutter Gottes, und die Menschen lieben sie und kommen zu ihr.
Ich habe dann vor wenigen Jahren eine Regensburger Fußpilgerschaft auf ihrem letzten Stück begleiten können. Da ist es mir so wirklich ins Herz gedrungen, was eine derartige Pilgerschaft bedeutet: Nämlich, dass es nicht ein Gehen mit den Füßen, sondern ein Gehen mit dem Herzen ist, nicht ein äußerer, sondern ein innerer Weg, dass das uns oft so unzugängliche Bußsakrament sich plötzlich wie eine Gnade öffnet, wie ein Geschenk, indem so vieles von einem ab fällt und wieder ein neuer Beginn da ist, dass inmitten der Anstrengungen und der wirklichen Mühsal dieses Gehens dann doch am Schluss die große Freude steht, bei der Mutter der Gnaden angekommen zu sein und ihr in dem stillen Heiligtum zu begegnen; wie auch dann in dem großen Gottesdienst in der Basilika und auf dem Platz, in der Freude, dass man sich dann miteinander aussprechen kann, miteinander essen, miteinander plaudern und singen kann, die Freude, die ja Folge der Grundfreude ist, die sich aus diesem neuen Anfang und aus dieser wunderbaren Begegnung ergeben hat.
Ich bin dankbar, dass Altötting dieses jahrhundertealte Erbe hütet, damit es lebendig bleibt, damit es immer wieder und immer neu der gleiche und doch der immer neue Ort der Begegnung mit der Mutter des Herrn und zu der Erneuerung unseres Lebens ist. Ich danke dem Stadtrat von Herzen für dieses Vertrauen, das Sie mir geschenkt haben.
Durch diese Ehrenbürgerschaft gehöre ich nun ja auf eine ganz besondere Weise zu Altötting. Die bayerischen Kurfürsten haben nach ihrem Tod ihr Herz dort hinterlegen lassen. Ich weiß, dass auf diese Weise mein Herz noch deutlicher bei der Mutter Gottes ist, und dass sie auf mich herunter schauen und mir auf meinem Pilgerweg helfen wird. Ihnen allen ganz herzlichen Dank. Ich wünsche ihnen allen eine gesegnete und frohe Zeit in Rom. Vor allen Dingen auch Dank für die Vorbereitungen für den Herbst. So kann ich nur sagen, ein frohes Wiedersehen in Altötting im September." (rv)

 

 

10.06.06

Kardinal Bertone: Warum Fußball wichtig ist.

Der Erzbischof von Genua, Kardinal Tarcisio Bertone, ist ein ausgesprochener Fußballfan: „Ich liebe Fußball“ bekennt der Kardinal, der jahrelang mit dem damaligen Kardinal Joseph Ratzinger in der Kongregation für die Glaubenslehre zusammengearbeitet hat. Zum Auftakt der Fußball-WM machte Kardinal Bertone noch einmal deutlich, warum diesem Sport viel Aufmerksamkeit gebührt:

„Fußball gehört zu den Traditionen unserer Gesellschaft, insbesondere bei den Jugendlichen in jedem Land. Und dies fördert wichtige Bedürfnisse: Diese spiegeln sich im täglichen Leben, in der sportlichen Kraft auch in der Solidarität, dem gesunden Konkurrenzkampf – ich würde auch sagen in der Versöhnung wieder. Denn es kann ein Moment der friedlichen Konfrontation zwischen den Staaten werden – auch zwischen Staaten, die sich in politischer Hinsicht stark unterscheiden und auf anderen Gebieten Konflikte miteinander austragen müssen. Ich glaube, der Regisseur dieses großen Spiels ist Gott, der uns die die Fähigkeit gibt, unser Potenzial und unsere Talente einzubringen – aber immer mit Respekt vor den anderen und dem Einverständnis über die gleichen objektiven Bedingungen, der Solidarität und der Freundschaft

Die wichtigsten Werte, die beim Fußball vermittelt würden, sind laut Kardinal Bertone

„in erster Linie die menschliche Fähigkeit, sich mit anderen Mitspielern auseinanderzusetzen, mit Vertretern anderer Nationen, Vertreter eines anderen kulturellen, politischen und sozialen Systems und für das Finale eines gesunden Wettkampf. Fußball hilft aber auch, die menschlichen Kräfte zu aktivieren, insbesondere das eigene Selbstbewusstsein, die aufrichtige Beziehung zu den anderen, die Solidarität.“ (rv)

 

 

12.06.06

Vatikan: Papstprogramm für Spanien

Das Programm für die bevorstehende Papstreise nach Valencia in Spanien ist heute vom Vatikan veröffentlicht worden. Danach wird der Papst am Samstag, dem 8. Juli, um 9.30 Uhr Rom in Richtung Valencia verlassen, wo er um 11.30 Uhr eintreffen soll. Bei der Begrüßungszeremonie auf dem Flughafen wird er eine Ansprache halten. Anschließend fährt er zur Kathedrale von Valencia, wo er sich um 13 Uhr mit den spanischen Bischöfen trifft, um anschließend auf dem Platz an der Kathedrale den Angelus zu beten. Zu Fuß geht er von dort zum Essen im Erzbischöflichen Palais der Stadt. Um 17.15 ist dann in der Innenstadt ein Treffen mit der königlichen Familie geplant. Im Anschluss daran trifft Benedikt den spanischen Regierungschef José Luis Rodríguez Zapatero. Abends um 21 Uhr leitet Benedikt XVI. dann eine Festbegegnung zum Welttreffen der Familien, die etwa zwei Stunden dauern wird.
Am Sonntag will der Papst um 9.30 Uhr eine Messe zum Abschluss des Treffens der Familien halten. Um 13.30 Uhr verlässt er dann Valencia per Flugzeug in Richtung Rom, wo er um 15.30 Uhr eintreffen soll. (rv)

 

 

16.06.06

Kardinal Martino gegen Verhaftung Asylsuchender

In Rom haben sich gestern mehr als hundert Nichtregierungsorganisationen aus 36 Ländern zusammengeschlossen, um der Verwahrung von Asylsuchenden in Haftanstalten entgegenzutreten. Um Migranten abzuschrecken, greifen westliche Länder immer öfter auf diese Maßnahme zurück, obwohl sie ethisch und moralisch fragwürdig ist. Der Heilige Stuhl unterstützt das Anliegen der "Internationale Koalition gegen die Verhaftung von Immigranten und Flüchtlingen". Kardinal Renato Raffaele Martino, der Präsident des päpstlichen für Gerechtigkeit und Frieden, erklärt warum: "Der vorsätzliche Entzug der Freiheit vergiftet die menschliche Gesellschaft und schädigt letztlich auch diejenigen, die ihn verhängen - nicht bloß die, die ihn erleiden. Es ist moralisch falsch, zu inakzeptablen Mitteln zu greifen. Und zwar auch dann, wenn das Ziel der Schutz des so genannten Gemeinwohls ist."
Am Rande der Vorstellung der Initiative äußerte sich Martino auch über das US-Gefangenenlager Guantanamo. Internationaler Druck könne dazu führen, dass die Bush-Regierung die Menschenrechte in dem Lager mehr respektiere, so der päpstliche Friedensminister. Nach drei Selbstmordfällen von Insassen war von neuem die Forderung laut geworden, die USA sollten Guantanamo schließen. (rv)

 

 

16.06.06

Superior der Legionäre Christi beim Papst

Papst Benedikt XVI. hat heute den Superior der Legionäre Christi empfangen, P. Alvaro Corcuera Martinez del Rio. Über den Inhalt des Gespräches wurde zunächst nichts bekannt. Mitte Mai hatte der Vatikan den Gründer der Legionäre, den Mexikaner Marcial Maciel, dazu aufgefordert, ein Leben des Gebets und der Buße zu führen und nicht mehr öffentlich in Erscheinung zu treten. Er reagierte damit auf wiederholte Vorwürfe, Maciel habe sich früher an jungen Männern vergangen. (rv)

 

 

16.06.06

Neuer Kaplan der päpstlichen Schweizergarde

Der Freiburger Priester Alain de Raemy wird neuer Kaplan der päpstlichen Schweizergarde. Das Bistum Lausanne-Genf-Freiburg teilte die Ernennung durch Papst Benedikt XVI. heute mit. Der Kaplan wird sein neues Amt im September antreten. Er folgt auf Alois Jehle, der eine neue Aufgabe in der Glaubenskongregation wahrnimmt. Der Bischof von Lausanne-Genf-Freiburg, Bernard Genoud, hat dem Wunsch Roms entsprochen, einen Priester seiner Diözese für die Arbeit bei der Schweizergarde freizustellen. Er tue dies "aus dem Gedanken des Teilens heraus", schreibt das Bistum. Die Mitglieder der Garde und ihre Familien könnten auf eine solide geistliche Begleitung und Unterstützung durch einen Priester zählen, der mit den Bedürfnissen der Jugend von heute vertraut sei. Alain de Raemy ist 47 Jahre alt und wurde als Sohn Schweizer Eltern in Barcelona geboren. Die Priesterweihe empfing er 1986. (rv)

 

 

21.06.06

Papst ist Ehrenbürger von Regensburg

Papst Benedikt XVI. ist Ehrenbürger von Regensburg. Im Anschluss an die Generalaudienz überreichte eine eigens angereiste Delegation aus der Universitätsstadt in der Oberpfalz die Urkunde. Der Besuch aus der Heimat bedeutete ihm viel: "Für mich ist es in diesem Augenblick schwer Worte zu finden. Alles was ich sagen möchte ist in dem Wort 'Danke' zusammengefasst."
Joseph Ratzinger war von 1969 bis 1977 Professor für Dogmatik und Dogmengeschichte an der Universität Regensburg. Sein Bruder Georg wohnt in der Regensburger Innenstadt und er selbst besitzt ein Haus im Vorort Pentling. Hier sind seine Eltern und die Schwester begraben. Mit der Stadt ist er also seit langem eng verbunden. "Nun gehöre ich auch zu ihren Bürgern, ehrenhalber, und bin dadurch, wie Sie sagen, auf Lebenszeit und über das Leben hinaus dieser besonderen Stadt zugehörig; eine alte und doch eine ganz junge Stadt voll junger Menschen und voll junger Dynamik und Lebenskraft. Ich habe dieses Miteinander, das Regensburg wie mir scheint auszeichnet, von tiefen Wurzeln in der Geschichte und von lebendiger Dynamik in die Zukunft hinein, zuerst in der besonderen Weise erfahren, die mir dadurch gegeben wurde, dass ich seit vierundsechzig immer wieder Gast bei meinem Bruder bei den Domspatzen sein durfte. Ein Chor, der der älteste durchgehend bestehende Knabenchor der Welt ist und der doch immer wieder neu aus ganz jungen Menschen besteht, der davon lebt, dass er seine Kontinuität nicht verliert und dass er doch immer wieder neu beginnt, mit jungen Menschen sich neu inspiriert und neue Wege findet. Diese Fähigkeit auch in dunklen Zeiten und in Tiefpunkten durchzuhalten und weiter zu gehen scheint mir doch das besonders Auszeichnende dieser Stadt zu sein."
Drei Gründe haben ihn 1969 dazu veranlasst, nach Regensburg zu gehen: "Zum einen war der ideologische Wirbel in einer so kleinen Stadt wie Tübingen, wo man sagt, dass die Universität zugleich das Stadttheater ersetze, besonders wuchtig und der inneren Harmonie die man für die Arbeit braucht nicht besonders zuträglich. Aber ein rein negativer Grund wegzugehen hätte nicht genügt. Es hat mich auch fasziniert am Werden einer jungen Universität teilzunehmen, nachdem ich an drei großen, alten Universitäten - Bonn, Münster, Tübingen - gelehrt hatte, mitzutun eine neue Universität aufzubauen. Und dann kam natürlich dazu, dass mein Bruder in Regensburg wohnte und es mir in so fern schon ein Daheim geworden war. Es war dann in der Tat etwas Schönes und mitunter Aufregendes, diese Universität, in der es ja auch die ideologischen Wirrnisse, die ganzen Situationen besonderer Art des Umbruchs nach 1968 gab, ein wenig aufzubauen. Wir fingen mit einem Sammelgebäude an und allmählich wuchs dann der Universitätscampus. Am Anfang stand die Universität nicht nur als ein verlorener Betonbau äußerlich etwas in der Peripherie der Stadt, auch für die Stadt selber war die Universität noch etwas Fremdes. Sie wuchs, und inzwischen sind Stadt und Universität wirklich zueinander gewachsen und befruchten sich gegenseitig. Die Universität hat eine neue Dynamik, Jugendlichkeit, Ideen in die Stadt gebracht, und umgekehrt tut es der Universität - den Professoren wie den Studenten - wohl, in einer Stadt zu leben in der große Geschichte spürbar wird und in der sichtbar wird, dass die Denunzierungen der Geschichte, als sei dies alles nur dunkel gewesen, nicht wahr sind. Wer den Dom in seiner ganzen Größe sieht, den lächelnden Engel, die Mutter Gottes, die Gestalten in ihr, wer all die anderen großen Kirchen und Bauten dieser Stadt sieht, der sieht, dass - wie immer - auch in den vergangenen Zeiten Dunkles und Großes miteinander verbunden waren, dass die Geschichte auch heute uns zu belehren hat, dass wir Geschichte nicht verlieren dürfen, sie verlieren würden, wenn wir sie vergessen, sie verlieren würden, wenn wir stagnieren wollten."
Benedikt hob außerdem den ökumenischen Charakter Regensburgs hervor. In der ehemals protestantischen Reichsstadt mit der überwiegend katholischen Bevölkerung war ein friedliches Miteinander "möglich und nötig". Auch die jüdische Gemeinde habe trotz der "dunklen Zeiten" hier ihren Platz gehabt.
Der Abschied von der Delegation war dann kurz und schmerzlos. Schließlich gibt es schon bei der Papst-Reise im September ein Wiedersehen: "Herzlichen Dank für alles. Ich freue mich auf Regensburg. Auf Wiedersehen in der Stadt an der Donau."
Regensburg ist die zweite Stadt aus der Heimat des Papstes, die eine Ehrenbürgerurkunde nach Rom bringt. Bereits Anfang Juni hat der Papst die Ehrenbürgerwürde des Wallfahrtsortes Altötting erhalten. (rv)

 

 

22.06.06

Neuer Kardinalstaatssekretär und neuer Präsident des Governatorato

Die Kurienreform unter Papst Benedikt schreitet voran. Das Kirchenoberhaupt hat heute den Genueser Erzbischof Kardinal Tarcisio Bertone (71) zum Kardinalstaatssekretär ernannt. Gleichzeitig nahm der Papst den Rücktritt des bisherigen Amtsinhabers Angelo Sodano (78) an. Stichtag der Amtsübergabe ist der 15. September 2006. Am selben Tag wird eine weitere Ablöse erfolgen: Der bisherige Außenminister des Heiligen Stuhles, Erzbischof Giovanni Lajolo (71), übernimmt dann die Agenden des vatikanischen Governatorats als dessen Präsident. Papst Benedikt nahm heute den Rücktritt des bisherigen Governatorats-Chefs Kardinal Edmund Casimir Szoka (78) an.
Der Kardinalstaatssekretär ist das wichtigste Amt des Heiligen Stuhles nach dem des Papstes. Mit Bertone tritt erstmals seit langem ein Kirchenmann an die Spitze des Staatssekretariats, der nicht aus dem diplomatischen Dienst stammt. Kardinal Bertone, ein Salesianer Don Boscos, war von 1995 bis 2002 Sekretär der vatikanischen Glaubenskongregation und damit der engste Mitarbeiter des damaligen Präfekten Kardinal Joseph Ratzinger. Der Norditaliener, der am 2. Dezember 1934 in Romano Canavese geboren wurde, gilt als hervorragender Kirchenrechtler, als kompromissloser Verfechter des Lebensschutzes sowie als diplomatisch geschickt. Für den Vatikan bereitete er etwa die Rückkehr des abtrünnigen Bischofs Emmanuel Milingo nach Rom vor. Im Auftrag Papst Johannes Paul II. kümmerte er sich um die Veröffentlichung des dritten Geheimnisses von Fatima.
Als Oberhirte Genuas machte Bertone immer wieder durch sachkundige Kommentare von sich reden. Im Streit um die Mohammed-Karikaturen rief er zur Mäßigung auf und warte vor neuen Kreuzzügen. Allerdings riet er auch zum Boykott des inzwischen verfilmten Bestsellers Sakrileg. Als die Italiener über eine Liberalisierung des italienischen Bioethik-Gesetzes abstimmen sollten, empfahl der Genueser Erzbischof den Katholiken zivilen Ungehorsam. Bei Radio Vatikan war Bertone regelmäßig auf Sendung: Oft kommentierte der sportbegeisterte Kirchenmann montags Fußball-Events vom Wochenende.
Erzbischof Giovanni Lajolo war bis zu seiner Berufung in den Vatikan ins Amt des "Außenministers" päpstlicher Nuntius in Deutschland; er gilt als guter Kenner und Freund der deutschen Kirche. (rv)
Steckbrief: Kardinal Bertone
Wer ist der künftige Kardinalstaatssekretär des Vatikans? Tarcisio Bertone wurde im Dezember 1934 in einem Dorf in der Provinz Turin geboren; er ist das fünfte von acht Kindern. Mit 16 Jahren trat er in den Salesianer-Orden ein, studierte dann Philosophie und Theologie in Turin und Rom und erwarb einen Doktor im Kanonischen Recht. Priester wurde er 1960.
Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil arbeitete er an der römischen Salesianer-Hochschule - zunächst als Professor für Moraltheologie, dann als Professor für Kanonisches und Völkerrecht. Dabei arbeitete er auch an der neuen Ausgabe des Kirchenrechts mit. Ende der achtziger Jahre machte ihn Papst Johannes Paul II. zum Erzbischof von Vercelli.
1995 kam Bertone dann aber nach Rom zurück, und zwar als Sekretär der damals von Kardinal Joseph Ratzinger geleiteten Glaubenskongregation. Sieben Jahre lang war Bertone der engste Mitarbeiter des deutschen Kardinals, dann machte ihn Johannes Paul im Jahr 2003 zum Erzbischof von Genua. An dem Konklave, aus dem Joseph Ratzinger letztes Jahr als Papst hervorging, nahm Bertone als Kardinal teil. Nach drei Jahren in Genua ist der hagere Norditaliener künftig im Staatssekretariat von neuem Joseph Ratzingers - Benedikts - engster Mitarbeiter. (rv)

 

 

27.06.06

Papst gewährt vollkommenen Ablass

Zum kommenden Weltfamilientreffen in Valencia gewährt der Papst einen so genannten vollkommenen Ablass. Die Päpstlichen Pönitentiarie veröffentlichte heute ein entsprechendes Dekret. Der Ablass gilt, unter den üblichen Bedingungen, allen, die an den Veranstaltungen und religiösen Feiern des Treffens sowie am Abschlussgottesdienst teilnehmen. Die "zeitlichen Sündenstrafen" werden auch allen erlassen, die zwar nicht nach Valencia reisen können, aber im Geist mit den Gläubigen dort verbunden sind und in der Familie vereint beten. Laut Dekret hat Benedikt XVI. am Hochfest Fronleichnam über diesen Ablass zum ihm so wichtigen Familientreffen entschieden. (rv )

 

 

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7/2006

 

 

07.07.06

Flaggen für Benedikt, Pfiffe für Zapatero

"Viva el Papa". Valencia hat sich fein gemacht für Benedikt XVI., der morgen in der spanischen Küstenstadt eintrifft. Weiß-gelbe Vatikanfahnen vom Flughafen bis zum Messezentrum, meterlange Willkommensfahnen entlang dem vor 50 Jahren trocken gelegten Flussbett, das sich mit Parkanlagen durch die ganze Stadt zieht.
Vor allem die Privathäuser, die Wohngebiete strahlen in weiß und gelb - kein Wunder bei rund 96 Prozent Katholiken in der Mittelmeerstadt. Doch es ist eine stille Freude. Zwar ist die offiziell festgelegte dreitägige Trauer nach dem U-Bahn-Unglück zu Ende, aber die Fahnen wehen noch auf Halbmast, schwarze Bänder und Schleifen werfen einen Schatten auf Balkone und Plätze. Die Spanier erwarten sich Trost, ermutigende Worte des Papstes in ihrer Trauer um die 41 Unfallopfer. Trost, den ihnen José Luis Rodríguez Zapatero nicht geben kann. Den Ministerpräsidenten hatten sie bei der offiziellen Trauerfeier vergangenen Dienstag ausgepfiffen. Derart, dass er der Papstmesse am Sonntag fern bleiben will. Daran kann wohl auch die Aufforderung von Valencias Erzbischof Augustín García-Gasco Vicente, den Gottesdienst nicht für Kritik am Regierungschef zu missbrauchen, nichts ändern. Nach Valencia reisen wird Zapatero am Samstag dennoch. Auf dem Programm steht am frühen Abend ein Besuch bei Benedikt XVI. im Erzbischöflichen Palais. Der seinerseits stattet zuvor dem spanischen Königspaar einen Höflichkeitsbesuch ab.
Valencia hat 2 Päpste hervorgebracht. Vor 24 Jahren war Johannes Paul II. zum letzten Mal hier, bei seiner ersten von fünf Spanienreisen. Entsprechend groß sind die Erwartungen. In der futuristischen "Stadt der Künste und Wissenschaften" wird seit Wochen an der Altarinsel gebaut, mehr als eine Million Menschen sollen kommen und mit Benedikt feiern. Valencia selbst hat rund 800.000 Einwohner. (rv)

Spanien: Kardinal Hummes - Absoluter Wert ist Fortschritt
30 Kardinäle aus aller Welt halten sich derzeit zum Familientreffen in Valencia auf. Zur Abschlussmesse am Sonntag werden es doppelt so viele sein. Einer von ihnen ist der Erzbischof des brasilianischen Sao Paolo, Kardinal Claudio Hummes. So zahlreich die Teilnehmer des Kongresses, so unterschiedlich ist die Situation der Familie in den verschiedenen Ländern und Gesellschaften. Doch deshalb nur relativ zu argumentieren, sei kein Fortschritt, sagt Hummes. "Wenn wir wirklich aus dem Relativismus herauskommen möchten, dann muss man sagen, dass es grundlegende Prinzipien gibt, die für alle gelten. In dieser Hinsicht hat die Kirche immer eine Wahrheit und auch eine Ethik vorzustellen. Es ist für die Menschen und für die Zivilisation ein Fortschritt, das immer noch einmal zu wiederholen, dass es eine Wahrheit gibt, einen Wert gibt, ein Gut gibt, das absolut ist Ich meine, dass die Kirche verantwortlich ist dafür, das immer zu wiederholen für die Menschheit und auch für die Geschichte."
Relativismus kann daher auch eher ein Rückschritt sein, so Hummes: "Weil die Wahrheit zu suchen, ist etwas was menschlich ist, was zur Menschenwürde gehört: Die Wahrheit suchen und die Wahrheit lieben."
Als Familienexperte der Brasilianischen Bischofskonferenz hat Claudio Hummes 1997 das 2. Weltfamilientreffen in Rio de Janeiro vorbereitet Seitdem ist vieles anders, nicht nur der Papst: "Die Familie ist heute schwächer als sie war. Dann die Entwicklung der Biowissenschaften. Die Kirche muss natürlich auch mit der Geschichte weitergehen und immer neue Antworten finden auf neue Fragen."
Natürlich antworte die Kirche immer aus dem Geist des Evangeliums, so Hummes. Doch Antworten auf Fragen, die niemand mehr stellt, hälfen nicht weiter. (rv)
 

Der spanische Ministerpräsident Jose Luis Zapatero wird nicht am Abschlussgottesdienst des Weltfamilientreffens mit Papst Benedikt XVI. teilnehmen. Berichten der Zeitung "La Razon" zufolge wird Zapatero den Papst zu einem Gespräch treffen, er werde jedoch nicht zu der Messe gehen, schrieb die Zeitung (rv)
 

 

 

08.07.06

Papst in Valencia - ein Überblick

Papst Benedikt XVI. ist heute um 11.30 Uhr auf dem Flughafen von Valencia eingetroffen, um am Höhepunkt des 5. katholischen Weltfamilientreffens teilzunehmen. Auf dem Flughafen hat das spanische Königspaar den Gast aus Rom empfangen. Schon hier erinnerte er an die "zentrale Rolle, die die auf der Ehe aufbauende Familie für die Kirche und die Gesellschaft hat. Sie ist eine nach dem Plan Gottes unersetzliche Institution."
Vom Flughafen aus fuhr Benedikt im Papamobil zunächst zur U-Bahn-Station "Jesus", wo sich am Montag die folgenschwere Katastrophe mit 42 Toten ereignet hatte. Dort hat der Papst mit Feuerwehrleuten und Angehörigen der Rettungsmannschaften gebetet. Anschließend fuhr Benedikt zur Kathedrale. Dort erwarteten ihn in der "Kapelle des Heiligen Gral" alle spanischen Bischöfe. Beim "Heiligen Gral" handelt es sich nach der Tradition um jenen Kelch, den Jesus beim Letzten Abendmahl in Jerusalem benützt haben soll.
Im Anschluss an den Besuch in der Kathedrale begab sich der Papst zu Fuß zur nahe gelegenen Basilika der "Virgen de los Desamparados", wo ihn ein Blumenteppich aus zehntausenden Nelken und Levkojen erwartet. Die "Jungfrau der Verlassenen" ist die Patronin von Valencia. In der Basilika betete Benedikt XVI. mit den Angehörigen der Opfer der U-Bahn-Katastrophe. Danach war eine Botschaft des Papstes an die spanischen Bischöfe vorgesehen. Vom Vorplatz der Kirche aus sprach Benedikt um 13.30 das Angelus-Gebet mit Seminaristen aus ganz Spanien und deren Familienangehörigen.
Abends um 21 Uhr folgt eine festlich gestaltete Begegnung mit den Teilnehmern des Weltfamilientreffens. Am Ende der Begegnung wird der Papst das Wort ergreifen.
Indessen hat der spanische Ministerpräsident Jose Luis Zapatero überraschend seine Teilnahme am Abschlussgottesdienst des Weltfamilientreffens mit Papst Benedikt am Sonntag abgesagt. Vermutlich ist der Grund, dass er hier in Valencia schon verschiedentlich von den Menschen ausgepfiffen wurde.

König Juan-Carlos auf dem Flughafen
In seiner Ansprache auf dem Flughafen von Valencia erinnerte König Juan Carlos I. zunächst an das Metro-Unglück, das zu Wochenbeginn in Valencia über 40 Todesopfer forderte. "Ihre Anwesenheit wird ein Trost für die Angehörigen sein", so der König. Juan Carlos erinnerte an die früheren Besuche des damaligen Kardinals Joseph Ratzinger in Spanien und würdigte die Beziehungen zwischen Kirche und Staat im Land. Er erinnerte auch an die "große universelle Statur" des verstorbenen Johannes Paul II., der "ein großer Freund Spaniens" gewesen sei, und an die 500-Jahr-Feiern des aus Spanien kommenden Heiligen Franz Xaver, eines Mitgründers des Jesuitenordens.
Juan Carlos sprach auch von einem "fruchtbaren Modernisierungsprozess", den sein Land in den letzten Jahrzehnten erlebe. Es sei "ein modernes, dynamisches, aber auch solidarisches Land; eine alte und große Nation, plural und diversifiziert, seinen Traditionen treu, unermüdlich im Einsatz für Frieden, Gerechtigkeit und Freiheit." Er zitierte zustimmend die große Aufmerksamkeit der Kirche für die Familien "als Kern des Lebens, der Weitergabe von Werten und der menschlichen Bildung". Valencia sei in diesen Tagen eine "Welthauptstadt christlicher Familien."
Juan Carlos erwähnte auch, wie wichtig der Beitrag aller "im Kampf gegen Gewalt, Hunger, Armut, Ungerechtigkeit, Menschenrechtsverletzungen und Freiheitsberaubungen" sei. An den Papst gewandt, sagte der König abschließend: "Wir kennen Ihren unermüdlichen Eifer im Hirtendienst, wir kennen Sie als Mann des Gebets und des Intellekts." "Danke, dass Sie hier sind."

Die Papstansprache auf dem Flughafen
In seiner kurzen Ansprache auf spanisch meinte der Papst, er sei in das Land gekommen, um beim V. Welttreffen der Familien daran zu erinnern, wie wichtig die Weitergabe des Glaubens in der Familie sei. "Ich will die zentrale Rolle hervorheben, die die auf der Ehe aufbauende Familie für die Kirche und die Gesellschaft hat. Sie ist eine nach dem Plan Gottes unersetzliche Institution; die Kirche kann nicht anders, als ihren fundamentalen Wert zu verkünden und zu fördern, damit er immer mit Verantwortung und Freude gelebt wird."
Es sei "mit großer Emotion", dass er heute das "edle Spanien" besuche, an das er viele "schöne Erinnerungen von früheren Reisen her" habe. Er sei aber auch dem "Schmerz der Familien nahe, die ihre Lieben beweinen, und allen Verletzten", sagte der Papst mit Blick auf das kürzliche Metro-Unglück von Valencia.
Wie schon Juan Carlos erinnerte Benedikt ebenfalls an seinen Vorgänger Johannes Paul II., der sich noch vor seinem Tod für Valencia als Schauplatz des kirchlichen Familientreffens entschieden hatte. Er sei, so Benedikt wörtlich, "von der gleichen Hirtensorge bewegt" wie Johannes Paul.

Begrüßungen auf dem Flughafen und Fahrt in die Stadt
Nach der Ansprache begrüßte Papst Benedikt zahlreiche Persönlichkeiten aus Spaniens Kirche und Gesellschaft; dabei kam es auch zu einem kurzen Handschlag mit Ministerpräsident Joseluis Zapatero.
Im Flughafengebäude von Valencia hat sich der Papst kurz mit dem spanischen König und dessen Frau unterhalten. Einzelheiten der Unterredung wurden nicht bekannt. Dann brach Benedikt im Papamobil in die Innenstadt von Valencia auf. Dabei winkten ihm von beiden Seiten der Autobahn aus unter Valencias sommerlicher Hitze Tausende von Menschen zu, viele mit Fächern in der Hand; an einer Stelle warfen Spanier Papierschnipsel oder Blütenblätter in den vatikanischen Farben Gelb-Weiß von einer Autobahnbrücke auf den Konvoi des Papstes hinunter.
Gegen 12.45 Uhr traf der Papst am Ort des Metro-Unglücks vom Wochenbeginn ein; dort wurde er vom spanischen Kronprinzenpaar Felipe und Letizia begrüßt. Papst Benedikt legte vor dem Eingang der Metrostation "Jesus" einen Kranz nieder, sprach ein kurzes Gebet und erteilte seinen Segen. Außerdem grüßte er kurz Angehörige von Opfern des Metro-Unglücks sowie einige Überlebende.

