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2/2008
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01.02.08
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Der Seligsprechungsprozess für Papst Pius XII. ist nicht ad acta gelegt
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Das hat der Leiter der Seligsprechungs-Kongregation jetzt bekräftigt. In diesem
Jahr jähre sich der Todestag des Pacelli-Papstes zum 50. Mal. Zu den Initiativen, die es aus diesem Anlass geben werde, gehöre auch eine neue Untersuchung von Dokumenten in den
vatikanischen Archiven. Die Ergebnisse dieser Suche „können dem Seligsprechungsprozess für Pius XII. nur zugute kommen”, so Kardinal José Saraiva Martins gegenüber der italienischen
katholischen Tageszeitung „Avvenire”. Der Papst hat bereits den heroischen Tugendgrad seines Vorgängers anerkannt. Pius XII. war von 1939 bis 1958 auf dem Stuhl Petri. Er gilt als
einer der größten Päpste des 20. Jahrhunderts. Seine Haltung zum Nazi-Regime in Deutschland und der Juden-Verfolgung wurde nach seinem Tod bis heute immer wieder Gegenstand von teilweise
heftiger Polemik. (rv)
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08.02.08
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Der Papst reist vom 15. bis zum 20. April in die USA
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Das hat der Vatikan an diesem Freitag auch offiziell bestätigt. Benedikt wird
zunächst vier Tage in Washington verbringen, wo er sich im Weißen Haus mit Präsident George W. Bush treffen wird. Außerdem stehen Begegnungen mit den Bischöfen, mit Universitätsdozenten
und mit Vertretern anderer Religionen auf dem Programm. Im National Park von Washington wird der Papst am 17. April eine Messe feiern. Am 18. April will er in New York eintreffen, wo er
sich bis zum 20. April aufhalten wird. In dieser Zeit ist u.a. eine Ansprache vor der UNO-Vollversammlung vorgesehen. Außerdem will Benedikt XVI. Vertreter anderer Kirchen sowie Priester,
Ordensleute und Seminaristen treffen und eine Messe in der Patricks-Kathedrale feiern. Am letzten Besuchstag plant er ein stilles Gebet am „Ground Zero”, dem Schauplatz der
Attentate vom 11. September 2001. (rv)
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18.02.08
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Wird es Heiligen jetzt schwerer gemacht? - Instruktion zu Seligsprechungen
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Selig oder heilig zu werden, ist ab diesem Montag – gewissermaßen
– ein bisschen schwieriger geworden. Der Vatikan hat eine Instruktion veröffentlicht, die an einige Regeln bei Seligsprechungs-Verfahren erinnert. Darin werden die Bischöfe
gebeten, im diözesanen Teil des Verfahrens „Strenge“ und „Nüchternheit“ walten zu lassen. Und auch die Anerkennung eines Wunders – so mahnt die Vatikan-Instruktion
– darf keine bloße Formsache sein. „Das Dokument heißt Sanctorum Mater, denn die Kirche ist die Mutter der Heiligen“, erklärt Kardinal José Saraiva Martins,
Vatikan-Verantwortlicher für Selig- und Heiligsprechungen. „Der Text betrifft nur die diözesane Phase von Seligsprechungs-Prozessen. Er widerspricht der verbreiteten Vorstellung, dass
diese Phase eigentlich nur eine Art historisch-kritische Recherche sein sollte. Diese Vorstellung führte dazu, dass immer wieder bei der Materialsammlung zu Kandidaten für die
Seligsprechung bestimmte Prozeduren nicht beachtet wurden. Und die Instruktion stellt auch etwas heraus, was einigen offenbar nicht ganz klar war: dass nämlich die Vergewisserung eines
Rufes der Heiligkeit oder des Martyriums eine absolut nötige Voraussetzung für die Aufnahme eines solchen Prozesses ist.“ Heißt das mehr Strenge? Will der Vatikan in Zukunft nicht
mehr so viele Seligsprechungs-Kandidaten zulassen? „Nein, diese Strenge gibt es nicht“, beteuert der Kardinal – „da hätte man, wenn man wirklich strenger sein wollte, ein
anderes legislatives Instrument gebraucht als eine einfache Instruktion. Man kann aber nicht leugnen, dass es der Instruktion darum geht, die genaue Beachtung der geltenden Regeln
anzumahnen.“ Dass unter Benedikt die Tür für neue Selige nicht ins Schloss gefallen ist, die Johannes Paul II. geöffnet hatte, macht eine Statistik deutlich, die der Vatikan
ebenfalls an diesem Montag veröffentlicht hat. Danach hat der Rhythmus der Seligsprechungen unter dem neuen Papst sogar noch zugenommen. Durch Benedikt sind bis heute 577 Personen ins
Buch der Seligen oder Heiligen eingeschrieben worden – das ist ein Drittel der Zahl, auf die Johannes Paul in seinen 27 Jahren Pontifikat kam. Übrigens wird es für Johannes Paul
II. auf seinem weiteren Weg zur Seligsprechung keine Ausnahmebehandlung geben: „Benedikt XVI. hat 2005 eine schnelle Aufnahme des Verfahrens erlaubt, das ja – sagt Kardinal
Saraiva Martins. Aber er hat keine Ausnahmen von der Prozedur autorisiert, und die geht also regulär weiter.“ (rv)
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3/2008
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01.03.08
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Die Zahl der Katholiken ist zwischen 2005 und 2006 weltweit um 1,4 Prozent gestiegen
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Das geht aus dem neuen Päpstlichen Jahrbuch hervor. Fast die Hälfte der
gut 1,1 Milliarden Katholiken (49,8 Prozent) lebt in Amerika, ein Viertel in Europa. Asien stellt zwar 61 Prozent der Weltbevölkerung, jedoch nur 10,5 Prozent der Katholiken. Die
Gewichtung der verschiedenen Kontinente sei im Vergleich zu den Vorjahren unverändert, so die päpstlichen Statistiken. Bei den Priesterzahlen hält demnach der im Jahr 2000 begonnene
Aufwärtstrend an: Weltweit gab es im Berichtsjahr 407.262 Diözesan- und Ordenspriester, 851 mehr als im Vorjahr. Mehr Berufungen gibt es vor allem in Afrika und Asien. Die erste
Druckausgabe des mehrere tausend Seiten starken roten „Annuario Pontificio 2008“ wurde an diesem Freitag Papst Benedikt XVI. überreicht. (rv)
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06.03.08
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Kommandant der Schweizergarde tritt zurück
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Der Kommandant der Päpstlichen Schweizergarde, Elmar Theodor Mäder, hat
seinen Rücktritt bekannt gegeben. Das bestätigte das Kommando der Schweizergarde am Mittwochabend gegenüber Radio Vatikan. Nach zehn Dienstjahren als Vize-Kommandant und seit 2002
als 33. Kommandant der Schweizergarde tritt Mäder voraussichtlich im August zurück. Unter anderem führte er die vatikanische Schutztruppe durch die Feierlichkeiten zu ihrem
500-jährigen Bestehen im Jahr 2006. Medien hatten immer wieder über eine angebliche Rivalität spekuliert zwischen Schweizergarde und der Gendarmerie als ziviler Polizei im Vatikan.
Gegenüber Radio Vatikan betonte Mäder kürzlich: „Ich stelle für mich persönlich fest, dass die wesentliche Rolle der Schweizergarde – seit ihrer Gründung – die Palast-
und Leibwache ist. Auf diese Funktionen wird man nie verzichten, denn der Papst wird immer irgendwo wohnen und er wird immer des Schutzes bedürfen. Wenn es nicht die Schweizergarde
macht, dann muss es jemand anders tun. Doch solange wir das auf diese gute Weise tun wie bisher, werden wir das auch in Zukunft weiter machen dürfen.” Möglicher Kandidat
für die Nachfolge Mäders ist nach Medienspekulationen der derzeitige Vize-Kommandant, der 43-jährige Walliser Jean-Daniel Pitteloud. Das 500-Jahr-Jubiläum habe vieles verändert, so
Mäder. „Das Verhältnis zwischen ehemaligen Gardisten ist wesentlich intensiver geworden. Außerdem sind neue Kontakte zu Menschen in unserem Umfeld – sei es in der Schweiz
oder aus dem übrigen Ausland – erste Schritte. Wir wollen das weiterpflegen, so gut es geht.” Die Garde ist seit 1506 für den Schutz der Päpste zuständig und bewacht
die Eingänge zum Vatikanstaat und insbesondere den Apostolischen Palast. Berühmt ist die jährliche Vereidigung der neuen Soldaten am 6. Mai, dem Jahrestag des Sacco di Roma 1527,
bei dem 147 Schweizer Gardisten bei der Verteidigung des Papstes ums Leben kamen. „Die Gardisten müssen stolz sein, denn sie gehören zu den wenigen Menschen, die behaupten
können, sie hätten ihr Handwerk buchstäblich von der Pike auf gelernt. Die Pike ist nichts anders als die Hellebarde. Aber auch der Glaube will von der Pike auf gelernt sein. Und
Christus selbst sei der Panzer der Gardisten.”(rv)
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09.03.08
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Kardinal Dery verstorben
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Der vor fast genau einem Jahr kreierten Kardinal, Peter Poreku Dery, ist am 06.März verstorben. Papst Benedikt XVI.
hat dem Vorsitzenden der Bischofskonferenz von Ghana, wo Kardinal Dery stammte, einen Beileidsbrief gesandt. Dery war Mitglied des Päpstlichen Rates für die Laien und
Schatzmeister der Panafrikanischen Bischofskonferenz. Mit dem Tod von Kardinal Dery besteht das Kardinalskollegium nun aus 198 Kardinälen, davon 119 bei einem Konklave
Stimmberechtigte. (rv)
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10.03.08
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Ehrt die Kirche Galileo Galilei durch eine Statue in den Vatikanischen Gärten?
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Bekommt Galileo Galilei eine Statue in den Vatikanischen Gärten? Auch wenn die letzte Bestätigung aus dem
Vatikan-Staat noch fehlt, so sieht es doch ganz danach aus. Der Termin für die Aufstellung der Statue könnte im nächsten Jahr liegen, wenn die UNO das internationale Jahr der
Astronomie feiert. Galileo Galilei, der Mathematiker, Physiker und Philosoph aus Pisa, ist für viele heute ein Emblem des Kampfes gegen die Inquisition. Doch dem historischen
Galilei wird diese verkürzte Sicht wohl kaum gerecht. Zwar wurde der aus Pisa stammende Wissenschaftler tatsächlich von der Inquisition im 17. Jahrhundert verurteilt, doch
neuere Studien deuten immer stärker darauf hin, dass der Hintergrund des Urteils gar nicht die Konfrontation altes gegen neues Weltbild war. Galilei scheint weniger Märtyrer der
Wahrheit – als solcher wirkt er etwa in einem bekannten Theaterstück von Berthold Brecht – als vielmehr in gewisser Weise Opfer seiner eigenen Sturheit geworden zu
sein. Eine Rehabilitierung Galileis hat Papst Johannes Paul II. im Jahr 1992 verkündet; der jetzige Papst, der auch schon mal vom „großen Galilei” spricht, erwähnt den
Wissenschaftler positiv schon in seiner „Einführung in das Christentum”, die aus dem Jahr 1968 stammt. Galilei gehört zu den Gründungspersönlichkeiten der heutigen
Päpstlichen Akademie der Wissenschaften, woran jetzt schon eine Gedenkplakette in den Vatikanischen Gärten erinnert. Von diesem Gremium geht nun auch die Initiative zu einer
Galilei-Statue in den Papst-Gärten aus. (rv)
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17.03.08
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Programm der Papstreise in die USA
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Dienstag, 15. April 12.00 Abflug vom Flughafen
Fiumicino, Rom 16.00 (Ortszeit) Ankunft Andrews Air Force Base, Washington Private Begrüßung durch den Präsidenten der Vereinigten Staaten und seiner Frau 16.15 Fahrt
und Übernachtung in der Apostolischen Nuntiatur in Washington
Mittwoch, 16.April Geburtstag von Papst Benedikt
XVI. Meßfeier in der Privatkapelle der Nuntiatur 10.30 Offizielle Begrüßungszeremonie auf dem Rasen des Weißen Hauses Höfflichkeitsbesuch beim US-Präsidenten im Oval
Office 13.00 Essen mit den US-Kardinälen und dem Präsidium der Bischofskonferenz 17.45 Vespergottesdienst und mit den Bischöfen des Landes im National Shrine
Donnerstag, 17. April 10.00 Messe im Nationals Stadium 17.00 Treffen mit den katholischen Universitäts – Vertretern im Konferenz der Katholischen
Universitä 18.30 Treffen mit Vertretern anderer Religionen im Rotunda Saal des Pope John Paul II. Cultural Center
Freitag, 18. April Privatmesse in der Kapelle der Nuntiatur 08.45 Abfllug vom Flughafen Andrews Air Force Base nach New York 09.45 Ankunft im Internationalen
John-F.-Kennedy-Flughafen Weiterflug mit den Hubschrauber nach Manhatten 10.30 Ankunft. Weiterfahrt mit dem Auto zum Sitz der Vereinten Nationen 10.45 Besuch bei den
Vereinten Nationen Rede des Papstes an die Vollversammlung und Gruß an die Mitarbeiter 18.00 Ökumenisches Treffen in der St. Joseph-Kirche Übernachtung in der
päpstlichen Residenz
Samstag, 19. April 09.15 Messe mit Priestern und Ordensleuten in der St.
Patrick-Kathedrale 11.30 Fußweg von der Kathedrale zur Residenz des Erzbischofs von New York Anschließend Mittagessen mit den Bischöfen der Erzdiözese New York 16.30
Treffen mit Jugendlichen und Seminaristen im St. Joseph-Seminar
Sonntag, 20. April 09.30
Besuch am Ground Zero. Gebet des Papstes 14.30 Messe im Yankee Stadium 20.30 Abflug vom Internationen John-F.-Kennedy-Flughafen nach Rom
Montag, 21.April 10.45 Ankunft in Rom- Ciampino (rv)
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24.03.08
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Adolfo Antonio Kardinals Suarez Rivera verstorben
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Suarez war am vergangenen Samstag in seiner Heimat im Alter von 81 Jahren gestorben. Er war einer der beiden
Kardinäle, die aus Gesundheitsgründen nicht am Konklave von 2005 teilnehmen konnten. Nach dem Tod von Suarez zählt das Kardinalskollegium 197 Mitglieder, von denen 119 an
einer Papstwahl teilnehmen könnten, da sie unter 80 Jahre alt sind. (rv)
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30.03.08
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Keine neue Grabstätte für Johannes Paul
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Die sterblichen Überreste von Papst Johannes Paul II. werden
nicht von den Grotten in den Petersdom umgebettet. Das hat der vatikanische Pressesaal jetzt präzisiert. Er widersprach damit einer Meldung der Nachrichtenagentur Ansa,
nach der eine Vatikan-Kommission eine solche Umbettung der Gebeine Johannes Pauls beschlossen habe. „Es gab keine Kommission und kein Ja“, so das Vatikan-Dementi
wörtlich. Die Meldung habe „kein Fundament“. Es sei allerdings nicht auszuschließen, dass es nach einer Seligsprechung von Johannes Paul einmal zu einer solchen
neuen Grablege im Petersdom kommen könnte. Darüber werde zu gegebener Zeit der Papst entscheiden. Ein Termin für eine Seligsprechung Johannes Pauls steht noch nicht fest;
das entsprechende Verfahren läuft. (rv)
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4/2008
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02.04.08
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Vatikan: Papstmesse zur Erinnerung an Johannes Paul II.
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Vor genau drei Jahren ist Papst Johannes Paul II. gestorben. Papst Benedikt feierte auf dem Petersplatz eine Messe zum Gedenken an
seinen großen Vorgänger. Dabei bot sich stellenweise ein Bild wie in alten Zeiten: 50.000 Menschen auf der Piazza San Pietro – und viele polnische Fahnen, darunter
ein „Solidarnosc”-Schriftband und ein großes gelbes Transparent einer Gruppe aus Wadowice, dem Geburtsort Johannes Pauls II. Als Benedikt im Papamobil nach allen
Seiten segnend durch die Reihen fuhr, lag ein Hauch von déja-vu in der Luft. Zumal auch Stanislaw Dziwisz bei der Messe dabei war – diesmal aber nicht als
Privatsekretär des polnischen Papstes, sondern als Krakauer Erzbischof und Kardinal. „Das Datum 2. April bleibt tief in unser Gedächtnis eingeprägt”, sagte
Papst Benedikt, „wir alle denken voller Emotion an die Stunden dieses Samstagabends vor drei Jahren zurück, als eine betende Menge hier auf dem Platz die Nachricht von
seinem Tod aufnahm.” Johannes Paul sei ein österlicher Mensch gewesen, von „außerordentlicher spiritueller und mystischer Sensibilität”; er sei in seinem
Leben immer dem kreuztragenden Christus gefolgt, sei ihm gerade dann, als ihm die Stimme verloren ging, im Leiden immer ähnlicher geworden. Noch einmal rief Benedikt
XVI. die berühmten Worte seines Vorgängers, die eine Art Motto gewesen seien: „Habt keine Angst!” Die Messfeier auf dem Petersplatz war geprägt von der
lateinischen Sprache. Drei Dutzend Kardinäle konzelebrierten, darunter aus dem deutschen Sprachraum Christoph Schönborn, Walter Kasper und Paul Joseph Cordes. Zum
Seligsprechungsprozess für seinen Vorgänger sagte Papst Benedikt XVI. an diesem Mittwoch allerdings nichts. In einem kurzen Grußwort auf Deutsch meinte Benedikt am
Schluss der Messfeier: „Sehr herzlich grüße ich alle Brüder und Schwestern aus dem deutschen Sprachraum. Einen besonderen Gruß richte ich an die Teilnehmer des ersten
Weltkongresses über die Göttliche Barmherzigkeit, der mit der heutigen Gedenkmesse am dritten Todestag des Dieners Gottes Johannes Pauls II. begonnen hat. Die Göttliche
Barmherzigkeit ist in gewisser Weise ein Schlüssel zum Pontifikat meines verehrten Vorgängers. So möge diese Tagung dazu beitragen, seine reiche Verkündigung zu diesem
Thema weiter bekannt zu machen. Gerne begleite ich euch alle mit meinem Segen.” (rv)
Dziwisz: „Johannes Paul ist immer bei uns” Er ist der Mann, der dem
verstorbenen Papst über Jahre am Nächsten war: Stanislaw Dziwisz - mittlerweile Kardinal und Erzbischof von Krakau. Fast vierzig Jahre war er der Privatsekretär von
Karol Wojtyla. Er war es auch, der die Messe am Krankenbett las, während der Johannes Paul II. um 21.37 verstarb. Er ist derzeit in Rom und nimmt an den Feierlichkeiten
zum Dritten Todestag Johannes teil. Er erinnert sich: „Ich kann vor allem nicht vergessen den letzten Abschied, als er meine Hand genommen hat und ich ein letztes Mal
seine Hand geküsst habe. Dieser Abschied wird mich für immer begleiten.” Das Leben von Johannes Paul II. sei vor allem von der Leidenschaft für die Kirche
geprägt gewesen: „Wir wollen von ihm lernen, die Kirche zu lieben so wie sie ist – so wie sie aus Heiligen und aus Sündern besteht. Die Kirche ist eine einzige.
Wir brauchen Einheit in der Kirche und um die Kirche herum.” Dziwisz gilt als einer der vehementesten Fürsprecher für eine zügige Seligsprechung des
verstorbenen Papstes. Auf die Frage, ob ihm Johannes Paul II. manchmal fehle und er sich nach ihm sehne, sagt der polnische Kardinal: „Keine Sehnsucht – früher
waren wir beim Papst. Jetzt ist er bei uns.” Am Mittwoch um 21 Uhr werden Jugendliche in den vatikanischen Grotten unterhalb des Petersdoms am Grab Johannes
Pauls II. eine Rosenkranz-Andacht feiern. Der Feier steht der Kardinalvikar von Rom, Camillo Ruini, vor. Kardinal Dziwisz wird am Schluss der Feier, die auch live nach
Krakau übertragen wird, einige Worte an die Jugendlichen richten. Zeitgleich finden außer in Krakau Feiern in Tschenstochau und in Warschau statt. Dort wird der
Pilsudski-Platz, der einstige Aufmarschplatz der Kommunisten, durch Kerzenschein erhellt sein. An diesem zentralen Ort im Herzen der polnischen Metropole versammelten
sich zu den Gottesdiensten Papst Johannes Pauls jeweils Hunderttausende Menschen. Am Mittwochabend werden sie wieder da sein, um am dritten Todestag „ihres polnischen
Papstes” zu gedenken. (rv)
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13.04.08
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Papst trauert um verstorbenen Kardinal
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Benedikt XVI. hat zum Tod des mexikanischen Kardinals und ehemaligen Erzbischof von Mexiko-Stadt,
Ernesto Corripio Ahumada, kondoliert. Der emeritierte Erzbischof starb am frühen Donnerstagmorgen im Alter von 88 Jahren. Er litt an Herzproblemen, Thrombose und
Diabetes. Unter ihm wurden nach Jahrzehnten des Konflikts 1992 die diplomatischen Beziehungen zwischen dem antiklerikalen mexikanischen Regime und dem Vatikan
wiederhergestellt. Als Papst Johannes Paul II. im Jahr 1979 Mexiko besuchte, erschien der Kardinal zu seiner Begrüßung auf dem Flughafen in bürgerlichen Kleidern, weil
ein inzwischen abgeschafftes Gesetz ihm verbot, sich offen als Priester zu zeigen. (rv)
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15.04.08
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Papstbesuch in den USA (1. Tag)
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Papst fliegt in die USA Papst Benedikt XVI. ist an diesem Dienstag um 12 Uhr zu einer sechstägigen Reise in die USA aufgebrochen. Ankunft in Washington ist 16 Uhr
(Ortszeit). An Bord des Flugzeuges befinden sich rund 100 Personen, darunter 70 Journalisten. Zum Auftakt wird das Oberhaupt der katholischen Kirche von US-Präsident
George W. Bush zu Gesprächen empfangen. Anlass und Höhepunkt seiner Reise ist seine Rede vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen am Freitag. Zum Abschluss der
fünftägigen Reise wird Benedikt XVI. am Sonntag den „Ground Zero” in New York besuchen, wo bei den September-Anschlägen 2001 die beiden Türme des World Trade
Centers einstürzten. Benedikt XVI. ist der dritte Papst, der das Land besucht. Der katholischen Kirche gehört etwa ein Viertel der amerikanischen Bevölkerung an,
von denen ein wachsender Teil aus lateinamerikanischen Einwandererfamilien stammt. Sie ist damit nach den protestantischen Kirchen die größte Konfession. (rv)
USA: Neugier auf den Papst Unser
Korrespondent vor Ort ist Stefan von Kempis. Hier ein erster Vorbereicht aus den USA: Eine Gruppe junger Leute
singt für Jesus, auf einem Platz mitten in New York. Sie tragen T-Shirts, bewegen sich im Takt. Katholiken? Wohl kaum. Die sind von der Konkurrenz. Hier, in „God`s
own country”, stehen die Katholiken immer schon einer großen und lebendigen protestantischen Gemeinschaft gegenüber. Doch auf den Papst sind sie alle neugierig
– Katholiken wie Christen anderer Konfessionen. Über Benedikt XVI. wissen die Amerikaner laut Umfragen fast nichts. Seit Tagen wird in den Medien
erstaunlich viel über den bevorstehenden Besuch berichtet. Das „Time”-Magazin hat Benedikt flugs zum „Amerikanischen Papst” erklärt – so der Titel
einer langen und interessanten Analyse. Darin finden die Autoren überraschende Gründe, warum sich der deutsche Papst für das US-Modell interessiert: Die USA seien ja
gleichzeitig eine völlig moderne – und doch eine tief religiöse Gesellschaft. Der beste Beweis mithin, dass das von Benedikt immer wieder beschworene
Zusammengehen von Vernunft und Glauben auch in der Praxis funktioniert. Der Papst finde diese Verbindung von modernem Lifestyle und tiefen religiösen Überzeugungen
faszinierend: ein Modell auch für das kriselnde Europa. In vielen Zeitungen, die an den Straßenecken der US-Städte verkauft werden, spielt der bevorstehende
Papstbesuch eine Rolle. Nicht selten ist der Tenor aber nachdenklich-kritisch. Ausführlich wird von den Schwierigkeiten der US-Kirche berichtet, vor allem von der
Vertrauens- und Berufungskrise in der drittgrößten Ortskirche des Katholizismus. Denn die Zahl der US-Katholiken wächst zwar zahlenmäßig, vor allem durch das
Hinzukommen der „Hispanics” – doch sie haben seit den 60er Jahren 17.000 Priester verloren. Pfarreien schließen oder werden zusammengelegt, so die „New
York Times”, und das bedrohe die katholische Kirche der USA an ihrem eigentlich vitalsten Punkt, nämlich den Pfarreien. Das Titelbild der „New York
Times” zeigt eine einsame Beterin in einer demnächst abzureißenden Kirche. „Kann er seiner Herde neuen Mut geben?” fragt das Magazin „Americans”
– das offenbar einzige, das den Papst in diesen Tagen vor der Visite ganzseitig auf den Titel hebt. Die „New York Post” rollt das Thema von seiner
menschlichsten Seite her auf: Krebskranke Amerikaner warten auf ein Wunder durch den Papst, und zwei Angehörige eines beim Attentat vom 11. September 2001 Getöteten
wollen mit Benedikt am „heiligen” Ground Zero beten. Über dieses Gebet Benedikts am Ort der Anschläge ist auch im Fernsehen eine heftige Debatte ausgebrochen:
Wird er für die Terroristen beten? Darf man das? Ansonsten eine sehr bunte Berichterstattung: über einen Skateboard-Gestaltungs-Wettbewerb zur Papstreise. Über zu
erwartende Proteste von Homosexuellen-Gruppen. Über Deutsche in den USA. An einigen Plätzen in Washington und New York hängen schon Vatikan-Fahnen. Das stärkste
Gefühl im Vorfeld dieser Papstreise – es ist Neugier. Das stärkste Bild wird wohl der am Ground Zero betende Benedikt sein. Doch ob wenige Tage in zwei
nahegelegenen Städten an der Ostküste ausreichen werden, um auf die Katholiken der ganzen USA einzuwirken, das wird man sehen. (rv)
UNO: Was wird der Papst sagen?
Papst Benedikt XVI. wird am Freitagvormittag vor der UNO-Vollversammlung in New York eine Rede halten. International kommt diesem Programmpunkt die höchste Bedeutung
zu. Seit 2002 ist Erzbischof Celestino Migliore Vatikan-Nuntius bei der UNO in New York – wir haben mit ihm vorab gesprochen: „In den Gängen des
Glaspalastes spürt man eine große Erwartungshaltung. Über 2.000 Journalisten haben sich bereits akkreditiert. Beliebt sind bei den Journalisten im Moment auch
Gesprächspartner, die Benedikt XVI. persönlich kennen. Alle möchten aber im Vorfeld vor allem wissen, was der Papst vor der UNO-Vollversammlung sagen wird. Das ist
ein Zeichen dafür, dass die Meinung des Papstes zur Weltpolitik auf reges Interesse stößt. Der Papst gilt hier in der UNO als moralische Autorität, die auch in der
Lage ist, Hoffnung und Vertrauen in eine bessere Zukunft zu geben. Deswegen sind alle so sehr auf seine Rede gespannt.” In diesem Jahr feiert die UNO den
60. Jahrestag der Verabschiedung ihrer Menschenrechts-Charta. Ihre Durchsetzung bleibt bis auf den heutigen Tag ein Desiderat, so der Vatikandiplomat. „Es gibt
heute nicht ein einziges Menschenrecht, das nicht irgendwo auf der Welt verletzt wird. Das hängt mit der Annahme zusammen, dass die Regierungen Rechte
„gewähren” und auch bestimmen, wieweit diese Geltung haben, anstatt sie als Rechte anzusehen, die den Menschen unveräußerlich aus sich selber heraus zukommen.
Und dann ist es notwendig, auch juristisch besser zusammenzuarbeiten. Die Entstehung immer neuer Normen und von Informations-Technologien, um dieses Normen auch
durchzusetzen, hat dazu geführt, dass in diesem Prozess nicht alle Länder gleichermaßen Schritt halten. Die juristische Zusammenarbeit der Länder untereinander und
mit den UNO-Organisationen ist ein unerlässliches Element für die Umsetzung der Menschenrechte.” Der Papst kann einen wichtigen Beitrag für das
Zusammenleben der Völkergemeinschaft leisten, indem er den Finger in die Wunden der Gegenwart legt, sagt Migliore. „Seit Beginn seines Pontifikats hat Benedikt
XVI. die Herausforderung des 21. Jahrhunderts in Angriff genommen: Und zwar das Verhältnis zwischen Glaube und Vernunft. Denn deren Krise hat große Auswirkungen auf
den Frieden und die Weltpolitik. Es geht um die Respektierung der Menschenrechte und die Rolle der Politik in den Gesellschaften. Der Papst steht für einen Dialog
unter der Voraussetzung, die Würde jeder Person und aller Gruppen zu respektieren.” Seit 1964 hat der Heilige Stuhl den Status eines ständigen Beobachters
ohne aktives oder passives Stimmrecht. Es ist die vierte Rede eines Papstes vor der Vollversammlung. Als erster sprach Paul VI. am 4. Oktober 1965. Papst Johannes
Paul II. war am 2. Oktober 1979 und am 5. Oktober 1995 im Glaspalast zu Gast. (rv)
Deutschland/Vatikan: Kasper, „Papst wird in USA Dialog mit Juden fördern”
Er gehört zur ersten Garde der katholischen Theologen weltweit: Kurienkardinal Walter Kasper. Der Deutsche wurde gerade 75 Jahre alt. Zu seinen Ehren erschien
nun eine Festschrift mit dem Titel „Gott denken und bezeugen” -, dessen Vorwort kein Geringerer als Papst Benedikt XVI. schrieb. Bei einem Symposium an der
Theologischen Hochschule der Palottiner in Vallendar wurde Kardinal Kasper am Wochenende die Würdigung seines theologischen Werkes überreicht. Das Kölner Domradio
hatte vorher die Gelegenheit, ausführlich mit ihm zu sprechen, unter anderem auch über die bevorstehende USA-Reise des Papstes. Dabei betonte Kardinal Kasper auch
die Bedeutung der geplanten interreligiösen Gespräche, die Benedikt XVI. in den Vereinigten Staaten führen wird. „Das ist einmal der christlich-jüdische Bereich -
und ich muss sagen, das gehört zum Erfreulichsten, was ich während meiner zehn Jahre Rom erfahren habe, was da an Freundschaft mit den Juden gewachsen ist. …
Die Juden sind an einer Freundschaft mit uns aus einem ganz einfachen Grund interessiert: Sie sind überall auf der Welt in der Minderheit und darauf angewiesen, mit
einer größeren Religionsgemeinschaft Kontakt zu haben. Und das ist weitgehend für sie die katholische Kirche. Juden und Katholiken haben außerdem die gleichen oder
zumindest ähnliche Werte. Zum Beispiel die Werte der Familie sind für Juden genauso bedeutend wie für uns Christen. Da ist wirklich Vieles gewachsen. Und der Papst
wird das während seiner USA-Reise auch weiter fördern. Er wird sowohl in Washington als auch New York Juden treffen.” (rv)
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16.04.08
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Papstbesuch in den USA (2. Tag)
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„Welcome to the States“- Papst landet am Dienstag in Washington
Papst Benedikt XVI. ist am Dienstag kurz vor 16 Uhr (Ortszeit) zu seinem ersten Besuch in den USA
eingetroffen. US-Präsident George W. Bush begrüßte den Papst in einer bislang einmaligen Geste persönlich am Flughafen. Auch Bushs Ehefrau Laura und Tochter Jenna
waren dabei, als das katholische Kirchenoberhaupt auf dem Luftwaffenstützpunkt Andrews nahe Washington landete. Der Papst nahm wegen des Windes seine weiße
Kappe ab, als er bei strahlendem Sonnenschein aus der Alitalia-Maschine stieg. Lächelnd stieg er die Treppe hinunter und ging auf die Präsidentenfamilie zu. Die
protestantischen Bushs bereiteten dem Papst einen herzlichen Empfang. Es war das erste Mal, dass ein US-Präsident einen ausländischen Gast persönlich am Flughafen
begrüßte. (rv)
Bush empfängt am Mittwoch Papst im Weißen Haus
Der erste Termin auf US-Boden führte den Papst am Mittwoch Morgen Ortszeit in das Weiße Haus von Washington – zu einer nachgeholten Begrüßungszeremonie. Stefan von Kempis berichtet.
Großer Bahnhof für Benedikt auf der Südwiese des Weißen Hauses: Strahlender Sonnenschein, zwitschernde Vögel, mehrere tausend
Menschen in Feierstimmung, ein Brunnen plätschert, Soldaten tragen leuchtend-rote historische Uniformen. Dazu kommen die Farben der 17 US-Kardinäle, die in den
ersten Reihen sitzen und später mit dem Papst zu Mittag essen werden. Papst Benedikt und Präsident Bush stehen auf einem kleinen Podium, hinter sich die
Vatikanfahne und das US-Sternenbanner, noch weiter dahinter erhebt sich die Süd-Fassade des Weißen Hauses.
Die Menschen im Garten des Weißen Hauses singen ein spontanes Geburtstagsständchen für den Papst, der etwas verlegen dafür
dankt. „Ich heiße Joseph wie du“, steht auf deutsch auf einem Transparent, das ein kleiner Junge in Händen hält. Dann hört Benedikt XVI. konzentriert zu, als
eine farbige Sängerin das Vaterunser singt. „Friede sei mit Ihnen!“, so begrüßt George Bush den Papst. „Eine ganze Nation ist gerührt und geehrt, dass Sie
sich entschieden haben, Ihren Geburtstag hier zu feiern.“ „Sie finden in Amerika eine Nation des Gebets: Millionen von Amerikanern liegen jeden Morgen auf
den Knien und danken Gott, viele beten auch in diesen Tagen für Ihren Besuch. Sie finden in Amerika auch eine Nation des Mitgefühls: In allen Teilen der Welt
engagiert sich Amerika für Solidarität und Entwicklung. Sie finden in Amerika eine Nation, die an die Anwesenheit Gottes im öffentlichen Raum glaubt. Wir glauben
an die Religionsfreiheit. Sie finden hier eine moderne Gesellschaft, die sich von alten Werten leiten lässt. Eine der innovativsten – und gleichzeitig eine
der religiösesten Gesellschaften, die es gibt. Sie finden ein Amerika“, so Bush weiter, „dessen Menschen auf Ihre Botschaft der Hoffnung warten. Wir brauchen
Ihre Botschaft, dass Gott die Liebe ist. Diese Botschaft ist das stärkste Mittel gegen Hass und Terrorismus. Wir brauchen Ihre Botschaft gegen die Diktatur des
Relativismus und für eine Gesellschaft, die auf Gerechtigkeit und Frieden beruht.“ Spontaner Beifall kommt auf bei den Worten Bushs, dass das Leben heilig
ist und unverfügbar. Im Vergleich zu den eingängigen Worten des US-Präsidenten, eines geübten Redners, wirkt dann die erste Ansprache Benedikts auf US-Boden etwas
professoral, aber sehr freundlich und auch deutlich. Benedikt redet von den US-Gründungsvätern, von Freiheit, von religiösem Pluralismus, von Werten. (Siehe die
Kernsätze weiter unten)
Nach der Papstrede intoniert ein Chor der US-Armee das „Glory Halleluja“, dann steigen der Pontifex maximus und der
mächtigste Mann der westlichen Welt die Treppe zum Weißen Haus empor, winken vom Balkon noch einmal zur Menge hinunter, zusammen mit „First Lady“ Laura Bush.