Begegnung mit Priester, Ordensleuten, Bischöfen und Priesterseminaristen
Anschließend besuchte Benedikt die Kathedrale von Valencia, einen beeindruckenden gotischen Bau, der sich auf den Resten einer romanischen Vorgängerkirche und einer Moschee erhebt. Dort verweilte er einen Moment vor einem Kelch, der nach der Tradition von Christus beim Letzten Abendmahl verwendet wurde und seit dem Spätmittelalter in Valencia aufbewahrt wird. In der Kathedrale traf der Papst etwa 1.500 Priestern und Ordensleuten sowie mit der spanischen Bischofskonferenz, deren Präsident, ein baskischer Bischof, vom Papst unter dem Beifall der anderen Oberhirten umarmt wurde. Benedikt XVI. schenkte den spanischen Bischöfen einen Kelch, hielt aber keine Rede, sondern verwies kurz darauf, dass er ihnen einen Brief geschrieben habe, den er ihnen übergebe. Darin drängt er die Katholiken Spaniens, sich "nicht ins Private abdrängen zu lassen. Nach der kurzen, aber herzlichen Begegnung mit den Bischöfen ging der Papst in die nahe gelegene barocke Basilika, um vor der hölzernen, mittelalterlichen Statue "Unserer Lieben Frau der Verlassenen" zu beten, die die Patronin Valencias ist. In einem kurzen Gebetstext sagte er, er vertraue die Opfer des Metro-Unglücks Maria an.
Auf dem Vorplatz von Kathedrale und Basilika traf der Papst Priesteramtskandidaten und deren Familien aus ganz Spanien - insgesamt mehr als 3.000 Personen. "Willkommen bei Ihnen zu Hause, willkommen in Valencia, willkommen in Spanien!" rief ihm der Erzbischof von Valencia, Agustin Garcia-Gasco Vicente, zu. "Wir haben eine sehr intensive Woche hinter uns, auch was das Metro-Unglück betrifft", so der Erzbischof. "Aber wir stehen zusammen als eine Familie. Die Toten und Verletzten - das ist unsere Familie!"
Die Ortskirche von Valencia habe sich sehr intensiv auf den Papstbesuch und das kirchliche Welttreffen der Familien vorbereitet. Garcia-Gasco Vicente erinnerte an die christlichen Wurzeln Valencias; die Gläubigen stünden in Treue zu Gott, von dem Benedikt in seiner ersten Enzyklika betont habe, dass er die Liebe ist.
Papst Benedikt XVI. betete in seiner Ansprache um Berufungen zum Priestertum. Vor Seminaristen sagte er auf dem Vorplatz der Kathedrale beim Angelusgebet, "der Herr der Ernte möge Arbeiter in seinen Weinberg schicken" (Mt 9, 38). Die Ortskirche des Erzbistums Valencia sei "sehr alt und blühend", so der Papst; er bitte "Unsere Liebe Frau der Verlassenen", den Glauben der Bewohner Valencias zu stärken und "alle ihre Kinder mit Hoffnung zu erfüllen". "Die Liebe, die gegenseitige Hingabe und die Treue der Eltern sowie der Zusammenhalt in der Familie" seien ein fruchtbares Umfeld, um den Ruf Gottes zu hören und die Berufung zum Priestertum anzunehmen. Der Papst wörtlich: "Lebt eure Jahre der Vorbereitung im Seminar intensiv, mit Hilfe und Unterscheidungsvermögen eurer Ausbilder und mit dem völligen Vertrauen der Apostel, die Jesus so bereitwillig gefolgt sind."

Spanien: Kardinal Sterzinsky, "Gleichklang der Herzen"
60 Kardinäle wollen morgen Vormittag mit dem Papst die Messe zelebrieren, 30 waren bereits beim Pastoraltheologischen Kongress zuvor. Nur einer kommt aus dem deutschsprachigen Raum: der Erzbischof von Berlin, der auch Familienbischof ist, Kardinal Georg Sterzinsky. Doch er fühlt sich keineswegs einsam: "Eine sehr fröhliche Atmosphäre, ein guter Zusammenhalt, sehr viele Nationen, mehrere Sprachen…das macht gar nichts aus, da gibt es einen Gleichklang im Empfinden, einen Gleichklang der Herzen, etwas geschwollen gesagt."
Für den Familienbischof der Deutschen Bischofskonferenz war die Reise nach Spanien nahezu eine Pflichtveranstaltung. Der Kongress hat ihm noch einmal bestätigt: Kirche beginnt in der Familie. "Das Anliegen war die Familie als der Ort, an dem der Glaube eingeübt, der Glaube weitergegeben wird. Das kam in jeder Äußerung vor. Die waren ja vorher nicht aufeinander abgestimmt, aber man merkte, ob Laien sprachen, Priester, Seelsorger, alle hatten das gleiche Anliegen: Was die Gemeinde tun kann, was in der Schule ergänzt wird, was übergemeindlich gelebt wird, ist alles nur eine Unterstützung dessen, was in der Familie begonnen hat. Deshalb müssen vor allem Eltern vor allem motiviert und in Stand gesetzt werden, den Kindern den Glauben vorzuleben."
Die sozialen, die soziologischen aber vor allem die stetig wachsenden Fragen zur Bioethik spielten eine große Rolle. Sterzinsky sagt, auch auf diese Herausforderungen hat die Kirche die ewig gleiche Antwort: "Das ist das Typische an der Kirche und das Charakteristische, dass sie die alte Antwort gibt: Schutz des Menschen. Und es gibt überhaupt keinen Grund ein Menschenleben zu riskieren, auch nicht Forschungswille. Selbst wenn der Forschungswille noch ethisch motiviert ist: Ein Menschenleben darf nicht Preis sein für irgendeine wissenschaftliche Untersuchung."
Und mit Blick auf die nun doch aufkeimende Reisefreude Benedikts XVI. und all die Vorbereitungen in Valencia ist Sterzinsky froh, dass er nicht aus Bayern kommt. "Ich musste den Besuch des Papstes vor zehn Jahren in Berlin organisieren, daher weiß ich, wie mühsam das ist. Jetzt kommt er nach Bayern, da sind wir Bischöfe aus den nordischen Diözesen eingeladen, aber nicht mit der Vorbereitung befasst, und das wird sicherlich auch ganz anders sein."

Spanien: Familien hoffen auf Wunder
Der Zentralmarkt ist eines der bekanntesten Gebäude Valencias. Ein Jugendstilbau mit einer Verkaufsfläche von mehr als 8.000 Quadratmetern. Ganz so groß ist die Halle auf dem Messegelände in Valencia nun nicht gerade, aber die Waren und Informationen auf dem "Markt der Möglichkeiten" sind mindestens so vielfältig wie die Waren im Zentralmarkt. Kirchliche Bewegungen und Institutionen stellen sich hier vor, auch das Päpstliche Institut Johannes Paul II. für Studien über Ehe und Familie. Ein Bericht von Birgit Pottler:
Hier gibt's weder Rioja noch Paella, und dennoch stehen die Menschen Schlange und fragen nach Informationen. Für Elisa Nonez ist es kein Problem, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. "Es ist leicht, denn es geht ja hier um die Familie. Wir sind Familien, und jetzt kommen hier die Leute an und fragen uns, was wir für die Familien machen."
Sie selbst hat am Päpstlichen Institut studiert. Doch nicht nur sie, sondern ihre ganze Familie, Mann und zwei Kinder. "Das ist ein Studium, das man Kindern zusammen macht. Eltern und Kinder. Alle zusammen."
Das Institut "Johannes Paul II." ist an der römischen Lateran-Universität angesiedelt. Im ersten Jahr wird hier zwanzig Stunden pro Woche studiert. Es gibt philosophische, theologische und empirische Grundlagen und Vorlesungen zur Themen wie "Psychologie der menschlichen Sexualität und der familiären Beziehungen", "Der Embryo", "Johannes Pauls Katechese über den Körper" aber auch zur Natürlichen Familienplanung. Nach dem ersten Studienjahr folgt ein zweites Jahr im Fernstudium zur ehelichen Spiritualität, Erziehungsfragen, aber auch Beziehungsproblemen. "Das ist ja das wichtigste Thema des Lebens überhaupt: unsere Ehe, unsere Familie. Und man bereitet sich für die Arbeit so viel vor und für das wichtigste überhaupt so wenig. Das ist etwas ganz wichtiges für unsere Familie. Wir sind sehr gewachsen, als Mensch und als Familie."
Das Familienmodell der katholischen Kirche ist nicht gerade das der spanischen Regierung. Die Verbindung zwischen gleichgeschlechtlichen Paaren ist hier in Spanien der Ehe zwischen Mann und Frau rechtlich voll und ganz gleichgestellt. Und auch wenn nur zwei der rund 42 Millionen Spanier nicht katholisch sind, das liberale Gesellschaftsmodell findet durchaus Anklang. Elisa Nonez: "Wir sehen, wir haben eine Mission und wir erleben in diesem Sinn gerade schwierige Zeiten. Aber die Familie ist die Grundlage der Gesellschaft und wird das immer sein. Es ist egal, wenn man dagegen jetzt vorgehen möchte, das kann man einfach nicht ändern. Das merkt man ohnehin so schnell in den Menschen, wenn die Familie nicht das ist, was sie sein muss."
Und was ist in ihren Augen die richtige Familie? Wo gibt es die?
"Eben da wo man dich liebt für das, was du bist. Heutzutage haben die Menschen so viele Probleme mit sich selbst. Oft ist das so, weil es keine Familie gab, eine Familie, wo man geliebt wird, für das was man ist."
Dass der scheinbar unbeugsame Ministerpräsident Zapatero den Papst in seiner Residenz in Valencia besucht, sieht die unerschrockene Familienfrau eher locker: "Eine Konversion kann immer kommen. Das ist vielleicht ein Wunder, aber für Gott ist nichts unmöglich." (rv)

Spanien: "Gott nicht ins Private drängen lassen"
Papst Benedikt XVI. hat nach seiner Ankunft in Valencia den Bischöfen des Landes einen persönlichen Brief überreicht. Nach dem Gebet in der Kathedrale unterzeichnete er das Schreiben persönlich. Wir dokumentieren zunächst Kernsätze sowie in Folge den Wortlaut des Briefes in deutscher Übersetzung:

Kernsätze aus dem Papstbrief an die Bischöfe
"Ihr wisst, dass ich die Geschehnisse in der Kirche Eures Landes aus der Nähe und mit großem Interesse verfolge, ein Land, das tiefe christliche Wurzeln hat, und das berufen ist, den Glauben zu bezeugen.
Ich kenne Euren Einsatz in der Pastoral und will Euch Mut machen in einer Zeit der raschen Säkularisierung, die bisweilen sogar das Leben in den christlichen Gemeinden berührt. Verkündet weiterhin, dass es die Wahrheit des Menschen bedroht und die Zukunft der Kultur und der Gesellschaft belastet, sich von Gott abzuwenden und so zu handeln, als ob er nicht existiere, oder den Glauben ins rein Private zurückzudrängen. In Wirklichkeit ist der Blick auf den lebendigen Gott eine Verheißung für eine neue Menschheit.
Bewegt von Eurem pastoralen Eifer und vom Geist der gemeinsamen Verkündigung des Evangeliums, habt ihr das christliche Gewissen Eurer Gläubigen auf verschiedene Aspekte gelenkt, mit denen sie konfrontiert sind und die in einigen Gelegenheiten das kirchliche Leben und den Glauben der einfachen Gläubigen stören. Ihr habt auch die Eucharistie als Hauptthema Eures Pastoralplans gewählt, um "das christliche Leben von seinem Herz her neu zu beleben". Mit Sicherheit wird in der Eucharistie der "zentrale Akt der Verwandlung" Wirklichkeit, der fähig ist, die Welt wirklich zu erneuern.
Ich bete für Euch, ich bete für Spanien. (rv)

 

 

11.07.06

Benedikt XVI. hat den Rücktritt von Vatikansprecher Joaquìn Navarro-Valls angenommen

 

Zum Nachfolger des 69-Jährigen ernannte er den Generaldirektor von Radio Vatikan, Federico Lombardi. Benedikt dankte Navarro-Valls für sein langjähriges Engagement. Der Spanier leitete 22 Jahre lang den Pressesaal des Heiligen Stuhls. Er hatte den Papst aus Altersgründen gebeten, einen Nachfolger zu ernennen. Lombardi behält seine Funktion bei Radio Vatikan und beim vatikanischen Fernsehzentrum CTV bei. Lombardi betonte nach seiner Ernennung, er habe sich in seiner jahrelangen Tätigkeit für vatikanische Medien dafür eingesetzt, dass "die Aktivitäten des Heiligen Vaters und die Wirklichkeit der Kirche auf objektive und adäquate Weise bekannt und verstanden werden". Der neue Vatikansprecher gehört dem Jesuitenorden an, dem die Leitung von Radio Vatikan anvertraut ist. Der 63-jährige Norditaliener aus Saluzzo bei Turin studierte Philosophie in Norditalien und Theologie an der Jesuitenhochschule St. Georgen in Frankfurt am Main. Lombardi wurde 1991 zum Programmdirektor von Radio Vatikan ernannt, zu dessen Generaldirektor er 2005 aufstieg. Seit 2001 leitet er gleichzeitig das vatikanische Fernsehzentrum CTV. (rv)

 

 

13.07.06

Milingo kehrt zur Moon-Sekte zurück

Erzbischof Emmanuel Milingo hat seine Beziehungen zur Moon-Sekte reaktiviert und ist an die Seite seiner Ehefrau zurückgekehrt. Das hat der sambische Erzbischof bei einer Pressekonferenz in Washington bekannt gegeben. Gemeinsam mit anderen ehemaligen katholischen Geistlichen trat er dabei für die Aufhebung des Zölibats ein. "Es gibt keine wichtigere Heilung als die Versöhnung von 150.000 verheirateten Priestern mit der katholischen Kirche", zitieren Medien den ehemaligen Oberhirten von Lusaka. In einer Stellungnahme des vatikanischen Pressesaales heißt es, der Heilige Stuhl habe "noch keine genaue Kenntnis über den Zweck der Reise Erzbischof Emmanuel Milingos in die Vereinigten Staaten erhalten". Sollten sich die ihm zugeschriebenen Äußerungen über den priesterlichen Zölibat als wahr erweisen, seien sie "nur zu bedauern", da die Haltung der Kirche diesbezüglich bekannt sei. Im Mai 2001 hatte der Erzbischof in katholischen Kreisen einen Skandal ausgelöst, als er in einer Massentrauung der Moon-Sekte in New York die Koreanerin Maria Sung heiratete. Papst Johannes Paul II. hatte Milingo nach Rom zurückgeholt, ihm allerdings ein Schweigegebot auferlegt. Als Aufenthaltsort wies er ihm die Kleinstadt Zagarolo wenige Kilometer von Rom entfernt zu. Dort wirkte Milingo als Exorzist und zog täglich zahlreiche Pilger an. Vor mehreren Wochen hatte der 76-jährige seinen Aufenthaltsort verlassen und war nicht mehr auffindbar gewesen. (rv)

 

 

14.07.06

Angel Kardinal Suquia Goicoechea verstorben

Am 13.07.2006 ist der emeritierte Erzbischof von Madrid, Angel Kardinal Suquia Goicoechea im Alter von 89 Jahren verstorben. Kardinal Suquia Goicochea war am 02.10.1916 in Zaldavia (Spanien) geboren und wurde am 07.07.1940 zum Priester geweiht. Von 1966-1969 war er Bischof von Almeria, von 1969-1973 Bischof von Málaga, 1973 wurde er Erzbischof von Santiago de Compostela und 1983 von Madrid. Papst Johannes Paul II. erhob ihn 1985 zum Kardinal mit der Titelkirche “Gran Madre di Dio”.

 

 

21.07.06

Libanon: Patriarch, Vatikan-Diplomatie ist erwünscht

Papst Benedikt XVI. möge einen Sondergesandten in den Nahen Osten schicken, um im Libanon-Krieg einen Waffenstillstand zu verhandeln. Diesen Vorschlag richtete der melkitische Patriarch von Antiochien, Gregorius III., an das Kirchenoberhaupt. Gestern Abend erreichten wir den Patriarch der mit Rom unierten Ostkirche im syrischen Damaskus. "Wir möchten gerne sehen, dass der Heilige Vater präsent unter uns ist durch einen Gesandten. Die Lage ist sehr sehr gefährlich. Deshalb habe ich eben heute einen Brief an den Heiligen Vater und an Sodano geschrieben um Hilfe, ob der Vatikan, wie es immer der Fall war, eine Initiative für Frieden starten kann. Damals, als Bethlehem belagert war, hat man Kardinal Roger Etchegaray geschickt, mit der Bitte, dass er auch an Ort und Stelle etwas tut. Wir sind dankbar für den Heiligen Vater, seine Liebe für die Menschen im Libanon und im Heiligen Land und seine Suche nach Gerechtigkeit für alle Menschen, ob Juden, Christen oder Moslems."
In dem Schreiben, das der Patriarch erwähnt, bittet er den Papst, sich bei der UNO, den USA und der EU noch dringender für einen sofortigen Waffenstillstand im Libanon einzusetzen. Der "gemarterte Libanon", der "aus allen Gliedern blutet und eine offene Wunde geworden ist", könne diese "Prüfung nicht länger ertragen", so der Patriarch der melkitisch-katholischen Kirche, der Benedikt gleichzeitig für seine bisherigen Friedensmahnungen dankte. Wenn der Krieg sich fortsetze, werde er auch Syrien erreichen, "und dies würde zu einer noch tragischeren Geißelung führen", schreibt der Patriarch aus der syrischen Hauptstadt Damaskus. Wie er in einem weiteren, an Kardinalstaatssekretär Angelo Sodano gerichteten Brief betont, schätzten arabische Länder die Stellungnahmen des Papstes und des Heiligen Stuhles sehr. Er habe beängstigende Appelle von libanesischen Christen erhalten, die ihn, Gregorius, darum gebeten hätten, beim Heiligen Stuhl zu intervenieren. Die Bewohner mehrerer Städte und Orte im Südlibanon und in Bekaa, viele von ihnen Christen, seien "buchstäblich belagert" von Israels Bomben, ohne Möglichkeit zu flüchten oder ihre Verletzten zu versorgen. (rv)

 

 

23.07.06

Papst fordert Waffenstillstand im Nahostkonflikt

Papst Benedikt XVI. hat die Konfliktpartner im Nahen Osten dringend zu einem Waffenstillstand aufgefordert. Beim Angelusgebet in Les Combes im Aostatal ermahnte er Israelis, Palästinenser und Libanesen ebenso wie die internationale Gemeinschaft, sich um die Wiederaufnahme von Verhandlungen zu bemühen. „Ich erneuere dringend meinen Appell an alle Beteiligten, damit sie umgehend die Waffen niederlegen und die Lieferung von Hilfsgütern ermöglichen. Mit Hilfe der internationalen Gemeinschaft müssen Wege für einen Verhandlungsbeginn gesucht werden. Dabei betone ich noch einmal das Recht der Libanesen auf Integrität und Souveränität ihres Landes, das Recht der Israelis, in Frieden in ihrem Staat zu leben und das Recht der Palästinenser auf eine freie und souveräne Heimat. Ich stehe vor allem den wehrlosen Zivilbevölkerungen nah, die zu Unrecht von einem Konflikt betroffen sind, in dem sie ein allein Opfer sind: Sowohl denen in Galiläa, die zum Leben in Flüchtlingsunterkünften gezwungen sind, wie den vielen Libanesen, die ein weiteres Mal die Zerstörung ihres Landes erleben, alles haben verlassen und anderswo Unterschlupf suchen müssen. Ich bete darum, dass der Wunsch der großen Mehrheit der Bevölkerungen nach Frieden so bald wie möglich verwirklicht wird. Nur mit Mut zum Dialog wird ein gerechter und dauerhafter Frieden errichtet. Auf Deutsch sagte der Papst im Anschluss an das Angelus-Gebet: "Von Herzen grüße ich alle Brüder und Schwestern deutscher Sprache. Heute ist auch der Gedenktag der heiligen Birgitta von Schweden, die zu den Patronen Europas zählt. Diese vorbildliche Ehefrau und Mutter pilgerte noch als Witwe zu den heiligen Stätten des Christentums. Ihre gläubige Lebenshaltung möge uns inspirieren, in den Menschen und Kulturen, denen wir begegnen, die Handschrift des göttlichen Schöpfers zu lesen. Euch allen einen gesegneten Sonntag und eine gute Woche!" (rv)

 

 

28.07.06

Vatikan: Papst kehrt aus dem Urlaub zurück

Der Papst kehrt aus dem Urlaub zurück. Die letzten Stunden im grünen Aosta-Tal nähern sich dem Ende. Um 17.00 wird er in den Flieger von Air Vallée steigen. Vom römischen Flughafen Ciampino aus geht es per Auto in die päpstliche Sommerresidenz Castel Gandolfo. Der Bischof von Aosta, Giuseppe Anfossi, hatte die Gelegenheit, den Papst während seines Urlaubs näher kennen zu lernen. Er erzählte in einem Interview mit Radio Vatikan, was er an Papst Benedikt ganz besonders schätzt: "Die persönlichen Qualitäten des Papstes. Seine Art im zwischenmenschlichen Umgang. Wenn er dich grüßt, dann schaut er dir wirklich ins Gesicht. Er hat manchmal die Gelegenheit gehabt, Familien mit ihren Kindern zu treffen. Dann ist er stehen geblieben, hat die Initiative ergriffen und die Kinder begrüßt. Diese menschlichen Aspekte machen ihn so besonders, seine Ernsthaftigkeit, auch seine Bescheidenheit. Denn hier zeigt sie sich tatsächlich."
Während seines Urlaubs hat Benedikt immer wieder seine Anteilnahme und seine Bemühungen um Frieden im Krieg zwischen Israel und der Hisbollah demonstriert. Der Nahost-Konflikt dominierte die Urlaubstage des Papstes in Les Combes, glaubt der Bischof. "Tatsache ist, dass er sich zwar erholen sollte, sich aber von diesen Sorgen nicht zu lösen vermochte. Es war so, wie wir es im Evangelium vergangenen Sonntag hörten: Jesus hat Mitleid mit der Menge, aber er sagt zu den Aposteln, gehen wir einen Moment an einen einsamen Ort. Er lehrt, dass die Erholung und die Ruhepausen, in denen man seinen Glauben vertiefen kann, mit den Sorgen eines Hirten vereinbar sind - wenn schwerwiegende Sorgen das ganze Leben des Gläubigen bestimmen." (rv)

 

 

31.07.06

Jesuiten-General: Tatkräftiger Einsatz

Interview mit dem Generaloberen des Jesuitenordens, Pater Peter-Hans Kolvenbach aus Anlass des Festes des Heiligen Ignatius am 31. Juli 2006 im Jubiläumsjahr der Jesuiten 450 Jahre nach dem Tod des Ordensgründers.
P. Eberhard v. Gemmingen: Welches sind die Schwerpunkte der Arbeit der Jesuiten heute, welche Akzente setzt der Orden heute?
P. General Kolvenbach: Natürlich, in den 450 Jahren seit dem Tod des Ignatius hat sich die Welt sehr verändert, doch die grundlegenden menschlichen Probleme und Bedürfnisse sind die gleichen geblieben. So ist es nicht verwunderlich, dass die Gesellschaft Jesu heute in ähnlichen Bereichen engagiert ist wie zu Zeiten des Ignatius. Sein Eifer, den Menschen zu helfen, hatte Ignatius zum Aufbau eines Erziehungsapostolats geführt, das bis heute zu den wichtigsten Feldern unseres Einsatzes gehört. Aber auch die Sensibilität für die sozialen Probleme und sein tatkräftiger Einsatz für die Armen und Ausgegrenzten bedeuten einen Auftrag und eine bleibende Herausforderung der Gesellschaft Jesu. Wir sollen noch immer suchen, wie wir die Liebe Gottes glaubhaft durch unseren Einsatz für Gerechtigkeit bezeugen können. Die Missionstätigkeit, für die Franz Xaver nach Indien aufbrach, gilt auch heute als weites Arbeitsfeld, in dem der Orden seine Sendung zu erfüllen sucht. Und gemessen an der Zahl der Jesuiten, die in den Missionsländern tätig sind, ist die Gesellschaft Jesu der größte Missionsorden.
P. Eberhard v. Gemmingen: In welchen Ländern dieser Erde geht es den Jesuiten relativ am besten - im Nachwuchs und überhaupt im geistlichen Wachstum?
P. General Kolvenbach: An einem Festtag, wie dem unseres Ordensgründers, ist es sicher angebracht, nicht nur auf Zahlen zu schauen, sondern vielmehr jede einzelne Berufung als ein Geschenk Gottes zu betrachten.
Heutzutage gibt es in der Gesellschaft Jesu noch immer 897 Novizen. Und wir sind sehr dankbar dafür. Aber die Nachwuchszahlen in den einzelnen Ländern hängen von vielen Faktoren ab, die teils religiöser Natur sind, teils aber auch auf gesellschaftliche Gegebenheiten zurückzuführen sind.
Eine überalterte Gesellschaft mit wenig Jugendlichen wird weniger Berufungen hervorbringen als eine, deren Durchschnittsalter unter 30 Jahren liegt. Großräumig gesehen weisen die indischen und afrikanischen Provinzen im Vergleich mit anderen Assistenzen höhere Nachwuchszahlen auf. Besonders gibt es viele Berufungen in Indonesien, auf den Philippinen und in Korea und in den letzten Jahren vor allem auch in Vietnam.
In Europa ist die Nachwuchssituation sicher in Portugal am besten, gefolgt von den beiden polnischen Provinzen.
P Eberhard v. Gemmingen: Gibt es Akzente, die die Jesuiten in diesem Jubiläumsjahr gesetzt haben?
P. General Kolvenbach: Die von den einzelnen Provinzen gesetzten Akzente sind sehr mannigfaltig Pilgerfahrten und Bildungsveranstaltungen, Vorträge zu Geschichte und Spiritualität der Gesellschaft, Konzerte mit Musik aus den ehemaligen Jesuitenreduktionen, Ausstellungen und Exerzitien auf den Spuren des Ignatius, Publikationen und Gottesdienste, aber auch Sportveranstaltungen für unsere Alumnen wie hier in Italien.
Neben solchen Aktivitäten nach außen geht es in einem Jubiläumsjahr jedoch vor allem auch um die innere Erneuerung der Jesuiten und der ganzen ignatianischen Familie.
Diesem Anliegen dienen beispielsweise die Kongresse zu den Exerzitien und zu den Konstitutionen, gemeinsam gemachte Exerzitien und Einkehrtage Nicht unerwähnt bleiben soll der Gottesdienst am 22. April in St Peter, als wir das Jubiläum mit dem Heiligen Vater gefeiert haben. (rv)

 

 

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8/2006

 

 

02.08.06

Johannes Kardinal Willebrands verstorben

Kardinal Johannes Willebrands ist tot. Der frühere Leiter des päpstlichen Rates für die Einheit der Christen starb im Alter von fast 97 Jahren im Franziskanerkloster Denekamp. Das Erzbistum Utrecht gab jetzt den Tod des ältesten Kardinals der Kirche bekannt. Willebrands, der aus Bovenkarspel im Bistum Haarlem kam, war einer der Pioniere bei der Annäherung zwischen der katholischen und der orthodoxen Kirche. Priester seit 1934, engagierte er sich in den Niederlanden schon früh für ökumenische Belange. 1960 machte ihn Papst Johannes XXIII. zum Sekretär des neugegründeten Einheits-Sekretariats unter dem deutschen Kardinal Augustin Bea. Während des Konzils arbeitete er an den Dokumenten zu Ökumene, Religionsfreiheit und nichtchristlichen Religionen mit. Bischof wurde er 1964, Kardinal und Präsident des päpstlichen Einheits-Sekretariats dann fünf Jahre später unter Paul VI. Von 1975 bis 1983 war Willebrands auch Erzbischof von Utrecht, ohne aber seinen römischen Einheits-Posten aufzugeben. Zeitweise amtierte er auch als Präsident der niederländischen Bischofskonferenz und als Camerlengo des Kardinalskollegiums. Im Dezember 1989 ging er in den Ruhestand.
Kaum einer hat wie Willebrands die ökumenische Arbeit der katholischen Kirche geprägt. (rv)

 

 

14.08.06

Agostino Kardinal Cacciavilan verliert sein Wahlrecht

Kardinal Cacciavilan ist heute 80 Jahre alt geworden und verliert somit sein aktives Wahlrecht in einem künftigen Konklave. Mit seinem Geburtstag sinkt die Gesamt- zahl der Wahlberechtigten unter die 120.