Eine halbe Stunde hat die Begrüßungszeremonie nur gedauert, alle großen Fernseh-Kanäle wie CNN, ABC oder Fox waren live dabei – jetzt unterhält sich Benedikt
mit Bush im Oval Office, und gleichzeitig treffen sich in einem anderen Saal des Weißen Hauses US-Außenministerin Condoleeza Rice und der vatikanische
Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone. Noch einmal singen die Menschen auf der „South Lawn“ des Weißen Hauses „Happy Birthday“ - es ist ein
malerischer Auftakt für diesen Papstbesuch. (rv)
Die Kernsätze der Ansprache Benedikts XVI. bei der Begrüßungszeremonie im Weißen Haus
Seit den Anfängen der Republik war die Freiheitssuche Amerikas geleitet von der Überzeugung, dass die Prinzipien, die das politische und soziale Leben leiten,
zuinnerst mit einer moralischen Ordnung verbunden sind, die auf der Herrschaft des Schöpfergottes gründen. Die Schöpfer der Verfassungsdokumente dieser Nation
gründeten sich auf dieser Überzeugung, als sie von der Wahrheit sprachen ,die aus „sich selbst heraus“ evident ist und dass alle Menschen gleich erschaffen
sind und mit unveräußerlichen Rechten ausgestattet sind, die auf dem Naturrecht gründen und dem Gott dieser Natur. … In diesem langen Prozess, denn die Seele
dieser Nation geformt hat, waren die religiösen Bekenntnisse eine konstante Inspirationsquelle und eine Orientierungskraft, wie beispielsweise der Kampf gegen die
Sklaverei und zur Zeit für die zivilen Rechte. Historisch gesehen, haben nicht nur die Katholiken, sondern alle Gläubigen hier die Freiheit gefunden, Gott ihrem
Gewissen folgend anzubeten, zugleich wurden sie als Teil einer Gesellschaft akzeptiert, in der jeder einzelne und alle Gruppen ihre Stimme zu Gehör bringen
konnten. Nun muss die Nation immer neue komplexe politische und ethische Fragen angehen, ich vertraue darauf, dass die Amerikaner in ihren Glaubensüberzeugungen
eine wertvolle Quelle der Unterscheidung und der Inspiration finden, damit ein vernünftiger, verantwortlicher und respektvoller Dialog möglich ist in dem Bemühen,
eine immer menschlichere und freie Gesellschaft aufzuerbauen. … Die Freiheit ist nicht nur ein Geschenk, sondern auch ein Appell zur personalen Freiheit. Die
Amerikaner wissen dies aus Erfahrung. Die Verteidigung der Freiheit ist ein Appell zur Kultivierung der Tugend der Selbstdisziplin, der Aufopferung für das
Gemeinwohl und eines Verantwortungsbewusstseins gegenüber denjenigen, die weniger Glück haben. Die Kirche für ihren Teil hofft ihren Teil beitragen zu können beim
Bauen einer Welt, die immer mehr würdig ist der menschlichen Person, der geschaffen ist als Bild und nach dem Gleichnis Gottes. … Die Demokratie kann nur
blühen, wie eure Gründerväter wussten, wenn die politischen Führer sich von der Wahrheit führen lassen und eine Weisheit walten lassen, die hervorgeht aus
moralischen Prinzipien, wenn sie Entscheidungen fällen, die das Leben und die Zukunft der Nation betreffen. (rv)
Papst spricht von „tiefer Scham“ über Pädophilieskandale
Hoch über den Wolken – genauer gesagt über dem Atlantik, nordwestlich von Frankreich – hatte sich Papst Benedikt XVI. auf dem Flug von Rom nach
Washington den Fragen der rund 70 mitreisenden Journalisten gestellt. Der Papst sprach nicht nur über die freudigen Momente, die ihn in den Vereinigten Staaten
erwarten. Er betonte auch, dass er die US-Katholiken besuchen wolle sowie bei der UNO über die Menschenrechtserklärung sprechen, die ihr 60-jähriges Bestehen
feiern.
Der Papst antwortete auf Fragen zu verschiedenen Themen. Unmissverständlich äußerte er sich zu dem Thema, das die US-Kirche in
den vergangenen acht Jahren am schärfsten bedrängte: die Missbrauchs-Skandale, die landesweite Enthüllung sexueller Vergehen von Geistlichen an Minderjährigen.
Die Botschaft des Papstes zu den Pädophilie-Skandalen war klar: Wer sich der Pädophilie schuldig gemacht hat, kann nicht
Priester der katholischen Kirche bleiben. Er sei zutiefst beschämt über diese Skandale und frage sich, wie so etwas passieren konnte. Er habe Mitgefühl mit der
Kirche in den USA, vor allem aber mit den Opfern. Zur Aufarbeitung empfahl er einen Drei-Stufen-Plan: Zunächst eine juristische Klärung im Sinne der
Null-Toleranz-Strategie bei Pädophilie, wie sie die US-Bischöfe bereits in ihrem intensiven Bemühen um Schadensbegrenzung in Abstimmung mit dem Vatikan beschlossen
hatten. Ausdrücklich differenzierte Benedikt XVI. dabei zwischen Pädophilie und Homosexualität. Weiter empfahl er eine pastorale Aufarbeitung, die sich um eine
„Heilung“ der tiefen Verletzungen bei den Opfern bemühen solle. Und schließlich müsse die Kirche alles daransetzen, dass sich so etwas nie wiederhole. Das
gelte insbesondere für die Auswahl der Seminaristen. Zur Priesterausbildung und erst recht zur Priesterweihe, so Benedikt XVI., könne nur zugelassen werden, wer
physisch und psychisch gesund und gefestigt sei und eine tiefe Verankerung im Glauben und in der Gottesliebe habe. „Es ist wichtiger, gute Priester zu haben, als
viele“, so die Maxime des Papstes. Aber nicht nur die Missbrauchs-Skandale war Thema der 18-minütigen „fliegenden Pressekonferenz“. Es ging auch um
das Problem der Zuwanderung aus Lateinamerika - ein Problem, über das er auch mit US-Präsident George W. Bush sprechen wollte, wie Benedikt XVI. betonte.
Kurzfristig müsse es um Hilfe für Familien, auch für auseinander gerissene Familien gehen, forderte der Papst. Mittel- und längerfristig müssten die
Lebensbedingungen in den Staaten Lateinamerikas verbessert werden, damit die Menschen nicht aufgrund von Not und Hunger ihr Heil in der Auswanderung suchten.
Schließlich gab es auch noch Lob und Anerkennung für die Religiosität in der US-Gesellschaft sowie für die auf die Gründerzeit zurückgehende strikte Trennung von
Kirche und Staat. Diese sei zugleich Grundlage für die Freiheit, die Entfaltungsmöglichkeit und das selbstverständliche Nebeneinander der christlichen und anderen
religiösen Bekenntnisse in den USA gewesen. Europa könne das nicht so ohne Weiteres kopieren - zumal auch Amerika heute neue Säkularisierungen erlebe, wie der
Papst betonte. Eine positive Orientierung könne aber diese Bipolarität gleichwohl bedeuten. (rv)
Papst-Besuch: „Freude herrscht“
Trotz Pädophilie-Skandalen und anderen Problemen – bei den Katholiken in den USA scheint doch die Freude über den Papstbesuch im Moment das beherrschende
Gefühl zu sein. Sie wittern die Chance, das Blatt wieder ins Positive zu wenden und neue Hoffnung zu bekommen, dem Reisemotto entsprechend: „Christ, our
Hope“. Henry Vosswinkel ist Finanzexperte in New York. Im Gespräch mit unserem Korrespondenten Stefan Kempis meinte der engagierte Katholik: „Ich bin sehr
froh, dass der Papst jetzt kommt. Wir hier in den USA können ein bisschen mehr Denken ans Religiöse gut gebrauchen. Außerdem bin ich katholisch und freue mich
immer, wenn wir hier mit der katholischen Kirche etwas auf die Beine stellen. Dass der Papst jetzt kommt und sein Interesse an der USA zeigt, das macht mich sehr
froh.“ Benedikt besucht Präsident Bush im Weißen Haus, gestern hat Bush das Kirchenoberhaupt am Flughafen empfangen, und dann hält der Papst eine Rede vor
den Vereinten Nationen in New York. Ist das zuviel Politik für einen religiösen Besuch? Vosswinkel dazu: „Ich finde, das geht. Es ist kein Zuviel an Politik, dass
der Papst beim Besuch in einem Land von dessen Präsidenten willkommen geheißen wird. Ich glaube außerdem, dass der Papst und Bush persönlich viel miteinander
gemein haben, denn auch Bush ist zwar kein Katholik, aber doch religiös. Er will zeigen, dass der Papst hier in Amerika wirklich willkommen ist.“ Benedikt
XVI. besucht nur die Ostküste Amerikas. Finanzexperte Vosswinkel glaubt nicht, dass die Reise eine Wirkung auf die ganzen USA haben wird. Aber er ist Optimist:
„Nein, aber ich denke, das ist ja vielleicht nur der erste Besuch, den der Papst hier macht. Er war schon vor seiner Wahl zum Papst viermal in den USA, glaube ich
– und wenn das jetzt in den nächsten vier Tagen gut gehen wird, dann denke ich, dass er wieder zurückkommen wird.“ (rv)
Deutschsprachige in New York sind vorbereitet
Er ist für die deutschsprachigen Katholiken im Erzbistum New York zuständig: Peter Bleeser, Priester des Bistums Trier, jetzt wohnhaft in New Plains im Norden
des Big Apple. Stefan Kempis fragte Bleeser, ob die US-Kirche vorbereitet ist auf den Besuch Benedikts. „Das hoffe ich sehr! Sie freut sich auf den Papst. Die
US-Kirche ist ja nach meiner Einschätzung nicht so kritisch wie zum Beispiel die deutsche Kirche.“ Man hört hier aber doch auch sehr viele kritische
Stimmen von US-Katholiken, die sich noch an den „bösen“ Kardinal Ratzinger an der Spitze der Glaubenskongregation erinnern und jetzt nicht ganz an die Wende
zum „guten“ Benedetto glauben wollen. „Na ja, aber er hat seine Rolle als Chef der Glaubenskongregation ja verlassen und eine neue Rolle übernommen, die
er auch sehr gut ausfüllt. Ich weiß zwar, dass er sehr konservativ ist – aber was mir sehr gut gefällt an ihm, ist, dass er sagt: Seid doch froh, dass ihr
Christen seid! Seid doch froh, dass ihr Katholiken seid! Das ist eine sehr positive Aussage, weil es früher immer hieß, Katholisch-sein bedeute, tausend Regeln zu
beachten. Und der Papst sagt: Nein, es ist doch eine Freude, Christ zu sein. Mich freut es, dass er das sagt.“ (rv)
New Yorker Banker: Laien über Problem der Pädophilie aufklären
Schon am ersten vollen Reisetag trifft der Papst die Bischöfe der USA, mit ihnen möchte er unter anderem auch über die Pädophilie-Skandale in den USA sprechen.
Dan Coleman wäre gerne dabei, aber der New Yorker ist kein Bischof, sondern Banker, darum darf er bei der Papst-Vesper mit den Oberhirten der USA nicht mitmachen.
Coleman, der als Amerikaner in Deutschland aufgewachsen ist, würde Benedikt XVI. gern auf einen, wie er meint, zentralen Punkt aufmerksam machen: „Ich sehe, dass
es in der weltlichen Presse eine ständige Propaganda gibt, die gegen die Kirche gerichtet ist. Diese Propaganda vermittelt den Eindruck, dass es nur in der Kirche
sexuelle Übergriffe auf Jugendliche gibt. Das ist kein richtiger Eindruck, denn bei anderen Organisationen gibt es das genauso, und wenn man sich die Zahlen mal
ansieht, dann kommt es im öffentlichen Schulsystem in gleichem Maße dazu.“ Laut Coleman haben die Bischöfe des Landes bei den Pädophilie-Skandalen
enttäuscht. Die Kirchenmänner seien überaltet und „etwas rostig“, meint der Bänker. Besser wäre es, wenn Benedikt XVI. die Laien in die Debatte einbeziehen
würde, so Coleman: „Meiner Ansicht nach wäre es sehr wichtig, die Laien über diesen Punkt aufzuklären. Das würde zu sehr viel mehr führen, als mit der Hierarchie
zu reden. Durch den über viele Jahre hin existierenden Druck haben die Bischöfe Patent-Antworten, und manchmal kommen von ihnen schnelle Antworten, die an sich
nicht die richtigen sind. Also: mehr mit den Laien sprechen!“ (rv)
KOMMENTAR VON P. GEMMINGEN ZUM BEGINN DER PAPSTREISE:
Die Papstreise in die USA ist im Vergleich zu früheren Reisen von Papst Benedikt kompliziert. Die Erwartungen an die Reise sind oft ziemlich verkehrt.
Viele fragen, was Benedikt zur Irak-Politik sagen wird, wie er sich zu Tibet äußert, ob er am Ground Zero für die Terroristen betet, für welche Partei und welchen
Präsidentschaftskandidaten er sich wenigstens indirekt aussprechen wird, ob er Missbrauchsopfer treffen und wie er sich zu Priestern äußern wird, die sich pädophil
verhalten haben. Ich antworte: das alles sind Nebenfragen. Der Papst kommt, weil er eingeladen ist, vor der UNO zu sprechen. Was er dort sagen wird, verdient volle
Aufmerksamkeit. Vermutlich geht es ihm um die Grundlegung der Menschenrechte in einem humanen Menschenbild. Und er möchte – da er schon in den USA ist
– den US-Katholiken Mut und Hoffnung zusprechen, dass sie wieder Tritt fassen sollen. Da die Vereinigten Staaten Weltmacht Nummer eins mit manchmal falschen
Politiken sind, braucht ihre Bevölkerung besonders viel Rückhalt in den großen Idealen, die die USA einst geschaffen hat. Diese Ideale sind ein Glaubensleben in
einem religiös neutralen Staat. Demokratie, Selbständigkeit, Freiheit, Gleichheit vor dem Gesetz. Wer viel Macht hat, hat viel Verantwortung. Der Papst will den
US-Katholiken sagen: Ihr seid wichtig für die Welt, fasst neue Hoffnung in Jesus Christus. (rv)
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17.04.08
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Papstbesuch in den USA (3. Tag)
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Papst feiert ersten Großgottesdienst in den USA Papst Benedikt XVI. hat den ersten großen Gottesdienst seiner USA-Reise gefeiert. Im Baseballstadion der Nationals - unter freiem
Himmel - erwarteten ihn am Donnerstagmorgen (Ortszeit) rund 50.000 Menschen. Sie hatten schon Stunden in der Arena gewartet und ein Vorprogramm mit Musik
verfolgt. Bei seiner Ankunft am Stadion wurde das Kirchenoberhaupt vom Erzbischof von Washington, Donald William Wuerl, und politischen Vertretern begrüßt.
Anschließend fuhr Benedikt XVI. im Papamobil durch das Stadion. Dabei sang ein Chor „Großer Gott, wir loben dich” auf Englisch und Deutsch. Konzelebranten
des Gottesdienstes waren Wuerl und Kardinal-Staatssekretär Tarcisio Bertone. Die vor allem mit englischen und spanischen Texten gefeierte Messe war den Gläubigen
der US-Hauptstadt gewidmet. An dem Gottesdienst nahmen auch etwa 250 Bischöfe, 14 Kardinäle und 1.300 Priester teil. (kna)
Papst fordert von US-Bischöfen moralische Erneuerung des Landes und der Kirche
Klare Worte Benedikt XVI. bei einer Vesper mit den US-amerikanischen Bischöfen im Nationalschrein der Unbefleckten Empfängnis in Washington. Lebensschutz,
die Stärkung der Familie, die „tiefe Scham” über die Missbrauchsfälle in der US-Kirche und Kritik an der Handhabung des Problems von Seiten der Bischöfe,
gehörten zu den Themen der Predigt. (rv)
USA: Der Papst und die Juden
Gleich zweimal nimmt der Papst in diesen Tagen freundlich Rücksicht auf US-Bürger jüdischen Glaubens: Um ihr Pesach, ihr Osterfest nicht durcheinander zu
bringen, hat er seine Begegnung mit Vertretern anderer Religionen schon für den Donnerstag in Washington angesetzt. Und einen Besuch in einer New Yorker Synagoge
unternimmt Benedikt XVI. um eine Uhrzeit, die es allen jüdischen Gläubigen noch erlaubt, zum Beginn des Sabbat rechtzeitig zuhause zu sein. Ein Bericht von
Stefan Kempis. New York ist die Stadt mit der größten jüdischen Gemeinschaft der Welt: 1624 kamen die ersten 23 jüdischen Gläubigen hierhin, die Stadt hieß
damals noch Neu-Amsterdam. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts, bis 1925, suchten 12 Millionen Juden aus vielen Teilen der Welt Zuflucht in der Stadt: Italiener,
Iren, Deutsche, Zentraleuropäer träumten von einem besseren Leben. Sie prägten die Börse und mehrere Stadtviertel. Orthodoxe Juden mit schwarzem Hut und
gedrehten Schläfenlocken gehören zum Straßenbild in New York ganz selbstverständlich dazu. Wenn man sie fragt, ob sie den Papstbesuch jetzt mitverfolgen, dann
bekommt man immer wieder Antworten wie diese hier: „Nein, wir sind hier sehr beschäftigt. Wir haben keine Zeit dafür. Aber ich habe davon gehört und finde das
sehr schön.” Die Begegnung von Menschen verschiedener Religionen – so etwas ist in New York nichts Besonderes, sondern Alltag. Der Katholik Henry
Vosswinkel hat als Finanzexperte in New York jahrzehntelang mit jüdischen Kollegen ganz selbstverständlich zusammengearbeitet. Darum wundert er sich etwas über
die Frage, ob er denn das Papsttreffen mit Juden und den Besuch Benedikts in einer New Yorker Synagoge wichtig findet. „Ich weiß nicht, was Sie meinen. Aber
ich finde das gut. Wir müssen alle zusammenkommen. Ich denke dieser Papst liegt richtig, wenn er sagt, dass er mit allen Religionen sprechen will.” Im
historischen Viertel der jüdischen Einwanderer liegt, gleich an einer viel befahrenen Straßenkreuzung, der älteste jüdische Friedhof der Stadt aus dem 17.
Jahrhundert: Wackelnde Steine, unleserlich gewordene Schrift. Die Juden sind in ihrem ursprünglichen Viertel in Manhattan Downtown mit seinen vielen Synagogen
längst nicht mehr alleine - die Immigration geht weiter, das Viertel heißt jetzt Chinatown. Aus den Radios an den vielen Verkaufsbuden plärrt asiatische Musik.
(rv)
USA: Benedikt XVI. spricht an der katholischen Universität Washington
Glaube und Vernunft – das könnte, wie schon vor zwei Jahren in Regensburg, wieder ein Thema sein, wenn der Papst am Donnerstag die akademische Bühne
betritt. An der Katholischen Universität von Washington trifft er sich mit Professoren, Dozenten und Studenten. Keine Gesellschaft bringe Moderne und Religion so
gut unter einen Hut wie die amerikanische, das hatte Präsident Bush dem Papst am Weißen Haus gesagt, und das sieht Benedikt ähnlich. Warum versteht man in Europa
nicht mehr, dass Vernunft und Glaube zusammengehören? So fragt nicht nur der Papst, sondern auch Dan Coleman. Der US-Katholik ist Banker in New York, aber im
Rheinland aufgewachsen. „In Europa ist vielleicht zum Teil auch das Steuersystem schuld: Da sparen die Leute Geld, wenn sie aus der Kirche austreten. Und
außerdem ist es eine Entfremdung zwischen dem Klerus und den Gläubigen, die dazu beiträgt, dass die Gläubigen nur noch an die allernotwendigsten Dinge glauben,
aber die Details einfach fallenlassen. In Amerika hingegen gibt es sehr viele kirchliche Vereine, auch karitative Organisationen sind sehr stark – und die
Kirche hat auf diesem Gebiet einfach mehr zu bieten als alle anderen. Dadurch gibt es dann auch mehr Interesse hier in Amerika an der Kirche, wenn man das so
sagen kann. Wenn man erst mal Interesse an den Dingen hat, etwas studiert, an Konferenzen teilnimmt oder in der Heiligen Schrift liest, dann verbindet das einen
mehr und mehr mit der Kirche. Dadurch wächst die Zahl der aktiven Mitglieder der Kirche – das geschieht hier in Amerika. Warum das in Europa nicht so ist?
Keine Ahnung.”
Eindrücke des ersten Reisetages
Von New York aus beobachtet Stefan Kempis für uns den Papstbesuch. Was sind denn die Eindrücke des ersten vollen Reisetages? Zunächst einmal: Der Empfang
des Papstes am Weißen Haus hat einen sehr entspannten, fröhlichen Auftakt gesetzt. Das war von den US-Gastgebern perfekt orchestriert, um Benedikt – auch
noch an seinem 81. Geburtstag – wirklich das Gefühl zu geben, dass er in den Vereinigten Staaten willkommen ist. Vorher gab es zwar noch Befürchtungen, der
scheidende Präsident Bush oder seine Republikanische Partei würden diesen Moment für sich instrumentalisieren, aber ich glaube, die Befürchtungen haben sich bei
diesen Bildern zerstreut. Bush hat eine griffige, kraftvolle Rede gehalten, Benedikt hat sich auf die protestantischen Gründungsväter der USA berufen und
freundliche Signale an alle Ethnien und Religionen im Land ausgeschickt – das kommt an. Es war übrigens, wie die Medien betonen, die größte
Menschenansammlung am Weißen Haus in der ganzen Epoche der Präsidentschaft Bush. Hier in New York reden die Leute tatsächlich auf der Straße über den Papst; sie
freuen sich, dass er da ist, sind neugierig. „Hast du Karten für die Papstmesse bekommen?”, fragt heute auf der Fähre nach Staten Island ein Student, der
neben mir steht, den anderen, und der antwortet: „Ja, und ich gehe auf jeden Fall hin. Das kann man doch nicht verfallen lassen.” Übrigens hat ein großer
Fernsehsender die erste Papstrede auf US-Boden mit englischen Untertiteln versehen – so ganz scheint man das deutsch gefärbte Englisch des Papstes hier
vielleicht nicht zu verstehen. Fragen an Stefan von Kempis: Am Mittwoch Nachmittag Ortszeit hat der Papst die US-Bischöfe getroffen – was ist Ihr
Eindruck von diesem Auftritt? Die Bilder haben mich sehr an das Treffen des Papstes mit lateinamerikanischen Bischöfen erinnert, letztes Jahr in Brasilien.
Das fand nämlich ebenfalls in der Krypta einer großen Marienkirche statt, was zu einer ganz eigenen, konzentrierten Atmosphäre führt. Der Papst wirkte an diesem
Nachmittag ziemlich erschöpft, mit Ringen unter den Augen; zuvor, als er mit dem Papamobil durch die Straßen der Hauptstadt gefahren war, hatte es viel Beifall
gegeben, aber auch ein paar Protestler, die an die Pädophilie-Skandale in der US-Kirche erinnerten. Ich glaube, dass die Rede des Papstes an die Bischöfe in den
Medien und bei den Menschen hier in den USA gut ankommen wird: Da gibt es mitfühlende Worte zum Terror des 11. September 2001 und für die Hochwasser-Opfer von
New Orleans, für die Immigranten, auch für die Laien in der Kirche, ein Lob für den tiefen Glauben in Amerika… Die Warnungen vor Säkularismus, vor
Materialismus und dem Zerfall der Familie waren gewissermaßen sehr gut „verpackt”. Vor allem aber werden wohl die Worte des Papstes zu den
Pädophilie-Skandalen die kommende Berichterstattung bestimmen. Da hat er selbst, den Vorsitzenden der Bischofskonferenz zitierend, kritisiert, die Fälle seien
„manchmal sehr schlecht gehandhabt worden”. Diese Worte werden wir wohl am Donnerstag Ortszeit auf mancher Titelseite wieder finden. Den Amerikanern wird
diese Deutlichkeit gut tun.
US-Presseschau: „Papst heilt die Wunden!”
Bei seinem Besuch in den USA muss der Papst noch deutlichere Worte finden zu dem Missbrauchsskandal, meinen viele Kommentatoren der internationalen Presse.
Zudem soll Benedikt XVI. auf den Wandel der US-Kirche reagieren. Unser Korrespondent vor Ort, Stefan von Kempis, hat die US-amerikanischen Zeitungen genauer
unter die Lupe genommen: Zwei Dinge überraschen mich beim Blick in die Zeitungen an diesem Donnerstag: Nicht alle zeigen den Papst groß auf Seite eins, und
nicht alle streichen – wie ich das vermutet hätte – seine offenen Worte zu den Pädophilie-Skandalen besonders heraus. Die meistgelesene
Tageszeitung, „USA Today”, zeigt Benedikt XVI. lächelnd auf dem Rasen des Weißen Hauses; daneben steht aber die ernste Überschrift: „Benedikt: Heilt die
Wunden! Papst ruft die Kirchenführer zu einem Heilungs-Prozess nach dem Skandal auf.” In sehr deutlichen Worten, so heißt es dann im Artikel, habe der
Papst auch eine Stärkung der Ehe gefordert und sich gegen Relativismus ausgesprochen. Das Blatt zitiert Kardinal Mahoney von Los Angeles, dessen Erzbistum
besonders viel mit Pädophilie-Fällen zu tun hatte, mit den Worten: „Der Papst ist nicht gekommen, um irgendetwas unter den Teppich zu kehren.” Im
Innenteil: Ein Bericht über die Freude vieler Menschen in Washington, den Papst zu sehen, ihm vom Straßenrand aus zuzuwinken. Tenor: „Our country needs to see
this” – unser Land braucht das jetzt. Die seriöse „New York Times” zeigt auf Seite eins nur ein winziges Foto des Papstes ganz unten in der
Ecke; die wenigen danebenstehenden Zeilen sagen, dass Benedikt den Säkularismus kritisiere – dieser hindere die Menschen daran, frei ihre Religion
auszuüben. Im Innenteil, aber weit hinten: Bunte Bilder vom Empfang des Papstes in der Hauptstadt. Berichte, die seine Worte zu den Pädophilie-Skandalen
erwähnen, ohne sie aber groß hervorzuheben. Ein Kommentar mit dem Titel: „Warmes Willkommen und ein Gefühl der Einigkeit.” Und eine Analyse all dessen, was
Fernseh-Moderatoren in diesen Tagen zum Papstbesuch alles so von sich geben: Eine Papstreise sei offenbar, so die „NYT” mit leichtem Spott, „so etwas wie
eine königliche Hochzeit” – da fühlten viele sich berufen, auch noch ihren Senf dazuzugeben. Das „Wall Street Journal” betont an diesem
Donnerstag mehr die Fernsehdebatte zwischen Barack Obama und Hillary Clinton. Zum Papstbesuch sind die Informationen relativ knapp – die Überschriften:
„Papst und Bush einig in Sachen Freiheit und Moral” und „Papst und Bush äußern ähnliche Ansichten.” Die weniger seriöse, aber millionenfach
verbreitete „Daily News” hingegen zeigt den Papst und den Präsidenten auf Seite eins, und dazu den Riesentitel: „God bless America”, Gott segne
Amerika. Innen wird ein Teil der ersten Ansprache Benedikts auf US-Boden abgedruckt, und ein Kommentator führt aus: „Selten zeigt ein großer Welt-Führer solchen
Respekt vor amerikanischen Werten wie der Papst. Möge er weithin gehört werden!” Auch in Amerika selbst! - so gibt der Artikel dann noch zu
verstehen. Was bietet die „Daily News” noch? Eine Analyse der Schuhe des Papstes. Ein Bild, wie er im Weißen Haus die Kerzen auf seiner Geburtstagstorte
ausbläst. Ein paar Worte zu seiner Katzen-Liebe und die Behauptung, er besitze eine Pilotenlizenz und fliege manchmal selbst den Hubschrauber von Rom nach
Castelgandolfo. Das Bild von Papst und Geburtstagstorte zeigt übrigens auch die New Yorker Zeitung „Newsday” – mit der schönen, amerikanischen
Überschrift „He takes the cake”, Er nimmt den Kuchen in Angriff. Die „Newsday” hat aber als Titelbild keinen lächelnden Benedikt am Weißen Haus
gewählt, sondern zeigt ihn streng blickend im Messgewand, und daneben in großen Lettern: „Heilt die Wunden!” Fazit: In den Medien wirkt dieser Besuch
bislang doppelgesichtig. Auf der einen Seite Feststimmung, Jubel, Massenauflauf. Auf der anderen Seite das ernste Thema der Pädophilie-Skandale. (rv)
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18.04.08
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Papstbesuch in den USA (4. Tag)
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Papst: UNO darf Menschenrechte nicht zur Disposition stellen
Die UNO darf nach Worten von Papst Benedikt XVI. die Menschenrechte nicht zur Disposition stellen. In seiner
Ansprache am New Yorker Sitz der Vereinten Nationen wandte sich das katholische Oberhaupt am Freitag gegen aktuelle Versuche, die Menschenrechtserklärung
aufzubrechen und Einzelinteressen zu unterwerfen. Sie könne nicht „stückweise angewandt werden, je nach Trends oder selektiven Entscheidungen“. Als
paradox kritisierte Benedikt XVI., dass ein von vielen Staaten getragener Konsens „den Entscheidungen einiger weniger untergeordnet“ sei. Konkrete
Beispiele nannte er nicht. Die Weltprobleme verlangten ein gemeinsames Handeln durch die internationale Gemeinschaft. Die UNO müsse nach dem
Subsidiaritätsprinzip ihrer Rolle als globale Ordnungsinstanz entsprechen. Als Aufgaben nannte Benedikt XVI. Sicherheit, Entwicklung, den Kampf gegen
Benachteiligungen auf lokaler und weltweiter Ebene sowie den Schutz von Umwelt, Ressourcen und Klima. Angesichts der Globalisierung mahnte der Papst zu
Solidarität mit armen Ländern, die sonst nur deren negativen Auswirkungen erführen. Regeln und Strukturen zur Förderung des Gemeinwohls brauchten mehr Gewicht.
"Im Namen der Freiheit muss es eine Wechselbeziehung von Rechten und Pflichten geben", verlangte das katholische Kirchenoberhaupt. Weiter betonte
Benedikt XVI., bei ökologischen Fragen gebe es kein Entweder-Oder zwischen Wissenschaft und Ethik. Vielmehr gehe es darum, wissenschaftliche Methoden zu
wählen, die ethische Forderungen respektierten. Dritter Papst vor der UNO-Vollversammlung Mit seiner auf Französisch und Englisch gehaltenen Rede
erinnerte Benedikt XVI. auch an die Verabschiedung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte vor 60 Jahren. Nach Paul VI. (1965) und Johannes Paul II. (1979
und 1995) ist er der dritte Papst, der vor der UNO-Vollversammlung am East River spricht. Der Heilige Stuhl unterhält seit 1964 einen Sitz als Ständiger
Beobachter bei der UNO. Eine wachsende Aufgabe der UNO sieht der Papst in internationalen Interventionen zum Schutz der Menschenrechte. Das dürfe freilich
nicht als Beschränkung nationaler Souveränität verstanden werden. Oft richteten Gleichgültigkeit oder der Verzicht auf Interventionen „den eigentlichen
Schaden“ an, schloss Benedikt XVI. Allerdings müsse man stärker Möglichkeiten zur Vermeidung und Lösung von Konflikten mit diplomatischen Mitteln suchen.
Weiter unterstrich er die Bindekraft internationaler Entscheidungen, die auf der „unveränderlichen Gerechtigkeit“ gründe. Die Gültigkeit von
Menschenrechten hänge nicht von ihrer Durchsetzbarkeit durch die Gesetzgeber ab. Die Menschenrechte schlössen das Recht ein, den Glauben in seiner
individuellen und gemeinschaftlichen Dimension zu leben, hob der Papst hervor. Es sei unbegreiflich, dass Gläubige ihr Bekenntnis verleugnen sollten, um ihre
bürgerlichen Rechte zu genießen. Religionsfreiheit könne nicht auf freie Ausübung des Gottesdienstes beschränkt werden; die Einheit der Person verlange, dass
sich
Menschen mit ihrem Glauben auch im öffentlichen Raum engagieren dürfen. Dabei verwies Benedikt XVI. auf den Einsatz von
Religionsgemeinschaften in Schulen und Universitäten, Gesundheitsdiensten und der Wohlfahrtspflege. Nachdrücklich betonte Benedikt XVI. die Verankerung der
Menschenrechte im Naturrecht und in der Würde der Person als Geschöpf Gottes. „Die Menschenrechte aus diesem Kontext zu lösen hieße ihre Reichweite beschränken
und einer relativistischen Konzeption nachgeben, nach der die Bedeutung und Interpretation von Rechten schwanken und ihre Universalität im Namen
unterschiedlicher kultureller, politischer, sozialer und sogar religiöser Anschauungen geleugnet werden könnte“, so der Papst. Empfang durch Ban
Ki-Moon Vor der Rede an die Vereinten Nationen hatte UNO-Generalsekretär Ban Ki-Moon Benedikt XVI. im Glaspalast am East River empfangen. Im 38. Stock
sprachen die beiden rund 20 Minuten unter vier Augen über aktuelle weltpolitische Fragen. Am Nachmittag (Ortszeit) besucht der Papst die Park-East-Synagoge.
Dort ist ein Treffen mit dem Rabbiner und Holocaust-Überlebenden Arthur Schneier geplant. Anschließend fährt Benedikt XVI. in die deutschsprachige
Sankt-Josephs-Kirche zu einem ökumenischen Treffen. Am Abend steht ein Essen mit den Kardinälen des Landes und Vertretern der US-Bischöfe auf dem Programm.
Benedikt XVI. bleibt noch bis Sonntag in New York. Zum Abschluss seines Aufenthalts besucht er Ground Zero. Dort will er ein Gebet für die Opfer der Anschläge
vom 11. September 2001 sprechen.