  • Kardinäle mit Wahlrecht:          119 Kardinäle
  • Kardinäle ohne Wahlrecht:         71 Kardinäle
  • Gesamtzah des Kollegiums:       190 Kardinäle

 

 

26.08.06

Papst pilgert zum Volto Santo

Weltpremiere für eine Reliquie: In sechs Tagen besucht zum ersten Mal ein Papst das Dorf Manoppello in den italienischen Abruzzen, um dort das so genannte „Volto Santo, zu deutsch: Heiliges Antlitz, zu sehen. Dabei handelt es sich um einen feinen Schleier, auf dem das Gesicht Jesu Christi zu sehen sein soll. Die Tuchreliquie kam 1506 nach Manoppello und wird in der Kapuzinerkirche „Santuario del Volto Santo in einem doppelseitig verglasten Reliquiar ausgestellt Bruder Emiliano über die Bedeutung des Besuchs von Papst Benedikt XVI. in Manoppello:
„Benedikt XVI. wird der erste Papst der Geschichte sein, der zu uns kommt. Das heißt, es handelt sich um eine Pilgerreise, so wie für die vielen Menschen, die uns besuchen, um nicht so sehr das Antlitz zu sehen, sondern von diesem Antlitz gesehen zu werden, das an den Auferstandenen erinnert.
In seinem jüngsten Interview in Castel Gandolfo sagte der Papst gegenüber Radio Vatikan und mehreren deutschen Medien: Wir müssen den Gott mit einem menschlichen Antlitz wieder entdecken. Dabei kann die Reliquie von Manoppello helfen, glaubt Bruder Emiliano.
„Wir alle suchen einen mächtigen Gott, der die Probleme unseres Lebens löst. Doch im Volto Santo von Manoppello tritt uns ein zerbrechlicher Gott gegenüber, der gelitten hat, der Blut und Tränen vergossen hat, der Momente der Freude erlebt hat - wie jeder von uns. Es scheint merkwürdig: in unserem Zeitalter der Bilder zeigt sich der Herr durch ein Gesicht, durch ein Bild. Ein Bild, das nicht so sehr Antworten gibt als vielmehr Fragen in uns aufwirft, die unseren Glauben und unser Leben herausfordern. (rv)

 

 

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9/2006

 

 

01.09.06

Forte, Papstbesuch ist kein Echtheitszertifikat

Mit großer Begeisterung ist Papst Benedikt XVI. heute Morgen im Wallfahrtsort Manoppello empfangen worden. Sein Appell an alle Gläubigen: „Sucht stets das Antlitz Christi! Kurz vor zehn Uhr landete der Hubschrauber aus Castelgandolfo im Abruzzenstädtchen. Tausende Gläubige bereiteten ihm einen begeisterten Empfang. Auf den rund 300 Metern Fußweg zur Kirche nahm der Papst ein Bad in der Menge. Der zuständige Bischof von Chieti-Vasto, Bruno Forte, und Vertreter der Bezirksregierung begleiteten ihn. Benedikt war sichtlich gerührt über diesen „so herzlichen Empfang. „Ich sehe die Kirche als eine große Familie. Wo der Vater ist, vereint sich die Familie mit großer Freude. Für mich ist das ein Zeichen lebendigen Glaubens, ein Zeichen der Freude, die der Glaube in uns erweckt. Der Papst betete still vor dem so genannten „Volto Santo, der Reliquie, die als Schweißtuch der Veronika verehrt wird. Benedikt bezeichnete seinen Besuch als „private Pilgerreise, auf die Debatte um die Echtheit des Tuches ging er nicht ein. Das Gebet des Papstes dürfe nicht als Echtheitszertifikat interpretiert werden, sagte Bischof Forte später. „Das wollte und konnte es nicht sein, zitiert ihn die Nachrichtenagentur ANSA.
Doch Bruno Forte war bewegt, dankte aus ganzem Herzen persönlich und im Namen seiner Gläubigen, die, so hätte der Papst selbst es spüren können, „ihn ganz besonders lieben: „Danke, dass Sie uns helfen, unter dieses barmherzige Antlitz all unser Sehnen zu tragen, angefangen mit dem nach Frieden, für den wir in diesen Monaten so viel gebetet haben - von Ihnen geführt und ermutigt. In der Kirche traf Benedikt nur die offiziellen Vertreter aus Kirche, Politik und Kapuziner. Der Orden betreut den Wallfahrtsort und bewacht sozusagen das „Heilige Antlitz. Einzige Frau: Die deutsche Trappistin Blandina Schlömer, Ikonenmalerin und Entdeckerin des Schleiers von Manoppello.
Der Papst grüßte sie besonders, die Menschen, die sich zum Priester- und Ordensleben berufen fühlten: „Personen, die ich gerne als in Christus verliebt bezeichne, von ihm angezogen und darauf aus, die eigene Existenz zu einer ständigen Suche nach seinem Heiligen Angesicht werden zu lassen. Christusnachfolge ist das Thema der kurzen Ansprache, keine historisch-wissenschaftlichen Diskurse: „Ja, liebe Brüder und Schwestern, wer ‚Gott sehen' will, muss Christus kennen und sich von seinem Geist durchleuchten lassen, der die Gläubigen ‚zur vollkommenen Wahrheit' führt (vgl. Joh 16,13). Wer Jesus begegnet, wer sich von ihm anziehen lässt und bereit ist, ihm bis zur Aufgabe des Lebens zu folgen, erfährt am eigenen Leib, so wie Er am Kreuz, dass nur ‚das Weizenkorn, das in die Erde fällt und stirbt, reiche Frucht bringt' (vgl. Joh 12,24).
Alle Gläubigen forderte der Papst zu dieser Nachfolge auf. Nur so könne das Antlitz Christi gefunden werden:
„Um das Antlitz des Herrn in den Mitmenschen und den Ereignissen des Alltags zu erkennen, braucht es ‚unschuldige Hände und reine Herzen'. Unschuldige Hände, also ein Dasein, das von der Wahrheit der Liebe erleuchtet ist, die die Gleichgültigkeit besiegt, den Zweifel, Lüge und Egoismus. Außerdem braucht es reine Herzen, Herzen, die von der Schönheit Gottes geraubt wurden, wie es die kleine Teresa von Lisieux in ihrem Gebet zum Heiligen Antlitz sagt. Herzen, die das Siegel des Angesichts Christi tragen. Alle sind berufen, einige haben besondere Aufgaben:
„Liebe Priester, habt keine Angst, auch die euch anvertrauten Gläubigen, anzustecken und zu verzaubern. Ihr Seminaristen, die ihr euch darauf vorbereitet, das christliche Volk in Verantwortung zu leiten, lasst euch von nichts anderem verlocken als von Jesus und dem Verlangen, seiner Kirche zu dienen. Ebenso möchte ich euch Ordensmännern und -frauen sagen, dass all euer Handeln ein sichtbarer Widerschein der Güte und Barmherzigkeit Gottes sein soll. Und schließlich ein Verweis auf die Hilfe der Gottesmutter, die in den Abruzzen in zahlreichen Kapellen verehrt wird: „Die Mutter des Schöpfers helfe uns, zur Achtung der Natur, dem großen Geschenk Gottes, das wir in der zauberhaften Bergwelt, die uns umgibt, bewundern können. Dieses Geschenk ist aber immer stärker den Gefahren der Umweltzerstörung ausgesetzt und muss deshalb verteidigt und geschützt werden. Die Dringlichkeit dieses Anliegens wird durch den Gedenk- und Gebetstag zur Wahrung der Schöpfung, hervorgehoben, den die Kirche in Italien gerade heute begeht.
Zahlreiche Geschenke nimmt Benedikt aus Manoppello mit nach Hause. Köstlichkeiten aus der Region und einen Spendenumschlag, eine Reproduktion des Tuches, zwischen zwei Glasscheiben im Silberrahmen und eine Ikone gemäß dem Volto Santo - gemalt von Sr. Blandina. Ins Gästebuch der Wallfahrtskirche schrieb der Papst: „Der Herr helfe euch, sein Antlitz immer besser zu erkennen, und so den Vater zu sehen! Er grüßte „in der Gebetsgemeinschaft nach der gemeinsamen Suche nach seinem Antlitz. Im Anschluss besuchte Benedikt den Konvent der Kapuziner, die das Heiligtum betreuen. Dort war auch eine Begegnung mit dem Experten P. Heinrich Pfeiffer und Schwester Blandina geplant. Am frühen Nachmittag kehrte er nach Castel Gandolfo zurück, um seine ehemaligen Schüler vom „Ratzinger-Schülerkreis zu empfangen. ( rv )

 

 

03.09.06

Papst: Freue mich auf Bayern

Papst Benedikt XVI. freut sich auf seine Reise in die bayerische Heimat, die er am nächsten Wochenende antritt. Das sagte er heute beim Angelusgebet im Hof seiner Sommerresidenz Castel Gandolfo. Ich freue mich auf das Wiedersehen mit vielen Landsleuten in der nächsten Woche in Bayern!, rief er den Pilgern aus dem deutschen Sprachraum zu.
In seinem italienischen Redetext würdigte Benedikt seinen Vorgänger im Papstamt, den heiligen Gregor den Großen, weil er sich als Diener der Diener Christi verstanden habe. Diese Einstellung mache Gregor nicht nur für die Hirten der Kirche, sondern auch für Politiker zum Vorbild. Priester sollten, so führte der Papst weiter aus, die Balance zwischen Kontemplation und Aktion halten.
Auf deutsch sagte der Papst u.a.: Wer Gottes Willen erfüllen möchte, darf sich nicht auf äußeres Tun beschränken. Gott fragt nach dem Herzen des Menschen. Öffnen wir dem Herrn unser Inneres; er macht es rein und stark und schenkt uns das wahre Leben. (rv)

 

 

03.09.06

Bertone, Vertrauen zur UNO

Der künftige Kardinalstaatssekretär des Vatikans, Kardinal Tarcisio Bertone, hat Vertrauen zur UNO. Der Vatikan unterstütze die Rolle der Vereinten Nationen als Friedensschafferin, meinte er in einem Gespräch mit der italienischen Tageszeitung La Repubblica. Die UNO stehe immer an vorderster Front für die Werte des friedlichen Zusammenlebens und der Vermittlung. Bertone zeigt damit, dass er in Sachen UNO auf einer Linie mit dem scheidenden Kardinalstaatssekretär Angelo Sodano liegt. Bertone, der am 15. September seine neue Aufgabe im Vatikan übernimmt, zeigte außerdem großes Vertrauen zur UNO-Friedensmission im Südlibanon, die von Italien geführt wird.
Der 71-jährige Kardinal betonte aber auch die Rolle der Kirche als Vermittlerin zwischen streitenden Parteien. Die Kirche spricht mit jedem, auch mit Diktatoren, meinte er wörtlich. (rv)

 

 

04.09.06

Programm der Apostolischen Reise von Papst Benedikt XVI. in seine Heimat

Samstag, 9. September

Ciampino (Rom)

13.45

Abflug vom Flughafen Rom/Ciampino nach München

DEUTSCHLAND

München

15.30

Ankunft auf dem Internationalen Flughafen "Franz Joseph Strauss". Begrüßungszeremonie - Ansprache des Papstes

16.15

Fahrt vom Flughafen zum Seminar Georgianum

17.00

Ankunft am Seminar Georgianum auf dem Prof. Huber-Platz

17.10

Fahrt im Auto vom Georgianum zum Marienplatz

17.30

Gebet vor der Mariensäule auf dem Marienplatz - Gebet und Grußworte des Papstes

18.15

Fahrt im Auto vom Marienplatz zur Residenz auf dem Max-Joseph-Platz

18.30

Höflichkeitsbesuch beim Bundespräsidenten in der Residenz auf dem Max-Joseph-Platz

19.15

Treffen mit der Bundeskanzlerin in der Residenz auf dem Max-Joseph-Platz

19.45

Treffen mit dem bayerischen Ministerpräsidenten in der Residenz auf dem Max-Joseph-Platz

20.15

Fahrt im Auto von der Residenz auf dem Max-Joseph-Platz zum Erzbischöflichen Palais

20.30

Ankunft im Erzbischöflichen Palais

Sonntag, 10. September

8.45

Fahrt im Auto vom Erzbischöflichen Palais zur Neuen Messe

9.30

Ankunft auf dem Gelände vor der Neuen Messe in München. Begrüßung der Gläubigen bei der Fahrt im offenen Wagen

9.45

Ankunft in der Sakristei auf der Neuen Messe

10.00

Hl. Messe auf dem Gelände vor der Neuen Messe -Predigt des Papstes

 

Angelus auf dem Gelände vor der Neuen Messe - Grußworte des Papstes

12.15

Rückkehr zur Sakristei

12.30

Fahrt im Auto von der Neuen Messe zum Erzbischöflichen Palais

13.00

Ankunft im Erzbischöflichen Palais. Mittagessen mit dem Papstgefolge und den Kardinälen

17.15

Fahrt im Auto vom Erzbischöflichen Palais zur Kathedrale von München

17.30

Feier der Vesper in der Kathedrale von München. -Predigt des Papstes

19.00

Fahrt im Auto von der Kathedrale zum Erzbischöflichen Palais

19.15

Ankunft im Erzbischöflichen Palais

Montag, 11. September

7.50

Abschied vom Erzbischöflichen Palais

8.00

Fahrt im Auto vom Erzbischöflichen Palais zum Hubschrauberlandeplatz der Bayern-Kaserne München

8.15

Ankunft auf dem Hubschrauberlandeplatz

8.20

Abflug vom Hubschrauberlandeplatz München nach Altötting

Altötting

9.20

Ankunft auf dem Hubschrauberlandeplatz Altötting

9.30

Fahrt im Auto vom Flugplatz zum Heiligtum Altötting

9.45

Besuch der Gnadenkapelle im Heiligtum Altötting

10.00

Fahrt im Auto vom Heiligtum zur Sakristei in Altötting

10.15

Ankunft in der im Pfarrhaus eingerichteten Sakristei

10.30

Hl. Messe auf dem Platz vor dem Heiligtum  -Predigt des Papstes

12.30

Prozession des Allerheiligsten, begleitet von der Madonnenstatue, vom Platz vor dem Heiligtum zur neuen Anbetungskapelle bei der Stiftspfarrkirche St. Philippus und St. Jakobus

12.45

Einweihung der Anbetungskapelle

13.15

Gang von der Sakristei bei der Anbetungskapelle zum Kloster St. Magdalena

13.30

Ankunft im Kloster St. Magdalena

16.30

Fahrt im Auto vom Kloster St. Magdalena zur Basilika von Altötting.

17.00

Marianische Vesper mit den Ordensleuten und Seminaristen Bayerns in der Basilika St. Anna  -Predigt des Papstes

18.15

Fahrt im Auto von der Basilika St. Anna in Altötting nach Marktl am Inn

Marktl am Inn

18.45

Ankunft in Marktl am Inn
Besuch der Pfarrgemeindekirche St. Oswald

19.00

Fahrt im Auto von der Kirche zum Flugplatz von Marktl am Inn

19.15

Ankunft auf dem Flugplatz von Marktl am Inn

19.20

Abflug von Marktl am Inn nach Regensburg

Regensburg

20.20

Ankunft auf dem Flugplatz der Nibelungenkaserne in Regensburg

20.30

Fahrt im Auto von der Nibelungenkaserne zum Priesterseminar St. Wolfgang

20.45

Ankunft im Seminar

Dienstag, 12. September

9.15

Fahrt im Auto vom Priesterseminar St. Wolfgang zum Islinger Feld

9.30

Ankunft auf dem Islinger Feld. Fahrt mit dem offenen Wagen zur Begrüßung der Gläubigen

9.45

Ankunft in der Sakristei hinter dem Altar auf dem Islinger Feld

10.00

Hl. Messe auf dem Islinger Feld -Predigt des Papstes

12.15

Rückkehr zur Sakristei hinter dem Altar auf dem Islinger Feld

12.30

Fahrt im Auto vom Islinger Feld zum Seminar St. Wolfgang

12.45

Ankunft im Seminar St. Wolfgang
Mittagessen mit dem Papstgefolge

16.45

Fahrt im Auto vom Seminar St. Wolfgang zur Universität von Regensburg

17.00

Treffen mit den Vertretern der Wissenschaft in der Aula Magna der Universität Regensburg -Ansprache des Papstes

18.00

Fahrt im Auto von der Universität zum Dom von Regensburg

18.15

Ankunft im Dom von Regensburg. Prozession von der Kirche St. Ulrich zum Dom

18.30

Ökumenische Vesper im Dom von Regensburg- Predigt des Papstes

19.30

Fahrt im Auto vom Dom zum Priesterseminar St. Wolfgang

19.45

Ankunft im Seminar St. Wolfgang

Mittwoch, 13. September

Privates Programm des Papstes

7.30

Hl. Messe, Frühstück und privater Aufenthalt im Seminar St. Wolfgang

11.00

Einweihung der neuen Orgel in der Alten Kapelle -Gebet und Grußworte des Papstes

11.45

Besuch im Haus von Msgr. Georg Ratzinger in Regensburg. Mittagessen und Ruhepause

15.00

Fahrt im Auto vom Haus von Msgr. Georg Ratzinger zum Friedhof Ziegetzdorf

Ziegetzdorf

15.30

Besuch des Friedhofes von Ziegetzdorf und der Josefskirche

Pentling

16.30

Privater Aufenthalt im Haus in Pentling. Abendessen

19.30

Fahrt im Auto von Pentling zum Seminar St. Wolfgang in Regensburg

Regensburg

20.00

Ankunft im Seminar St. Wolfgang

Donnerstag, 14. September

7.30

Privatmesse im Seminar St. Wolfgang

9.00

Abschied vom Seminar St. Wolfgang

9.15

Fahrt im Auto vom Seminar zum Flugplatz der Nibelungenkaserne in Regensburg

9.30

Ankunft auf dem Flugplatz der Nibelungenkaserne

9.40

Abflug von Regensburg nach Freising

Freising

10.30

Ankunft in der Von-Stein-Kaserne in Freising

 

Fahrt im Auto vom Flugplatz zur Kathedrale von Freising

10.40

Ankunft im Dom von Freising

10.45

Begegnung mit den Priestern und ständigen Diakonen Bayerns im Dom St. Maria und St. Korbinian -Ansprache des Papstes

11.45

Fahrt im Auto vom Dom zum Internationalen Flughafen "Franz Joseph Strauss" in München

München

12.15

Ankunft auf dem Internationalen Flughafen "Franz Joseph Strauss".

 

Abschiedszeremonie auf dem Flughafen "Franz Joseph Strauss" -Ansprache des Papstes

12.45

Abflug von München nach Rom

ITALIEN

Ciampino (Rom)

14.30

Ankunft auf dem Flughafen Ciampino (Rom)

 

 

07.09.06

Kardinal-Staatssekretär Sodano

Der scheidende Kardinal-Staatssekretär Angelo Sodano sieht sich im Rückblick auf seine Tätigkeit als Spitzenpolitiker des Vatikan zugleich auch als geistlichen Hirten. Ihm sei es darum gegangen, "den christlichen Sauerteig in das Leben der Nationen zu bringen", schreibt der Chefdiplomat in einem heute präsentieren Sammelband über seinen fast 16-jährigen Dienst als "Nummer Zwei" in der Hierarchie der katholischen Kirche. Zur Ablöse zwischen dem scheidenden und dem kommenden Kardinalstaatssekretär, dem bisherigen Genueser Oberhirten Tarcisio Bertone, richtet der Vatikan am 15. September eine Zusammenkunft in der päpstlichen Sommerresidenz Castelgandolfo aus. ( rv )

 

 

07.09.06

Ein Brief des Papstes nach Bayern

Papst Benedikt XVI. hat sich in einer persönlichen Botschaft an die Menschen gewandt, die ihn bei seinem Besuch vom 9. bis 14. September in seiner bayerischen Heimat begrüßen und mit ihm Gottesdienst feiern werden. "Ich freue mich auf die Begegnung mit den Menschen in Bayern", heißt es in einem Brief des Papstes, der handschriftlich an die "Lieben Leser der Münchener Kirchenzeitung" gerichtet ist, aber allen Menschen gilt, die entlang der Straßen ihn begrüßen, auf öffentlichen Plätzen und in Kirchen mit ihm beten und die Eucharistie feiern werden. Er wisse sich mit den Menschen verbunden und danke ihnen, dass sie dafür "die Mühsal der Pilgerschaft und viele Stunden geduldigen Wartens auf sich nehmen". Die mit "Euer Papst Benedikt XVI." am 15. August 2006 unterzeichnete Botschaft des Papstes hat folgenden Wortlaut:
Liebe Leser der Münchener Kirchenzeitung!
Endlich kann ich der herzlichen Einladung zu einem Besuch in meiner bayerischen Heimat folgen. Ich freue mich auf die Begegnung mit den Menschen in Bayern, mit Orten meiner Kindheit und Jugend, meiner Studien und meines Wirkens als Lehrer der Theologie und als Erzbischof von München und Freising.
Mir ist in den römischen Jahren und noch einmal verstärkt nach meiner Wahl zum Nachfolger Petri soviel Zuwendung gerade aus Bayern zuteil geworden, die ich nun dankbar und von ganzem Herzen erwidern möchte. Die Zusammengehörigkeit mit den Menschen in der Heimat, das mir von so vielen immer wieder vertrauensvoll zugesicherte Gebet ist mir in meiner Verantwortung für die große katholische Weltkirche eine wichtige Stütze.
So freue ich mich auf die vielen Menschen, die entlang der Straßen mich begrüßen wollen, die mit mir auf Plätzen und in ehrwürdigen Kirchen beten und das Geheimnis der heiligen Eucharistie feiern werden. Ich weiß mich ihnen verbunden und danke ihnen, dass sie dafür die Mühsal der Pilgerschaft und viele Stunden geduldigen Wartens auf sich nehmen.
Die Bischöfe der von meinem Besuch berührten bayerischen Bistümer haben ein Wort aus der Predigt bei meiner Amtseinführung zum Motto für die Tage der Begegnung mit mir gewählt: Wer glaubt, ist nicht allein! Wir werden uns im gemeinsamen Glauben begegnen und als Gemeinschaft der Glaubenden erfahren. Diese Gemeinschaft reicht weit hinein in die Jahrhunderte zu vielen Generationen, die im Geist des Evangeliums das bayerische Volk und seine Kultur christlich geprägt haben. Diese Gemeinschaft umfasst ebenso die Menschen der Gegenwart, damit ein manchmal müdes Christentum eine pfingstliche Stunde erleben und wieder Mut für einen neuen Aufbruch fassen kann.
Ich möchte von Herzen wünschen, dass mein Besuch in der Heimat die Freude am Christentum neu wecken und vor allem die Zuversicht stärken kann, dass die Gemeinschaft der Kirche in die Verantwortung hineingekommen ist, für alle eine menschliche Zukunft zu gestalten. Damit verbinde ich auch die Hoffnung, dass wieder mehr junge Menschen die Zweifel an der Zukunftsfähigkeit der Kirche überwinden und sich für die Berufung zum priesterlichen Dienst wie auch zum Dienst als Ordensfrau oder Ordensmann entscheiden können.
Lassen wir uns in diesen Tagen meines Besuches in Bayern und in der nachfolgenden Zeit von dem tragenden Bewusstsein erfüllen, dass die Kirche nicht von uns und unseren Leistungen her lebt, sondern dass sie allein von der Liebe Christi gehalten wird, auf die wir immer neu vertrauen dürfen.
Euer Papst Benedikt XVI.
Castel Gandolfo, 15. 8. 2006" (rv )

 

 

09.09.06

Informationen zum 1. Tag des Papstbesuchs in Bayern

Benedikt XVI. beginnt Reise durch Bayern
Er ist wieder zu Hause: Papst Benedikt XVI. ist in Bayern angekommen. Heute Nachmittag wurde er auf dem Münchener Flughafen willkommen geheißen. Der Papst will in den nächsten Tagen München, Altötting, seinen Geburtsort Marktl, Regensburg und Freising besuchen. Sein Ziel: Noch einmal die Orte und Menschen sehen, die ihn geprägt haben.
Ankunft auf dem Flughafen
Papst Benedikt XVI. ist in München eingetroffen. Etwas vor der geplanten Zeit von 15.30 Uhr setzte die Alitalia-Maschine auf dem Franz-Joseph-Strauß-Flughafen der bayerischen Metropole auf.
Bei strahlendem Sonnenschein warteten mehrere tausend Menschen, darunter zahlreiche Bischöfe. Am Fuß der Gangway wurde Benedikt von Bundespräsident Horst Köhler, Bundeskanzlerin Angela Merkel und Ministerpräsident Edmund Stoiber begrüßt; das Ehepaar Stoiber scherzte mit dem hohen Gast aus Rom einen Moment lang über das strahlend schöne Sommerwetter, das den Papst in seiner Heimat begrüßte, dann intonierten Bundeswehrsoldaten die vatikanische und die deutsche Hymne - sowie das Lied "Gott mit dir, du Land der Bayern".
An das militärische Zeremoniell schloss sich die Vorstellung der Politiker durch Bundespräsident Köhler und Ministerpräsident Stoiber an. Kardinal Friedrich Wetter stellte dem Papst die kirchlichen Würdenträger vor. Es waren auch Vertreter der orthodoxen und protestantischen Kirche anwesend.
Ein schönes Bild: Ein Bub und Madl in Tracht überreichten dem Papst einen traditionellen Kräuterstrauß.
Köhler: "Hoffe auf ökumenischen Fortschritt"
Horst Köhler begrüßte Papst Benedikt mit den Worten "Willkommen in der Heimat! Wir freuen uns sehr, dass Sie wieder bei uns sind." Die zweite Visite des Papstes in seiner Heimat bedeute ein Bekenntnis zu seiner Herkunft. Köhler warb eindringlich für mehr Fortschritte im Gespräch der Kirchen untereinander. Zwar ließen sich 500 Jahre unterschiedlicher theologischer und glaubenspraktischer Entwicklung nicht mit einem Federstrich beenden, und er wisse ja auch, dass in den letzten fünfzig Jahren schon viel für eine Annäherung der Kirchen erreicht worden sei. "Ich darf aber als evangelischer Christ meine Hoffnung zum Ausdruck bringen, dass diese ökumenische Entwicklung weitergeht, vor allem in gegenseitigem Respekt und in Anerkennung der tiefen und wesentlichen Gemeinsamkeiten."
Der Papst habe immer wieder sich gegen den Missbrauch von Religion gewehrt, die jede religiöse Überzeugung in Misskredit bringe, so Köhler weiter. "Ich hoffe sehr, dass Ihre Botschaft immer mehr offene Ohren findet und in den Herzen und Köpfen Raum gewinnt - überall auf der Welt. Wir möchten, dass dieser Planet Erde, diese Eine Welt, für uns alle eine gute Heimat sein kann, wo immer wir leben."Erste Ansprache des Papstes
In seiner Ansprache dankte der Papst für die herzliche Begrüßung. Er sei tief bewegten Herzens nun wieder auf deutschem und bayrischen Boden. Viele Erinnerungen würden wach: "In diesem Augenblick steigen in meinem Innern viele Erinnerungen an die in München und Regensburg verbrachten Jahre auf - Erinnerungen an Menschen und Ereignisse, die tiefe Spuren in mir hinterlassen haben. Im Bewusstsein all dessen, was ich empfangen habe, bin ich hier vor allem, um meine herzliche Dankbarkeit zum Ausdruck zu bringen, die ich allen gegenüber empfinde, die zur Formung meiner Persönlichkeit beigetragen haben. Doch ich bin hier auch als Nachfolger des Apostels Petrus, um die tiefen Bindungen zwischen dem Römischen Bischofssitz und der Kirche in unserer Heimat erneut zu bekräftigen und zu bestätigen. Es sind Bindungen, die in ihrer jahrhundertelangen Geschichte stets lebendig erhalten wurden durch die Treue zu den Werten des christlichen Glaubens, derer sich gerade die bayerischen Lande besonders rühmen dürfen. ... Der heutige gesellschaftliche Kontext ist in vieler Hinsicht verschieden von dem der Vergangenheit. Trotzdem denke ich, dass uns alle die Hoffnung verbindet, die kommenden Generationen mögen dem geistigen Erbe treu bleiben, das durch alle Krisen der Geschichte hindurch standgehalten hat. ... Mein Wunsch ist es, dass alle meine Landsleute in Bayern und in Deutschland insgesamt sich aktiv an der Weitergabe der grundlegenden Werte des christlichen Glaubens an die Bürger von morgen zu beteiligen.
Darüber hinaus möchte ich nun einen sehr herzlichen Gruß an alle Einwohner Bayerns und ganz Deutschlands richten. Dabei denke ich nicht nur an die katholischen Gläubigen, denen mein Besuch in erster Linie gilt, sondern auch an die Mitglieder der anderen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften, besonders an die evangelischen und die orthodoxen Christen. Schließlich grüße ich die Angehörigen anderer Religionen sowie auch alle Menschen guten Willens, denen der Friede und die Ruhe des Landes ein Herzensanliegen sind. ... Allen Anwesenden ein herzliches "Grüß Gott!"
Papst: Gebet an der Mariensäule
Unter Polizeischutz wurde Papst Benedikt in die Münchener Innstadt begleitet, wo ihn bereits Tausende mit weiß-gelben Fähnchen winkend erwarteten. Angekommen im Priesterseminar, dem Herzoglichen Georgianum, stieg Papst Benedikt in das Papamobil um. Gemeinsam mit Kardinal Wetter fuhr er dann durch die Ludwigsstraße, die Theatinerstraße und Weinstraße bis zum Marienplatz. Dort waren die Menschen sichtlich begeistert, als der Papst im Papamobil angefahren kam - mit weiten Gesten begrüßte er die Pilger, die hier bereits seit Stunden auf ihn warteten. An der Mariensäule angekommen war die Menge kaum noch zu halten - Benedetto-Rufe schallten aus einem blau-weiß und weiß-gelben Fahnenmeer. Das Blasorchester München-Perlach spielte Papst Benedikt zur Ankunft einen bayrischen Marsch.
Papst Benedikt begab sich auf das blumengeschmückte Podium an der Mariensäule. Das päpstliche Wappen sowie das Wappen der bayrischen Landeshauptstadt zierten als Blumenteppich das Ambiente. Dann richteten Edmund Stoiber und Kardinal Wetter ein Wort des Grußes an den Papst.
Ansprache von Edmund Stoiber: die Kernsätze
Für die Menschen in unserem Land und für mich persönlich geht heute ein Herzenswunsch in Erfüllung: Unser deutscher Papst kehrt in seine bayerische Heimat zurück. Wir alle sind tief bewegt,überglücklich und dankbar, diesen historischen und einmaligen Augenblick miterleben zu dürfen.
Vor fast 25 Jahren ließen wir Sie nur schweren Herzens nach Rom ziehen. Auch wenn Sie damals den Münchner Bischofsstuhl gegen den Vorsitz der Glaubenskongregation eingetauscht haben und Rom Ihre zweite Heimat wurde: Sie haben trotzdem nie einen Hehl daraus gemacht, dass Sie im Herzen immer ein Bayer geblieben sind. Wie sehr sich die Menschen hier in Bayern über Ihren Heimat- und Pastoralbesuch freuen, lässt sich nur schwer in Worte fassen. Der Jubel der vielen Tausenden von Gläubigen, die bei Ihrer Fahrt durch München die Straßen gesäumt haben und hier auf dem Marienplatz versammelt sind, ist ein sichtbarer Ausdruck dieser Begeisterung. Sie zeigt Ihnen aber auch: Die christlichen Wurzeln in Bayern sind stark und kraftvoll. In unserer säkularen Welt erfüllt es mich mit Freude und Hoffnung zu sehen, wie lebendig der Glaube ist und wie viele Menschen, gerade auch junge, ihr Leben aus einer religiösen Verwurzelung heraus gestalten.
Sie sagen es und wir spüren es: Die bayerische Heimat hat Sie geprägt. Doch Sie haben in Ihrer Heimat auch sichtbare Spuren hinterlassen als Seelsorger, geistlicher Oberhirte und renommierter Theologe. Sie haben mahnend Ihre Stimme erhoben, wenn christliche Grundwerte und Menschenwürde dem Zeitgeist zu unterliegen drohten. Wir alle sind Ihnen zutiefst dankbar, dass Sie das christliche Gesicht Bayerns entscheidend mitgestaltet haben.
Als Papst gilt Ihr Denken und Handeln nun der ganzen Welt. Es berührt uns aber zutiefst in unserer Seele, wenn das Oberhaupt der Römisch-Katholischen Kirche sagt: "Mein Herz schlägt bayerisch."
Papst an der Mariensäule: die Kernpunkte in seinem offiziellen Redetext
Es ist für mich sehr bewegend, wieder auf diesem wunderschönen Platz zu Füßen der Mariensäule zu stehen an einem Ort, der bereits zweimal Zeuge entscheidender Wendepunkte in meinem Leben war. Hier nahmen mich vor fast dreißig Jahren die Gläubigen mit Herzlichkeit und Freude als ihren neuen Erzbischof auf: Damals begann ich meinen Dienst mit einem Gebet zur Muttergottes. Hier verabschiedete ich mich von meinem Bistum, als ich fünf Jahre später vom Papst nach Rom berufen wurde, und richtete noch einmal ein Gebet an die Patrona Bavariae, um "meine" Stadt und meine Heimat ihrem Schutz anzuvertrauen. Heute stehe ich nun wieder hier diesmal als Nachfolger des heiligen Petrus. ... Einen besonderen Gruß möchte ich an die Priester richten, besonders an diejenigen, mit denen ich als Priester und als Bischof in meinem Heimatbistum München und Freising zusammengearbeitet habe. Und schließlich grüße ich mit tiefer Zuneigung Euch alle, liebe Landsleute und Freunde, die Ihr Euch auf diesem Platz versammelt habt, um mir Eure Verbundenheit zu bezeugen! ... Und so stehe ich also wieder zu Füßen der Mariensäule, um die Fürsprache und den Segen der Muttergottes zu erflehen, diesmal aber nicht nur für die Stadt München und für Bayern, sondern für die Kirche der ganzen Welt und für alle Menschen guten Willens.
Das Gebet des Papstes an der Mariensäule - der volle Text
Heilige Mutter des Herrn, unsere Vorfahren haben in bedrängter Zeit dein Bild hier im Herzen der Stadt München aufgestellt, um dir Stadt und Land anzuvertrauen. Dir wollten sie auf den Wegen des Alltags immer wieder begegnen und von dir das rechte Menschsein lernen; von dir lernen, wie wir Gott finden und wie wir so zueinander kommen können. Sie haben dir Krone und Zepter, die damaligen Symbole der Herrschaft über das Land gegeben, weil sie wußten, daß dann die Macht und die Herrschaft in den rechten Händen sind in den Händen der Mutter.
Dein Sohn hat seinen Jüngern kurz vor der Stunde des Abschieds gesagt: Wer unter euch groß sein will, der sei euer Bedienter, und wer unter euch der erste sein möchte, der sei aller Knecht (Mk 10, 43f). Du hast in der entscheidenden Stunde deines Lebens gesagt: Siehe, ich bin die Magd des Herrn (Lk 1, 38) und hast dein ganzes Leben als Dienst gelebt. Du tust es weiter die Jahrhunderte der Geschichte hindurch: Wie du einst für die Brautleute in Kana leise und diskret eingetreten bist, so tust du es immer: Alle Sorgen der Menschen nimmst du auf dich und trägst sie vor den Herrn, vor deinen Sohn. Deine Macht ist die Güte. Deine Macht ist das Dienen.
Lehre uns, die Großen und die Kleinen, die Herrschenden und die Dienenden, auf solche Weise unsere Verantwortung zu leben. Hilf uns, die Kraft des Versöhnens und das Vergeben zu finden. Hilf uns, geduldig und demütig zu werden, aber auch frei und mutig, wie du es in der Stunde des Kreuzes gewesen bist. Du trägst Jesus auf deinen Armen, das segnende Kind, das doch der Herr der Welt ist. So bist du, den Segnenden tragend, selbst zum Segen geworden. Segne uns und diese Stadt und dieses Land. Zeige uns Jesus, die gebenedeite Frucht deines Leibes Bitte für uns Sünder, jetzt und in der Stunde unseres Todes Amen.
Kardinal Wetter: "Hoffe auf Tiefenwirkung"
Vom Flughafen aus fuhr der Papst gleich in die Innenstadt. Dort will er mitten im Herzen Münchens an der Mariensäule beten. Begrüßt wird der Papst vor dem Rathaus von Stoiber; auch die Bayernhymne soll noch einmal intoniert werden. Der Nachmittag gehört dann Begegnungen mit Politikern in der Residenz.
Von 1977 bis 1982 war der jetzige Papst Erzbischof von München und Freising. Voller Vorfreude auf ihn ist sein Nachfolger in diesem Amt, Kardinal Friedrich Wetter. "Das ist eine besondere Sache, dass der Papst in seine Heimat kommt. Ein einmaliges Ereignis - man sieht das auch an der großen Zahl der Medienleute, die sich angesprochen und herausgefordert wissen. Der Papst kommt als Bote des Glaubens und Nachfolger Petri, und seine erste Aufgabe besteht darin, das Evangelium zu verkünden. ... Er ist der oberste Lehrer der Kirche, aber auch ein geistiger Führer der Menschheit. Ich bin in den letzten Tagen sehr oft angefragt worden: Was erwarten Sie sich vom Papstbesuch? Natürlich werden wir keine Massenbekehrungen erleben, aber ich erwarte, dass die Menschen die Botschaft des Papstes so aufnehmen, dass sie eine Tiefenwirkung in ihnen hat."
Unser Kommentar zur Bayernreise
Ja natürlich -Nostalgie ist mit im Spiel. Noch mal die Orte und Menschen sehen, die Joseph Ratzinger zu dem gemacht haben, der er heute ist. Dankbarkeit also, und dann natürlich der Wunsch - wie der Papst es selbst sagt -, von hier aus seinem weltkirchlichen Auftrag gerecht zu werden. Was heißt das? Das heißt, dass die Reise gar nicht in erster Linie Deutschland gilt. Vielmehr will der Papst der Welt und der Weltkirche zeigen, wo er herkommt. Die FAZ formuliert: "So wie die früheren Bundeskanzler ihr Hamburger Reihenhaus oder Oggersheim den Großen dieser Welt zeigten, führt Benedikt sein Daheim vor." Die Welt seiner Kindheit war, wie er in einer autobiografischen Skizze einmal notierte, "in einer festen Symbiose mit dem Glauben der Kirche zusammengefügt". Am konkreten Beispiel also will Papst Benedikt vorführen, dass Glaube und Kirche keine abstrakten Größen sind, zu denen man allenfalls sonntags ein Lippenbekenntnis abgibt - sondern dass sie ins Leben der Menschen hineingehören. Je selbstverständlicher, desto besser. (Stefan v. Kempis)
Das weitere Programm des Papstes
Erste Station: München. Hier wird der Papst morgen früh eine große Messe feiern. Die von Radio Vatikan auch live mit deutschem Kommentar übertragen wird: auf KW 7175 kHz sowie über Partnerradios. Am Montag - es ist übrigens der 11 September - besucht der Papst den Marienwallfahrtsort Altötting, und seinen Geburtsort Marktl. Anschließend fährt er für zwei Tage nach Regensburg, wo er in den siebziger Jahren Professor war; der ältere Bruder des Papstes lebt heute noch dort. Am Donnerstag will Benedikt dann im Dom von Freising beten, wo er in den fünfziger Jahren zum Priester geweiht wurde - dann kehrt er nach Rom zurück.