Wortlaut der Rede Papst Benedikts XVI. vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen
Arbeitsübersetzung der deutschsprachigen Redaktion von Radio Vatikan (Marco Schrage) Herr Präsident, meine Damen, meine Herren, wenn ich meine Rede
an diese Versammlung beginne, möchte ich vor allem Ihnen, Herr Präsident, meine ehrliche Dankbarkeit für Ihre freundlichen Worte ausdrücken. Meine Dankbarkeit
geht ebenso an den Generalsekretär, Herrn Ban Ki-moon, für die Einladung, den Hauptsitz der Organisation zu besuchen und das Willkommen, das er mir gegeben
hat. Ich grüße die Botschafter und die Diplomaten der Mitgliedsstaaten und alle Anwesenden. Durch Sie grüße ich die Völker, die sie repräsentieren. Sie
erwarten von dieser Institution, dass sie ihre Gründungsinspiration fortführe, also „ein Mittelpunkt zu sein, für die Koordination der Aktivität der Vereinten
Nationen in der Verfolgung der gemeinsamen Ziele”, den Frieden und die Entwicklung. Wie Papst Johannes Paul II 1995 sagte, sollte die Organisation „ein
moralischer Mittelpunkt sein, in dem alle Nationen der Welt sich zu Hause fühlen, in dem sie das gemeinsame Bewusstsein entwickeln, sozusagen eine ‚Familie der
Nationen’ zu sein.” Friede und Wohlstand mit Gottes Hilfe!...
Die UNO – Ein Steckbrief
Der Besuch des Papstes bei der UNO war sicher der Höhepunkt in seinem Reiseprogramm von diesem Freitag. Zur UNO in New York ein Steckbrief, von Stefan
Kempis. UNO in New York: das sind drei Gebäude, darunter ein Hochhaus, am „East River” ganz am Rand von Manhattan. Außen eine berühmte Skulptur von
einer Pistole mit verknotetem Lauf, innen alles etwas schäbig und renovierungsbedürftig: Treppenhäuser, die aussehen wie in einer Tiefgarage, Flure mit
Teppichböden und Lehrtafeln wie in einer Schule. Gleich beim Reinkommen rechts hängt eine zerschlissene UNO-Flagge hinter Glas – es ist die, die in
Bagdad über dem UNO-Compound hing, der vor Jahren bei einem Selbstmordattentat völlig zerstört wurde. Dahinter leuchtet ein blaues Chagall-Fenster. Von einem
Flur geht man in einen kleinen Meditationsraum, eingerichtet nach den Vorgaben des frommen ersten UNO-Generalsekretärs Dag Hammerskjöd: Abstrakte Linien,
gedämpftes Licht, in der Mitte ein altarähnliches Gebilde….
Benedikt XVI.: Interreligiösen Dialog vertiefen – Papst bekommt Koran geschenkt
Papst Benedikt hat sich für eine Vertiefung des interreligiösen Dialogs ausgesprochen. Bei einem Treffen mit Repräsentanten der Juden, Muslime, Hindus,
Buddhisten und Jains aus den USA meinte er: Dialog diene nicht nur dem gegenseitigen Verständnis, sondern er diene auch der ganzen Gesellschaft. Durch den
Dialog werde der Blick auf gemeinsame ethische Werte frei. Religiöse Führer haben nach Auffassung von Papst Benedikt eine sehr große Verantwortung für die
Gesellschaft. Ihnen sei es möglich, die ganze Gesellschaft auf grundlegende gemeinsame Überzeugungen und Werte hinzuweisen. Wer den interreligiösen Dialog
einengen wolle auf Suche nach Frieden in der Welt, der verkürze ihn und nutze nicht seine vollen Möglichkeiten. Der Dialog der Religionen könne vielmehr die
tiefsten Fragen des Menschen nach dem Sinn des Lebens, nach dem Woher und Wohin beantworten. Der Papst hat bei dieser Gelegenheit einen kostbaren Koran
geschenkt bekommen. Benedikt XVI. nahm das in Silber gefasste und mit Perlmutt besetzte Heilige Buch des Islam bei der interreligiösen Begegnung entgegen. Der
von Kunsthandwerkern in Ägypten gefertigte Band, den eine junge Muslimin überreichte, war eines der „Symbole des Friedens“, die Benedikt XVI. von
Angehörigen der Weltreligionen erhielt. Ein Vertreter des Judentums schenkte dem Papst eine silberne Menorah, den traditionellen Leuchter, als Zeichen des
immerwährenden Gottesbundes. Zusätzlich zu den üblichen sieben Arme besaß er einen achten, zur Erinnerung an die Schoah. Ein Angehöriger des Jainismus, einer
traditionellen indischen Religion, brachte Benedikt XVI. einen metallenen Würfel, der die Prinzipien der Gewaltlosigkeit und des Respekts symbolisieren soll.
Aus der Hand eines Hindu erhielt der Papst die heilige Meditations-Silbe „Om“ in Goldblech. Eine Buddhistin schenkte dem katholischen Kirchenoberhaupt
eine Meditationsglocke, wie sie in koreanischen Klöstern verwendet wird. Der Papst traf die Vertreter anderer Religionen am Donnerstagabend in Washington nach
seinem Vortrag vor Professoren und Schuldirektoren. (rv)
Gemeinsames Gebet mit Missbrauchsopfern
Papst Benedikt ist am Donnerstagnachmittag mit einer Gruppe von Opfern von sexuellem Missbrauch durch Priester zusammengetroffen. Nach einer Mitteilung des
Vatikans haben sie in der vatikanischen Nuntiatur persönlich mit dem Papst gesprochen. Der Papst hörte ihren Worten aufmerksam zu und versprach, für sie und
ihre Angehörigen zu beten. Anschließend beteten alle gemeinsam, und der Papst gab ihnen den Segen. Wiederholt war in den letzten Tagen in der Presse der Wunsch
geäußert worden, der Papst möge doch einige der Missbrauchsopfer treffen. Gleich zu Beginn seiner USA-Reise hatte Papst Benedikt von seiner tiefen Scham über
die Missbräuche gesprochen und erklärt, dass niemand Priester bleiben könne, der sich in dieser Weise schuldig gemacht habe. (rv)
Benedikt XVI.: Herzliche Gratulation zum Passahfest!
Papst Benedikt hat in Washington den Juden weltweit zum Passahfest gratuliert. In einer Botschaft, die er während seiner USA-Reise in Washington
donnerstags veröffentlichte, sprach er seine Nähe zum jüdischen Volk aus und unterstrich seinen Willen, den Dialog mit den Juden fortzuführen. An seine
„jüdischen Brüder und Schwestern” gewandt hob er ausdrücklich hervor, dass die Kirche auch heute zu den Aussagen des Zweiten Vatikanischen Konzils stehe.
Der Dialog zwischen katholischer Kirche und Judentum hat sich nach Überzeugung des Papstes „grundlegend gewandelt und verbessert”. Der Papst hatte in
Washington am Donnerstagabend nach einer Begegnung mit Vertretern mehrerer Religionen getrennt einige Repräsentanten der jüdischen Gemeinschaft in den USA
gesprochen. (rv)
US-Presse: Positiver Unterton
Die US-Zeitungen berichten generell ausführlich und mit positivem Unterton von der Papstreise. Die Worte Benedikts zu den Missbrauchs-Skandalen in der
US-Kirche und seine Begegnung mit einigen Opfern haben viele Emotionen aufgerührt; „USA Today” bringt das auf der Titelseite auf die Formel „Jubel unter
Tränen”. Der Artikel im Innenteil führt allerdings aus, dass einige Opferverbände das Papst-Treffen mit Missbrauchs-Opfern auch als „Schlag ins
Gesicht” werten. Die Titelseite von „USA Today” rührt noch an andere, tiefliegende Gefühle: „Wo war Gott am 11. September”, also bei den
Terroranschlägen des Jahres 2001, fragt eine ausführliche Reportage. Das Gebet Benedikts XVI. an „Ground Zero” nächsten Sonntag könne „für die, die vom
11. September tief getroffen wurden, zu einem Wendepunkt im Glauben werden”, so die Überschrift des Artikels. Die „New York Times” meint auf
Seite eins zur Papst-Begegnung mit Missbrauchten: „Das Treffen machte klar, dass von den vielen Botschaften, die Papst Benedikt XVI. hierhin in die USA bringen
wollte, die zu den Missbrauchsfällen zentral ist.” Das Blatt betont auch die positiven Reaktionen von Opferverbänden. Zur Papst-Rede an der Katholischen
Universität von Washington bringt die „New York Times” den erstaunten Kommentar eines Professors: „Er hat ja gar keine Rügen erteilt.” „Pope of
Hope”, Papst der Hoffnung – das ist die Schlagzeile der „Daily News”, die auch diesmal wieder ein ganzseitiges Papstfoto auf dem Titelblatt
zeigt. Im Innenteil analysiert sie die Lage der katholischen Kirche in New York und sieht ein „erstaunlich gemischtes Bild”: Auf der einen Seite
Pfarrei-Schließungen und Priestermangel, auf der anderen Seite eine „spürbare Erneuerung”. Pfarreien – so zitiert die Zeitung einen engagierten
Katholiken – seien doch „keine Filialen einer Fast-Food-Kette, die man so einfach öffnen oder wieder schließen kann”. Ansonsten: Bunte Berichte zur
Messe Benedikts am Donnerstag in Washington, im Stil „Papst küsst das Baby eines bekannten Baseball-Spielers”. Die Titelseite der „New York
Post” muss sich der Papst mit einem New Yorker Obdachlosen teilen. Dieser Obdachlose hat in einem Papierkorb in der Nähe von „Ground Zero”
detaillierte Baupläne des „Freedom Tower” gefunden, der sich hier einmal erheben soll. Pläne, so das Blatt, „die es einem Terroristen leicht machen
würden, einen Anschlag auf den Turm zu planen”. Das gleiche 11.-September-Trauma wird fühlbar, wenn die Zeitung im Innenteil Fotos eines Taxis zeigt, das
am Donnerstag vor der St.-Patricks-Kathedrale in Flammen aufging. Der danebenstehende Artikel spricht von Angst vor einem Attentat in den nächsten Tagen. Eine
ähnliche Nervosität zeigt sich auch in vielen Fernsehberichten am Freitag Morgen über die ungewöhnlich scharfen Sicherheitsmaßnahmen in New York. Zurück zur
„New York Post”, zu einem Kommentar im Innenteil: „Trotz Differenzen mit Washington über außenpolitische Themen sieht Benedikt die amerikanische
Gesellschaft mit ihrer Verklammerung von Glauben und Vernunft doch als starke Antwort auf einen religiösen Extremismus, der im Namen Gottes tötet.”
Nachsatz: „Mal sehen, ob er das auch vor der UNO anspricht.” (rv)
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19.04.08
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Papstbesuch in den USA (5. Tag)
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Messe in der St. Patricks-Kathedrale - Papst mahnt zur Bewältigung der Missbrauchs-Krise
Papst Benedikt XVI. hat die Priester der Vereinigten Staaten erneut zur Bewältigung der Missbrauchs-Skandale
aufgerufen. Diese Zeit müsse eine „Zeit der Reinigung“ und der Heilung sein, sagte er in einer Messe mit US-Klerikern und Ordensleuten am Samstag in New
York. Sexueller Missbrauch Minderjähriger durch Geistliche habe großes Leiden verursacht und der Gemeinschaft der Gläubigen Schaden zugefügt. Benedikt XVI.
mahnte die rund 3.000 Priester und Ordensleute in der St.-Patrick's-Kathedrale zur Einheit und zur Zusammenarbeit mit den Bischöfen; diese arbeiteten
„wirksam daran, dieses Problem zu lösen“. In der Kathedrale von New York, in der die Messe stattfand, treffen sich jeden Tag tausende Menschen aus
aller Welt zum Gebet, diese internationale Mischung sei eines der wichtigsten Merkmale der US-Kirche, die seit jeher Elemente unterschiedlicher Kulturen
miteinander verbunden habe, betonte der Papst.„Wahres Leben gibt es nur in Versöhnung, Freiheit und Liebe, die Gottes Gnadengaben sind. Das ist die Botschaft,
die wir in einer Welt verkünden und verkörpern müssen, in der die Gnade in den Herzen der Menschen häufig von Egoismus, Gier, Gewalt und Zynismus unterdrückt
wird“, sagte der Papst in seiner Predigt. Eine solche frohe Botschaft könnten Priester und Ordensleute aber nur verkünden, wenn sie sich nicht zu sehr
auf Routine und feste Strukturen der Kirche konzentrierten.„Vielleicht haben wir eins aus dem Blick verloren“, mahnte der Papst: In einer Gesellschaft,
in der die Kirche Vielen als legalistische Institution erscheint, besteht unsere wichtigste Herausforderung darin, die Freude am Glauben und die Erfahrung der
Liebe Gottes mitzuteilen.“Die Welt von heute habe eine tiefe Sehnsucht nach Spiritualität, meinte Benedikt. Umso wichtiger sei die Botschaft der Kirche,
die aber von Routine bei der Glaubensausübung, Sünden und Schwächen der Kirchenmitglieder und einer Gesellschaft gehemmt werden könne, die mitunter Gott
vergessen zu haben scheine und elementare moralische Forderungen verübele.Benedikt warf in seiner Predigt auch einen Blick auf die Entwicklungen nach dem
Zweiten Vatikanischen Konzil der sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts. Zu den größten Enttäuschungen gehörten demnach seitdem die Spaltungen zwischen
verschiedenen Gruppen, Generationen und Mitgliedern der Kirche. Nur wenn die Vertreter der verschiedenen Strömungen ihre Aufmerksamkeit wieder auf Christus
konzentrierten und einander zuhörten, könnten sie ihre eigenen Fehler eingestehen und wieder gemeinsam ihren Glauben verkünden, mahnte Benedikt.
Geschlossenheit unter den Christen sei für die Verkündung der christlichen Botschaft heute unerlässlich. (rv)
Papst besucht East Park Synagoge Es war ein persönlicher Wunsch Benedikts XVI., neben der interreligiösen Begegnung am
Donnerstag auch noch eigens mit Juden zusammenzutreffen. Aus Rücksicht auf dass Paschafest fand die Begegnung am Freitagnachmittag statt, so daß fromme Juden
noch rechtzeitig nach Hause kommen können, wie es die jüdischen Vorschriften verlangen. Mit Gesang empfingen Kinder den Papst. Der Rabbiner der Synagoge,
Arthur Schneier, ein Österreicher begrüßte den Papst. Er überlebte den Holocaust und wanderte 1947 in die USA aus. Er würdigte die Bemühungen der katholischen
Kirche und besonders Benedikts XVI. im Dialog mit den Juden.In seinem Grußwort sagte der Papst, er wolle den Juden „seinen Respekt und seine Hochachtung“
erweisen. „Ich weiß genau, dass die jüdische Gemeinschaft einen wichtigen Beitrag für das Leben in dieser Stadt geleistet hat, und ich ermutige alle dies
fortzusetzen und Brücken der Freundschaft zu bauen mit allen unterschiedlichen ethnischen und religiösen Gruppen, die mit euch zusammenleben.“ Auch
auf das anstehende jüdische Paschafest ging der Papst ein: „Ich versichere euch meine Nähe in besonderer Weise in dieser Zeit, in der Ihr euch vorbereitet,
die Großtaten des Allmächtigen zu feiern und dem Loblieder zu singen, der so viele Wunder an seinem Volk wirkte. Ich bitte euch alle, meine Grüße und
Glückwünsche an alle Mitglieder der jüdischen Gemeinde weiterzugeben.“ Auch ein Gastgeschenk hatte der Papst im Gepäck: Ein Faksimile einer Miniatur
aus einem Kodex, der im Vatikan aufbewahrt wird. Es handelt sich um eine Handschrift, die möglicherweise um das Jahr 1435 in Mantua entstanden ist. Die
Miniatur zeigt eine Hochzeitsszene; zum einen wie der Bräutigam der Braut den Ring ansteckt „gemäß dem Gesetz Mose und Israels“ und zum anderen die
Hochzeitsgesellschaft bei Musik und Tanz. Schneier schenkte Benedikt XVI. seinerseits einen Seder-Teller, ein traditionelles Geschirr für die jüdische
Passah-Feier. Der Papst dankte sichtlich bewegt. „Ich werde diesen Moment nie vergessen", sagte er auf Deutsch. Schneier, 1930 in Wien geboren, hatte die
NS-Verfolgungen in Budapest überlebt; 1947 wanderte er in die Vereinigten Staaten aus. Für seinen Einsatz für religiöse Toleranz und Dialog erhielt er
zahlreiche Ehrungen. Zehn Universitäten zeichneten ihn mit Ehrendoktorwürden aus. Seit 1962 leitet Schneier die Park-East-Synagoge. (rv )
Papst erinnert an Fundamente der Ökumene Eine Ökumene, die nicht klar an
der überlieferten Lehre festhält, ist auf dem Holzweg. Das ist die Botschaft Benedikts XVI. bei dem ökumenischen Treffen, das am Freitagabend in der New Yorker
St. Joseph Church stattfand. 250 Vertreter verschiedener Denominationen (Konfessionen) hatten sich in der Kirche der Deutschen versammelt. Wie viele
evangelische und evangelikale Kirchen und Sekten es in den USA gibt, weiß wohl keiner genau. Bei dieser Begegnung waren jedenfalls nur die vertreten, die auch
beim Weltkirchenrat in Genf dabei sind. Benedikt XVI. beklagte eine säkularistischen Ideologie, die die transzendente Wahrheit bedroht oder gar
verwirft. „Selbst die Möglichkeit einer göttlichen Offenbarung und damit des christlichen Glaubens überhaupt wird oft von Denkweisen in Frage gestellt, die
in universitären Kreisen, in den Massenmedien und in der öffentlichen Meinung weit verbreitet sind. Daher ist ein treues Zeugnis um so nötiger. Man erwartet
daher von den Christen, Rechenschaft abzulegen von der Hoffnung, die in ihnen ist.“ Um so wichtiger sei da ein einheitliches Zeugnis von der
Wahrheit. Dafür sei eine Übereinstimmung in der Lehre notwendig – über die Zeiten hinweg. Diese Einheit gründe zum einen auf dem Bekenntnis der
leiblichen Auferstehung Jesu und zum anderen in der Einheit der Dreifaltigkeit. Ein relativistischer Zugang zur christlichen Lehre helfe hingegen nicht weiter
– eine Haltung, die sich auch in anderen Bereichen der Gesellschaft finde. „Wenn die Christen diese falsche Denkweise übernehmen, dann verzichten sie
darauf, den christlichen Glauben als objektive Wahrheit vorzustellen, denn man müsste dann nur dem persönlichen Gewissen folgen und die Gemeinschaft wählen,
die dem persönlichen Geschmack am besten entspricht. Das Ergebnis davon findet man in der ständigen Entstehung neuer Gemeinschaften, die oftmals
institutionelle Strukturen meiden und die Bedeutung des Lehrinhalts für das Leben hintanstellen.“ Auch innerhalb der ökumenischen Bewegung stünden die
Christen in Gefahr, die Rolle der Lehre hintanzustellen aus Furcht, sie vertiefe eher die Wunden der Spaltung als sie zu heilen. Ein klares und überzeugendes
Zeugnis für das Heil in Christus müsse auf eine normative apostolische Lehre gründen. „Nur wenn wir fest stehen in der sicheren Lehre (Vgl. 2 Tess 2,15),
wird es uns gelingen, auf die Herausforderungen zu antworten, mit denen wir uns in einer sich ändernden Welt auseinandersetzen müssen. Nur so geben wir ein
sicheres Zeugnis für die Wahrheit des Evangeliums und für seine moralische Lehre. Diese Botschaft erwartet die Welt von uns.“ Es seien bereits
zahlreiche ökumenische Fortschritte gemacht worden, so Bendikt XVI., für die man dankbar sein müsse. Weiter erinnerte der Papst daran, dass ohne das Gebet die
Strukturen, die Institutionen und die ökumenischen Programme letztlich herz- und seelenlos seien. (rv)
Für uns ist Stefan Kempis in New York – der Papst war am Freitag bei den Vereinten Nationen. Was waren Ihre Eindrücke?
„Offen gesagt: Es war ein seltsamer Moment. Da trafen sich mit UNO-Chef Ban Ki-Moon und Papst Benedikt zwei Menschen, die vor kurzem noch südkoreanischer
Außenminister respektive vatikanischer Glaubensexperte waren. Sie wirkten beide etwas eingeschüchtert oder unbeholfen in ihrer jeweiligen Rolle. Ban ging vor
dem Papst her, nicht neben ihm – es sah fast so aus, als habe er dem Papst gar nicht viel zu sagen, als ginge es ihm vor allem um das gemeinsame Foto mit
Benedikt XVI. vor der UNO-Fahne. Und darum, dass vom Papst etwas Glanz auf ihn, Ban, abfällt… Bewegend wirkte aber der Moment, als der Papst in den Saal
der UNO-Generalversammlung einzog; da gab es sehr freundlichen Beifall und sichtbares Interesse bei den Delegierten. Die Rede des Papstes vor der UNO war dann
sicher weltpolitisch ein wichtiger Moment und brachte wichtige Aussagen, zum Beispiel, dass die Staatengemeinschaft intervenieren muss, um schwere
Menschenrechtsverletzungen zu unterbinden – dass sich da ein verbrecherisches Regime nicht hinter seiner Souveränität verschanzen darf. Aber der
Diplomatenstil der Rede wird zumindest den Amerikanern, den „Gastgebern“ der Vereinten Nationen, den Zugang erschweren. In den Fernsehnachrichten wurde
dann besonders betont, dass Benedikt in der Rede den Irak nicht erwähnt habe. Für die Amerikaner war der Papst im UNO-Palast am East River für drei Stunden im
Ausland, und als er die UNO verließ – da war er wieder in Amerika, da konnte der Jubel weitergehen.“ Jubel – bezieht sich das auf die
Fernseh-Berichterstattung zur Papstreise? „Ja, ganz eindeutig. Das Fernsehen berichtet wirklich ununterbrochen über die Visite, und dabei wird das Thema
entschlossen von seiner buntesten Seite angepackt. Die Moderatoren informieren ausgiebig über die roten Prada-Schuhe Benedikts und fragen Priester im Studio,
ob der Papst in seiner Freizeit auch mal Jeans und T-Shirt trägt (was die leicht verschämt verneinen). Ein kleiner New Yorker Junge, der dem Papst Blumen
überreichen darf, wird sofort interviewt und per Live-Schaltung mit seiner Klasse – an einer katholischen Grundschule – verbunden. Dort läuft eine
Reporterin zwischen den Bänken herum und fragt die Kinder Dinge wie: Ist das nicht aufregend, in der gleichen Stadt zu sein wie der Mann, der Gott am nächsten
steht (the man closest to God)? Ich muss aber sagen: Die Kinder antworten jeweils mit einer anrührenden Würde. Ein kleiner Junge erklärt, er wolle später
Priester werden, denn es wäre doch fantastisch, Gott so nahe zu sein. – Im Fernsehen ist auch viel von scharfen Sicherheitsvorkehrungen und
zusammenbrechendem Verkehr die Rede – aber ganz so schlimm ist es dann gar nicht, wenn man durch die Straßen von New York läuft.“ Vor der Reise
war kritisiert worden, dass der Papst nicht auch andere Städte besucht, zum Beispiel das urkatholische Boston… „Ja, und ich muss zugeben, so habe ich
vorher auch gedacht. Aber gerade Boston ist ja sozusagen die Höhle des Löwen, was die Missbrauchs-Skandale betrifft, und wahrscheinlich wären die übrigen
Botschaften, die der Papst in die USA bringen wollte, bei einem Besuch in Boston vom Thema Pädophilie geradezu erstickt worden. Mir scheint es deshalb ein
guter „Schachzug“, wenn man das so sagen darf, dass der Papst dann Missbrauchs-Opfer aus Boston – aber in Washington empfangen hat. – Im
übrigen, wenn ich das einmal überspitzt formulieren darf: Ganz gleich, welche Städte der Papst besucht, die Menschen bekommen ihn sowieso nicht zu sehen. Es
gibt nur wenige öffentliche Auftritte, Benedikt wird sehr abgeschirmt – und dadurch findet der Besuch vor allem im Fernsehen statt. Was aber dazu führt,
dass Benedikt tatsächlich alle Amerikaner erreicht, auch, wenn er „nur“ Washington und New York aufsucht.“ Was werden denn die Amerikaner von
diesem Besuch in Erinnerung behalten? „Ich vermute, sie werden sagen: Ach ja, Papst Benedikt – dieser Deutsche. Ein wirklich frommer Mann. Der war
doch bei uns und hat offen über die Missbrauchs-Skandale gesprochen. Und ab Sonntag werden sie wohl auch sagen: Der hat doch am Ground Zero gebetet. Ich hoffe,
dass sie nicht nur behalten werden, wie gerne Benedikt rote Schuhe trägt!“ Noch einmal zu diesem Freitag: Da war Benedikt ja auch in einer Synagoge
und bei einem ökumenischen Gottesdienst. „Ja – zwei interessante Auftritte. Der Moment in der Synagoge war fast intim, der Raum war ja nicht groß, und
Benedikt sagte auf eine sehr nette Weise: „Meine lieben Freunde – Shalom!“ Und beim ökumenischen Gottesdienst hat er viel Beifall für eine Rede
bekommen, obwohl diese doch sehr deutlich war und für viele sicher unbequem. Zum Beispiel mit der Aussage, dass man nicht von der Verkündigung der leiblichen
Auferstehung Jesu abgehen darf und dass in die Lehre der Christen keine Beliebigkeit einziehen darf.“ (rv)
US-Presse: Papst in Synagoge ist historischer Moment Große Blätter mit internationaler Leserschaft wie
die „Herald Tribune“ oder die „Financial Times“ haben an diesem Samstag den Papst vor der UNO als ihr Titelbild ausgewählt: Benedikt XVI. habe vor
der UNO ein Plädoyer für die Menschenrechte gehalten. Bei der nationalen Presse der USA hingegen dominieren Titelfotos, die den Papst in einer New Yorker
Synagoge zeigen. „Shalom“, heißt dazu in dicken Lettern in mehreren Zeitungen die Schlagzeile, und allgemein wird die Visite als historisch
eingestuft. Benedikt in der Synagoge – das ist auch das Titelfoto der „New York Times“. Der danebenstehende Leitartikel beschäftigt sich aber
mit dem Umgang des Vatikans mit Missbrauchs-Skandalen in der Kirche. Schlagzeile: „Vatikan deutet Änderungen im Kirchenrecht zum Missbrauch an.“
US-Kardinal Levada, der Präfekt der Glaubenskongregation, habe bei einem Dinner spontan geäußert, dass der Vatikan vielleicht die Verjährungsfristen bei
Missbrauchs-Fällen revidieren könnte. Vertreter der US-Kirche sind nach Angaben des Blattes froh, dass der Papst das Thema Pädophilie-Skandale so beherzt
angesprochen hat. Die Bischöfe hätten monatelang im Vatikan Druck gemacht, dass der Papst doch ein Treffen mit Opfern in sein Programm aufnehmen solle; im
Februar sei dann eine Zusage gekommen. Dieser Darstellung scheint allerdings ein Zitat des Bostoner Kardinals Sean O`Malley etwas zu widersprechen, das die
„New York Times“ im Innenteil wiedergibt: „Wir machten Vorschläge, sie machten Vorschläge. Aber dieses Treffen mit den Opfern war vor allem eine
persönliche Initiative des Papstes.“ Den Auftritt Benedikts vor der UNO nennt das Blatt eine „Globale Botschaft der Menschlichkeit“, so die
Überschrift des Artikels, und ansonsten bringt es eine interessante Recherche über die Geschichte der Deutschen in New York. „Er zieht sie an den
Ohren“ – das ist die Schlagzeile des spanischsprachigen „Diario“ zur UNO-Rede des Papstes. Benedikt habe vor allem „Machtkonzentration
angeprangert“. Die Zeitung berichtet über Proteste gegen den Papst in der Nähe des UNO-Gebäudes, die in anderen Blättern kaum vorkommen, und stellt eine
Latina vor, die angibt, auf Fürsprache Johannes Pauls II. geheilt worden zu sein. Die „Daily News“ gibt ein verblüffendes Beispiel dafür, was der
Papstbesuch in New York so alles bewirkt: Kinder hätten, um den Papst sehen zu dürfen, ihre Zimmer aufgeräumt. „Wären Sie nicht auch gern ein Papst?“
fragt die „New York Post“ in einem Kommentar. Aber dann geht es, wie sich herausstellt, um Priesterberufungen: „Der Papstbesuch hätte in keinem besseren
Augenblick kommen können als jetzt, da die US-Kirche am Boden liegt, weil ihr die Priester ausgehen“, urteilt das Blatt. „Vielleicht ist das genau der
richtige Augenblick, um eine Wende einzuleiten.“ Wie viele andere Zeitungen bringt das Blatt bunte, teilweise rührende Berichte über die Menschen, die
die Straßen säumen, um dem vorbeifahrenden Papst zuzuwinken. Dass eine Star-Köchin für den Papst das Dinner zusammenstellen durfte, wird ebenfalls erwähnt
– und dass die Sicherheitsmaßnahmen so scharf sind, dass sogar der New Yorker Kardinal Egan einen umgehängten Ausweis um den Hals tragen müsse. Tenor in
den Blättern ist allgemein, was „Newsday“ in einer Überschrift formuliert: „Journey of reconciliation“ – eine Reise der Wiederversöhnung.
(rv)
USA: Die politischen Implikationen des Papst-Besuchs Die Papstreise
ist nicht nur eine rein religiöse Veranstaltung, sie hat auch politische Implikationen – die Stichworte heißen da Wahlkampf, George Bush, UNO. Darüber
sprach unser Korrespondent Stefan Kempis mit dem New Yorker Verantwortlichen der deutschen Friedrich-Ebert-Stiftung, die den Sozialdemokraten nahesteht. Erste
Frage an Jürgen Stetten: Woher kommt dieses überraschend große Interesse der Amerikaner am Papstbesuch? „Die amerikanische Gesellschaft ist sehr stark von
Religion beeinflusst, und Religion spielt hier im öffentlichen Bewusstsein, aber auch im Leben der Menschen eine viel größere Rolle als in Deutschland. Deshalb
überrascht mich das überhaupt nicht, dass die Amerikaner sehr emotional und auch sehr interessiert auf diesen Papstbesuch reagieren.“ Wie kommt es zu
dieser Rolle der Religion, auch in der öffentlichen Wahrnehmbarkeit? Es gibt doch auch hier in den USA eigentlich die Trennung von Staat und
Religionsgemeinschaften. „Das mag auf den ersten Blick paradox erscheinen, dass ausgerechnet dieses Land, das einerseits historisch sozusagen aus der Abkehr
von der Staatskirche in England entstanden ist, der Religion so eine starke Rolle gibt… dass auch der Präsident persönlich den Papst am Flughafen abholt,
ein Privileg, das er keinem anderen Staatschef, der in seiner Amtszeit die USA bereist hat, zuteil werden ließ. Doch man muss andererseits natürlich sehen: Im
Leben der Menschen spielt Religion eine sehr große Rolle, und die Engländer, die damals nach Amerika ausgewandert sind, sind ja hierhin gekommen, um
Freizügigkeit in der Religionsausübung zu haben. Die Amerikaner sehen es auch nicht als Widerspruch an, dass staatliche Funktionsträger gegenüber religiösen
Praktiken oder Würdenträgern keinerlei Berührungsängste haben. Aber sie nehmen insgesamt eine sehr offene Haltung verschiedenen Religionen gegenüber ein. Man
muss also auch berücksichtigen,dass dieses Privileg dem Papst zuteil wird, hat auch damit zu tun, dass man gleichzeitig auch anderen Religionen gegenüber sehr,
sehr offen ist.“ Sie beobachten hier die Spätphase der Regierung Bush, und wie Sie gesagt haben, hat Bush den Papst mit allen Honneurs empfangen, die
nur möglich sind. Ist – paradox formuliert – der Papst jetzt aus politischer Sicht so etwas wie Bushs letzter Verbündeter im Westen? „Ja –
man kann es schon so sehen, dass Bush diese Gelegenheit nutzt, um auch mal wieder in der Öffentlichkeit stark aufzutreten und sich als beliebter, von außerhalb
der USA von wichtigen Personen gefragter Gesprächspartner und Gastgeber zu präsentieren. Er musste ja in den letzten Monaten und Jahren einige Kritik
einstecken, nicht zuletzt im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg, und solche Gelegenheiten hat er nicht allzu oft – das spielt natürlich eine große Rolle.
Aber ich glaube, dass auch jeder andere Präsident einen solchen Besuch ähnlich genutzt hätte.“ Benedikt XVI. wird auch an Ground Zero in Manhattan
beten, dem Ort der Terroranschläge vom 11. September 2001. Was, glauben Sie, wird das für ein Bild sein, und wie wird es auf die amerikanische Öffentlichkeit
wirken? „Ich halte es für eine sehr gute Entscheidung, dass er dort auftreten wird. Wir haben eben über das Thema Emotionalität gesprochen – natürlich
ist der Anschlag vom 11. September 2001 das größte, emotionalste Thema, was die amerikanische Öffentlichkeit nach wie vor bewegt. Ich denke, er war gut
beraten, dort ein Zeichen zu setzen, und ich denke, dass das von der Öffentlichkeit hier sehr positiv wahrgenommen wird.“ (rv)
New York: St.-Patricks-Kathedrale – Ein Porträt von Stefan Kempis
Schauplatz der Papstmesse von diesem Samstagmorgen: die St.-Patricks-Kathedrale von New York. Ein Kurzporträt der Kirche von Stefan Kempis, der sie am Abend
vor der Papstmesse besucht hat.Wir sind in „Midtown“, dem Stadtviertel der Wolkenkratzer, schicken Geschäfte und Menschenmassen. Gelbe Taxis und
Polizeiautos rasen durch die – ja, hier kann man wirklich von „Straßen-Schluchten“ sprechen. Es ist gleichzeitig ein Viertel mit vielen Kirchen:
anglikanischen, orthodoxen, protestantischen usw. Katholische St.-Patricks-Kirchen gibt es nun zwei in New York: eine ältere an der Südspitze von Manhattan, da
wo die italienischen und irischen katholischen Einwanderer als erstes Fuß fassten. Und diese hier, die „Neue“ oder „Große“ St.-Patricks-Cathedral:
ein neugotischer Bau aus hellem Stein mit zwei Türmen, der inmitten dieser Hochhäuser zunächst winzig wirkt.Der Eindruck ändert sich aber, wenn man die
Kathedrale betritt: Sofort umgibt einen größere Stille, und dem Betrachter werden die Dimensionen des Gebäudes klar. 100 Meter Länge, 50 Meter Breite –
ein hoher Raum, würdiges 19. Jahrhundert. Etwa 3000 Menschen finden hier Platz. Schon am Eingang eine kleine Büste von Papst Paul VI., eine größere von
Johannes Paul II. – beide haben diese Kirche während ihrer Amtszeit besucht – und ein Gemälde von Benedikt XVI., das gerade erst fertig gemalt zu
sein scheint. Eine Besucherin erkundigt sich bei einem freiwilligen Helfer von einer Kirchenbank zur nächsten, wann denn der Papst kommt. Machen Sie sich da
keine Hoffnungen, antwortet der – den bekommen Sie nicht zu sehen, da wird hier alles komplett abgesperrt.Überall in der Kirche weiße Marmordekorationen.