Das sagt der Papst selbst zur Bayernreise
"Der Grund des Besuchs war eigentlich eben doch wirklich der, dass ich noch einmal die Orte, die Menschen sehen wollte, wo ich groß geworden bin, die mich geprägt und mein Leben geformt haben, und diesen Menschen danken wollte. Und dann natürlich auch eine Botschaft ausrichten, die über das eigene Land hinausgeht, wie es meinem Auftrag entspricht. Die Themen habe ich mir ganz schlicht von den liturgischen Daten vorgeben lassen. Das Grundthema ist eigentlich, dass wir Gott wieder entdecken müssen und nicht irgendeinen Gott, sondern den Gott mit einem menschlichen Antlitz, denn wenn wir Jesus Christus sehen, sehen wir Gott. Dass wir von daher dann die Wege zueinander finden müssen in der Familie, zwischen den Generationen; und dann zwischen den Kulturen, den Völkern, und die Wege der Versöhnung und des friedlichen Miteinanders in dieser Welt. Die Wege, die nach vorn führen, finden wir nicht, wenn wir nicht sozusagen Licht von oben haben." (Quelle: Interview des Papstes mit RV, 5.8.06)
"Pfadfinder als Kardinäle"
Benedikt XVI. ist in Deutschland. Der deutsche Papst landete am Nachmittag auf dem Münchner Franz-Josef-Strauß-Flughafen. Begrüßt von tausenden Pilgern, geladenen Gästen aus den Orten seiner Kindheit und den Spitzen aus Staat und Kirche. Birgit Pottler ist für uns vor Ort, sie hat Vorbereitungen und Ankunft beobachtet: "München leuchtet" ist einer der Werbeslogans für die "heimliche Hauptstadt Deutschlands". Heute stimmt er. Genauer gesagt: München strahlt. Alles ist blitz und blank, noch ein bisschen mehr als sonst. Einziger Wehrmutstropfen - wenn man das überhaupt sagen kann - der Himmel ist nicht bayerisch, nicht weiß-blau. Sicherheitstechnisch ist an alles gedacht; die Wege wurden in Originalgeschwindigkeit abgefahren, inklusive Papamobil und Gefolge. Pfadfinder schlüpften dabei in die Rolle der Kardinäle. Entlang der kompletten Strecke gilt Schirm-, Fahrrad- und sogar Klappstuhlverbot."
Der Papst hat in den vergangenen Wochen oft betont, wie sehr ihm die Reise in die Heimat am Herzen liegt. Kann man denn schon sagen, wie sein Besuch in Deutschland aufgenommen wird?
"Natürlich liegt das Hauptgewicht auf Bayern. Die Reise in die Heimat ist "vorweggenommenes Sterben" schreibt die Süddeutsche Zeitung. Papst Benedikt selbst sagte im Flugzeug den Journalisten, er wisse nicht, wie viele Jahre im Gott noch schenke. Es scheint, als hätte Deutschland Verständnis für den Bayernbesuch. Bundespräsident Köhler sagte am Flughafen, "Heimat ist mehr als nur ein Ort", sondern ist das Zusammenspiel von Gefühlen, Erinnerungen, Musik, Brauchtum… Auch das ist wohl ein Zeichen, dass die Bayernreise deutschlandweit Anerkennung findet. Was sicher auch am menschlichen, persönlichen Auftreten des Papstes liegt. Ohne Zweifel hat aber München den am wenigsten bayerischen Charakter der Reise. Zum einen, weil der Papst hier Bundespräsident und Kanzlerin trifft, zum anderen ist München eine internationale Stadt mit Touristen und Zugereisten, die in Medienbetrieben und internationalen Firmen arbeiten; und das Alltagsleben ist auch hier eher säkular geprägt. In Altötting, Regensburg und vor allem in Marktl wird der Papst dann wirklich als heimgekehrter Bayer empfangen werden."
Die Reisestationen des Papstes sind eng mit seinem Lebensweg verbunden. Auf jedes Detail wurde wert gelegt: "Nur fünf Jahre war er hier Erzbischof, doch er studierte in München, war er hier Kaplan und Aushilfsseelsorger. Marienplatz und Mariensäule sind für ihn die erste Adresse. Sie ist weltweit die älteste ihrer Art, 1638 errichtet. Die Mariensäule ist das Herz Münchens, ist der metrische Nullpunkt Bayerns; von hier aus werden alle Entfernungen gemessen. Hier betete Johannes Paul II., hier betete Joseph Ratzinger zu Beginn und zum Ende seiner Münchner Bischofszeit. Die Mariensäule ist Ausdruck der bayerischen Marienfrömmigkeit, des altbayerischen Glaubenslebens überhaupt. Bei aller Öffentlichkeit - das Gebet hier ist für den Bayern Joseph Ratzinger etwas zutiefst persönliches. Und gleichzeitig wird er, so wie schon der Erbauer Kurfürst Maximilian, das Volk, die Menschen dem Schutz der Gottesmutter anvertrauen, also wirklich als geistliches Oberhaupt auftreten." ( rv )

 

 

10.09.06

Informationen zum 2. Tag des Papstbesuches in Bayern

Papst in München: Macht die Ohren auf für Gott!
Papst Benedikt XVI. hat in München zu mehr Sensibilität für andere Kulturen aufgerufen und vor glaubensleerem Aktionismus gewarnt. Die Messe auf dem Gelände der Neuen Messe in München-Riem ist einer der Höhepunkte der sechstägigen Reise. Birgit Pottler fasst zusammen:
„Macht die Ohren auf für Gott! So kurz wie schwer ist diese Quintessenz der prägnantesten Predigt seiner Amtszeit. Papst Benedikt, der sich sonst vielmehr als sein Vorgänger an die Lesungen des Sonntags hält, richtete im ersten Gottesdienst klare Worte an seine deutsche Kirche. „Die katholische Kirche in Deutschland ist großartig durch ihre sozialen Aktivitäten, durch ihre Bereitschaft zu helfen, wo immer es Not tut, so der Papst. Aber er warnte vor blindem Aktionismus: „Offenbar herrscht da doch bei manchen die Meinung, … die Dinge mit Gott oder gar mit dem katholischen Glauben, die seien doch eher partikulär und nicht gar so wichtig.
Benedikt berichtete von den Gesprächen und Erfahrungen der Bischöfe aus Afrika und Asien, die ihm auch den Dank für alle Hilfe der deutschen Kirche aufgetragen hätten. Jede Silbe, jedes Komma saß. Aber der erhobene Zeigefinger des Glaubenshüters, der in seinem Heimatland so kritisiert war, der fehlte. Es schien, als wolle er Gläubige wie Würdenträger beim Ohr packen und sagen, kommt mit, ich habe euch etwas zu sagen.
„Das Evangelium lädt uns ein, wieder zu erkennen, dass es bei uns ein Defizit in unserer Wahrnehmungsfähigkeit gibt - einen Mangel, den wir zunächst gar nicht als solchen spüren, weil ja alles andere sich durch seine Dringlichkeit und Einsichtigkeit empfiehlt; weil ja scheinbar alles normal weitergeht, auch wenn wir keine Ohren und Augen mehr für Gott haben und ohne ihn leben.
Doch da saß nicht der Professor am Katheder; da erzählte ein Mann auf dem Hintergrund seiner Erfahrungen:
„Das Soziale und das Evangelium sind nicht zu trennen. Wo wir den Menschen nur Kenntnisse bringen, Fertigkeiten, technisches Können und Gerät, bringen wir zu wenig. Dann treten die Techniken der Gewalt ganz schnell in den Vordergrund und die Fähigkeit zum Zerstören, zum Töten wird zur obersten Fähigkeit, um Macht zu erlangen, die dann irgendwann einmal das Recht bringen soll und es doch nicht bringen kann: Man geht so nur immer weiter fort von der Versöhnung, vom gemeinsamen Einsatz für Gerechtigkeit und Liebe. Die Maßstäbe, nach denen Technik in den Dienst des Rechts und der Liebe tritt, gehen verloren, aber auf diese Maßstäbe kommt alles an.
Diese Maßstäbe seien nicht nur Theorien, sondern brächten Verstand und Tun auf den rechten Weg, so der Papst, bevor er fortfuhr mit seinem Verweis auf andere Länder:
„Die Völker Afrikas und Asiens bewundern zwar unsere technischen Leistungen und unsere Wissenschaft, aber sie erschrecken zugleich vor einer Art von Vernünftigkeit, die Gott total aus dem Blickfeld des Menschen ausgrenzt und dies für die höchste Art von Vernunft ansieht, die man auch ihren Kulturen aufdrängen will. Nicht im christlichen Glauben sehen sie die eigentliche Bedrohung ihrer Identität, sondern in der Verachtung Gottes und in dem Zynismus, der die Verspottung des Heiligen als Freiheitsrecht ansieht und Nutzen für zukünftige Erfolge der Forschung zum letzten ethischen Maßstab erhebt. Liebe Freunde! Dieser Zynismus ist nicht die Art von Toleranz und kultureller Offenheit, auf die die Völker warten und die wir alle wünschen.
Zuallererst brauche es Ehrfurcht vor Gott. Doch in der westlichen Welt, das betonte Benedikt ausdrücklich, müsse dafür zunächst der Glaube wieder erwachen, müsse Gott in der Gesellschaft wieder präsent werden.
„Wir drängen diesen Glauben niemandem auf: Diese Art von Proselytismus ist dem Christlichen zuwider. Der Glaube kann nur in Freiheit geschehen. Aber die Freiheit der Menschen rufen wir an, sich für Gott aufzutun; ihn zu suchen; ihm Gehör zu schenken. Wir, die wir hier sind, bitten den Herrn von ganzem Herzen, dass er wieder sein Ephata zu uns sagt; dass er unsere Schwerhörigkeit für Gott, für sein Wirken und sein Wort heilt, uns sehend und hörend macht. Wir bitten ihn, dass er uns hilft, wieder das Wort des Gebetes zu finden, zu dem er uns in der Liturgie einlädt; dessen ABC er uns im Vaterunser geschenkt hat.
Es gab Applaus, nicht jubelnd, nicht lang anhaltend, weder von Bischöfen noch von Gläubigen. Es war dieses bedächtige, überlegende, zustimmende Kopfnicken das über das Messegelände ging. Überhaupt blieben Jubelchöre während des Gottesdienstes aus. Vielleicht auch eine Mentalitätsfrage. Die Menschen feierten - trotz Bannerabordnungen, Trachtengruppen und Gebirgsschützen - kein Volksfest, sondern Gottesdienst; die Konzentration war mit Händen zu greifen. Und alles stand ganz im Zeichen des ältesten lebensgroßen Holzkreuzes der Welt aus dem 50-Seelen-Dorf Enghausen. Ende des 9. Jahrhunderts soll es entstanden sein, das brachten erst jüngste Restaurierungsarbeiten zum Vorschein. Mehr als 250.000 Gläubige waren versammelt und zwar aus 12 europäischen Ländern, 300 Ehrengäste aus Kirche und Politik, darunter Bundespräsident Horst Köhler und Ministerpräsident Edmund Stoiber, rund 70 Bischöfe und Kardinäle. Keinen anderen Gottesdienst gab es in München zeitgleich zur Papstmesse, auf Großleinwänden wurde sie in die ganze Region übertragen.
Um vier Uhr morgens waren die ersten Pilger gekommen, vor allem Jugendliche, die die ganze Nacht durch gewacht hatten. Mit dem Angelus um sechs Uhr begann das Vorprogramm zur Messe, gestaltet von Pfarreien Münchens, mit Rosenkranzgebet und Morgenlob. Eingeläutet von der Benedikt-Glocke aus Traunstein, ein Geschenk der Bürger an den Papst, der sie wiederum dem Studienseminar Traunstein, seinem Studienseminar, anvertraut hat. Dort wird sie zum Abflug des Papstes am Donnerstag das erste Mal voll erklingen. Es war buchstäblich eine Volksmesse, kein eigens für den Papst komponiertes Werk, sondern Liedgut, das die Menschen hier von Kindheit an auswendig können. Tribut an die Weltkirche: das Credo in Latein. Nur passend also zum Abschluss der Wettersegen, das uralte Gebet für die Menschen, ihre Arbeit, die Ernte und das ganze Land. Aus dem bayerischen Mund des Papstes fast ein Segen Urbi et Orbi. Angelusgebet: Gott als Zentrum der Wirklichkeit
Beim sonntäglichen Angelus-Gebet, das traditionell auch von Radio Vatikan in alle Welt übertragen wird, sagte der Papst, „Gott als Zentrum der Wirklichkeit und als Zentrum unseres eigenen Lebens zu sehen sei sowohl für das Leben des Einzelnen, wie auch für das entspannte, friedliche Zusammenleben aller Menschen notwendig. Als Vorbild dafür stehe die Haltung der Gottesmutter Maria, die ihr Herz für Gott und für die Menschen geöffnet habe. Von den ersten frühchristlichen Jahrhunderten an werde daher Maria in jeder Not und Bedrängnis um ihre Hilfe und Fürsprache bei Gott gebeten. Dies gelte besonders auch für Bayern, das vor 390 Jahren dem Schutz der Gottesmutter anvertraut worden sei. Der Papst erwähnte in diesem Zusammenhang ausdrücklich auch den altbayerischen Marienwallfahrtsort Altötting, den er morgen, Montag, besuchen wird.
Der Papst und die Libertas Bavariae - ein Gespräch
Die Papstreise hatte mit der Messe in München ihren ersten Höhepunkt. Dort hatten seit den frühen Morgenstunden die Gläubigen ausgeharrt und auch Stunden nach Ende des Gottesdienstes ist noch nichts von Chaos beim An- oder Abtransport der viertel Million Menschen zu hören. Alle sind glücklich. Oder? Unsere Korrespondentin Birgit Pottler:
„Den vielleicht größten Beitrag zur guten Stimmung dieser Tage leistet das Wetter, wie es denn hier in Bayern schöner im September nicht sein könnte. Das Regencape in der Pilgertasche ist bislang völlig unnötig. Die Sonne taucht diese Reise in ein strahlendes Licht, das auch auf dem Gesicht des Papstes wiederstrahlt. Es ist das innige Lächeln des Papstes, das begeistert. Er ist so überwältigt und bewegt und gleichzeitig gelöst, wie bislang nie gesehen. Das gleiche gilt übrigens für die Menschen in seinem engsten Umfeld. Benedikt wird nicht müde, die ,bayerische Gastfreundschaft' zu loben und alle Vorbereitungen für diese Reise
Stichwort Gastfreundschaft. Wie wird der Papst denn empfangen?
„Benedikts Lächeln trifft auf entsprechendes Echo zum Beispiel in der Presse. Die FAZ am Sonntag titelt mit einem Zitat von Kardinal Lehmann: ,Der Papst ist zuerst Mensch'. Die ,Welt am Sonntag' schreibt vom ,bewegtem Herz' mit dem der Papst in seine Heimat zurückkommt Gleichzeitig erinnern aber beide Blätter auch an Werteverlust und Krise der Kirche in Deutschland. Die FAZ lobt es als Vorzug bayerischer Lebensweise, von vehement verteidigten Positionen auch einmal abrücken zu können. So erklärt sie den Jubel und die Freude über den Heimatbesuch des Menschen Joseph Ratzinger, bei aller früheren Kritik am Theologen. Mit der Predigt heute hat der Papst heute außerdem gezeigt, dass er Bescheid weiß, was in Deutschland vor sich geht. Seine Worte waren die einer Pastoralreise, nicht die eines Heimaturlaubs. Bei allem Jubel: Die ,Libertas Bavariae' heißt auch: Leben und leben lassen. Natürlich gibt es hier auch kritische Stimmen zum Beispiel wegen der hohen Kosten des Papstbesuch, bei weitem nicht nur von Kirchengegnern, aber die werden den anderen die Freude an diesem Besuch mit Sicherheit nicht verdrießen.
Wie geht es jetzt weiter? Was erwartet den Papst und die Münchner heute noch?
„Nach der Messe heute Morgen hat sich der Papst erst einmal zum Mittagessen ins Erzbischöfliche Palais zurückgezogen. Ganz Deutschland weiß inzwischen wohl auch, dass es dort Tafelspitz und Apfelstrudel gab. Um 17 Uhr 30 wird Benedikt XVI. dann die Frauenkirche, also den Münchner Dom, besuchen und dort die Vesper beten. Das große Thema wird die Weitergabe des Glaubens sein, und in seiner ehemaligen Bischofskirche trifft der Papst auf Kommunionkinder, Religionslehrer, pastorale Mitarbeiter, Verantwortliche der Jugendverbände und ehrenamtliche Männer und Frauen des Erzbistums. 2.500 Menschen sind in den Dom geladen. Natürlich sind die rund 600 Meter zwischen Residenz und Frauenkirche auch wieder eine gute Gelegenheit, für Papst wie gläubige Münchner, einander so richtig nahe zu kommen. Wir dürfen uns wohl schon jetzt auf ähnlich emotionsgeladene Bilder wie gestern Abend freuen. Der Papst hatte am Schluss ja sogar die Fenster des Papamobils geöffnet.
Papst vom Balkon: Vergelts Gott für den Empfang
Spontan hat Papst Benedikt heute Nachmittag einige hundert wartende Menschen vor dem Erzbischöflichen Palais in der Münchener Kardinal-Faulhaber-Strasse vom Balkon aus gegrüßt. Hier lesen Sie, was der Papst dabei sagte: Liebe Freunde, jedes Jahr bin ich beim Beginn des Oktoberfestes auf diesem Balkon gestanden. Jetzt freue ich mich, dass ich heute noch einmal hier stehen darf, dass so viele Menschen mich begrüßen, dass ich mich richtig zu Hause fühlen darf und von einer solchen Herzlichkeit umgeben bin. Ich sag einfach nur ein „Vergelt's Gott und danke Euch! Wir danken dem lieben Gott für den schönen weiss-blauen Himmel, den er uns schenkt. Ich danke jetzt schon der Musik, die mich schon bei meiner Ankunft begrüßt hat. Ein herzliches „Vergelt's Gott Euch allen, noch einen schönen Sonntag und eine gesegnete Zeit. Dankeschön! Herzlichen Dank Euch allen. Wir geben Euch zusammen noch den Segen als Zeichen unserer inneren Verbundenheit und als Ausdruck aller guten Wünsche für die kommenden Zeiten. Es segne euch der Allmächtige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen. Schönen Sonntag, gute Zeit, Vergelt's Gott!
Gebet zur Gottesmutter an der Münchner Mariensäule
Gestern Abend hatte Papst Benedikt den ersten großen öffentlichen Auftritt seines Bayern-Besuches. An der Münchner Mariensäule begrüßte er zunächst die Menschenschar und sprach dann ein Gebet. In seinen Grußworten erzählte der Papst eine Parabel: die in München allseits bekannte Geschichte vom Bär des Korbinian, der dem Heiligen als Lasttier diente.
Das Gebet des Papstes an der Mariensäule
Heilige Mutter des Herrn, unsere Vorfahren haben in bedrängter Zeit dein Bild hier im Herzen der Stadt München aufgestellt, um dir Stadt und Land anzuvertrauen. Dir wollten sie auf den Wegen des Alltags immer wieder begegnen und von dir das rechte Menschsein lernen; von dir lernen, wie wir Gott finden und wie wir so zueinander kommen können. Sie haben dir Krone und Zepter, die damaligen Symbole der Herrschaft über das Land gegeben, weil sie wussten, dass dann die Macht und die Herrschaft in den rechten Händen sind - in den Händen der Mutter.
Dein Sohn hat seinen Jüngern kurz vor der Stunde des Abschieds gesagt: Wer unter euch groß sein will, der sei euer Bedienter, und wer unter euch der erste sein möchte, der sei aller Knecht (Mk 10, 43f). Du hast in der entscheidenden Stunde deines Lebens gesagt: Siehe, ich bin die Magd des Herrn (Lk 1, 38) und hast dein ganzes Leben als Dienst gelebt. Du tust es weiter die Jahrhunderte der Geschichte hindurch: Wie du einst für die Brautleute in Kana leise und diskret eingetreten bist, so tust du es immer: Alle Sorgen der Menschen nimmst du auf dich und trägst sie vor den Herrn, vor deinen Sohn. Deine Macht ist die Güte. Deine Macht ist das Dienen.
Lehre uns, die Großen und die Kleinen, die Herrschenden und die Dienenden, auf solche Weise unsere Verantwortung zu leben. Hilf uns, die Kraft des Versöhnens und das Vergeben zu finden. Hilf uns, geduldig und demütig zu werden, aber auch frei und mutig, wie du es in der Stunde des Kreuzes gewesen bist. Du trägst Jesus auf deinen Armen, das segnende Kind, das doch der Herr der Welt ist. So bist du, den Segnenden tragend, selbst zum Segen geworden. Segne uns und diese Stadt und dieses Land. Zeige uns Jesus, die gebenedeite Frucht deines Leibes Bitte für uns Sünder, jetzt und in der Stunde unseres Todes Amen.
Augsburgs Bischof Walter Mixa ist selig
Gestern Mittag war Benedetto Ratzinger in München gelandet und hatte auf dem Marienplatz gebetet. Die Münchener nahmen ihn mit offenen Armen auf - das hat den Augsburger Bischof Walter Mixa sehr beeindruckt.
Ich bin persönlich sehr glücklich, dass der Heilige Vater einen so frohen und herzlichen und zugleich noblen Empfang hier in München erfahren hat. Das hat schon auf dem Flughafen begonnen mit den verschiedenen Abteilungen auch der Streitkräfte, die zahlreich anwesend waren, was mich als Militärbischof sehr gefreut hat. Dann auch die Schützen vom Tegernsee-Gebiet, die Trachtengruppen - also diese Herzlichkeit, aber nicht billig, sondern mit einer ehrlichen und echten Noblesse, eine echte christliche Kultur. Dann auch hier auf dem Marienplatz hat es mich sehr beeindruckt, wie der Heilige Vater mit diesem Bild vom Bären des Korbinian so anschaulich gesprochen hat, dass das jedes Kind und jeder Jugendliche verstanden hat; nicht theologische Höheflüge, sondern ganz aus dem menschlichen Herzen heraus. Er hat so gesprochen, dass die Menschen verstehen, worum es ihm geht, und er auf diese Weise hat er sicher viele Sympathie gewonnen, und die Menschen werden auch für ihn beten. Da kann ich wirklich sagen, das war für mich jetzt schon ein Fest des Glaubens, auch nach dem Motto: Wer glaubt, ist nie allein.
Auch die evangelische Kirche freut sich
Bundespräsident Köhler wünscht sich einen ökumenischen Fortschritt in Deutschland, Papst Benedikt XVI. hat bei seinen ersten Worten auf dem Flughafen ausdrücklich die Mitglieder der anderen Konfessionen und Religionsgemeinschaften begrüßt. Elisabeth Dieckmann ist Geschäftsführerin des Katholikenrats der Erzdiözese München und Freising, war zuvor aber Geschäftsführerin der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Deutschland. Sie betont:
„Der evangelische Landesbischof Johannes Friedrich hat schon gesagt, dass auch die evangelische Kirche sich darüber freut, dass der Papst kommt und dass man auch die Rolle des Papstes besonders wenn es um den Einsatz für ethische Fragen geht, sehr zu schätzen weiß. In den kommenden Tagen wird natürlich die Aufmerksamkeit auf die katholische Kirche gerichtet sein, aber die evangelische Kirche ist ja zu vielen Ereignissen im Rahmen des Papstbesuches eingeladen. Außerhalb dieser sechs Tage gibt es natürlich vieles an ökumenischer Arbeit in Bayern, was man sehr schätzen kann; was nicht heißt, dass man nicht auch die ökumenische Arbeit in Bayern noch intensivieren könnte.
Bilanz des ersten Tages
Mit Benedikt XIV. in Bayern: Die Pastoralreise hat begonnen und das erfolgreich. Eine Bilanz des ersten Tages von Birgit Pottler.
Der Papst ist zurück in Bayern. Das verkündeten die Glocken der Landeshauptstadt, als die Papstmaschine aus Rom bayerischen Boden berührte. Seine Freude über den Heimatbesuch war ihm ins Gesicht geschrieben, er war bewegt, eben wie einer, der nach langer Zeit nach Hause kommt. Und dass er ein Bayer ist, daraus hatte er nie ein Hehl gemacht. Also nur folgerichtig, dass er es in seiner konsequenten Art auch jetzt nicht tut. Es war dann aber Benedikt selbst, der gesamtdeutsche Themen ansprach. Noch im Flugzeug sagte er den mitgereisten Journalisten: Der deutsche Katholizismus ist nicht müde. Seine ersten Worte bei der Willkommenszeremonie betonten das ökumenische Miteinander im Land der Reformation. Mit Bundespräsident und Kanzlerin erörterte er später die Situation in Deutschland, Fragen des interreligiösen Dialogs und die Wertediskussion in Europa.
Sein Gebet an der Mariensäule war fast eine Katechismusstunde für ganz Deutschland. Die älteste Mariensäule der Welt ist metrischer Nullpunkt Bayerns und Sinnbild altbayerischer Marienfrömmigkeit, einer, die Maria immer als Zugangsweg zu Christus sieht. Sie nie überhöht. Das hat der Papst selbst heute deutlich gemacht. So persönlich ihm dieses Anliegen war, er wollte hier als Papst handeln und die Weltkirche, die Menschen in der Welt der Mutter Gottes empfehlen. Begleitet wurde der Papst wo er ging von weißblauen und gelbweißen Fahnen und „Benedetto-Rufen. 72.000 Menschen - so die offiziellen Zahlen - hatten italienisch gelernt. Ein großartiger Tag. Das sagte auch Kanzlerin Merkel nach ihrem Vier-Augen-Gespräch. Keine Frage, die Bayern tun alles für Ihren Papst. Aber Bayern, um wieder die Kanzlerin zu zitieren, ist kein ganz unwichtiger Teil Deutschlands. ( rv )

 

 

11.09.06

Informationen zum 3. Tag des Papstbesuchs in Bayern

Papst beim Gottesdienst in Altötting
Papst Benedikt XVI. hat mit 60.000 Gläubigen Gottesdienst in Altötting gefeiert. Bei strahlendem Sonnenschein begrüßte ihn der Passauer Bischof Wilhelm Schraml. Er betonte die Verbundenheit der Altöttinger mit "ihrem" Papst. Jeden Tag werde im Heiligtum für ihn der Rosenkranz gebetet. Ein sichtlich gerührter Papst dankte den Gläubigen mit einem herzlichen "vergelts Gott".
Papst Benedikt betonte in seiner Predigt das gemeinsame "Ja" der Gottesmutter Maria und Jesu zum Willen des Vaters. Maria und Jesus gehören unzertrennlich zusammen. Maria sei die betende Kirche in Person. Sie bete in der Mitte aller Heiligen für uns. Den eigenen Willen in Gottes Willen übergehen zu lassen in aller Demut ist das Wichtigste und wahrhaft Gute, was wir von ihr lernen können. Jesu hebe Maria als Frau und Mutter für die Menschheit hervor. Jesus nehme in diesem Evangelium durch die Symbole von Wein und Wasser seine letzte Stunde vorweg. Er zeige das göttliche Hochzeitsfest, zu dem der Vater den Sohn einladen werde und bei dem Jesus uns seine Liebe bis zum Äußersten durch die Gabe seines Leibes schenke.
"Zu einer Kirche tritt dein Volk zusammen, in einem Glauben lass uns dich erkennen" schallte es zur Gabenbereitung. Neben den eucharistischen Gaben von Brot und Wein überbrachten die Sieger eines Schülermalwettbewerbs zur Papstreise ihre Bilder, Jugendlichen ein Modell des Jugendkreuzes des Bistums Passau und Menschen mit Behinderungen Produkte ihrer Arbeit aus den Ruperti-Werkstätten in Altötting. Zudem übergaben ein Pilgerführer dem Papst einen Pilgerstab und zwei Vertreter der Marianischen Männerkongregation eine Miniaturfigur von Papst Johannes Paul II.
Mit anhaltendem Applaus dankten die Altöttinger und die versammelten Pilger zum Ende des Gottesdienstes "ihrem" Papst für seine Anwesenheit. In Anschluss an den Gottesdienst begann eine Prozession mit dem Allerheiligsten in die neue Anbetungskapelle. In der erst vor wenigen Tagen eingeweihten Kapelle war Papst Benedikt der erste, der das Allerheiligste anbetete.