Links und rechts Kapellen, die den großen Heiligen der Einwanderer geweiht sind, welche hier beten: Die Polen haben zum Beispiel eine Kapelle mit dem
enigmatischen Gesicht der Schwarzen Madonna von Tschenstochau. Über dem Hauptaltar: ein detailfreudig gearbeitetes, goldenes Ziborium. Unter denen, die in
dieser Kathedrale beigesetzt sind, ist auch Pierre Toussaint: ein freigelassener haitianischer Sklave mit großem religiösem Charisma. Das Erzbistum von New
York bemüht sich um seine Seligsprechung.Es ist halb sechs Uhr abends: Ein Priester beginnt mit der letzten Messe vor Benedikt. In ein paar Stunden zelebriert
hier der Papst. In Washington hat er nicht die Kathedrale besucht – hier in New York tut er es. (rv)
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20.04.08
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Papstbesuch in den USA (6. Tag)
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„Herr, bring deinen Frieden in unsere Welt der Gewalt
.“ - ein Stimmungsbericht von Stefan Kempis An
diesem Sonntag Morgen hört man in Manhattan ständig Polizeisirenen heulen, und über den Hochhäusern knattern Hubschrauber. Es ist ein grauer, nebliger Tag;
die Spitze des „Empire State Building“, des seit dem Terror-September 2001 höchsten Hochhauses hier, verschwindet im Dunst. Rund um Ground Zero:
Dutzende von Kaugummi-kauenden Polizisten, abgesperrte Straßen, viele Fernsehkameras; viele New Yorker auch, die sehen wollen, wie der Papst hier betet. An
normalen Wochenenden ist der Ort, wo einmal das „World Trade Center“ stand, eine riesige Baugrube; für den heutigen Anlass haben Arbeiter eine riesige
Rampe in die Grube hinein gebaut, geschmückt mit US-, New-York- und Vatikan-Fahnen.
In der Grube, siebzig, achtzig Meter unter Straßenniveau, von Scheinwerfern hell angestrahlt: eine für diesen Anlass
geschaffene Ebene, wo den Papst einige Lokalpolitiker erwarten, Überlebende des 11. September, Angehörige von Terror-Opfern und Helfer.
Leise Cellomusik erklingt, als das Papamobil langsam die Rampe zum „Bed Rock“ hinunterfährt. Benedikt trägt wegen
der Kühle einen Mantel, sein Sekretär und New Yorks Kardinal Egan begleiten ihn; die kugelsicheren Fenster des Papst-Autos sind geschlossen, ein paar
Sicherheitsleute begleiten es zu Fuß. Der Papst geht zielstrebig zu einer weißen Kniebank, die in der Mitte steht, und betet still; derweil hat auch die
Musik ausgesetzt, man hört nur das Klicken der Foto-Blitzlichter. Dann entzündet er, während immer noch Stille herrscht, eine Kerze und schützt dabei die
Flamme mit der Hand, damit sie nicht ausgeht, denn es ist windig hier unten. Und schließlich betet er laut ein vorbereitetes Gebet, Kernsatz: „Herr, bring
deinen Frieden in unsere Welt der Gewalt.“
Benedikt besprengt den Ground Zero mit Weihwasser, dann erteilt er seinen Segen. Einer nach dem anderen treten die etwa
dreißig Menschen, die hier unten auf ihn gewartet haben, zu ihm, Menschen, die in irgendeiner Weise vom Terror des 11. September betroffen waren; Kardinal
Egan stellt sie vor, und sie geben dem Papst die Hand – viele küssen auch seinen Ring – und reden kurz mit ihm. Unter ihnen ist auch die
Schwester des Franziskanerpaters, der beim Einsturz des Nordturms starb, als er gerade Verletzten zur Hilfe eilte. Um zehn Uhr Ortszeit läuten kurz die
Glocken von der alten St-Pauls-Chapel herüber. Noch ein Händedruck mit den anwesenden Politikern, dann schlägt Benedikt XVI. ein Kreuzzeichen, verbeugt sich
grüßend und besteigt wieder das Papamobil. Sein Besuch an Ground Zero hat keine dreißig Minuten gedauert. Eine nüchterne, ernste Zeremonie. Seine Kerze ist
gleich wieder ausgegangen; eine Frau von der Sicherheit zündet sie mit ihrem Feuerzeug wieder an. Einige der Menschen, die gerade am Ground Zero dem Papst
begegnet sind, knien sich jetzt auch auf Benedikts Kniebank und beten einen Moment… (rv)
Ground Zero und die Bomben auf Köln – Gedanken eines alten Amerikaners
Daniel Coleman ist ein New Yorker Banker und Finanzexperte – Amerikaner, aber aufgewachsen im Rheinland. Er hätte zu gerne den Papst am „Ground
Zero“, dem Schauplatz der Terroranschläge des 11. September 2001, getroffen, um sich mit ihm zu unterhalten. Unser Korrespondent Stefan Kempis fragte
Coleman kurz vor dem Papst-Gebet am „Ground Zero“, was das für ein Bild sein wird – der betende Benedikt an der Stelle des zerstörten „World
Trade Center“.
Papst an die Jugendliche: „Die Wahrheit ist nichts Aufoktroyiertes“
Einen Vorgeschmack auf das kommende Weltjugendtreffen in Sydney: Papst Benedikt hat in New York Jugendliche und Seminaristen im Priesterseminar „St.
Joseph“ getroffen. Zur Begrüßung spielte ein Jugendorchester der Bewegung „Comunione e Liberazione“ ein Willkommenslied. Der Gastgeber des
Treffens war Kardinal Edward Egan, Erzbischof von New York. Er stellte Benedikt XVI. 15 Jugendliche vor, zwei davon sind junge Seminaristen und zwei
Ordensfrauen. Insgesamt waren über 20.000 Jugendliche anwesend. Dann überreichten die 15 Vertreter der Jugend dem Papst Brot, Reis und Mais als Symbole für
die kulturelle Vielfalt der amerikanischen Kirche sowie sechs Bilder von Heiligen, Seligen und „Diener Gottes“ aus der ostamerikanischen Metropole. Und
da der Papst an diesem Samstag sein drittes Amtsjahr feierte, sangen die Jugendliche ihm zu Ehren ein Lied auf Deutsch. Der Papst bedankte sich dafür und
lobte ihre „Deutschkenntnisse“. Anschließend hielt er eine Rede an die Jugend. „Meine Jahre als „Teenager“ sind ruiniert worden von einem
unglückseligen Regime, das glaubte, für alles Antworten zu haben; sein Einfluss wuchs – und drang in Schulen und andere gesellschaftlichen
Einrichtungen ein, wie auch in die Politik und sogar in die Religion – bevor man erkannte, was für ein Monstrum dieses Regime war. Dieses Regime
ächtete Gott, und so wurde es unempfänglich für alles, was es an Wahrem und Gutem gab. Viele Eurer Eltern und Großeltern werden euch von dem Horror der
Zerstörung erzählt haben, der darauf folgte. Einige von ihnen kamen in der Tat nach Amerika, um diesem Terror zu entkommen.“ Die Jugend sei immer
auf der Suche nach der Wahrheit, so der Papst weiter. „Und anstelle der Wahrheit – oder besser ihrer Abwesenheit – hat sich die Vorstellung
breit gemacht, dass man die Freiheit dadurch sichert und dadurch das Gewissen befreit, indem man unterschiedslos allem denselben Wert beimisst. Und das genau
nennen wir Relativismus. Aber welches Ziel hat eine „Freiheit“, die im Leugnen der Wahrheit das Falsche und Ungerechte verfolgt? Wie vielen
Jugendlichen hat sich eine Hand angeboten, die sie im Namen der Freiheit in die Drogensucht geführt hat, zur moralischen oder intellektuellen Verwirrung, zur
Gewalt, zum Verlust der Selbstachtung, ja zur Verzweiflung und auf diese Weise tragischerweise bis hin zum Selbstmord? Liebe Freunde, die Wahrheit ist nichts
Aufoktroyiertes. Noch ist sie einfach eine Ansammlung von Regeln. Wahrheit bedeutet, jemanden entdecken, der uns nie verrät; Sie bedeutet, jemand entdecken,
auf den wir immer vertrauen können.“ Freiheit sei ein wichtiges Gut, so der Papst. „Die fundamentale Bedeutung der Freiheit muss strengstens
geschützt werden. Es ist daher nicht überraschend, dass viele Individuen und Gruppen laut und öffentlich ihre Freiheit einfordern. Aber die Freiheit ist ein
delikater Wert. Sie kann missverstanden oder schlecht gebraucht werden, so dass sie nicht in das Glück führt, das wir uns alle von der Freiheit erwarten,
sondern in ein dunkles Szenario der Manipulation, in dem unsere Selbstwahrnehmung und die Wahrnehmung der Welt durcheinander gerät oder gar verzerrt wird von
Leuten, die im Geheimen ihre eigenen Ziele verfolgen.“ (rv)
„Starke
Emotionen“ - Ein Tagesrückblick auf den Samstag von unserem Korrespondenten in New York Stefan Kempis
Wie war der vorletzte Reisetag des Papstes?
Also, er hat mit starken Emotionen angefangen. Die New Yorker sind schon seit Tagen durch Dauerberichterstattung in den
Medien, durch Staus und Polizei auf die Visite vorbereitet worden – jetzt wollten sie den Papst aber auch wirklich sehen. Darum kamen sehr viele am
Morgen nach Manhattan, um in der Nähe der Patricks-Kathedrale wenigstens einen Blick auf diesen Mann zu werfen, von dem die Presse immer wiederholt, er stehe
Gott näher als irgend jemand sonst. Das war ein besonderer Moment, denn so viele Momente gibt es nicht auf dieser Reise, bei der die Menschen ohne
Platzkarten und Schlangestehen den Papst sehen können. – Die Messe in der Kathedrale wirkte dann irgendwie sehr europäisch: Sie hätte vom visuellen
Eindruck her auch irgendwo in Europa, in Irland etwa, stattfinden können. Die Predigt Benedikts war meiner Meinung nach die beste, die er bisher in den USA
gehalten hat: Der Versuch, die bösen Geister der Pädophilie-Skandale und der Entmutigung auszutreiben. Am Nachmittag gab es dann ein großes Jugendtreffen
mit dem Papst… Ja – ein richtiges Fest, wie die Amerikaner das eben können, mit Popstars und Tänzern, die einheizten, bevor der Papst kam. Für
Benedikt XVI. war das vielleicht fast schon ein bisschen zuviel Geschrei und Jubel, man sah ihm an diesem Samstag eine große Müdigkeit an, aber auch eine
gewisse innere Bewegung. Der schönste Moment war aber wohl gar nicht dieses Jugendfest mit dem Papst, sondern kurz vorher seine Begegnung mit Behinderten;
dieser Papst wirkt eben besonders im kleineren Rahmen. Das hat man auch schon am Freitag bei seinem Besuch einer Synagoge gesehen. Dieser Besuch in der
Synagoge ist ja in den amerikanischen Medien wie ein Durchbruch gefeiert worden – woran liegt das? Ja, das hat mich auch überrascht. Es wird wieder
und wieder betont, das sei der erste Papstbesuch in einer Synagoge auf US-Boden. Wahrscheinlich liegt es an der starken jüdischen Präsenz in New York, dass
dieser Programmpunkt soviel Beachtung fand. Und es war auch von der Stimmung her etwas ganz Anderes als seine Visite in der Kölner Synagoge: Dort dominierte
damals die Erinnerung an den Holocaust und das mahnende „Nie wieder“; hier in New York gab es schon die Feststimmung wegen des Osterfestes, das die
Juden gerade feiern. Außerdem sprach in Köln der Rabbiner nur gebrochen deutsch; hier in New York dagegen war es ein Mann aus dem, sagen wir mal, gleichen
Kulturkreis wie der Papst, aus dem österreichischen nämlich. (rv)
„Benedikts Charisma der Ehrlichkeit“ – Presseschau vom Sonntag, zusammengestellt von Stefan Kempis
Die New Yorker Zeitungen bringen zum Papstbesuch Sonderseiten mit vielen Fotos und bunten Berichten. „Come to papa“, Kommt zum Papa, titelt die
„New York Post“ und zeigt einen Benedikt auf dem ganzseitigen Titelbild, der lachend die Arme ausbreitet. „Die Leute spüren sein Charisma der
Ehrlichkeit“, meint eine Kommentatorin im Innenteil des Blattes und fährt fort: „Wen das nicht anrührt, der ist überhaupt nicht lebendig.“ Der
Artikel fährt fort: „What a hit, what a trip, what a triumph – welch ein Schlag, welch eine Reise, was für ein Triumph! Aber da war noch mehr: Seit
dieser Woche ist Benedikt wirklich der Führer der Katholiken in Amerika. Ein Durchbruch, den er auf seine sanfte Tour erreicht hat. Die Amerikaner kennen ihn
jetzt.“ In einem weiteren Artikel der „New York Post“ wird über den baldigen Abgang des bei vielen unpopulären New Yorker Kardinals Edward Egan
spekuliert – und ausführlich über einen Wasserfleck berichtet, der an einer Zimmerdecke in der Stadt aufgetaucht sei und das Gesicht Jesu zu zeigen
scheine. Ein Wunder?
Respekt für Ground Zero „City of
Love“, Stadt der Liebe – das ist die Schlagzeile der „Daily News“, ebenfalls mit Papstbild auf dem Titel und mit 12 Sonderseiten zur
Visite. Ein Kommentator schreibt zum Gebet Benedikts an „Ground Zero“, dem Ort des Terrors vom 11. September 2001: „Dieser Respekt des Papstes für
Ground Zero macht ihn zu einem heiligen Ort. Und beschämt alle, die den Ground Zero nur noch wie eine Baustelle behandeln.“ Dass der Papst an diesem
Sonntag an die Terror-Opfer des 11. September erinnert, beschäftigt auch die Zeitung „Newsday“: Sie porträtiert den Priester, der beim Einsturz des
„World Trade Center“ starb: Michael Judge, ein Franziskaner. Feuerwehr-Seelsorger, sozial engagiert, vor allem im Kampf gegen Aids, alkoholkrank
– eine Persönlichkeit mit Ecken und Kanten. „Ein New Yorker eben“, urteilt „Newsday“ stolz. Und schreibt dann: „Wenn der Papst zum Ground
Zero hinabsteigt, dann wird er dort in Gedanken auf Father Michael treffen. Zwei katholische Priester: ein Deutscher und ein New Yorker. Ein majestätischer
und ein ganz gewöhnlicher. Alte und neue Kirche. Gott segne sie alle beide.“
Die Papstreise nimmt in den Medien einen breiten Raum ein
Auch „Newsday“ berichtet mit 16 Seiten ausführlich und sehr positiv über den Papstbesuch – vor allem über die Freude der Menschen in der
Stadt, den Papst bei sich zu haben und wenigstens aus der Ferne einmal zu sehen. Ein Artikel beschäftigt sich mit dem früheren New Yorker Bürgermeister und
Ex-Präsidentschaftskandidaten Rudy Giuliani, der am Samstag bei der Messe Benedikts in der St.-Patricks-Kathedrale dabei war. Giuliani ist Katholik, aber zum
dritten Mal verheiratet und ein Befürworter der Abtreibung – und dennoch ging er bei der Papstmesse zur Kommunion. Ob ihm das nichts ausmache, dass er
damit ein strenges kirchliches Gebot breche? Seine Antwort: „No.“
Einwanderer – in den USA ein heißes Eisen
Die „New York Times“ macht auf ihrer Titelseite, aber nicht sehr prominent platziert, den Einsatz des Papstes für Einwanderer zum Thema.
Benedikt „rührt an einen wunden Punkt“, heißt die entsprechende Überschrift. Zwar habe sich der Papst bemüht, sich bei seinem Eintreten für die
Immigranten aus der politischen Debatte in den USA herauszuhalten. Doch ein republikanischer Politiker aus Colorado, den man als Gegner der „Illegals“
kennt, reagiere sehr scharf: Das sei „Marketing auf Glaubens-Basis“. Dem Papst gehe es offenbar darum, „auf Biegen und Brechen neue Kirchenmitglieder
zu gewinnen.“ Die „New York Times“ gibt zu bedenken, dass viele der katholischen Latinos, die in die USA kommen, dort zu pfingstkirchlichen
Bewegungen „überlaufen“. In einem weiteren Artikel urteilt die Zeitung, dem „Schatten Johannes Pauls“ könne sein deutscher Nachfolger nicht
entkommen; die Zuneigung zum früheren Papst sei „immer noch außergewöhnlich“. (rv)
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20.04.08
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Kurienkardinal López Trujillo gestorben
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Und eine traurige Nachricht erhielt der Papst
während seines Aufenthalts in den Vereinigten Staaten: Der kolumbianische Kurienkardinal, Alfonso Lòpez Trujillo, ist am Samstag im Alter von 72 Jahren
gestorben. Der Präsident des Päpstlichen Familienrates befand sich seit einem Monat wegen Gesundheitsproblemen in einer römischen Klinik. Lopez äußerte
sich immer wieder zu Sexualmoral und Empfängnisverhütung, zu Abtreibung und Euthanasie. Er war bekannt für konservative und zum Teil deutlichen
Stellungnahmen. Lopez galt als ausdrücklicher Gegner der Befreiungstheologie. Nach seinem Tod zählt das Kardinalskollegium 195 Mitglieder. Von ihnen sind
nun 118 jünger als 80 und dürften somit an einer Papstwahl teilnehmen. Lopez wurde am 8. November 1935 als Sohn einer Oberschichtfamilie in
Villahermosa im Bistum Ibague geboren. Er studierte in Bogota und Rom, 1962 kehrte er in seine Heimat zurück. Bekannt wurde er, als er 1968 bei der zweiten
Vollversammlung des Lateinamerikanischen Bischofsrates CELAM in Medellin mitwirkte. 1972 wurde der inzwischen zum Weihbischof beförderte Geistliche
CELAM-Generalsekretär. Auch bei der Vorbereitung der CELAM-Generalversammlung in Puebla 1979 wirkte Lopez Trujillo mit; im selben Jahr ernannte ihn Papst
Johannes Paul II. zum Erzbischof von Medellin, wenig später wurde er CELAM-Präsident. 1990 verließ Lopez Kolumbien und folgte dem Ruf des Papstes nach Rom.