Der Papst im Herzen Bayerns - ein Bericht
Nach zwei Tagen in seiner Studien- und Bischofsstadt München ist Papst Benedikt XVI. heute in das "Traumland seiner Kindheit" gereist. 60.000 Menschen erwarteten ihn im oberbayerischen Altötting, das bereits zum Bistum Passau gehört. In seiner Predigt erinnerte der Papst daran, dass Maria die Menschen zu Christus führe.
Altötting ist an Pilgerströme gewohnt. 90 Kilometer südöstlich von München liegt es und nimmt pro Jahr mehr als eine Million Menschen auf. Päpste waren auch schon hier: Einer im 15. Jahrhundert und Johannes Paul II. 1980. Doch der 11. September 2006 wird in die Geschichte eingehen - schließlich kommt der Ehrenbürger dieser Stadt nach Hause.
Um zwei Uhr nachts waren die ersten Menschen gekommen, kurz nach acht sind bereits knapp 40.000 auf dem Kapellplatz. 20.000 weitere säumen die umliegenden Straßen. Der kleine Ort hatte sich verfünffacht.
Der Weg des Papstes geht direkt in die Gnadenkapelle. Wie die Pilger seit 500 Jahren zieht auch er zur Schwarzen Madonna, der Mutter Gottes mit Kind aus Lindenholz, die vom Ruß der Kerzen dunkel geworden ist Altötting ist einer der fünf großen Marienwallfahrtsorte Europas, neben Lourdes, Fatima, Loreto und Tschenstochau. Berichte von zwei Heilungswundern aus dem Jahr 1489 begründeten die Wallfahrt. Die Herrscher des Hauses Wittelsbach ließen hier ihre Herzen beisetzen, auch deshalb trägt Altötting den Beinamen "Herz Bayerns". Der Papst selbst nennt es gar "eines der Herzen Europas". Alleine betet er vor dem Gnadenbild, bevor es zur Altarinsel draußen auf dem Platz getragen wird.
Dann beginnt der Gottesdienst. Die Predigt des Papstes ist eine Katechese über Marienverehrung. Der Glaube muss wieder erwachen, sagte er am Sonntag. Am Montag unterwies der Hirte seine Schäfchen im Glauben. Maria und Jesus gehörten untrennbar zusammen, so der Papst, und erinnerte an das Magnificat: "Meine Seele macht Gott groß. Gott groß machen, das heißt ihm Raum geben in der Welt, im eigenen Leben, ihn einlassen in unsere Zeit und unser Tun - das ist das tiefste Wesen rechten Betens. Wo Gott groß wird, da wird der Mensch nicht klein: Da wird auch der Mensch groß, und da wird die Welt hell."
Benedikt XVI. pilgerte von Kindheit an nach Altötting. Wohl auch deshalb war eines der zahlreichen Geschenke für ihn später ein Pilgerstab. Der Papst wurde mit bayerischer Marienfrömmigkeit groß, sie prägte auch seine Predigt: "Zu dieser Mutter pilgern die Menschen seit Generationen hier nach Altötting. Ihr vertrauen wir unsere Sorgen, Nöte und Bedrängnisse an. … So lehrt sie uns beten: Nicht unseren Willen und unsere Wünsche Gott gegenüber durchsetzen wollen, sondern ihm überlassen, was er tun wird. Von Maria lernen wir die helfende Güte, aber auch die Demut und die Großzügigkeit, Gottes Willen anzunehmen und ihm zu glauben, dass seine Antwort das Gute für uns ist."
Maria sei die betende Kirche in Person. Und: "Maria und Jesus gehören zusammen. Mit ihr wollen wir im Gespräch mit dem Herrn bleiben und so ihn besser empfangen lernen. Heilige Mutter Gottes, bitte für uns, wie du in Kana für die Brautleute gebeten hast. Führe uns zu Jesus - immer von neuem. Amen."
Vor allem die internationale Presse hatte sich ein Wort zu den Anschlägen vom 11. September erwartet, einen neuerlichen Appell des Papstes für Frieden und gegen Terror. Er selbst fügte seinen Worten der vergangenen Wochen und Monate nichts hinzu. Es waren die Gläubigen auf dem Platz, die in den Fürbitten stellvertretend für die ganze Kirche an das Drama erinnerten.
Der Papst feierte Eucharistie. Nicht mehr und nicht weniger. Der Gottesdienst entsprach seiner Vorstellung von Liturgie. Nicht schnörkellos, aber pur.
Nach dem Segen die die Prozession zur neuen Anbetungskapelle in der ehemaligen Schatzkammer der Stifts- und Pfarrkirche. Der Papst selbst trug das Allerheiligste einmal über den ganzen Platz und setzte es auf einem Originalstein der Münchner Mariensäule, die im II. Weltkrieg zerstört worden war, aus. Die Schwarze Madonna fand seitlich einen Platz.
Die Freude des Papstes, wieder zu Hause zu sein, zieht sich durch diese Tage wie ein roter Faden, ohne jedoch die Gottesdienste zu überlasten. Nur und erst als die gotischen Mauern der Anbetungskapelle den Papst am Morgen in Altötting von der Menge draußen kurz trennten, war sie wirklich hörbar.
Als erster Beter in der Anbetungskapelle kniete er still nieder, allein mit sich und seinem Gott; dass er über Fernsehbilder weltweit beobachtet wurde, schien ihm kaum bewusst. Und während die Menge draußen schon das abschließende Marienlied sang, kniete der Papst noch immer. Zweimal forderte Erzbischof Marini ihn zum Gehen auf, der Papst sagte "Nein", verharrte im Gebet, wischte Tränen vom Gesicht.
Minutenlang dauerte dann der Benedetto-Chor, er hallte wieder auf dem halbrunden Platz mit den fünf Kirchen und klang wirklich wie aus einem Mund. Der eigens für die Messe zusammengestellte Chor mit Sängern aus dem ganzen Bistum Passau darf sich wohl rühmen, Komponist einer neuen Überstimme zu sein.
Die neue Altöttinger Anbetungskapelle
Die Diözese Passau hat eigens für den Papstbesuch eine Anbetungskapelle in der ehemaligen Schatzkammer der Stifts- und Pfarrkirche neu gestaltet. Besonderes Detail: Das Allerheiligste wird auf einem Originalstein der Münchner Mariensäule, die im II. Weltkrieg zerstört worden war, ausgesetzt. Bernhard Kirchgessner, Domvikar in Passau, erklärt: "Wenn der Heilige Vater als erster hierher kommen wird, um hier Anbetung zu halten, wird der Prozession die Gnadenmadonna voran gehen, das war sein Wunsch, und so wird deutlich, dass Maria uns zu Christus hinführt, dass Maria - das ist auch wichtig für unser ökumenisches Gespräch - niemals ein Hinderungsgrund sein kann, niemals Christus verstellen will, sondern im Gegenteil den Weg für ihn frei macht."
Die Idee zur Anbetungskapelle hatte der Passauer Bischof Wilhelm Schraml. Gestaltet und umgesetzt wurde sie in enger Absprache mit dem Papst. Kirchgessner zeichnet für die Liturgie, für die Altarinsel und die Gewänder am heutigen Tag verantwortlich: "Da gehen wir auch ganz auf seine Theologie ein, dass Liturgie schlicht sein soll, aber würdig, und dass Liturgie stets kosmische Liturgie sein soll, damit deutlich wird: Der Tod Jesu Christi ist das, was für uns diese Welt zusammenhält. Und das feiern wir am Montag in der Liturgie und darauf freuen wir uns jetzt unbändig."
Bischof Hofmann, wirklicher "Auftrieb im Glauben"
Seit drei Tagen weilt Papst Benedikt in Deutschland, in seiner Heimat Bayern. Wir haben mit dem Bischof von Würzburg, Friedhelm Hofmann über seine Eindrücke gesprochen: "So wie der Himmel weiß-blau bayrisch in der schönsten Formation war, so waren auch die beiden Tage. Die Anteilnahme der Menschen zeigte sich in einer ungeheuren Größenordnung. Die Herzlichkeit, dieses Miteinander hat wirklich einen inneren Auftrieb zum Glauben gegeben."
Wir waren bei der Messfeier mit dabei und haben bemerkt, dass viele Jugendliche aus Köln da waren, noch angesteckt vom Weltjugendtag. Haben Sie das auch beobachten können?
"Jawohl und man merkt auch immer, in Gesprächen mit anderen, dass der Weltjugendtag im Vergleich sehr beliebt war und immer wieder betont wurde: Im vorigen Jahr haben wir ja schon miteinander dieses große Glaubenserlebnis gehabt und jetzt sehen wir schon wieder, dass die Jugendlichen zu diesem Treffen dazu kommen."
Sie werden jetzt die ganze weitere Woche den Papst begleiten?
"Richtig: Ich werde den Papst begleiten dürfen - bis zum Donnerstag, dann werden wir ihn in Freising verabschieden."
Päpstliche Mittagsruhe bei den Kapuzinern
Fünf Kirchen scharen sich rund um den Kapellplatz in Altötting. Eine ist die Klosterkirche St. Magdalena. Die Kapuziner im angrenzenden Konvent sind für die Wallfahrtsseelsorge verantwortlich, kümmern sich um die Pilger. Nicht anders heute. Auf eigenen Wunsch zog sich auch Papst Benedikt XVI. nach zur Mittagpause in das Kloster zurück. Kapuziner-Vikar Bruder Marinus erzählt: "Viele Altöttinger, auch viele Kapuziner kennen ihn persönlich, freuen sich, schätzen ihn als guten Prediger. Und es ist üblich, dass der Papst nicht in ein Hotel geht, sondern in ein Kloster, und wir sind hier am Ort das einzige Männerkloster."
St. Magdalena hat eine lange Geschichte. Vor den Kapuzinern waren Jesuiten, Malteser und auch Redemptoristen hier. Der Papst hat hier bayerische Klosterküche genossen, die Klosterkirche besucht und sich mit den Brüdern fotografieren lassen. Die üblichen Geschäfte des Klosters ruhten. Es ist mehr als nur ein besonderer Tag, betont der Vertreter des Hausoberen: "Wir als Gemeinschaft oder auch bei der Marianischen Männerkongregation und viele in Altötting sind nicht darauf aus, einen Rummel zu erleben, sondern wir sehen, da geht etwas weiter, über diesen Tag hinaus. Es geht ja nicht um die Person des Papstes, der wie ein Star herumgetragen wird, und alle sich darum reißen, sondern um seine Botschaft. Er verkündet den Glauben, und wir werden das, was er als Botschaft bringt, weiter tragen, diesen Schwung und diese Begeisterung. Ich denke, wir werden das nicht an diesem Tag abschließen, sondern Wochen und Monate davon noch zehren."
Papst in Bayern: Die Presseschau
Das Interesse am Bayernbesuch des Papstes ist auch am dritten Tag ungebrochen. Nationale wie lokale Presse berichten durchweg positiv. Sogar die linksorientierte Frankfurter Rundschau widmet dem Papstbesuch in Bayern zwei Seiten. Die Süddeutsche Zeitung gar zusätzlich einen sechsseitigen Sonderteil. Die Leitartikel erinnern an das Bekenntnis zur Ökumene vom Samstag und zitieren aus der Predigt: "Papst tadelt Gottlosigkeit des Westens" die Frankfurter Rundschau; "Papst vermisst festen Glauben der Kirche" die Süddeutsche Zeitung, "Der Papst rügt, Schwerhörigkeit gegenüber Gott'" die Frankfurter Allgemeine. Doch - das zeigt die SZ beispielhaft - es gibt keine Generalkritik am Papstbesuch. Vom gefürchteten "Panzerkardinal" ist nirgends die Rede. Im Gegenteil: Die SZ sagt mit den Worten des früheren ZdK-Vorsitzenden Hans Maier, dies sei "kein Angriff auf den deutschen Katholizismus" und betont, dass auch die evangelische Kirche und die kritische Kirchenvolksbewegung "Wir sind Kirche" zufrieden seien mit den Äußerungen zur Ökumene.
Der Innenteil der SZ widmet sich dem Glaubensfest der vergangen zwei Tage, bemerkt das disziplinierte Verhalten der Pilger, den Kontrast zum letzten Papst-Besuch 1980 und die "heitere Frömmigkeit". Und weiter: "Die Messe in Riem ist tatsächlich Gottesdienst und kein Event". In Erinnerung an den Engel Aloisius der Volksliteratur schreibt die Lokalredaktion die Geschichte "Die Münchner im Himmel".
Bei der Münchner TZ liegt gar ganz "München im Himmel", auf dem Titel bringt sie ein ganzseitiges Papstfoto mit dem Papstzitat "Mein Herz schlägt bayerisch". Und ähnlich wie in der Münchner Abendzeitung überwiegen hier Fotos von allen Programmpunkten der Münchner Tage. Die BILD spricht von einer halben Million Menschen, die "Tränen der Rührung" "unseres Papstes" sahen, und bietet ein zweiseitiges Papstposter. Der Münchner Merkur schreibt mit Hinblick auf die Predigt von der "sanften Mahnung" des Papstes und druckt zahlreiche Stimmen aus der Bevölkerung ab. Einzige Kritik: zu viel Aufwand und Umsatzeinbußen für die Münchner Geschäfte. ( rv)

 

 

12.09.06

Informationen zum 4. Tag des Papstbesuchs in Bayern

 

Papst in Regensburg: Wissenschaft erklärt nicht alles
Papst Benedikt XVI. wendet sich gegen die Behauptung, die Naturwissenschaft könne den letzten Ursprung und Sinn der Welt erklären. Bei der Messe vor rund 300.000 Gläubigen in Regensburg legte der Papst die Grundlagen des christlichen Glaubens dar
Es war eine klar strukturierte Predigt, theologisch und inhaltlich dicht, aber in klarer Sprache. Denn, so Benedikt XVI: "Der Glaube ist einfach. Und der Glaube ist Liebe, weil Gottes Liebe uns anstecken will."
Der Papst erklärte diesen Glauben schlicht entlang des Apostolischen Glaubensbekenntnisses. Das sei keine "Summe von Sätzen", keine Bücher aus dem Mittelalter, keine Theorie. Grundlage sei die Taufe, hier begegneten einander Gott und Mensch: "Gott beugt sich über uns Menschen im Geheimnis der Taufe; er geht uns entgegen und führt uns so auch zueinander. Denn Taufe bedeutet, dass Jesus Christus uns sozusagen als seine Geschwister und damit als Kinder in die Familie Gottes selber adoptiert. So macht er uns damit alle zu einer großen Familie in der weltweiten Gemeinschaft der Kirche. Ja, wer glaubt, ist nie allein."
Der Papst lancierte mit dieser Predigt keinen Appell, sondern lieferte theologische Information. Nicht ohne auf aktuelle Fragen und Probleme der modernen säkularen Gesellschaft einzugehen: "Seit der Aufklärung arbeitet wenigstens ein Teil der Wissenschaft emsig daran, eine Welterklärung zu finden, in der Gott überflüssig wird."
Das Verhältnis von Theologie und Naturwissenschaft war Thema, die Bewertung der Evolutionstheorie, eine Debatte, die den Papst seit langem und intensiv beschäftigt. Seine Erkenntnis: "Die Sache mit dem Menschen geht nicht auf ohne Gott, und die Sache mit der Welt, dem ganzen weiten Universum, geht nicht auf ohne ihn. … Wir Christen sagen: Ich glaube an Gott, den Schöpfer des Himmels und der Erde - an den Schöpfer Geist. Wir glauben, dass das ewige Wort, die Vernunft am Anfang steht und nicht die Unvernunft. Mit diesem Glauben brauchen wir uns nicht zu verstecken, mit ihm brauchen wir nicht zu fürchten, uns auf einem Holzweg zu bewegen."
Im Gegenteil, den Glauben müsse man weiter tragen. Damit war der Papst beim nächsten Punkt. An welchen Gott glauben wir? Seine Antwort: An einen Gott, der ein menschliches Gesicht angenommen hat. "Heute, wo wir die Pathologien und die lebensgefährlichen Erkrankungen der Religion und der Vernunft sehen, die Zerstörungen des Gottesbildes durch Hass und Fanatismus, ist es wichtig, klar zu sagen, welchem Gott wir glauben und zu diesem menschlichen Antlitz Gottes zu stehen. Erst das erlöst uns von der Gottesangst, aus der letztlich der moderne Atheismus geboren wurde. Erst dieser Gott erlöst uns von der Weltangst und von der Furcht vor der Leere des eigenen Daseins."
"Der richten wird, die Lebenden und die Toten.": Der Papst fährt fort in seiner Auslegung des Glaubensbekenntnisses. Und fragt, stellvertretend für unzählige Katechismusschüler: "Gericht - wird uns da nicht doch wieder Angst gemacht?"
Er gibt selbst die Antwort: "Der Glaube will uns nicht angst machen, wohl aber zur Verantwortung rufen. Wir dürfen unser Leben nicht verschleudern, nicht missbrauchen, nicht für uns selber nehmen; Unrecht darf uns nicht gleichgültig lassen, wir dürfen nicht seine Mitläufer oder sogar Mittäter werden. Wir müssen unsere Sendung in der Geschichte wahrnehmen und versuchen, dieser unserer Sendung zu entsprechen."
Erst hier, ganz am Ende, kommt der Appell. Nach der Erklärung kommt die Schlussfolgerung. Nach dem Indikativ der Imperativ. Wie sagte der Kapuzinervikar im Magdalenenkloster von Altötting: "Der Papst schreibt nichts vor, sondern versucht, etwas zu zeigen."
Regensburg: Ein frohes Glaubensfest
Das Islinger Feld war bis vor kurzem noch ein Acker, zwischen den Dörfern Ober- und Unterisling gelegen, daher der Name. Regensburg selbst mit seinen 140.000 Einwohnern hatte keinen Platz und so entschied man sich für die Freifläche an der Autobahn. 300 Hektar ist sie groß, 300.000 Menschen waren gekommen, für jeden sozusagen ein Quadratmeter Fläche. Seit Juli wurde hier an der Altarinsel gebaut, heute Vormittag waren bis zu 6.000 Helfer im Einsatz, 24 Unfallhilfsstellen waren aufgebaut und 26 Sanitätsstationen. Der Papst war von all dem Einsatz ganz überwältigt: "Ich hatte mir gar nicht vorstellen können und weiß es auch jetzt nur im großen Allgemeinen, wieviel Kleinarbeit dazu gehörte, dass wir alle jetzt so beieinander sein können. Es ist mir zu Herzen gegangen zu hören, wie viele Menschen … zusammengearbeitet haben, um Haus und Garten bei mir schön zu machen. Auch da kann ich nur ganz beschämt "Vergelt's Gott" sagen…"
Der Papstaltar, die 40 Lautsprechertürme und 10 Großbildleinwände sind die einzige Hightechware weit und breit. Wohin das Auge der Gläubigen schaut: Gepflegtes Ackerland, am Horizont die Domtürme von Regensburg. Es ist anders als noch auf dem modernen Messegelände in München, erst Recht als im barocken Altötting. Die Oberpfalz ist nüchterner, vielleicht auch noch ein bisschen bodenständiger. Land und Leute hatten sich fein gemacht, hier war der Papst wirklich Gast. Dass Bischof Gerhard Ludwig Müller das Credo einleitete und nicht der Oberhirte selbst, verstärkte diesen Eindruck noch. 15.000 Ministranten aus dem ganzen Freistaat sorgten für fröhliche Stimmung, schließlich waren für den Papstbesuch eigens die Ferien verlängert worden.
Das Organisationssystem ging auf: Das gefürchtete Verkehrschaos, das den Kölnern vor einem Jahr die Freude vermiest hatte, blieb aus Die meisten Pilger waren mit Reisebussen gekommen, viele mit Fahrrädern, die öffentlichen Verkehrsmittel waren nicht ausgelastet, dabei zählte die Bahn schon 130.000 Fahrgäste. Allein 700 Busse parkten auf der seit Mitternacht gesperrten Autobahn.
Die Diözese Regensburg hatte unterdessen alles, was für ihr kirchliches Leben wichtig ist, auf das Feld gebracht. Die Regensburger Domspatzen sangen, neben dem Altar stand das Kreuz aus der Schottenkirche, mit Heiligenreliquien und Partikel vom Kreuz Christi; unter dem Altartisch lag der Schrein des Bistumspatrons Wolfgang - entsprechend frühchristlicher Tradition, an den Gräbern der Glaubenszeugen Gottesdienst zu feiern. Der Altartisch selbst wird künftig in der Pfarrkirche von Pentling stehen.
Die Kirche begeht am 12. September das Fest Maria Namen. Der Papst erinnerte mehrmals daran, war es doch der Namenstag von Mutter und Schwester. Kinder mit kleinen Blumensträußen in der Hand zogen gegen Ende des Gottesdienstes zum 500 Jahre alten Bild der Schutzmantelmadonna, das aus der Dominikanerkirche geholt worden war. Benedikt der XVI. folgte ihnen und betete still.
Die Pilger in Regensburg boten das gleiche Bild wie die Münchner, es war eine feiernde Gemeinde. Fröhlich und voller Erwartung vorher, dann still und gesammelt, und danach freudestrahlend und glücklich. Jubel entbrannte erst nach dem Segen - bis zum Te Deum.

Ausblick: Was steht noch auf dem Programm des Papstes?
Im Anschluss an die Vorlesung an der Universität gilt es dann, der Theologie einen ökumenischen Aspekt zu geben. Der Papst hat bereits bei der Ankunft vom ökumenischen Miteinander gesprochen, bei der ökumenischen Vesper im Dom wird er daran gemessen werden. Eingeladen sind die Mitgliedskirchen der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (ACK) in Bayern, sowie Vertreter der Juden und der Orthodoxen in Bayern. Neben Diözesanbischof Müller nehmen der Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, Johannes Friedrich, der griechisch-orthodoxe Metropolit von Deutschland, Augoustinos Labardakis, sowie Vertreter der jüdischen Gemeinde daran teil. Anschließend fährt Papst Benedikt XVI. mit dem Papamobil durch die Regensburger Innenstadt zum Priesterseminar, um dort seinen Bruder zu treffen und die Nacht zu verbringen.
Morgen ist der private Tag des Papstes. Unterbrochen einzig von einer Orgelweihe in der Alten Kapelle in Regensburg. Doch diese Orgel ist ihm gewidmet und der Musikgenuss ist für ihn mit Sicherheit ein wenig Erholung. Bei seinem Bruder wird er zu Mittag essen, mit ihm das Familiengrab besuchen, und dann ganz privat ein paar Stunden in seinem Haus in Pentling verbringen. Die nächste Ansprache des Papstes gibt es erst am Donnerstag im Dom von Freising.
Was berichten deutsche Zeitungen?
Die deutsche Presse ist reich an Papst-Fotos und -berichten, aber arm an Kommentaren. Negative fehlen völlig. Neben den feiernden Pilgern nimmt der Gesundheitszustand des Papstes breiten Raum ein. Doch während die italienische Presse Herzalarm ausrief, zitiert die Münchner Abendzeitung den Malteserarzt in Papstnähe und spricht von "einem kleinen medizinischen Wunder". Der Gesundheitszustand sei erstaunlich.
Die Frankfurter Allgemeine widmet dem strengen Protokoll und straffen Programm die zweite Seite. Die "Mühsal der Pilgerschaft" hätte der Papst "in überreichem Maße" auf sich genommen. Auf der Titelseite referiert die FAZ die Predigt eines "erfreuten und glücklichen" Papstes in Altötting. Im Feuilleton gehört eine Spalte der Münchner Predigt vom Sonntag. Der Titel: "Schwerhörig. Die Afrikaner kommen: Wie uns der Papst missioniert."
Die Süddeutsche Zeitung hat auf dem Titel nur noch das Papstwappen mit dem Verweis auf den Innenseiten. Die Überschrift: "Papst beklagt Priestermangel". Der sechsseitige Sonderteil ist voll mit Fotos aus Altötting im Zeichen des Leitartikels "Schwelgen im Altöttinger Gefühl". Matthias Dobrinski merkt an, was vor Ort viele Journalisten beschäftigte, aber nur wenige sich zu sagen trauten: "Der Papst hätte zum Beispiel auch über starke Frauen reden können. Oder, dem Jahrestag entsprechend, vom 11. September 2001." Ein kleiner Kommentar unter vielen anderen.
Altötting: "Werdet Priester und Ordensleute!"
Gestern nachmittag hat Papst Benedikt XVI. eine Vesper in der Marien-Basilika mit Ordensleuten und Seminaristen aus Bayern gefeiert. Die Vesper hatte ganz marianischen Charakter. In seiner Predigt ermutigte er dazu Gottes Berufung zu hören und ihr treu zu bleiben. "Wir wissen, der Herr sucht Arbeiter für seine Ernte. Er selber hat es gesagt: "Die Ernte ist groß, aber der Arbeiter sind wenige. Bittet daher den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden" (Mt 9, 37f). Dazu haben wir uns hier versammelt, diese Bitte zum Herrn der Ernte hinaufzuschicken. Ja, die Ernte Gottes ist groß und wartet auf Arbeiter - in der sogenannten dritten Welt, in Lateinamerika, in Afrika, in Asien warten die Menschen auf Boten, die ihnen das Evangelium des Friedens, die Botschaft von dem menschgewordenen Gott bringen. Und auch im sogenannten Westen, bei uns in Deutschland wie auch in den Weiten Rußlands gilt, dass die Ernte groß sein könnte.
Aber es fehlten die Menschen, die bereit seien, sich zu Gottes Erntearbeiter zu machen. "Herr, schau die Not dieser unserer Stunde an, die Boten des Evangeliums braucht, Zeugen für dich, Wegweiser zum "Leben in Fülle"! Sieh die Welt und laß dich auch jetzt vom Mitleid erschüttern! Sieh die Welt an und schicke Arbeiter! Mit dieser Bitte klopfen wir an der Tür Gottes an; aber mit dieser Bitte klopft dann der Herr auch an unser eigenes Herz. Herr, willst du mich? Ist es nicht zu groß für mich? Bin ich nicht zu klein dazu? Fürchte dich nicht, hat der Engel zu Maria gesagt. Fürchte dich nicht, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, sagt er durch den Propheten Jesaja zu uns (43, 1) - zu einem jeden von uns."
Für die Priester und Ordensleute, seien die tägliche Messe, das Stundegebet und die Anbetung wichtige Kraftquellen für ihren Dienst. Am Ende seiner Ansprache erinnerte der Papst auch an Bruder Konrad von Parzham. Dieser habe als demütiger Pfortenbruder immer dem Tabernakel im Blick gehabt, was ihm die Kraft zu seinem schweren Amt gegeben habe. Am Ende der Feier legte Benedikt XVI. seinen ehemaligen Kardinalsring der Gottesmutter von Altötting zu Füßen. Als Dank und zugleich als Bitte um ihren Schutz, so wie es Tausende Pilger immer wieder tun, um der Gottesmutter von Altötting zu danken. ( rv )

 

 

13.09.06

Informationen zum 5. Tag des Papstbesuchs in Bayern

Fünfter Tag der Papstreise durch Bayern
Nach vier anstrengenden Tagen voll Gottesdiensten, Vorträgen und Begegnungen verbringt Papst Benedikt XVI. den fünften Tag seiner Bayernreise sehr privat mit seinen Bruder Georg.
Die Weihe der neuen "Benedikt-Orgel" in der Alten Kapelle in der Altstadt von Regensburg war der einzige öffentliche Termin des Papstes. Benedikt betonte in seiner Ansprache die Rolle von Musik und Gesang im Gottesdienst. Zum Mittagessen ging es dann in das Haus des Bruders. Am Nachmittag beteten die Brüder am Grab ihrer Eltern und ihrer Schwester im Stadtteil Ziegetsdorf ; danach wollten sie ganz privat einige Stunden in dem Haus verbringen, das sich der Theologieprofessor Joseph Ratzinger in den siebziger Jahren am Stadtrand von Regensburg gebaut hat und das dem Papst bis heute gehört.
Seit Montag hält sich Papst Benedikt in Regensburg auf - seine vorletzte Station in Bayern. Regensburg hatte Papst Benedikt stets als seine "wahre Heimat" bezeichnet. Hier lehrte er acht Jahre lang als Theologieprofessor. Morgen wird der letzte Tag seiner Reise sein. Papst Benedikt XVI. wird sich noch in Freising mit Priestern treffen, ehe er sich am Münchener Flughafen verabschiedet und nach Rom zurückfliegt.
Orgelweihe in Regensburg
Festlich wurde Papst Benedikt heute Morgen in der so genannten "Alten Kappelle" empfangen. Sichtlich erfreut: sein Bruder, der frühere Leiter der Regensburger Domspatzen und Vollblutmusiker Georg Ratzinger. Er ging seinem Bruder am Eingang der Kirche entgegen. Auch durch Vermittlung von Georg Ratzinger wurde es möglich, endlich die marode Orgel aus den siebziger Jahren durch eine neue der Schweizer Firma Mathis zu ersetzen. Eigentlich war das Geld ausgegangen bei der Restaurierung der im Rokoko-Stil umgestalteten romanischen Basilika. Doch die Peter-Kaiser-Stiftung aus Liechtenstein war eingesprungen und hatte die Kosten für die neue Orgel von über 700.000 Euro komplett übernommen - unter der Bedingung, dass das Instrument "Papst-Benedikt-Orgel" heißt. Nur so war es möglich, die Orgel in einer Rekordzeit von nur einem Jahr zu erbauen.
In einem Wortgottesdienst weihte der Papst das Instrument ein. In seiner Ansprache erinnerte er an die große und bis heute lebendige kirchenmusikalische Tradition in der "Alten Kapelle". Musik und Gesang, so Benedikt, seien selbst dem Vollzug der Liturgie zugehörig: "Feierliche Kirchenmusik mit Chor, Orgel, Orchester und Volksgesang ist keine die Liturgie umrahmende und verschönende Zutat, sondern eine wichtige Weise tätiger Teilnahme am gottesdienstlichen Geschehen."
Dann kam der Papst auf die Orgel zu sprechen, die in der westlichen Tradition einen Ehrenplatz unter den Instrumenten in der Liturgie einnimmt: "Die Orgel wird seit alters und zu Recht als die Königin der Instrumente bezeichnet, weil sie alle Töne der Schöpfung aufnimmt und die Fülle des menschlichen Empfindens zum Schwingen bringt. Die vielfältigen Möglichkeiten der Orgel mögen uns irgendwie an die Unbegrenztheit und Herrlichkeit Gottes erinnern."
In einer Orgel müssten, so der Papst, viele Pfeifen und Register eine Einheit bilden: "Klemmt es hier oder dort, ist eine Pfeife verstimmt, dann ist dies zunächst vielleicht nur für ein geübtes Ohr vernehmbar. Sind mehrere Pfeifen nicht mehr richtig gestimmt, gibt es Disharmonien, und es wird unerträglich. Auch die Pfeifen dieser Orgel sind Temperaturschwankungen und Ermüdungseinflüssen ausgesetzt."
Das sei ein Bild für die Gemeinschaft der Kirche, sagte Benedikt XVI.: "Wie in der Orgel eine berufene Hand immer wieder die Disharmonien zum rechten Klang vereinen muss, so müssen wir auch in der Kirche in der Vielfalt der Gaben und der Charismen immer neu durch die Gemeinschaft des Glaubens den Einklang im Lob Gottes und in der geschwisterlichen Liebe finden."
Die großen Komponisten hätten mit ihrer Musik letztlich Gott verherrlichen wollen. Endlich erklang die Orgel zum ersten Mal unter den Händen des Stiftsorganisten Professor Norbert Düchtel: Er spielte die berühmte Toccata von Johann Sebastian Bach in d-moll.
Der prachtvolle Rokoko-Prospekt konnte erhalten werden, nur das Innenleben der Orgel ist neu. Für die Regensburger ist diese Orgel ein Vermächtnis, das bleibt und hoffentlich nun noch viele Jahrhunderte das Lob Gottes zum Klingen bringt.

Ökumenische Vesper im Dom von Regensburg
Christen aller Konfessionen müssen sich in der modernen Gesellschaft gemeinsam für die Werte des Lebens einsetzen. Das betonte Benedikt XVI. bei einer ökumenischen Vesper in Regensburg. Die Vesper in Regensburg begann am Abend mit einer Prozession, einem gemeinsamen Pilgerzug aus der Stationskirche St. Ulrich hinüber in den Dom. Es war ein Zeichen für die gemeinsame Pilgerschaft und ein Zeichen, wie wichtig dem Papst diese ökumenische Begegnung war: "Dies ist eine Stunde der Dankbarkeit dafür, dass wir so miteinander beten dürfen und aus der Zuwendung zum Herrn zugleich miteinander eins werden."
Papst Benedikt XVI. gilt als Europapapst. Die christlichen Wurzeln Europas sind hier in Regensburg, wo er - wie er selbst sagt - "wirklich daheim" ist, buchstäblich in Stein gemeißelt. Das älteste Zeugnis christlichen Glaubens im Bistum ist ein Grabstein, um 400 errichtet. Die Diözese ist annähernd 1270 Jahre alt. Hier wüteten Reformation und Gegenreformation. Die Juden wurden 1519 vertrieben, anstelle der Synagoge eine Wallfahrtskirche gebaut, ihr Name "Zur Schönen Maria". Durch die Nationalsozialisten wurde später Domprediger Maier hingerichtet. Regensburg hat ökumenische wie interreligiöse Geschichte.
Entsprechend die Gästeliste, besetzt aus Mitgliedern der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (AcK) in Bayern sowie Repräsentanten der Juden in Bayern. Der evangelische Landesbischof Johannes Friedrich, Metropolit Augustinos und Bischof Gerhard Ludwig Müller als Vertreter der größten Mitgliedskirchen lasen Psalmen und Lesung.
Der Papst unterstrich auch in dieser Ansprache das Glaubensleben. Sein ökumenisches Credo: "Damit die Welt glaube", müssen wir eins sein: Der Ernst dieses Auftrags muss unseren Dialog beseelen."
Bereits bei der Ankunft in München vier Tage zuvor hatte er sich für das ökumenische Miteinander ausgesprochen. Daran würde er jetzt gemessen werden. Er unterstrich daher selbst erst einmal positive Beispiele: Die Wiederaufnahme des theologischen Dialogs mit der Orthodoxie und die Unterschrift der Methodisten unter die Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre. Bei allem Willen zum Miteinander und aller Absage an Streit: Der Grundsatz des Papstes bleibt: keine falschen Kompromisse. "Wer Gott ist, wissen wir durch Jesus Christus: den einzigen, der Gott ist. In die Berührung mit Gott kommen wir durch ihn. In der Zeit der multireligiösen Begegnungen sind wir leicht versucht, dieses zentrale Bekenntnis etwas abzuschwächen oder gar zu verstecken. Aber damit dienen wir der Begegnung nicht und nicht dem Dialog. Damit machen wir Gott nur unzugänglicher, für die anderen und für uns selbst. Es ist wichtig, dass wir unser Gottesbild ganz und nicht nur fragmentiert zur Sprache bringen."
Das hatte Benedikt schon in der ersten Predigt an die Kardinäle am Tag nach seiner Wahl betont. Es ist auch die Linie des Päpstlichen Einheitsrats unter Kardinal Walter Kasper. Wer mit den anderen sprechen will, muss sich zunächst seiner eigenen Position bewusst sein. Aber alle Christen könne man, so der Papst an einem Bekenntnis erkennen: Gott ist in Jesus Mensch geworden. "In diesem gemeinsamen Bekenntnis und in dieser gemeinsamen Aufgabe gibt es keine Trennung zwischen uns." Im Gegenteil, so der Papst: Der gemeinsame Grund müsse immer stärker werden. Eine zweite Aufgabe nennt der Papst, wohl anspielend auf das gemeinsame soziale Engagement, den Einsatz für das Leben in allen Phasen, die Verbreitung christlicher Werte aber im Spiegel der bisherigen Predigten und Ansprachen bei dieser Reise wohl auch auf den Dialog der Religionen und Kulturen: "In einer Welt voller Verwirrung müssen wir wieder Zeugnis geben von den Maßstäben, die Leben zu Leben machen. Dieser großen gemeinsamen Aufgabe aller Glaubenden müssen wir uns mit großer Entschiedenheit stellen: Es ist die Verantwortung der Christen in dieser Stunde…"

Papst-Vorlesung an der Uni Regensburg - ein Gespräch mit P. Lombardi SJ
Gestern Nachmittag hat Papst Benedikt an seiner alten Universität eine Vorlesung über Glauben und Vernunft gehalten. Die Rede war eine intellektuell stark verdichtete theologische Vorlesung. Wir fragten P. Federico Lombardi SJ, Direktor des Vatikanischen Pressesaals und von Radio Vatikan, nach den Hauptpunkten.
"Sicher, der Papst hat eine echte akademische Vorlesung gehalten, aber es ist eben die akademische Vorlesung eines Papstes - und da wiederum eines Theologen, der Papst ist. Benedikt hat mutig und deutlich die Harmonie zwischen Glauben und Vernunft erklärt. Mehr noch: Es ging um die gegenseitige Notwendigkeit des Glaubens und der Vernunft füreinander, besonders in Bezug auf das Wohl der Menschheit heute, und zwar in dem Sinn, dass eine auf die Kriterien der Naturwissenschaft oder des Positivismus reduzierte Vernunft nicht auf die großen Bedürfnisse des Menschen von heute antworten kann: das "Woher kommen wir?", "Wohin gehen wir?", wie man die Macht der Technik beherrschen kann, die in unseren Händen ständig wächst. Es ist also ein weites Konzept der Vernunft vonnöten - und darin auch der Beitrag des Glaubens; der Dialog zwischen Glauben und Vernunft hat also einen wesentlichen Platz."
- Mit einem Zitat über Christentum und Islam des byzantinischen Kaisers Manuel II. Palaeologus hat der Papst unterstrichen, dass Gewalt der Natur Gottes und der Seele zuwiderläuft. Können wir diesen Punkt vertiefen?
"Ich würde sagen, dass dies sicherlich ein wichtiger Ausgangspunkt seiner Rede ist, aber nicht ihr Ziel. Das Problem von Religion und Gewalt ist in gewisser Weise ein Beispiel. Davon ausgehend, zeigt der Papst die Notwendigkeit des Verstandes sowohl für die richtige Entwicklung der Theologie als auch für eine richtige Vorstellung von Gott. Aber es ist nicht Ziel dieses Vortrags, das Thema der gewalttätigen Verwendung der Religion zu behandeln. Das Beispiel dient dazu, eine Abhandlung zu entwickeln, die viel weiter zu sehen ist, nämlich eben jene über die Beziehung zwischen Glauben und Vernunft, die Bedeutung der Theologie, die Würde der Theologie als Wissenschaft, ihres Rechts und ihrer Notwendigkeit in der "universitas" des Wissens."
- In diesem Zusammenhang hat er auch vom Dialog zwischen Kulturen und Religionen gesprochen. In welchem Sinne?
"Der Papst stellt deutlich heraus, wie gerade diese weitere Idee der Vernunft, die auch die religiöse Dimension der Beziehung zu Gott und der Überlieferung des Glaubens beinhaltet, wichtig dafür ist, uns für die Begegnung, den Dialog mit anderen Kulturen und Religionen fähig zu machen. Hingegen ist eine Kultur, die die religiöse Dimension der Würde des Wissens marginalisiert, unfähig, anderen großen Kulturen zu begegnen, in denen die religiöse Dimension wesentlich ist.
Kann man sagen, dass die letzte Einladung Benedikts XVI. jene war, sich der Weite der Religion zu öffnen, das heißt, den Mut dazu zu haben?
Ja, der Mut zur Weite der Religion, darum geht es sicherlich. Die Religion darf in keiner Weise auf mathematisch-naturwissenschaftliche oder experimentelle Kriterien reduziert werden: Diese sind sicherlich existentiell, aber sie erlauben doch nicht, die Weite der gesamten Realität, die gesamte Realität des Menschen, zu erkennen - eben jene Realität im weiten Sinn. Man muss unter "Vernunft" auch das methodische Reflektieren verstehen, das sich tiefgehend und ernsthaft mit den großen Fragen des Menschen auseinandersetzt, eben jenes: Woher kommt er, wohin geht er und was ist seine Beziehung zu Gott?"
- Man hat als Zuschauer ein großes Interesse der Wissenschaftler im Auditorium bemerken können, vielleicht sogar eine große Anerkennung. Ist dieser Eindruck richtig?
"Sicherlich. Das war auch ein Beweis der großen intellektuellen und kulturellen Gabe des Papstes, der sich hier als eine Persönlichkeit auf höchstem kulturellen Niveau präsentiert hat. Und er hat gezeigt, dass er auch sehr schwierige Themen mit einer großen Klarheit und Fähigkeit zur Synthese angehen kann. Mit dieser Vorlesung ließ er wirklich die Geschichte der Beziehung von Glaube und Vernunft Revue passieren: Vom Alten Testament zur Beziehung zwischen griechischer Rationalität und biblischer Kultur; genauso wieder im Alten Testament die griechische Übersetzung der Septuaginta; und dann die Behandlung des Neuen Testaments. Dann sind wir mit ihm in einem gewissen Sinn durch die Theologiegeschichte gegangen: von den Vätern der Reformation über Kant bis in die Moderne. Der Papst hat uns also in wenigen Minuten einen Überblick über die Kulturgeschichte und die Kulturgeschichte der Theologie geben können und sie dann auch noch in die aktuelle Situation übersetzt. Und das hat er mit sehr konkreten Hinweisen getan, so zum Beispiel auf die christlichen Wurzeln Europas, auf die europäische Kultur und auf die Sendung, die die europäische Kultur weiterhin erfüllen sollte."
Deutschland: Die Presse und der Dialog
Die deutschen Fernsehprogramme sprachen nach dem ersten Tag in Regensburg vor allem von der ökumenischen Vesper, die Vorlesung in der Universität wird auf den Satz reduziert:: "Der Papst hat zum Dialog der Kulturen aufgerufen." Für das ZDF-Morgenmagazin gehört der Privattag des Papstes schon nahezu in den Szene-Teil; nach den Nachrichten gibt es das gar Vorhersagen fürs "Papstwetter".
Warum wird der Universitätsvortrag so wenig beachtet? Die Münchner Abendzeitung fasst das Problem in Worte: Es seine Vorlesung über "Glaube, Vernunft und Universität" gewesen, "die selbst für Theologen nicht leicht zu verstehen war".
Demnach haben die überregionalen Zeitungen wohl gute Theologen. Während sich italienische wie französische Presse auf eine "Islamkritik" des Papstes einschießen, liegt in Deutschland der Schwerpunkt auf dem Dialog der Kulturen. Die Frankfurter Allgemeine widmet sich auf sechs Seiten dem Tag in Regensburg, druckt die Papst-Vorlesung in voller Länge. Der Leitartikel: "Der Papst warnt den Westen vor einem Scheitern im Dialog der Kulturen". Der Papst habe "die theologische Summe seines Lebens" gezogen, schreibt Daniel Deckers. Es ging "um die Grundfragen des christlichen Glaubens", "um das Verhältnis von menschlicher Vernunft und göttlicher Offenbarung". Nur einen Absatz widmet Deckers dem Thema "Heiliger Krieg". Mit dem Verweis auf das Verhältnis der Religionen zur Gewalt, ziehe Benedikt "eine Trennlinie, die klare nicht ausfallen kann". Die Zusammenfassung: "Eine Vernunft, … die Religion in den Bereich der Subkulturen abdrängt, ist unfähig zum Dialog."
Die Süddeutsche Zeitung widmet dem Papstbesuch erneut Titelbild und sechsseitigen Innenteil. Deutschland erlebe ein "Kirchenvolksfest"; dass weniger Menschen als gedacht kämen, sei ein Rätsel, liege aber wohl an der flächendeckenden Berichterstattung des Bayerischen Fernsehens und den Verkehrs- und Panikwarnungen von Polizei und Organisatoren. Den Auftritt des Papstes in der Universität nennt Matthias Drobinski eine "der besten Zusammenfassungen dessen, was der Gelehrte Joseph Ratzinger zum Verhältnis von Glaube und Vernunft gesagt hat". Der Papst hätte einen "tiefen Einblick in sein Denken" gegeben. Kein Wort von Islamkritik.
Für die Regensburger Mittelbayerische - übrigens die Zeitung, die der Papst liest - war die Papstrede eine "Sternstunde für die Universität".
Zur Ökumenischen Vesper äußern sich die Zeitungen knapper. Die Süddeutsche schreibt von "vagen Signalen" des Papstes und einer "christlichen Übungsstunde". Klare Kritik in der Augsburger Allgemeinen: Ein Kommentar in der Zeitung aus der Stadt von Religionsfrieden und Rechtfertigungserklärung vermisst "konkrete Schritte": Die Situation der Kirchen scheine festgefahren. Benedikt XVI. wisse darum, sehe Handlungsbedarf aber zunächst bei den Gläubigen, nicht bei der Amtskirche. Ein Kommentar, der nicht zu den positiven Stimmen aus der bayerischen evangelischen Landeskirche passt.
Papst in Bayern - ein Gespräch mit P. Eberhard v. Gemmingen
Unser Redaktionsleiter Pater Eberhard von Gemmingen hat den Papst nicht nur bei seiner Reise begleitet, sondern hat für viele deutsche Medien die Papstreise kommentiert. Pater Eberhard von Gemmingen, wenn Sie die Reise nochmal Revue passieren lassen - was war ihr persönlicher Höhepunkt?
"Der größte Höhepunkt für mich persönlich war seine Rede in der Regensburger Universität, wo er vor allem etwas zum Dialog mit den Muslimen gesagt hat. Das Entscheidende ist, dass er sagt: "Gott kann nicht mit Waffengewalt seine Botschaften an die Menschen oder seine Religionen voranbringen, sondern Gott ist für die Christen der Logos - eigentlich für jeden denkenden Menschen - und deswegen muss Religion mit Argumenten, über das Hirn und über das Gefühl, das Herz verbreitet werden, und nicht mit Waffen. Er hat das dann weit ausgeführt, ich sag das nur mit kurzen Worten, aber dies ist eigentlich der Text, der morgen und in den nächsten Wochen in allen Zeitungen stehen sollte, denn das ist eine konkrete Aussage zum Dialog mit dem Islam und mit allen Religionen und auch eine Herausforderung für die Christen, wie sie ihre Religion verstehen sollen und können. Das Entscheidende ist: Für den Papst gehören Glauben und Vernunft zusammen."
- Nun sollte die Reise nach Deutschland auch den katholischen Glauben stärken. Ist von diesem Frühling schon etwas zu spüren?
"Ja - die Atmosphäre rund um den Papst in Altötting und Regensburg etc. ist großartig - gar keine Frage - aber vielleicht muss man auch kritisch rückfragen, sind das fünf Prozent der Bevölkerung, oder zehn, oder dreißig? Wie oberflächlich oder tiefgründig gehrt das? All dies muss sich erst im Laufe der Jahre zeigen. Ob wirklich von diesem Besuch etwas oder gar viel ausgeht, ob die Samenkörner, die der Papst ausgestreut hat durch seine Predigten, bei den Menschen aufgehen und ob sich die Menschen sozialer und liebevoller verhalten... Wir müssen nüchtern und wachsam sein - bei Jesus ging das ja auch nicht so Hauruck-Verfahren, sondern das hat ja auch sehr viele Jahrhunderte gebraucht, bis seine Botschaft sich ein bisschen ausgebreitet hat." ( rv )

 

 

14.09.06

Informationen zum 6. und letzten Tag des Papstbesuchs in Bayern

Sechster und letzter Reisetag - Flughafen: Der Abschied
In einer bewegenden Zeremonie hat Papst Benedikt XVI. zu Mittag von seiner bayerischen Heimat Abschied genommen.
"Allen ein herzliches `Vergelt`s Gott` und `Auf Wiedersehen`, so Gott will!", rief er seinen Landsleuten auf dem Münchner Flughafen zu. Sonnenschein begleitet Papst Benedikt in seiner Heimat - das betonte auch Edmund Stoiber in seinem Abschiedsgruß: "Denn seit Sie hier sind, strahlt die Sonne mit den Menschen in Bayern um die Wette. Sie haben mit Ihrem Heimatbesuch Hunderttausende von Gläubigen in unserem Land unvergessliche Erlebnisse geschenkt. Sie sind der Papst unserer Herzen geworden."
Papst Benedikt erwiderte die freundliche Verabschiedung des bayrischen Ministerpräsidenten, bedankte sich bei allen Helfern die seinen Besuch ermöglicht hatten, bevor er auf die Sozialenzyklika seines Vorgängers Bezug nahm: "Ich unterstreiche das bei diesem Anlass, weil gerade heute, am 14. September, der 25. Jahrestag der Veröffentlichung der Enzyklika Laborem exercens ist, in der der große Papst Johannes Paul II. die Arbeit als eine "fundamentale Dimension menschlicher Existenz auf Erden" bezeichnet (Nr. 4) und daran erinnert hat, dass "die erste Grundlage für den Wert der Arbeit der Mensch selbst ist" (Nr.6). Sie ist darum "ein Gut für den Menschen", merkte er an, "weil er durch die Arbeit nicht nur die Natur umwandelt und seinen Bedürfnissen anpasst, sondern auch sich selbst als Mensch verwirklicht, ja gewissermaßen mehr Mensch wird" (Nr. 9). Auf der Basis dieser Grundintuition gab der Papst in der Enzyklika einige Orientierungen, die bis heute aktuell sind."
Die Enzyklika, die "prophetischen Wert" besitze, lege er auch den Bürgern seiner Heimat ans Herz, so Papst Benedikt: "weil ich sicher bin, dass seine praktische Anwendung auch für die heutige gesellschaftliche Situation Deutschlands von großem Nutzen sein kann."
Danach verabschiedete sich Papst Benedikt von den Menschen, die ihn während seiner Reise begleitet hatte, schüttelte vielen persönlich die Hände und nahm die Blumensträuße der Kinder freudig entgegen. Während ein Knabenchor den Andachtsjodler sang, stieg der Papst winkend in den Airbus der Lufthansa "Regensburg".
Freising: Der Papst in seiner Weihekirche
Es gab wohl keinen Freisinger, der nicht auf den Beinen war, an diesem Abschlusstag der Papstreise. Die Schulen blieben geschlossen, die 48.000 Einwohner, allein 6.000 davon Studenten begrüßten den Papst auf den Straßen, sammelten gar Autogramme. Die Priester und ständigen Diakone hörten in der Weihekirche des Papstes, wie er den Dienst des Seelsorgers und Priesters versteht. Der Papst sprach frei, ohne Manuskript.
Die Bischofsstadt Freising hat eine Tradition von mehr als 1.300 Jahren Sie beginnt im frühen 8. Jahrhundert mit dem Wanderbischof Korbinian, bis 1802 residierten hier auf dem Domberg die Bischöfe und Fürstbischöfe. Der Freisinger Mohr aus dem Wappen des Papstes ihr ehemaliges Herrschaftszeichen. Ganz nebenbei: Der Dom ist die älteste Marienkirche Bayerns. Zurück zum Papstwappen: Der bepackte Bär der Legende ist hier sowohl Ausdruck seiner Dienstbereitschaft als auch der Verbundenheit mit seinem Weihebistum.
"Dieses ist im Programm die letzte Begegnung vor meiner Abreise aus meinem geliebten Bayern, und ich bin sehr froh, dass sie mit Euch, liebe Priester und Diakone, den lebendigen und erwählten Steinen der Kirche, stattfindet." Der junge Joseph Ratzinger hat von 1946 bis 1954 in Freising Theologie studiert, bevor Kardinal Döpfner später das Priesterseminar nach München verlegte. Im Freisinger Kapitel der Autobiographie beschreibt Benedikt selbst den Schlüssel zu seinem priesterlichen Wirken: Nach dem Krieg zweifelte niemand, so der heutige Papst, "dass die Kirche der Ort unserer Hoffnungen war. Sie war trotz mancher menschlicher Schwachheiten der Gegenpol zu der zerstörerischen Ideologie der braunen Machthaber gewesen." Die Stimmung im Freisinger Seminar sei geprägt gewesen von "Dankbarkeit und Wille zum Aufbruch, zum Handeln in der Kirche und für die Welt". Dieser Wille stand dem Papst ins Gesicht geschrieben. Und deswegen wollte er hier nicht seine vorbereitete Ansprache halten.
Der Appell des Papstes war klar: "Die Ernte ist groß und wartet in allen Generationen auf Arbeiter. Gott braucht Menschen. Er braucht solche, die sagen, ja ich bin bereit!"
Doch auch hier wieder die Warnung: Aktionismus hilft nicht. "Das will sagen, wir können Berufungen nicht einfach machen. Wir können nicht einfach Leute rekrutieren. … Wir sind gefordert, dass wir Beten, …, dass wir an seinem Herzen rütteln, tu es doch, rüttle die Menschen auf…" Das Beten sei vor allem die Aufgabe des Seelsorgers, aus dem Gebet erwachse Gemeinschaft: "Als betende Menschen kommen wir zu den anderen, ziehen sie in unser Gebet und so in die Gemeinschaft mit Gott hinein."
"Die Lasten sind schwerer geworden", sagte der Papst mit Anspielung auf die Zusammenlegung von Pfarreien und den Herausforderungen der modernen Welt. Doch die Aufgabe, Zeugnis in der Welt zu geben, sei nicht geringer geworden. Im Gegenteil. Der Papst, selbst überschäumend vor Eifer, betont: "Es muss das Miteinander von Eifer und Demut, der Anerkennung der eigenen Grenzen, geben. … Dieser Eifer, damit er uns nicht zerstört, muss sich mit der Demut der Annahme unserer Grenzen verbinden. … So vieles müsste getan werden, doch so muss ich lernen, das zu tun, was ich kann und das andere den Mitarbeitern überlassen."
Der Papst war in Freising als junger Student und Priester, später als Erzbischof und jetzt als Papst. Auf diesem Dreischritt werden seine Worte verständlich: "Du gibst, …, ich überlasse es Dir Herr, dass Du das andere tust. … Und er wird mir auch Mitarbeiter schenken." Der Papst sprach als Priester zu Priestern. Ohne auch nur noch einen Blick auf das gereichte Manuskript zu werfen, richtete er zutiefst persönliche Worte an seine "Mitarbeiter im Weinberg": Gottesdienst betend feiern, das Stundengebet täglich beten, gab der Papst als Aufgabe mit. "Wir selber als betende Menschen beten aber stellvertretend für die anderen, und tun damit einen pastoralen Dienst ersten Grades. Das ist kein Rückzug ins Private."
Und hier schloss sich der Kreis zur ersten Predigt im Erzbistum München und Freising. Zu Beginn der Reise hatte Benedikt XVI. bereits den scheinbaren Aktivismus in der deutschen Kirche kritisiert. Hatte er dort unter freiem Himmel noch für alle Gläubigen gesprochen, stärkte er heute in der Bischofskirche am Schrein des Bistumspatrons den Seelsorgern den Rücken.

Lehmann, "ökumenischer Rückenwind"
Der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, hatte im Vorfeld des Besuchs stets für Verständnis an der Heimatsehnsucht geworben. Direkt nach Ende des Besuchs galt sein Dank den bayerischen Diözesen: "Das ist ein Dienst an unserem Land. Ich denke, es war auch ein wichtiges Zeichen, das der Papst seine Herkunft und seine Liebe zu diesem Land unterstreicht."
In einer globalen Welt sei das durchaus bedenkenswert, so Lehmann. Seine Bilanz fasste Lehmann in drei Punkte: "Ich fand es sehr geglückt, wie er die Würde seines Amtes, seiner Person, mit einem sehr einfachen, gescheiten Auftreten verbunden hat. Zweitens: Ich habe den Eindruck gehabt, dass vom Anfang bis zum Schluss ein roter Faden durchging. Auf der einen Seite: Die Schwerhörigkeit des Menschen im Blick auf Gott überwinden, da hat er ja durchaus ein kritisches Wort an uns alle gerichtet. Das dritte: Ich fand es besonders wohltuend und anschaulich, wie gerade auch eine bereinigte Volksfrömmigkeit, wie sie hier in Bayern ganz besonders zu Hause ist, überall die Menschen angesprochen hat und das der Papst sich dazu bekennt."
Man wisse, dass solche Ereignisse nicht künstlich verlängert werden können, aber es "gebe Anstöße", so Lehmann. Er sei überzeugt, dass der Besuch ein wichtiger, großer Beitrag zum Wohl des Landes sei. Und, nicht zu vergessen: "Wir haben jetzt ökumenischen Rückenwind."
Wetter, "keine Massenbekehrungen"
Der Münchner Kardinal Friedrich Wetter erinnerte bei der abschließenden Pressekonferenz nach Abflug der Papstmaschine an "bewegende Tage, erfüllt von großer Freude": "Die Begeisterung war von Anfang an da und man hat gemerkt, dass der Besuch des Papstes in den Herzen der Menschen angekommen war. Man hat auch gemerkt, dass der Papst sich von der ersten Minute an zu Hause gefühlt hat."
Die große Begeisterung der Bevölkerung zeige auch die große Akzeptanz des Papst-Amtes: "Der Papst hat uns bei seinen Begegnungen gezeigt, dass er den Menschen nahe sein will. Er hätte das gerne noch viel mehr getan. … Sehr beeindruckend war die Vesper im Dom mit den Kommunionkindern, diese Unbeschwertheit der Kinder… Die Kirche lebt, und sie ist jung. Das haben wir hier wieder erlebt. Vielleicht haben manche gestaunt, dass sie so jung ist."
Ausdrücklich dankte Wetter allen, die an der Organisation beteiligt waren, und dem Staat. Ausdrücklich nannte er auch die Medien, durch sie hätte die Bayernreise des Papstes weltweite Bedeutung erhalten. "Wir leben vom Ja, nicht vom Nein. Das ist eine durchgehende Perspektive, die sich bei seinen Predigten gezeigt hat. In den Mittelpunkt stellt er die Gottesfrage, weil er besorgt ist um unsere Zukunft in einer säkularen Welt. Unser Glaube, mit dem wir Gott in unser Leben hereinlassen, hat eine soziale Dimension. … Die Inhalte, die der Papst gesagt hat, sind keine spezifisch bayerischen Probleme, das sind Fragen, die weltweit gelten."
Das Motto der Konferenz: "Wovon das Herz voll ist, läuft das Herz über." Kardinal Wetter war von der letzten Begegnung in Freising besonders beeindruckt: "Es war doch eine sehr nette Art, wir sind sicher, dass die Verbundenheit, die der Heilige Vater mit uns und unserem Land gezeigt hat, die bleibt. Sein Wappen zeigt es uns: Der Freisinger Mohr ist ein Römer geworden."
Was bleibt von diesem Besuch? Kardinal Wetter blieb realistisch: "Es wird keine Massenbekehrungen geben, aber wenn wir auf die große Beteiligung blicken, dann hat dieser Besuch eine Tiefenwirkung, die nicht morgen und übermorgen wieder vorbei ist. Ich erwarte mir also eine Verlebendigung und eine Ermutigung zu einem glaubwürdigen Christuszeugnis."
Stoiber, "Papstbesuch hat etwas verändert"
"Der Besuch des deutschen Papstes in seiner Heimat hat alle Erwartungen noch weit übertroffen." Davon ist der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber überzeugt. Wenige Minuten nach Abflug zog auch Stoiber gemeinsam mit den Bischöfen vor der Presse Bilanz. "Sein Besuch wir eine nachhaltige Wirkung auf das gesellschaftliche und religiöse Leben in ganz Deutschland haben. … Der Besuch des Papstes hat für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft enorme Bedeutung. Der Besuch des Papstes hat etwas verändert in unserem Land."
Stoiber war "tief beeindruckt"; dass der Papst zum Abschied die Bayernhymne zitiert hatte - das rührte ihn. Der Papst, so der bekennende Katholik, verbinde Heimatliebe mit einer universalen Botschaft für alle Menschen: "Ich verstehe diese Botschaft des Papstes so, dass er uns sagen will: Auch der moderne Mensch soll in seinem Leben und in seinem Herzen Platz für Gott lassen. Wir sollen uns in Deutschland und Europa wieder stärker zu unseren christlichen Werten und christlichen Wurzeln bekennen und sie weitergeben an die jüngere Generation. Der Papst zeigt uns, dass das Materielle und der technische Fortschritt alleine noch zu keinem erfüllten Leben führen."
Das Land Bayern, so betonte Stoiber, ist von den christlichen Grundsätzen geprägt und hat ein besonderes Verhältnis zur Kirche. Die Frage nach den Kosten des Papstbesuches könne ihn nur verwundern, es sei eine für den Staat "zu vernachlässigende Größe". Kosten für die Sicherheit fielen bei jedem Staatsbesuch an.
Der Papst am Ruhetag: "Vergelt`s Gott!"
Nach vier Tagen voller Termine und Zeremonien nahm sich der Papst gestern viel Zeit für den privaten Teil seiner Reise. Einzig die Weihe der "Benedikt XVI."-Orgel in der Basilika Unserer Lieben Frau zur Alten Kapelle in Regensburg stand auf dem offiziellen Programm.
Nach einem privaten Mittagessen mit Georg Ratzinger in dessen Haus stiegen die beiden uns Auto, das sie zum Ziegetsdorfer Friedhof brachte. Dort liegt das Familiengrab der Ratzingers. In den Sechzigerjahren, als die Brüder Georg und Joseph in Regensburg neue Stellen angenommen hatten, ließen sie ihre Eltern aus einem Traunsteiner Grab in die Donaustadt umbetten. Als die Schwester Maria 1991 im Alter von 69 Jahren starb, wurde auch sie in Regensburg beigesetzt. Maria hatte Joseph Ratzinger in Rom den Haushalt geführt und war ihm eine wichtige Stütze. In Stille sprachen die beiden Brüder ein Gebet vor dem Grab.
Anschließend fuhren Benedikt und sein Bruder in die nahe gelegene Gemeinde Pentling, wo sie eine Brotzeit einnahmen - an dem Tisch, an dem sie in der Vergangenheit schon unzählige Male gegessen und gebetet hatten. Noch immer ist der Papst mit Erstwohnsitz in Pentling gemeldet. Das "Häusl", wie der Papst das Wohnhaus nennt, hat einen frischen Anstrich bekommen, Freiwillige montierten einen neuen Zaun. Nach Informationen der "Bild"-Zeitung wollen die deutschen Bischöfe dem Papst anbieten, seinen Urlaub künftig in Deutschland und nicht mehr wie bisher, in Norditalien zu verbringen.
Als Papst Benedikt sein Haus in Pentling verließ, richtete er einige Worte an die versammelten Menschen: "Liebe Freunde, mein Pentlinger Tag geht zu Ende. Ich möchte am Schluss einfach "Vergelt's Gott" sagen für die Nachbarschaft, die ich hier empfangen habe, für die Herzlichkeit der Begrüßung, dass ich wirklich mit dem Herzen, mit den Augen, mit allen Sinnen wahrnehmen konnte: Hier bin ich zu Hause. Ich bleibe da auch verwurzelt. Im Geiste sind wir immer beieinander. Ich danke dem lieben Gott für den gesegneten Tag, ich danke euch allen für die gute Nachbarschaft und wünsche recht gesegnete Zeit. Gottes Segen euch allen, ich darf euch noch den Segen geben. Es segne euch Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen. Vergelt's Gott." (rv )
 

 

 

15.09.06

Vatikan: Erklärung zur Kritik aus der islamischen Welt

Äußerungen des Papstes zum Islam stoßen in der islamischen Welt auf zum Teil heftige Reaktionen. Nach der scharfen Kritik der obersten türkischen Religionsbehörde verurteilte das pakistanische Parlament heute einstimmig den Vortrag des Papstes, der die Gefühle der Muslime verletzt habe. Die indische Kommission für religiöse Minderheiten erklärte, sie fühle sich an die Zeit der mittelalterlichen christlichen Kreuzzüge erinnert. Radikale und konservative muslimische Organisationen riefen auch in Indonesien zu Protesten auf.
Der Leiter des vatikanischen Pressesaals, Pater Federico Lombardi SJ, hat nach den ersten Reaktionen auf die Rede gestern eine Erklärung zu dem Thema veröffentlicht. Hier ist der volle Wortlaut in unserer Übersetzung: "Was die Reaktion einiger islamischer Vertreter auf Stellen in der Papstrede an der Universität Regensburg betrifft, ist die Feststellung angezeigt, dass das, was dem Papst am Herzen liegt, eine klare und radikale Zurückweisung einer religiösen Motivation von Gewalt ist. Das ergibt sich aus einer aufmerksamen Lektüre des Textes. Es war sicher nicht die Absicht des Heiligen Vaters, den Jihad und das islamische Denken darüber zu analysieren - und erst recht nicht, die Sensibilität islamischer Gläubiger zu verletzen.
Im Gegenteil: In den Ansprachen des Heiligen Vaters taucht deutlich die Warnung an die westliche Kultur auf, "die Missachtung Gottes und den Zynismus, der es für ein Freiheitsrecht hält, das Heilige herabzuwürdigen" (Ansprache vom 10. September), zu vermeiden. Die religiöse Dimension recht in Betracht zu ziehen, ist tatsächlich eine essentielle Voraussetzung für einen fruchtbaren Dialog mit den großen Kulturen und Religionen in der Welt. In den Schlussfolgerungen seiner Ansprache in der Universität Regensburg hat Benedikt XVI. deshalb betont: "Die zutiefst religiösen Kulturen der Welt sehen im Ausschluss des Göttlichen aus der Universalität der Vernunft einen Angriff auf ihre tiefsten Überzeugungen. Eine Vernunft, die dem Göttlichen gegenüber taub ist und die Religion in den Bereich der Subkulturen abdrängt, ist unfähig zu einem Dialog der Kulturen."
Der Wille des Heiligen Vaters zu einer respektvollen, dialogischen Haltung gegenüber den anderen Religionen und Kulturen ist also klar, darunter natürlich auch dem Islam." (rv)

 

 

15.09.06

Kardinal Bertone wird Nummer zwei im Vatikan

Wechsel im Vatikan: Kardinal Tarcisio Bertone, bisher Erzbischof von Genua, ist seit heute neuer Kardinalstaatssekretär - und damit im Vatikan die Nummer zwei gleich hinter dem Papst. Im Beisein von Benedikt XVI., mit dem er lange an der Glaubenskongregation zusammengearbeitet hat, übernahm Kardinal Bertone, der dem Salesianer-Orden angehört, heute sein neues Amt. Mit einer Feier in der päpstlichen Sommerresidenz Castelgandolfo, an der viele Mitarbeiter des Staatssekretariats teilnahmen, wurde gleichzeitig der bisherige Kardinalstaatssekretär Angelo Sodano verabschiedet.
Zum neuen "Außenminister" des Vatikans ernannte Benedikt XVI. den bisherigen Nuntius in Sudan und Eritrea, Dominique Mamberti. Der in Marokko geborene Erzbischof, ein Franzose, gilt als guter Kenner des Islams und wurde im Sudan für seine Bemühungen um gute Beziehungen zum dortigen Regime bekannt. Sein neues Amt im Vatikan heißt offiziell "Sekretär für die Beziehungen zu den Staaten" im Staatssekretariat des Vatikans. Dort löst er Erzbischof Giovanni Lajolo ab, welcher kürzlich zum neuen Gouverneur der Vatikanstadt ernannt wurde. Lajolo ist vor allem den Deutschen noch von seiner Zeit als Nuntius in Berlin in guter Erinnerung. Bisheriger Gouverneur der Vatikanstadt war Kardinal Edmund Casimir Szoka. Franzosen wie Mamberti bekleiden traditionell wichtige Ämter an der vatikanischen Kurie. Auch Mambertis Vor-Vorgänger als "Außenminister" des Papstes war ein Franzose: Es ist der jetzige Kardinal Jean-Marie Tauran.
In einer Dankansprache erinnerte ein sichtlich bewegter Kardinal Sodano an seinen Amtsantritt 1990. Im Staatssekretariat arbeiteten Priester, Ordensleute und Laien sehr vertrauensvoll im Dienst des Papstes zusammen, so Sodano - "verschwiegen und diskret" wie die Bienen. Er denke gern an das "Teamwork" an seinem bisherigen Arbeitsplatz zurück. Bertone wiederum versprach eine "loyale und vertrauensvolle Zusammenarbeit" und erinnerte an die "seelsorgerliche Liebe", die die Mitarbeiter des Papstes antreiben müsse. Der neue Kardinalstaatssekretär trug, wie er angab, das Brustkreuz von Kardinal Casaroli, einem großen Vorgänger in seinem neuen Amt. Er habe heute einen Brief an viele kontemplative Klöster geschrieben mit der Bitte um Gebet.
Papst Benedikt verlas einen Brief an Sodano, in dem er im lebhaft dankt "für die Treue, die erleuchtete Kompetenz, die Hingabe und Liebe, mit der er für das Wohl der Kirche mit mehreren Nachfolgern Petri" zusammengearbeitet hat. Er freue sich, auch künftig auf Sodano zählen zu können, so der Papst. Sodano ist weiterhin Dekan des Kardinalskollegiums und gehört verschiedenen vatikanischen Behörden an.
Benedikt verlas außerdem die lateinische Ernennungsurkunde für Bertone und betonte in einer improvisierten kleinen Ansprache, wie wichtig eine reibungslose Zusammenarbeit im Vatikan sei. Erst in seiner Zeit als Präfekt der Glaubenskongregation habe er begriffen, "wie viel Kompetenz und Hingabe" im Staatssekretariat des Vatikans anzutreffen sei. Er erinnerte auch an seine Bayernreise, auf der ihn Sodano begleitet hat, und überreichte dem scheidenden Kardinalstaatssekretär zum Dank für seine Arbeit eine "treue Kopie" des Gnadenbildes von Altötting. (rv )

Zur Biographie von Tarcisio Kardinal Bertone.

 

 

15.09.06

Der Papst in Bayern - eine Bilanz von Birgit Pottler

Den "Panzerkardinal" gibt es nicht mehr. Der gestrenge "Großinquisitor" ist aus der deutschen Öffentlichkeit verschwunden. So vielfältig und hart die Kritik noch vor eineinhalb Jahren, so unisono und nahezu liebevoll jetzt die Begeisterung bei der Papstreise. Wen haben die Deutschen da gesehen?
Deutschland sah einen Papst auf Pastoralreise mit einer Botschaft für das Land. Der Heimatbesuch war die literarische Klammer für die Aussagen und Gebete als Oberhirte, Bischof, Seelsorger und einfacher Gläubiger. Die Stationen seines bayerischen Lebens dienten ihm als Wegmarken, um das zu sagen, was ihm als das Wesentliche erschien: Rückbesinnung auf den Glauben und dann dessen Vermehrung. In einer Zeit des religiösen Aufbruchs, wie sie deutsche Kirchenmänner und Philosophen so gerne beschreiben, hat Benedikt XVI. erklärt, um welchen Gott es ihm geht, welchen Gott das Christentum vertritt. Auf dem Marktplatz der religiösen Möglichkeiten hat er seine Position dargelegt. Und die versagt es ihm, die teils vermissten konkreten Schritte in der Ökumene zu benennen. Für ihn muss sich die katholische Kirche erst auf ihren eigenes Fundament besinnen. Dazu einladen und neu anregen war der Zweck der Pastoralreise; seine leise, mitdenkende Art, das Mittel.
Deutschland sah auch einen Papst, der weiß, sich in jeder Situation anders zu verhalten: In den Gottesdiensten als Beter, Prediger und Seelsorger, in der Universität als Theologe und auf der Straße eben als sympathischer und glücklicher Landsmann. Im säkularen Umfeld des Flughafens sprach Benedikt XVI. über den Wert der Arbeit für den Menschen.
Diese Reise hat das Denken Benedikts gezeigt. Nur einmal sprach er von Johannes Paul II., und das beim Abschied. Auch ein Zeichen, dass er seinen eigenen Stil hat. Das Heimatland ist nicht der schlechteste Ort, das zu zeigen.
Jedes Kind kennt in Bayern die Geschichte vom Münchner im Himmel: Der Engel Aloisius, der auf die Erde geschickt wird, um der bayerischen Staatsregierung die göttlichen Eingebungen zu übermitteln. Vom Papstbesuch, sagt Bayerns Ministerpräsident werden tiefe Impulse ausgehen. Der Engel Aloisius blieb der Erzählung nach in München, ertränkte sein Heimweh im Hofbräuhaus. Der Herr verzeihe diesen Vergleich: Benedikt hinterlässt seinen Kardinalsring von früher der Schwarzen Madonna von Altötting. Er selbst nimmt seinen Botendienst wieder auf. Auch das ein Zeichen, dass diese Reise weltweiten Charakter hat. (rv )

 

 

17.09.06

Jean-Marie Kardinal Lustiger feiert seinen 80. Geburtstag

Der französische Kardinal Lustiger feiert heute seinen 80. Geburtstag und verliert somit sein aktives Wahlrecht bei einem künftigen Konklave. Für das Kardinalskollegium gilt somit folgende Statistik:

  • Kardinäle mit Wahlrecht:       117
  • Kardinäle ohne Wahlrecht:      73
  • Gesamtzahl des Kollegiums:   190

 

 

17.09.06

Papst: Bedaure Reaktionen auf meine Rede

Papst Benedikt XVI. bedauert die Reaktionen in weiten Teilen der islamischen Welt auf einen Teil seiner Rede an der Universität Regensburg. Er stehe nicht hinter dem von ihm gebrauchten mittelalterlichen Zitat, so der Papst beim Angelusgebet in seiner Sommerresidenz Castel Gandolfo. Er hoffe, dass die gestrige Erklärung des neuen Kardinalstaatssekretärs Tarcisio Bertone die Gemüter beruhige. Benedikt ließ auch kurz seine kürzliche Reise nach Bayern Revue passieren. Wörtlich sagte er: Die Pilgerreise nach Bayern war eine starke spirituelle Erfahrung, in der sich persönliche Erinnerungen und pastorale Perspektiven für eine wirksame Verkündigung in unserer Zeit vermengt haben. Ich danke Gott dafür und allen, die für das Gelingen meiner Reise gearbeitet haben. Bei der nächsten Mittwochsaudienz werde ich noch mehr darüber sprechen - jetzt will ich nur anmerken, dass ich die Reaktionen, welche ein kurzer Passus meiner Rede in der Uni Regensburg hervorgerufen haben, lebhaft bedaure. Dieser Passus wird als Beleidigung der religiösen Gefühle von islamischen Gläubigen empfunden, während es sich doch um das Zitat eines mittelalterlichen Textes handelte, der in keiner Weise mein persönliches Denken ausdrückt. Der Herr Kardinalstaatssekretär hat gestern eine Erklärung dazu veröffentlicht, in der er den wahren Sinn meiner Rede verdeutlicht. Die Rede war und ist in ihrer Ganzheit eine Einladung zum offenen und ehrlichen Dialog, mit großem gegenseitigem Respekt.
Auf deutsch sagte der Papst: Von Herzen grüße ich alle deutschsprachigen Gläubigen hier in Castel Gandolfo. Heute heiße ich besonders die Seminaristen aus Fulda und die Pilger aus dem Allgäu willkommen. „Gott, der Herr, wird mir helfen (Jes 50, 9). Diese Gewissheit des Propheten Jesaja aus den Texten der Sonntagsliturgie soll unser Denken und Handeln bestimmen. Ja, wir dürfen stets auf Gottes Hilfe vertrauen! Er ergänzt unsere guten Werke mit seiner Gnade und verleiht ihnen Wert für die Ewigkeit. - Euch alle begleite Gottes Segen durch diese neue Woche! ( rv )

 

 

18.09.06

Gemmingen: Papst und Muslime einig, 'Man darf Gott nicht durch den Kakao ziehen!"

 

Der Papst hat beim Angelus am Sonntag noch einmal die Reaktionen auf seine Vorlesung in Regensburg bedauert. Wie geht es jetzt weiter? Eine Einschätzung von Pater Eberhard von Gemmingen:
"Es reicht sicher nicht, da sich so ein Sturm nicht so leicht besänftigen lässt. Wie geht es weiter? Die Kirche und der Vatikan werden sicher alles tun, was nötig und möglich ist für den guten Fortgang des Dialogs mit den Muslimen. Aber mir scheint, dass das Ganze eingebettet ist in einen wahrscheinlich schon jahrzehntelangen Prozess des Konfliktes zwischen dem so genannten Westen und der muslimischen-arabischen Welt. Ich würde sagen, dass es da zwei Gruppen gibt. Die eine bei den Muslimen, die schießen wollen und die eigentlich von den gemäßigten Muslimen entwaffnet werden sollten. Der gemäßigte Islam sollte sich aussprechen und wirklich aktiv werden gegen die Islamisten, die den Islam zu einer Ideologie machen.
Auf der anderen Seite müssen wir hier im Westen lernen, was der Papst auch immer wieder sagt, dass man Religionen und Gott nicht durch den Kakao ziehen darf. Die Mohammedkarikaturen waren wirklich völlig überflüssig, denn sie hatten weder mit Kunst noch mit Pressefreiheit etwas zu tun. Wenn solche Tendenzen weiter gehen, also die Religion des anderen weiter durch den Kakao gezogen wird, dann wird das schlimmer. Und dann ist auch ein Wort eines Papstes wirklich nur ein Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Es geht also eigentlich um einen ganzen Weltprozess und nicht, dass die Kirche irgendwas anderes macht."
Glauben Sie, dass das der Papst vielleicht absichtlich gemacht haben könnte, oder war das eher ein Unfall? Wie sieht man das im Vatikan?
"Ich glaube, der Papst ist sich noch nicht genügend bewusst, dass er nicht nur als Professor sprechen kann. Er ist immer auch eine politische Stimme, da er Papst ist. Er wird vermutlich merken: ,‚Meine Güte, ich kann nicht einfach wissenschaftlich reden, sondern ich muss leider immer darüber nachdenken, was das für diplomatische Folgen hat.'"
Der Papst hat gestern auch gesagt, dass das Ganze eine Einladung zu einem offenen und ehrliche Dialog mit großem gegenseitigen Respekt sein soll. Wie kann das jetzt konkret aussehen?
"Ich würde mir persönlich wünschen, dass der Papst noch öfters ganz ausdrücklich sagt: ‚Ich habe größte Hochachtung vor jedem Muslim, der sich auf seinem Gebetsteppich beugt und Allah anbetet, und ich habe überhaupt kein Verständnis und keinen Respekt vor Menschen, die die Überzeugung anderer Leute lächerlich machen. Das sollte er öfters deutlich machen. Heute morgen habe ich von Al-Jazeera-Korrespondenten in Berlin gehört, dass die Muslime immer gedacht hätten, der Papst sei auf ihrer Seite gegen diejenigen, die Religion lächerlich machen. Und jetzt seien sie enttäuscht, weil sie den Eindruck haben, er ist nicht auf ihrer Seite. Aber sie täuschen sich."
Manche ärgern sich, dass der Papst sich entschuldigt hat. Dabei hat er das gar nicht, sondern nur sein Bedauern über das Missverständnis ausgedrückt. Glauben Sie, das war richtig?
"Ja, ich glaube, dass das richtig war. Wenn er sich entschuldigt hätte, dann hätte er gesagt: ‚Ich bin schuldig, ich habe einen großen Fehler gemacht.' Aber er hat keinen moralischen Fehler gemacht, für den man sich entschuldigen müsste. Es wäre überhaupt unehrlich gewesen, wenn er sich entschuldigt hätte. Er kann nur sagen, ‚Es tut mir furchtbar leid, dass ihr den Eindruck gewinnen musstest, ich sei gegen euch oder ich respektiere euch nicht." ( rv )

 

 

19.09.06

Vatikan: Geheimarchiv öffnet neue Pforten

Wie beurteilte der Vatikan die politischen Entwicklungen zwischen Deutschland und Italien? Welches Verhältnis pflegte die Katholische Kirche zum Faschismus? Das Spekulieren hat ein Ende - am Montag wurde eine der wichtigsten Türen des Vatikanischen Geheimarchivs geöffnet, die nun den Zutritt zu den gesamten Aktenbeständen aus der Regierung von Papst Pius XI. ermöglicht. Eines der wichtigsten und schwierigsten Pontifikate des 20. Jahrhunderts von 1922 bis 1939 kann somit aufgearbeitet werden - eine Aufgabe, die Generationen von Historikern beschäftigen wird, erklärt Giovanni Sale, Dozent für Zeitgeschichte an der Päpstlichen Universität Gregoriana: "Große Bedeutung hat es sowohl für die politische Geschichte als auch für die Religionsgeschichte - durch die Öffnung wird das Bild der Kirche in jener Zeit neu gezeichnet werden: Es wird eine überzeugte Kirche im Kampf gegen den Totalitarismus, gegen den Faschismus, gegen den Nationalsozialismus und auch gegen den Kommunismus zum Vorschein treten. Dies wird den Historikern die Möglichkeit geben, die Geschichtsschreibung des 19. Jahrhunderts zu überarbeiten und auf der Basis von neuen wichtigen Dokumenten, neu zu schreiben."
Nach vatikanischem Reglement dürften die Archivbestände eigentlich erst 70 Jahre nach dem Tod Pius XI. freigegeben werden - also im Frühjahr 2009. Johannes Paul II. hatte jedoch auf eine rasche Öffnung gedrängt, auch um dem Verdacht entgegenzutreten, der Vatikan halte wichtige Informationen unter Verschluss. Viele Historiker warten seit Jahren auf diesen Tag - Sensationslust könne der Zugang dennoch nicht befriedigen, so Sale: "Wer sich dem Archiv mit der Intention nähert, Aufsehen erregende Akten zu finden. So wird er, vom journalistischen Standpunkt aus betrachtet, tief enttäuscht werden. Auf einem so weiten und wichtigen Feld, muss mit einer hermeneutischen Methode vorgegangen werden. Außerdem muss die historische Arbeit gut organisiert werden. Ich lade also alle Wissenschaftler dazu ein, sich Zeit zu nehmen und eine ernsthafte wissenschaftliche Arbeit zu betreiben, ohne voreingenommen zu sein." ( rv )

 

 

22.09.06

Treffen Benedikts mit Botschaftern aus islamischen Ländern

Papst Benedikt XVI. wird am kommenden Montag in Castel Gandolfo mit Botschaftern aus mehrheitlich islamischen Ländern zusammentreffen. Das hat der Vatikan heute bestätigt. Der Papst plane eine Audienz für den Präsidenten des Dialogrates, Kardinal Paul Poupard. Zu dieser Begegnung seien auch die Botschafter aus mehrheitlich islamischen Ländern sowie einige Vertreter der islamischen Gemeinschaft in Italien eingeladen. Der Großmufti der Türkei, Ali Bardakglu, hat die Einladung des Papstes an die Botschafter begrüßt. Benedikt ziehe offenbar den indirekten Weg einer Entschuldigung für seine Äußerungen in Regensburg vor - "aber er hat einen Schritt nach vorne gemacht". ( rv )

 

 

26.09.06

Vatikan: "Milingo ist exkommuniziert"

Der afrikanische Erzbischof Emmanuel Milingo hat sich durch die Vornahme unerlaubter Bischofsweihen selbst die kirchliche Exkommunikation zugezogen. Das erklärt der Vatikanische Pressesaal heute in einem Statement. "Verschiedene Kirchenvertreter haben sich vergeblich bemüht, Erzbischof Milingo zu sprechen, um ihm das Beharren auf skandalträchtige Handlungen auszureden", so das Statement, das heute Nachmittag bekannt wurde. Da der Papst "auch vor kurzem noch" gegenüber diesem "alten Hirten der Kirche", der Milingo sei, ein gewisses "Verständnis" gezeigt habe, habe der Vatikan den Lauf der Dinge erst einmal abgewartet - und zwar "mit wachsamer Geduld". Aber leider habe der frühere Erzbischof von Lusaka in Sambia, der auch eine Weile an der römischen Kurie gearbeitet hat, sich immer mehr auf "eine zunächst irreguläre Situation" und dann so gar auf einen "immer offeneren Bruch mit der Kirchengemeinschaft" eingelassen, zunächst mit seiner Hochzeit und am letzten Sonntag dann mit der Weihe von vier Bischöfen in Washington. Der Vatikan stellt klar: "Durch diese öffentliche Handlung haben sich sowohl Erzbischof Milingo als auch die vier Geweihten nach dem Kirchenrecht die so genannte Exkommunikation "latae sententiae" zugezogen." Im Übrigen erkenne die Kirche solche Weihen "und alle Weihen, die sich daraus noch ergeben mögen", keineswegs an: Der "kanonische Status der vier angeblichen Bischöfe sei derselbe wie vor ihrer Weihe".
Aus Sorge um die "Einheit und den Frieden der Herde Gottes" habe der Vatikan gehofft, dass Menschen aus der Umgebung Milingos ihn noch zum "Umdenken und zur Rückkehr zur vollen Gemeinschaft mit dem Papst" bringen würden. "Leider haben die letzten Entwicklungen solche Hoffnungen fast zum Verschwinden gebracht." "In Momenten des Leids für die Kirche wie diesem" brauche es intensives Gebet, bittet das Statement ( rv )

 

 

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10/2006

 

 

17.10.06

Mario Francesco Kardinal Pompedda verstorben

Der emeritierte Präfekt der Apostolischen Signatur Kardinal Pompedda ist in der Nacht vom 17. auf 18.10.2006 in Rom verstorben. Der gebürtige Sarde war einer der profiliertesten Kirchenjuristen des Vatikan und wurde 2001 durch Papst Johannes Paul II. in den Kardinalsstand erhoben. Seine Titeldiakonie war “Annunciazione della Beata Vergine Maria in Via Ardeatina”.

 

 

13.10.06

Dino Kardinal Monduzzi verstorben

Der emeritierte Präfekt des Päpstlichen Haushalts Dino Kardinal Monduzzi ist heute im Alter von 84 Jahren im Vatikan verstorben. Monduzzi wurde 1986 zum Bischof geweiht und 1998 durch Papst Johannes Paul II. in den Kardinalsstand erhoben. Seine Titeldiakonie war “S. Sebastinao al Palatino”.

 

 

01.10.06

Kardinal Vachon verstorben

Der Alt-Erzbischof von Quebec (Kanada) Louis-Albert Kardinal Vachon ist am 29.09.2006 im Alter von 94 Jahren verstorben. Damit sinkt die Gesamtzahl des Kardinalskollegiums auf 189, von denen 116 derzeit in einem Konklave wahlberechtigt wären. Vachon wurde im Jahr 1985 durch Papst Johannes Paul II. in den Kardinalsstand erhoben und war von 1981-1990 an der Spitze des Erzbistums Quebec. Er war Kardinalpriester von S. Paolo della Croce a “Corviale”.

 

 

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11/2006

 

 

21.11.06

Neue CD Kirchengeschichte bei Vatican-History (Vers. 1.206.1.5)

 

Rechtzeitig zum Weihnachtsfest ! Bild vergrößern

Mit dem aktuellen Datenstand November 2006 ist ab sofort die neueste Version 5 der beliebten CD “Kirchen- geschichte bei Vatican-History” erschienen. Im Vergleich zur vorhergehenden Version ist der Datenumfang von 171 auf 189 MB angestiegen. Alle auf unserer WebSite verfüg- baren Daten zur Kirchengeschichte , einschließlich der NEWS sind auf der CD gespeichert. Wie immer, kann der Benutzer die CD direkt vom CD/DVD-Laufwerk oder mit einer Installation auf dem Rechner benutzen.                Zum Bestellservice --> hier

Viel Spaß wünscht das VH-Team.........

 

 

01.11.06

H ummes neuer Chef der Kleruskongregation

Der brasilianische Kardinal Claudio Hummes wird neuer Präfekt der Kleruskongregation. Kardinal Castrillon Hoyos hat aus Altersgründen seinen Rücktritt eingereicht. Das gab der Vatikan heute bekannt. Papst Benedikt XVI. ernannte den bereits 72-jährigen Erzbischof von Sao Paolo heute zum Nachfolger von Castrillon Hoyos. Das "Klerus-Ministerium" des Papstes ist für weltweit 270.000 Diözesanpriester zuständig. Castrillon ist 76 Jahre alt. Er war seit zehn Jahren Präfekt der Klerus-Kongregation. Auch nach seinem Abschied von der Spitze dieser Kongregation, bleibt der Kolumbianer Präsident der Vatikan-Kommission "Ecclesia Dei", die für die Kontakte zu den schismatischen Lefèbvre-Anhängern zuständig ist. Mit Claudio Hummes kehrt zum ersten Mal seit langer Zeit wieder ein Brasilianer an die oberste Spitze der Kirchenführung zurück. Der Franziskaner-Kardinal, der perfekt deutsch spricht, ist ein Seelsorger durch und durch, Ökumene-Experte, umgänglich, ein Mann der Mitte. Hummes wurde 1934 als Sohn deutscher Eltern in der Nähe von Porto Alegre geboren; zum Bischof ernannte ihn 1975 Papst Paul VI., und seit 1998 ist er Erzbischof von Sao Paolo, dem größten Erzbistum im katholischsten Land der Welt. 2001 wurde er Kardinal. In Sao Paolo zeigte sich Hummes als engagierter Verfechter der Interessen der Armen; er kümmerte sich auch besonders um die Priesterausbildung und die Berufungspastoral. ( rv )

 

 

28.11.06

REISE BENEDIKTS XVI. IN DIE TÜRKEI:

Benedikt an Bardakoglu: Es geht nur mit Respekt
Vor dem Leiter der türkischen Religionsbehörde, Ali Bardakoglu, hat Papst Benedikt XVI. das gemeinsame Erbe und die gemeinsame Verantwortung von Christen und Moslems betont. Um die Idee der Brüderlichkeit zu veranschaulichen, nutzte er ein Zitat aus dem 11. Jahrhundert, in dem Papst Gregor VII. zu einem nordafrikanischen muslimischen Prinzen spricht. Auch das Kapitel Religionsfreiheit berührte Papst Benedikt, wenngleich nur mit einem einzigen Satz am Ende der Rede. Hier die Kernaussagen der Ansprache, die wir aus dem Englischen übersetzten.
"Christen und Moslems gehören zu der Familie jener, die an einen Gott glauben und die, entsprechend ihrer jeweiligen Tradition, ihre Abstammung auf Abraham zurückführen. Diese menschliche und spirituelle Einheit in unseren Ursprüngen veranlasst uns, einen gemeinsamen Weg zu suchen; denn wir spielen eine Rolle im Streben nach grundlegenden Werten, die so bezeichnend für die Menschen unserer Zeit sind. Als Männer und Frauen der Religion stehen wir vor Herausforderungen, wenn es um die weit verbreitete Sehnsucht nach Gerechtigkeit, Entwicklung, Solidarität, Freiheit, Sicherheit, Frieden, Verteidigung des Lebens und Umweltschutz geht.
Der beste Weg nach vorne ist ein authentischer Dialog zwischen Christen und Moslems, der auf der Wahrheit gründet und sich am aufrichtigen Willen ausrichtet, einander besser kennen zu lernen – im Respekt vor Unterschieden und in Anerkennung der Gemeinsamkeiten. Dies wird zu einem wahren Respekt für die verantwortlichen Entscheidungen führen, die jede Person trifft, besonders jene, die sich auf grundlegende Werte und persönliche religiöse Überzeugungen berufen.
Als Beispiel für brüderlichen Respekt möchte ich einige Worte zitieren, die Papst Gregor VII. im Jahr 1076 an einen nordafrikanischen muslimischen Prinzen richtete, der sich Christen gegenüber sehr wohlwollend verhalten hatte. Papst Gregor sprach über die besondere Nächstenliebe, die Christen und Moslems einander schulden, “weil wir an einen Gott glauben, wenngleich auf verschiedene Weise, und weil wir Ihn jeden Tag als Schöpfer und Herrscher der Welt loben und preisen.”
Religionsfreiheit, die institutionell garantiert und in der Praxis tatsächlich respektiert wird, stellt für alle Gläubigen - sowohl für Individuen als auch für Gemeinschaften - die notwendige Bedingung dar, um im Geist des Dienstes ihren treuen Beitrag zum Bau der Gesellschaft zu leisten, besonders dort, wo es um die Schwächsten und Ärmsten geht."

Türkei: Erdogan, Besuch "zeitgemäß und wichtig"
"Papst Benedikt XVI. war mit mir einer Meinung, dass der Islam eine Religion der Liebe und des Friedens sei." Das Erklärte der türkische Premierminister Recep Tayyip Erdogan nach seinem rund 15-minütigen Gespräch mit dem Papst. Benedikt habe ihm am Flughafen in Ankara auch versichert, ihm sei bewusst, dass der Priestermord in Trabzon im Februar nichts mit dem Verhältnis von Christen und Muslimen zu tun habe, sondern ein isoliertes Ereignis gewesen sei.
Der Papst hatte einmal mehr betont, wie wichtig ihm der Dialog der Kulturen sei. Kurz nach seiner Ankunft in Ankara sagte er in den Hallen des Flughafens:
"Ich habe die große türkische Kultur immer bewundert, deshalb war es seit Beginn meines Pontifikats mein inniger Wunsch, die Türkei zu besuchen, die Freundschaft zwischen dem Heiligen Stuhl und der Türkei zu vertiefen. Ich wollte einen Beitrag leisten zur Begegnung der Kulturen, zur Arbeit für Frieden und Versöhnung. Das ist die Pflicht unserer Zeit."
Erdogan nannte den Besuch des Papstes "zeitgemäß und wichtig". In einer turbulenten Zeit biete die Visite eine Chance, für Toleranz und Frieden in der Welt einzutreten.
Erdogan sagte gegenüber Journalisten, er habe dem Papst über die "Allianz der Zivilisation" berichtet, die er gemeinsam mit dem spanischen Ministerpräsidenten Jose Luis Rodriguez Zapatero leitet. Diese hatte bei ihrem jüngsten Gipfel in Istanbul einen Appell für mehr Verständigung zwischen dem Islam und dem Westen verabschiedet. Benedikt XVI. habe sein Interesse an der Erklärung bekundet und um den Text gebeten, der im Dezember den Vereinten Nationen vorgelegt werden soll.

Benedikt XVI: "Pastoralreise mit Ziel Frieden"
Der Türkeibesuch Papst Benedikt XVI. ist “keine politische Reise, sondern eine Pastoralreise, die den Dialog und die gemeinsame Bemühung um den Frieden zum Ziel hat.” Daran erinnerte das Kirchenoberhaupt selbst die Journalisten, die ihn auf dem Alitalia-Flug nach Ankara begleiteten. Papst Benedikt sprach vom Dialog zwischen der Kirche und dem Islam und dem Dialog “mit unseren christlichen Brüdern”. Die Türkei bezeichnete Benedikt als “Brücke zwischen den Kulturen”. Es ist Tradition, dass der Papst im Flugzeug das Wort an die anwesenden Journalisten richtet.

Ankara. Die Reise beginnt
Um kurz vor 12 Mitteleuropäischer Zeit ist Benedikt XVI. heute in Ankara gelandet. Hier beginnt der Papst seine mit Spannung erwartete und mit Spannungen begleitete Reise durch die Türkei.
Es war schon ganz anders, als Vatikan-Journalisten das sonst gewohnt sind, wenn der Papst in ein fremdes Land aufbricht. Keine jubelnden Menschenmassen, keine langen Ansprachen – stattdessen viele Sicherheitsleute mit Handy am Ohr. Kurz vor ein Uhr Ortszeit landet das Flugzeug mit dem Papst an Bord; Benedikt kommt die Gangway hinunter mit schnellen, kleinen Schritten, er trägt einen weißen Mantel und wirkt ziemlich breitschultrig – vielleicht trägt er ja doch untendrunter eine kugelsichere Weste, wie ihm das die türkischen Behörden angeblich dringend empfohlen haben. Händedruck mit Ministerpräsident Erdogan, der für die Begegnung mit dem Papst nun doch seinen Abflug zum Nato-Gipfel von Riga verschoben hat; Erdogan trägt eine Krawatte in den türkischen Landesfarben Rot und Weiß – kleiner Gruß ans Wahlvolk daheim an den Fernsehschirmen. Benedikt wirkt neben dem großen und massigen Politiker etwas steif und unter Druck, er lächelt aber sehr freundlich. Erdogan hingegen blickt eher entschieden drein. Hinter Papst Benedikt: Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone mit Sonnenbrille, es ist seine erste Reise in diesem Amt mit Benedikt zusammen.
Der Papst und Erdogan betreten den VIP-Bereich des Flughafens, dort hat man einen Saal für ihr Gespräch vorbereitet, die Sessel stehen unter einem großen Bildnis von Staatsgründer Atatürk, links und rechts die vatikanische bzw. türkische Fahne. Zunächst sieht man Erdogan sprechen; der Papst hört freundlich-unbeweglich der Dolmetscherin zu, einer bekannten Schauspielerin übrigens, er wirkt neben Erdogan sitzend fast verängstigt – kennte man denn seine bayerische Hartnäckigkeit nicht. 25 Minuten Gespräch, an dem auch einige Bischöfe aus der Türkei teilnehmen; draußen vor der Tür warten Vatikansprecher Pater Lombardi, der Reisemarschall Gasbarri und, als einziger völlig entspannt wirkend, mit breitem Lachen, der im Vatikan fürs Ökumenische zuständige Kardinal Kasper. Zum Schluss des Gesprächs überreicht der Papst dem Ministerpräsidenten eine Darstellung der römischen Engelsburg und auch die Pontifikatsmedaille, die der Politiker etwas ratlos aus dem blauen Etui klaubt, der Papst macht mit ausholender Geste einen Scherz, dann reichen sich die beiden die Hand. Als der Papst kurz danach in seinen Wagen steigt, der ihn nach Ankara hineinbringt, winkt er ganz kurz, schon etwas entspannter. (rv)

 

 

30.11.06

Dritter Tag: Istanbul

Am heutigen Andreasfest hat Papst Benedikt XVI. in Istanbul an der “Göttlichen Liturgie” teilgenommen, die der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. in der Patriarchatskathedrale Sankt Georg zelebriert hat. Diese orthodoxe Messfeier ist der Höhepunkt des Papstbesuches in der Türkei. Der Heilige Andreas ist der Patron der Kirche von Konstantinopel; traditionell reiste eine vatikanische Delegation an seinem Gedenktag nach Istanbul, um an dieser Feier teilzunehmen. Benedikt XVI. und Patriarch Bartholomaios hielten während der Liturgie eine Ansprache. Nach einem zusammen auf Latein und auf Griechisch vom Balkon des Ökumenischen Patriarchates gespendeten Segen, unterzeichneten sie im Patriarchatspalast eine gemeinsame Erklärung.
An Nachmittag stand ein Besuch in der Hagia Sophia sowie in der “Blauen Moschee” auf dem Programm, ein Gebetstreffen mit dem armenisch-apostolischen Patriarchen Mesrob II. in der armenischen Patriarchatskathedrale in Kumkapi sowie eine Begegnung mit dem syrisch-orthodoxen Metropoliten Filuksinus Yusuf Cetin und Oberrabbiner Isak Haleva. Für den Abend ist ein gemeinsames Essen mit den Mitgliedern der Türkischen Bischofskonferenz geplant.

Katholiken und Orthodoxe wollen Kirchenspaltung überwinden – Gemeinsame Erklärung unterzeichnet
Papst Benedikt XVI. und der Ökumenische Patriarch Bartholomäus I. haben gemeinsam zu einer Annäherung ihrer Kirchen aufgerufen. Sie wollen die ökumenische Zusammenarbeit in ihren Kirchen weiter vertiefen. Außerdem treten sie - “bei aller Offenheit für andere Religionen” - für die Stärkung christlicher Werte in der EU ein und fordern den Schutz religiöser und kultureller Minderheiten. Mit Blick auf den Terrorismus wird Gewalt im Namen der Religion verurteilt. Das sind die zentralen Aussagen ihrer mit Spannung erwarteten Gemeinsamen Erklärung.

Papst und Patriarch feiern gemeinsam das Andreasfest
Vor der Unterzeichung nahm Papst Benedikt XVI. an einem Gottesdienst in der Patriarchatskirche St. Georg teil, die Patriarch Bartholomaois I. feierte. Sie begrüßten sich mit einer Umarmung. Bartholomäus I., der als geistliches Oberhaupt der weltweit mehr als 300 Millionen orthodoxen Christen gilt, ist in der Türkei offiziell nur als Führer der rund 2000 griechisch-orthodoxen Christen in dem Land anerkannt. Die “Göttliche Liturgie” fand in Phanar in Istanbul – dem “orthodoxen Vatikan” – statt. Beide Kirchenoberhäupter unterstrichen ihren Willen, die Einheit wieder herstellen zu wollen. Die Trennung sei ein "Skandal für die Welt", so Benedikt.

Mittwoch Abend fand das erstes Treffen von Papst und Patriarch in Istanbul statt
Gegen 18.30 Mitteleuropäischer Zeit betrat Benedikt XVI. zum ersten Mal die Patriarchalkirche St. Georg. Sie ist Anfang des 18. Jahrhunderts erbaut, im byzantinischen Stil, aber ohne Kuppel, um keinerlei Anklänge an Moscheen aufkommen zu lassen. Das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche bekräftigte vor dem der griechisch-orthodoxen Kirche die gegenseitige Liebe, die beide Kirchen verbinde. "Auf dem Grund dieser gegenseitigen Liebe haben sich die neuen Beziehungen zwischen den Kirchen von Rom und Konstantinopel entwickelt", so Benedikt, und erinnerte an die Aufhebung des Anathema von 1054 und die Versöhnungsgesten von Paul VI. und Johannes Paul II. Die sieben Ökumenischen Konzile, die in diesem Teil der östlichen Welt statt gefunden hätten, seien bleibende Meilensteine auf dem Weg zur vollen Einheit. Das Treffen jetzt möge helfen, "die Reise fortzusetzen, die uns zur vollen Versöhnung und dem Frieden der Kirchen führt".
Der Titel "Ökumenischer Patriarch" geht auf die Antike zurück; er signalisiert die weltweite Verantwortung des Erzbischofs des "Neuen Rom", auch wenn die heutigen türkischen Machthaber sich mit dieser Funktion des Patriarchen nicht anfreunden können und Bartholomaios und sein Stab sich nicht nur während der jetzigen Papstreise starken Anfeindungen ausgesetzt sahen.

P. Lombardi hofft auf Verbesserungen für Christen
Der Leiter des vatikanischen Pressesaales, P. Federico Lombardi, ist im Tross rund um Papst Benedikt. Unsere Kollegen von der italienischen Abteilung haben P. Lombardi nach seinen Eindrücken über die interreligiöse Bedeutung der Türkeireise des Papstes gefragt.
“Benedikt XVI. konnte grundlegende Prinzipien des Dialogs mit den Moslems unterstreichen, etwa im Gespräch mit dem Leiter der Religionsbehörde, Ali Bardakoglu. Bei diesem Treffen waren ja auch die beiden Großmuftis von Istanbul und Ankara dabei, bedeutende Persönlichkeiten der muslimischen Gemeinde. Benedikt hat nochmals die Prinzipien des Dialogs und des gegenseitigen Respekts betont, von denen er schon in den vergangenen Monaten mehrmals gesprochen hat; und er hat die Gemeinsamkeiten betont, den Glauben an einen einzigen Gott, die gemeinsame Sorge für die spirituelle Dimension des Menschen in der heutigen säkularisierten Welt. Damit kann der interreligiöse Dialog weiter arbeiten.”
Auch die Religionsfreiheit hat Benedikt gegenüber seinen muslimischen Gesprächspartnern nicht ausgespart.
“Dieses Thema muss in der Türkei vertieft werden, denn es ist in der türkischen Verfassung präsent. Sie garantiert als laizistischer Staat ausdrücklich das Recht auf Religionsfreiheit. Vielleicht zeigt sich das eher beim Kult oder beim spirituellen Leben der Individuen und weniger im Leben der Religionsgemeinschaften. Es gab auch einen Moment – in einem Gespräch des Papstes mit dem Vize-Premier – in dem konkrete Probleme angesprochen wurden, vor denen katholische Gemeinden in der Türkei stehen. Da ging es um Privateigentum und auch um den Wunsch nach einem Treffen zwischen Regierung und Religionsvertretern, damit man diese Probleme angehen kann. Alles in allem ist das ein positiver Weg, der auch zur Verbesserung des Glaubenslebens der katholischen Gemeinschaften beitragen kann.”

Die Bilanz unseres Korrespondenten in Istanbul: Stefan Kempis
Unser Kollege Stefan Kempis behält für uns in Istanbul das Geschehen um Blick. Stefan Kempis, bei den Begegnungen zwischen Papst Benedikt und Patriarch Bartholomaios seit gestern Abend sah man nichts als freundliche Gesichter, große Herzlichkeit zwischen den beiden. Hat sich etwas von der Freude dieser brüderlichen Begegnung auf das muslimische Istanbul übertragen?
“Man hatte auch heute Morgen bei der göttlichen Liturgie gesehen, die beiden haben sich sehr umarmt und richtig gedrückt dabei. Aber die Moslems hier beobachten das eher, mit ein bisschen Misstrauen, auch weil der Papst das Wort ökumenisches Patriarchat in den Mund genommen hat, was ihnen nicht passt, dieser Anspruch. Und man muss sagen, hier in Istanbul ärgern sich die Leute vor allen Dingen, weil sie zu Fuß gehen müssen. Es sind größte Teile des Stadtzentrums vollständig abgesperrt, auch die Brücken. Und man kann nur noch stundenlange Fußmärsche durch die Stadt auf sich nehmen. Freude kann bei so etwas eigentlich nicht überspringen.”
Für Bartholomaios jedenfalls ist die Tatsache, dass der Papst zu ihm nach Istanbul kommt, eine große Sache. Der Patriarch ist ja als Ehrenoberhaupt der Orthodoxie, obwohl manche das nicht gerne hören, praktisch die orthodoxe Entsprechung zum katholischen Papst. Doch in Istanbul zählt die orthodoxe Gemeinde heute nur ein- bis zweitausend Köpfe. Welchen kirchenpolitischen Gehalt birgt dieses brüderliche Gipfeltreffen, wie bedeutsam ist es letztlich?
“Es ist ein wichtiges Startsignal für eine persönliche Beziehung zwischen Benedikt und Bartholomais, und als solches kann man es gar nicht unterschätzen. Denn es liegt oft an solchen kleinen Einzelheiten, am persönlichen Kontakt wie die Ökumene weitergeht. Dass der theologische Dialog für ein paar Jahre unterbrochen war, hat sicher mit den persönlichen und gar nicht nur mit theologischen Fragen zu tun. Ansonsten kirchenpolitisch trumpft natürlich Bartholomais auch mit seinem hohen Gast aus Rom auf und macht darauf aufmerksam, dass es in Istanbul ein kleines, aber feines, weil doch ökumenisch bedeutendes Patriarchat gibt. Er versucht also die Aufmerksamkeit dazu zu nutzen, gegenüber den türkischen Behörden etwas mehr Spielraum zu gewinnen.”
Wie unbeliebt macht er sich damit?
“Er ist schon sehr unbeliebt, das merkt man wenn man hier die Zeitung ließt. Die Fotos zeigen ihn so ungünstig wie möglich. Der Papst wird ja noch einigermaßen akzeptiert von den Türken, aber Bartholomaios ist in der überwältigenden Mehrheit der Bevölkerung einfach unbeliebt und nicht sehr erwünscht. Er gilt als Störenfried, der trotzig, hartnäckig auf uralten Ansprüchen besteht, über die die Zeit doch eigentlich hinweggegangen sei.”
Kardinal Walter Kasper, der Ökumene-Chef des Papstes, hat, wie es heißt, bis zur allerletzten Sekunde an der Gemeinsamen Erklärung gefeilt. Den großen ökumenischen Durchbruch bringt das Dokument nicht, das hatte aber auch niemand erwartet. Gibt es aus dennoch bahnbrechend Neues in dem Text?
“Bahnbrechend Neues würde ich nicht sagen. Es hat etwas Feierlich, Starres, dieses Papier. Es stimmt, dass Kardinal Kasper und auch andere Kardinäle sehr lange über den Text gebrütet haben. Wir haben das in unserem Hotel gesehen, die saßen im Restaurant. Wir konnten nicht rein, das ging bis nach Mitternacht, wurde da debattiert. Dann liest man so einen Text natürlich noch sehr viel interessierter, wenn man das gesehen hat. Und dann findet man doch Sachen, die eigentlich auch in jeder Papstrede vorkommen könnten. Ich glaube der entscheidende Punkt war wohl, die EU soll dafür sorgen, dass die Türkei Minderheiten respektiert. Das wurde ein bisschen durch die Blume in dieser Erklärung ausgesprochen. Und das ist natürlich ein heikler Punkt. EU misch dich bitte in die türkischen Angelegenheiten ein, damit wir als Christen in der Türkei überleben können. So etwas diplomatisch zu formulieren, ist keine Kleinigkeit.”

Al Kaida macht dem Papst keine Sorgen
Die angeblichen Terrordrohungen von "Al Kaida" sind für den Vatikan kein Anlass zur Sorge. Vatikan-Sprecher P. Federico Lombardi erklärte am Mittwoch Abend in Istanbul: "Es gibt keine Besorgnis, weder von Seiten des Papstes noch von Seiten seines Gefolges". Botschaften wie diese bestätigten lediglich ein Mal mehr, die Dringlichkeit, dass "alle Kräfte, die gegen den Einsatz von Gewalt" seien, gemeinsam arbeiteten. Alle Religionen müssten gemeinsam betonen, dass sie den Einsatz jeglicher Gewalt im Namen Gottes entschieden ablehnen, so Lombardi.
Zuvor war im Internet eine El Kaida zugeschriebene Erklärung aufgetaucht, die den Türkei-Besuch Benedikt XVI. als einen "Kreuzzug gegen den Islam" verurteilte, der die Türkei der muslimischen Welt entfremden. Verantwortlich für die Drohung sei die Gruppe "Islamischer Staat im Irak", die nach eigenen Angaben Teil des Terrornetzwerks ist. ( rv )

 

 

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12/2006

 

 

01.12.06

REISE BENEDIKTS XVI. IN DIE TÜRKEI:

Papst Benedikt XVI.: "Ein Teil meines Herzens bleibt in Istanbul"

Papst Benedikt ist zurück in Rom. Nach einer an Begegnungen und Emotionen dichten viertägigen Türkei-Reise verabschiedete er sich auf dem Flughafen in Istanbul mit den Worten: "Ich habe tiefe Dankbarkeit in meinem Herzen, und ein Teil meines Herzens bleibt auch in Istanbul". Er freue sich, wenn sein Besuch zum besseren Verständnis zwischen den Kulturen, besonders zwischen dem Islam und dem Christentum, beigetragen und über die Reise hinaus einen positiven Effekt habe.

Der Besuch in der Blauen Moschee
Die internationale meistbeachtete Geste des katholischen Kirchenoberhauptes in Istanbul war das Gebet, das Benedikt in Stille in der Blauen Moschee sprach.
Was der Papst in der Hagia Sophia aus wohlüberlegten Gründen nicht tat, war ihm wenige Minuten später in der Moschee gestattet: das Gebet. Der Großmufti von Istanbul, Mustafa Cagrici, begleitete den Papst auf dem Rundgang durch das islamische Gebetshaus. Benedikt schritt in weißen Strümpfen, wie jeder andere Besucher einer Moschee hatte er am Eingang die Schuhe ausgezogen. Vor der Mihrab, der nach Mekka ausgerichteten Gebetsnische, halten der Mufti und der Papst inne. Seite an Seite sprechen die beiden Religionsführer zu Gott; der Mufti betet laut, Benedikt leise. “Ein persönliches, aber kein öffentliches Gebet”, kommentiert wenig später Vatikansprecher P. Federico Lombardi diese Geste.
Papst Benedikt ist das zweite katholische Kirchenoberhaupt, das eine Moschee betritt. Johannes Paul II. hatte in Damaskus ein islamisches Gebetshaus aufgesucht. Der Besuch in der Blauen Moschee war kurzfristig ins Reiseprogramm aufgenommen worden; auch die örtliche Nähe zur daneben gelegenen Hagia Sophia spielte eine Rolle. Die ehemals bedeutendste Kirche der orthodoxen Welt, die später zur Moschee wurde, ist heute ein Museum.
Nach dem Besuch in der Hagia Sophia und der Blauen Moschee stand der gestrige Abend für Papst Benedikt ganz im Zeichen der Ökumene und sogar des Dialogs mit den Juden. Er traf zwei christliche Religionsführer, den syrisch-orthodoxen Metropoliten Filuksinus Yusuf Cetin und zuvor den armenisch-apostolischen Patriarchen Mesrob II. Bei dieser Begegnung würdigte der Papst den Glauben der Armenier, “der vor allem im vergangenen Jahrhundert unter tragischen Umständen von einer Generation an die nächste weitergegeben wurde”. Benedikt spielte damit auf den Völkermord an den Armeniern an, dessen Erwähnung in der Türkei politisch unerwünscht ist. Im Anschluss stand ein kurzes Treffen mit dem türkischen Oberrabbiner Isak Haleva auf dem Programm.

Das neue Pfingsten in Istanbul
Mit einer bewegenden Messe in der katholischen Kathedrale von Istanbul hat Papst Benedikt XVI. das Besuchsprogramm seiner viertägigen Türkei-Reise beendet. Der Gottesdienst in der nur wenige hundert Menschen fassenden Heilig-Geist-Kirche war erneut von Appellen zur Einheit unter den Christen geprägt.
Der Papst beschwor ein neues Pfingstfest und die Sprachenvielfalt in der Messe gab ihm Recht. Er selbst sprach Türkisch, Französisch, Italienisch und Latein, die Chöre sangen aramäisch, armenisch, syrisch, deutsch und der Patriarch sprach griechisch.
Die Gläubigen in der Kirche waren handverlesen, unter ihnen der Ehrengast Bartholomaios I, Vertreter verschiedener Riten und Konfessionen, und einige Politiker. Benedikt XVI. feierte Gottesdienst ganz im Sinn des ökumenischen Anlasses seiner Reise. Schon Johannes Paul II. hatte an gleicher Stelle betont, “dass das heraufziehende neue Jahrtausend “auf einer Kirche aufbaut, die ihre volle Einheit wieder gefunden hat, um besser Zeugnis zu geben, um die schrecklichen Spannungen dieser Welt zu überwinden mit der alles übersteigenden Liebe, die Gott in seinem Sohn sichtbar macht” (Predigt in der Kathedrale von Istanbul, N. 5). Dieser Wunsch ist noch nicht wahr geworden, aber das Verlangen des Papstes ist noch immer das gleiche.”
Und deswegen müsse die “ökumenische Perspektive” an erster Stelle stehen, das Sorgen der Kirche bestimmen, so der Papst. Die zweite Sorge seiner Türkeireise sprach Benedikt an: Die kleine bedrohte Schar der Christen. Ihnen vor allem machte er Mut.
“Wie könnten die Christen das, was sie empfangen haben, alleine für sich behalten? Wie könnten sie diesen Schatz einbehalten und diese Quelle verbergen? Die Mission der Kirche besteht nicht darin, Macht zu verteidigen, auch nicht darin, Reichtümer zu besitzen. Ihre Mission ist es, Christus zu schenken, am Leben Christi teilhaben zu lassen.”
Indirekt, aber mit konkretem Bezug zum Alltag der Christen in Istanbul, erinnerte Benedikt an das Problemthema: Religionsfreiheit. “Eure Gemeinschaften kennen den demütigen Weg, jeden Tag gemeinsam mit denen zu leben, die unseren Glauben nicht teilen, aber "sich zum Glauben Abrahams bekennen und mit uns den einen Gott anbeten, den barmherzigen” (Lumen Gentium, 16), Ihr wisst gut, dass die Kirche niemandem etwas aufzwingen will, dass sie schlicht frei sein will, zu offenbaren, was sie nicht verbergen kann.”
Die historische ökumenische Geste gab es am Ende. In der Göttlichen Liturgie zum Andreasfest hatte der Patriarch den Papst gebeten, das Vater Unser zu sprechen, in der katholischen Messfeier umarmte der Mann vom Stuhl Petri den vom Stuhl Andreas zum Friedensgruß und überließ ihm das Segensgebet auf Griechisch. In der Kirche: Jubel, Schleier, die von den Haaren herabfallen, so sehr klatschen und springen ihre Trägerinnen. Vor der Kirche: Tumultartige Szenen, lachende Menschen und eine neu gesegnete Statue von Johannes XXIII. Sie können doch mit den Päpsten, die Menschen in der Türkei. Die mit Spannung erwartete Türkeireise hatte ein frohes Ende gefunden. Vor der Messe hatte der Papst Friedenstauben aufsteigen lassen, die ihm ein Bürgermeister Istanbuls reichte.

Türkische Jugendliche an den Papst
Türkische katholische Jugendliche wollen eine Reihe von Treffen ins Leben rufen, um sich mit jungen Katholiken aus anderen Ländern auszutauschen. Das schreibt eine 150-köpfige Gruppe Istanbuler Mädchen und Jungen in einem Brief an Papst Benedikt. “Als junge Christen in der Türkei befinden wir uns in einer Lage der Minderheit und der Diaspora”, so der Text des Schreibens. Die Jugendlichen versicherten, auch in einem Umfeld der Globalisierung, die jungen Leute “künstliches Glück” in Aussicht stelle, in ihrem christlichen Glaubensleben verharren zu wollen.

Benedikt in der Türkei: Eine Bilanz
Vier Tage dauerte Papst Benedikts Reise in die Türkei. Eine bilanzierende Einordnung von unserem Mann in Istanbul, Stefan Kempis. Was hat der Papst unmittelbar erreicht?
“Unmittelbar erreicht hatte ein Stimmungsumschwung. Vorher war ja die Stimmung noch sehr unfreundlich. Allein durch sein Erscheinen und dass er sehr freundlich, sehr aufmerksam, sehr neugierig gewirkt hat, hat Benedikt dafür gesorgt, dass dieser Eindruck von Regensburg, der Papst will uns angreifen, der will uns was ans Zeug flicken, korrigiert worden ist. Er hat überrascht durch seine freundliche und bescheidene Art. Das ist was er unmittelbar erreicht hat, aber was darüber hinausgeht, ist schwer zu sagen. Und da sollte man auch nach all diesen noch so schönen Bildern aus Istanbul doch etwas skeptisch sein. Es wird sich für die Christen hier in der Türkei nicht so schnell jetzt alles ändern und es wird sich auch zwischen Vatikan und Türkei, zwischen dem Staat Türkei und seinen Minderheiten nicht schnell und messbar etwas ändern. Eigentlich hat der Papst nur versucht, und wenn ihm das geglückt ist, dann ist das schon toll, den Status quo für die Kirchen einigermaßen zu halten, dass da keine Verschlechterung eintritt.” ( rv )

 

 

15.12.06

Kardinal Pappalardo verstorben

Der emer. Erzbischof von Palermo, Salvatore Kardinal Pappalardo ist am 10.12.2006 im Alter von 88 Jahren verstorben. Er wurde 1941 zum Priester und 1966 zum Bischof geweiht. 1970 ernannte ihn Papst Paul VI. zum Erzbischof von Palermo (bis 1996) und 1973 kreierte er ihn zum Kardinal. Als Erzbischof von Palermo war Kardinal Pappalardo bekannt für seinen Kampf gegen das organisierte Verbrechen.

 

 

24.12.06

Roms Hauptbahnhof erinnert künftig an Papst Johannes Paul II.

Roms Hauptbahnhof trägt künftig den Namen des Vorgängers von Papst Benedikt XVI. Bei der offiziellen Feier zur Umbenennung in Bahnhof “Termini Giovanni Paolo II.” erinnerte Roms Kardinalvikar Camillo Ruini an die über hundert Auslandsreisen, mit denen das vor eineinhalb Jahren verstorbene Kirchenoberhaupt seine Botschaft in die Welt trug: “Durch diese Reisen, durch sein Wort, das Zeugnis seines Lebens und seines Gebets hat Johannes Paul II. die Menschheit geeint. Er war ein großer Einiger, ein großer Erbauer des Friedens unter den Menschen.”
Kardinal Staatssekretär Tarcisio Bertone erzählte bei der Zeremonie in Anwesenheit von Roms Bürgermeister Walter Veltroni eine Begebenheit aus dem Leben des verstorbenen Papstes, dem Roms Hauptbahnhof künftig gewidmet ist: “Ich erinnere mich noch heute an das erste Mal, dass Kardinal Wyszynski und Karol Wojtyla im Jahr 1962 nach Rom kamen. Wyszynski war kurz vorher aus der Haft entlassen worden, der junge Bischof Wojtyla begleitete ihn nach Rom, um am Konzil teilzunehmen. Als sie auf diesem Bahnhof ankamen, erwartete sie eine riesige Menschenmenge. Als der Zug aus Warschau ankam, lehnte Kardinal Wyszynski sich aus dem Fenster seines Abteils und wurde begeistert begrüßt. Eine Frau reichte ihm einen Strauß rote Rosen. Der Kardinal segnete die Anwesenden, stieg in Begleitung von Karol Wojtyla aus, und begann seine Teilnahme am Zweiten Vatikanischen Konzil.” (rv)

 

 

24.12.06

Papst fordert zum Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit auf

Papst Benedikt XVI. hat die Christen aufgefordert, an Weihnachten mit den Menschen solidarisch zu sein, die das Fest in Trauer, Einsamkeit und Krankheit verbringen. Beim Angelusgebet am vierten Advent rief er dazu auf, sich für Frieden und Gerechtigkeit einzusetzen: “Jesus wird in der Armut von Bethlehem geboren. Er will unser aller Wegbegleiter werden. Niemand ist ein Fremder in dieser Welt, seit er sein Zelt dort aufgeschlagen hat. Wir sind alle auf der Durchreise, aber Jesus gibt uns das Gefühl, auf dieser Erde zu Hause zu sein. Er fordert uns aber auch auf, dort alle willkommen zu heißen. Die Aufgabe der Gläubigen ist es, immer mehr Vorurteile abzubauen, Grenzen einzureißen und Gegensätze zu überwinden, die uns voneinander trennen und Völker einander zu Feinden machen, damit wir eine Welt der Gerechtigkeit und des Friedens aufbauen.”
Zu den Pilgern deutscher Sprache sagte Benedikt nach dem Angelus: "An diesem vierten Adventssonntag richte ich einen herzlichen Gruß an alle deutschsprachigen Pilger. Voll freudiger Erwartung blicken wir auf die schon nahe Feier von Weihnachten. Mit Maria wollen wir uns auf die Geburt unseres Erlösers Jesus Christus vorbereiten. Öffnen wir unser Herz für sein Kommen, damit er uns und der ganzen Welt sein Licht und seinen Frieden bringe. Euch und euren Familien wünsche ich einen gesegneten Heiligen Abend! " ( rv )

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Alle mit “rv” gekennzeichneten Berichte und Nachrichten, mit freundlicher Genehmigung von “Radio Vatikan” in Rom.

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