(rv)
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21.04.08
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Von der USA-Reise zurück
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USA-Reise: Papst dankt für Gastfreundschaft…
Papst Benedikt XVI. ist von seiner USA-Reise in den Vatikan zurückgekehrt. Nach achtstündigem Flug traf
die Sondermaschine um 10.35 Uhr auf dem römischen Flughafen Ciampino ein. Von dort begab er sich in den Vatikan. Benedikt XVI. hatte seit Dienstag
Washington und New York besucht. Es war die achte Auslandsreise des Kirchenoberhaupts. Am Sonntagabend um 22.00 Uhr Ortszeit, also gegen 2.00 Uhr
nachts mitteleuropäischer Zeit, hatte Benedikt XVI. seinen Besuch in den Vereinigten Staaten beendet. Bei der Abschiedszeremonie auf dem Flughafen
„Kennedy“ in New York versammelten sich rund 5.000 Menschen der Diözese Brooklyn, sowie zivile und kirchliche Autoritäten. Der Vizepräsident der
Vereinigten Staaten, Richard B. („Dick“) Cheney, dankte dem Papst für seinen Besuch an der Ostküste. Benedikt XVI. bedankte sich für die
herzliche Aufnahme und Gastfreundschaft. „Es war eine Freude für mich, Zeuge des Glaubens und der Hingabe der katholischen Gemeinschaft hier zu
sein“, so der Papst wörtlich. Zugleich erinnerte er an die Treffen mit Vertretern anderer christlicher Konfessionen und anderer Religionen während
seiner Reise. Er sprach ihnen seinen Respekt und seine Wertschätzung aus.
…und mahnt zu Gerechtigkeit Als
einen Höhepunkt seines Besuchs nannte Benedikt XVI. die Möglichkeit, vor der UNO-Vollversammlung sprechen zu dürfen. Erneut erinnerte er an die
Verabschiedung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte vor 60 Jahren und äußerte sich dankbar für die erreichten Fortschritte beim Schutz der
Grundrechte. Zugleich rief er zu einem unermüdlichen Einsatz für Gerechtigkeit und ein friedliches Miteinander zwischen Völkern und Nationen auf. Mit
Blick auf Ground Zero sagte der Papst, der Besuch werde seinem Gedächtnis unauslöschlich eingeprägt bleiben. Er bete für eine Zukunft mit größerer
Brüderlichkeit und Solidarität, wachsendem gegenseitigen Respekt und einem erneuerten Glauben an und Vertrauen in Gott. Zum Abschied rief Benedikt XVI.:
„Gott schütze Amerika“. Ein Helikopter der US-Luftwaffe hatte den Papst von Manhattan zum 30 Kilometer entfernten internationalen Flughafen
gebracht. Von dort startete Benedikt XVI. an Bord einer Sondermaschine nach Italien. (rv/kna)
USA: Gebet am Ground Zero
Vielbeachtet und erwartet: Der Besuch Benedikts XVI. am Ground Zero, wo bis zum 11. September 2001 das World-Trade-Center stand. In der Grube,
siebzig, achtzig Meter unter Straßenniveau, von Scheinwerfern hell angestrahlt, stand eine für diesen Anlass geschaffene Ebene, wo den Papst einige
Lokalpolitiker, Überlebende der Terroranschläge des 11. September, Angehörige von Terror-Opfern und Helfer erwarteten. Papst Benedikt XVI. besuchte
den Gedenktort in Manhattan am Sonntag. Dort sprach er ein Gebet für die Opfer des Terroranschlags. Es war einer der emotionalen Höhepunkte der
sechstägigen USA-Reise des Kirchenoberhaupts.
Vatikan: P. Lombardi über die Bedeutung des Besuchs an Ground Zero
Auch der Leiter des vatikanischen Pressesaals und Generaldirektor von Radio Vatikan, Pater Federico Lombardi, zieht ein positives Resümee. Vor allem
der Besuch Benedikts XVI. an Ground Zero habe – neben der Rede vor der UNO - eine entscheidende Bedeutung gehabt: „Der Papst ist dorthin
gegangen, um zu beten. Er hat keine großen Reden gehalten. Er ist dorthin gegangen, um in sich zu gehen. Und so ist sein Besuch auch eine Einladung an
uns, über dieses Geheimnis nachzudenken, das der 11. September darstellt. Es ist das Geheimnis des Bösen, das sich mit einer unverständlichen
Aggressivität und Gewalt in unserer Geschichte und auch immer wieder in unseren Tagen zeigt. Eine selbstzerstörerische Gewalt, die den Tod Tausender
Unschuldiger in Kauf nimmt, ohne sich darum zu kümmern, dass damit die Existenzen vieler Menschen ausgelöscht oder zutiefst erschüttert werden. Zugleich
hat dieser Besuch aber auch daran erinnert, dass sich Menschen in erschütternder Weise mit anderen solidarisch gezeigt haben! Mir war nicht klar, dass
von den 3.000 Opfern 400 Helfer sind, die bei den Rettungsaktionen ums Leben kamen. Es sind mehr als 340 Feuerwehrmänner ums Leben gekommen. Zum Tod der
Unschuldigen ist also auch noch das Opfer derjenigen gekommen, die ihr Leben hingegeben haben, um anderen zu helfen.“ Das dürfe man nicht
vergessen, so Lombardi. „Das ist das Element der Hoffnung, das in diesem dramatischen und tragischen Ereignis verborgen liegt. Das gibt uns die Kraft,
nach vorne zu schauen, weil wir sagen können: „Es gibt nicht nur das Böse, es gibt auch das Gute!“ Mit dieser Einstellung müssen wir in die Zukunft
schauen. Wir dürfen uns nicht entmutigen lassen, sondern wir müssen weiter mitarbeiten an der Gestaltung einer besseren gesellschaftlichen Zukunft auf
der Basis der Prinzipien, an die Benedikt XVI. vor der UNO erinnert hat, also die Menschenwürde, die Anerkennung Gottes als den Schöpfer und all jene
Prinzipien, die zu erkennen Christus, unsere Hoffnung, uns hilft.“ (rv)
Vatikan: Papst der Hoffnung – ein Kommentar
Benedikt XVI. ist zurück im Vatikan. Ein Kommentar zur achten Auslandsreise des Papstes von Pater Eberhard von Gemmingen: „Es mag uns erstaunen,
dass die USA-Reise des Papstes „drüben“ offenbar als großer Erfolg wahrgenommen wurde. Die Medien an der Ostküste jedenfalls haben den Papst als
Hoffnung gefeiert - „The pope our hope“. Registriert wird, dass er nicht von Terrorismus gesprochen, wohl aber für alle Menschen gebetet hat, die
von Hass bewegt werden. Auch ein herausragender französischer Muslim hat gegenüber Radio Vatikan den Auftritt von Benedikt sehr gelobt. Ähnliche
muslimische Stimmen gibt es im arabischen Raum. Wichtiger aber ist das Papstlob aus den USA selbst. Man muss registrieren: Mit den zwei schwersten Übeln
der USA – Kindesmissbrauch und Anschlag auf das World-Trade-Center – hat sich der Papst meisterhaft auseinandergesetzt. Und vor allem gilt:
In den USA sind Modernität und Religion keine Gegensätze. Dort gelten ganz nach Benedikts Geschmack Glaube und Vernunft. Und wenn wir Europäer heute oft
wegen der US-Politik auf Amerika hinunterschauen, so sollten wir vielleicht auch registrieren, dass sie uns voraus sind im entspannten Verhältnis
zwischen Glaube und Modernität. Von Untergang der Religion kann „drüben“ nicht die Rede sein. Im Gegenteil. Religion ist so normal wie Elektronik.
Wir Europäer hinken hinterher mit unserem Verstecken des Religiösen. Wir glauben noch allzu oft den Scheingelehrten, die behaupten, Religion sei vorbei.
Millionen Amerikaner, Afrikaner und Asiaten lehren uns: Mit Religion lebt es sich besser.“ (rv)
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5/2008
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01.05.08
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Vatikan: Papst lobt US-Gesellschaft
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Die Kirche muss sich weiterhin für
internationale Beziehungen im Zeichen von Verantwortung und Solidarität einsetzen. Das hat Papst Benedikt XVI. an diesem Mittwoch betont. Bei der
Generalaudienz auf dem Petersplatz hielt er Rückschau auf seine Pastoralreise in die USA. In seiner Rede vor der UNO-Vollversammlung habe er vor allem
die große Bedeutung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte vor 60 Jahren unterstreichen wollen. Die Vereinigten Staaten bezeichnete das
Kirchenoberhaupt als „Heimat der Religionsfreiheit“. Von jeher wirkten dort religiöse, ethische und politische Prinzipien zusammen. Das Land sei
ein gelungenes Beispiel für eine „gesunde Laizität“. Die Kirche könnte in voller Freiheit ihren Verkündigungsdienst ausüben und gleichzeitig als
„kritisches Gewissen“ zum Aufbau einer menschenwürdigen Gesellschaft beitragen, betonte Benedikt XVI. Auf Deutsch sagte er: „Die
ereignisreichen Tage vom 15. bis zum 21. April standen unter dem Motto ,Christus unsere Hoffnung’. Mein Ziel war es, als Nachfolger Petri meine
Brüder und Schwestern im Glauben an den Auferstanden zu stärken und zu einem geisterfüllten Dienst an ihren Mitmenschen und an der Gesellschaft zu
ermutigen. Die zahlreichen, auch für mich persönlich bereichernden Begegnungen und liturgischen Feiern kann ich hier nur kurz ansprechen: der Empfang
im Weißen Haus, das Treffen mit den Bischöfen und mit den Professoren und den Studierenden katholischer Bildungseinrichtungen, die heilige Messe im
Stadion von Washington, der Austausch mit Vertretern anderer Religionen, besonders mit unseren jüdischen Brüdern und Schwestern, die ökumenische
Vesper, die Ansprache bei den Vereinten Nationen anlässlich des 60. Jahrestags der Menschenrechtserklärung, die Eucharistiefeier mit Priestern und
Ordensleuten in der St.-Patricks-Kathedrale, die stillen Minuten des Gebets am Ground Zero in Manhatten, das Jugend- und Seminaristentreffen und
schließlich der Abschlussgottesdienst im Stadion von New York.“ An die rund 20.000 Gläubigen wandte Benedikt sich in zehn Sprachen. Sein
Segenswunsch für die deutschsprachigen Pilger: „Beten wir, dass diese jüngste Apostolische Reise reiche Frucht bringe und dass der Heilige Geist,
den wir in den Tagen vor Pfingsten mit der ganzen Kirche erwarten, unseren Glauben erneuere. Der Herr segne euch und eure Familien.“ (rv)
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14.05.08
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Kardinal Bernardin Gantin, früherer Dekan des Kardinalskollegiums, ist tot
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Der aus Benin stammende westafrikanische Kirchenmann starb am Dienstag im Alter von 86
Jahren in einer Pariser Klinik, wie an diesem Mittwoch bekannt wurde. Gantin, der 1978 zum Präsidenten des Päpstlichen Rats Cor unum und 1984 zum
Präfekten der Bischofskongregation ernannt wurde, war der erste Afrikaner an der Spitze einer Vatikan-Behörde. Papst Benedikt XVI. würdigte in einem
Beileidstelegramm an den „Heimatbischof” Gantins den „fruchtbringenden Dienst” und die „große Treue” des ehemaligen Erzbischofs von
Cotonou. Nach Gantins Tod zählt das Kardinalskollegium 194 Mitglieder. Von ihnen sind 118 jünger als 80 und dürften somit an einer Papstwahl
teilnehmen. (rv)
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31.05.08
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Vatikan: Exkommunikation bei Frauenordination
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Die Glaubenskongregation hat am
Donnerstag ein Allgemeines Dekret erlassen zum Thema „Frauenordination”. In dem im „L`Osservatore Romano” veröffentlichten Text wird
betont, dass alle, die versuchen, Frauen zu Priesterinnen zu weihen, automatisch exkommuniziert sind. Dasselbe gelte für die Frauen, die sich an
der Weihe beteiligen. Die Kongregation für die Glaubenslehre möchte mit diesem Dekret „die Natur und die Gültigkeit des Sakraments der Weihe
schützen”, so der Text, der auf Latein und Italienisch veröffentlicht wurde. Das Dokument trägt den lateinischen Titel „Decretum generale de
delicto attentatae sacrae ordinationis mulieris”; es wurde bereits am 19. Dezember letzten Jahres von der Kongregation beschlossen. Von der
Exkommunikation seien auch Gläubige betroffen, die den mit Rom unierten Kirchen angehören. Der Sekretär der Glaubenskongregation, Erzbischof
Angelo Amato, hält das neue Dokument aus seinem Haus für notwendig, weil… „in einigen Regionen der Welt wieder so genannte Frauenordinationen
stattgefunden haben. Des weiteren handelt es sich auch um eine Hilfe für Bischöfe, damit alle Oberhirten eine gemeinsame Antwort zu diesem Thema
geben können.” Zur Gültigkeit einer Priesterweihe für Frauen sagt Amato: „Sie sind von vornherein ungültig - und das bedeutet, dass sie
nichtig sind. Es handelt sich nämlich nicht um „Ordinationen” im eigentlichen Sinn. Denn die kanonische Richtlinie der Kirche besagt, dass
„die heilige Weihe nur für einen getauften Mann gültig ist” (Can. 1024). Die Kirche fühle sich nicht berechtigt, den Willen ihre Stifters
Jesu Christi zu ändern, so Amato weiter, auch wenn das nicht der Sichtweise anderer christlicher Konfessionen entspricht. „Das ist aber nicht
nur in diesem Fall so. Jedenfalls befindet sich die katholische Kirche in guter Gesellschaft wenn man sieht, dass die altorientalischen Kirchen und
die orthodoxen Kirchen dieselbe Praxis beibehalten wie die katholische Kirche. Einige aus der Reformation hervorgegangene kirchliche Gemeinschaften
haben mit einer zweitausend Jahre alten Tradition gebrochen.” Bereits 1994 hatte Papst Johannes Paul II. im Apostolischen Schreiben
„Ordinatio Sacerdotalis” betont, dass die Priesterweihe nur Männern vorbehalten sei. Er erklärte, dass „die Präsenz und die Rolle der Frau im
Leben und in der Sendung der Kirche nicht an das Amtspriestertum gebunden sind”; dennoch „bleiben die Frauen für die Kirche absolut notwendig
und unersetzbar”. (rv)
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6/2008
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02.06.08
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Im Frühling 2010 darf das Turiner Grabtuch erneut zur öffentlichen Verehrung ausgestellt werden
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Das hat Benedikt XVI. auf Bitte des
Turiner Erzbischofs angeordnet, wie der Papst an diesem Montag Pilgern aus der Region der norditalienischen Stadt persönlich sagte. Minutenlanger
Applaus der Audienzgäste folgte der Ankündigung des Papstes. „Wenn der Herr mit Leben und Gesundheit gibt, hoffe ich, selbst dabei sein zu
können”, fügte Benedikt in freier Rede hinzu. Das Turiner Grabtuch war zuletzt im Heiligen Jahr 2000 öffentlich zu sehen gewesen. Rund eine
Million Gläubige waren damals in die norditalienische Stadt gekommen, um das Tuch zu sehen. (rv)
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02.06.08
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Kardinal Kasper zieht positive Bilanz
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Die russisch-orthodoxe Kirche will
mit dem Vatikan zusammenarbeiten, um die christlichen Werte Europas zu festigen. Das hat Patriarch Alexij II. dem päpstlichen
Ökumene-Verantwortlichen Kardinal Walter Kasper bei einem persönlichen Gespräch im Moskau zugesichert. Der Präsident des Päpstlichen Rates für
die Einheit der Christen bereiste in den vergangenen Tagen Moskau und die Russische Föderation auf Einladung des Metropoliten Kyrill von
Smolensk und Kaliningrad. Nach seiner Rückkehr sagte Kardinal Kasper im Interview von Radio Vatikan: „Der Patriarch und auch der Bischof haben
mir sehr deutlich gesagt: Es genügt nicht, die Mauern der oft zerfallenen Kirchen nach der kommunistischen Zeit zu restaurieren, wir brauchen
eine geistliche Erneuerung. Er will mit uns zusammenarbeiten, um die christlichen Wurzeln, die christlichen Werte Europas zu
befestigen.” Das Gespräch mit Alexij, dem Kasper dem Patriarchen auch ein persönliches Schreiben Papst Benedikts übermittelte, habe
fünf Viertelstunden gedauert, sagte Kasper. „Die Begegnung mit dem Patriarchen ist in einer sehr freundlichen Atmosphäre verlaufen, wir
haben über meine Reise gesprochen, er hat sich sehr gefreut über das Interesse an der orthodoxen geistlichen Tradition; natürlich hat er am
Ende auch die bekannten Fragen erwähnt, die die russisch-orthodoxe Kirche immer stellt. Es war aber kein Gegenstand einer langen Diskussion
darüber, auch was die so genannten unierten Kirchen angeht. Ich habe dann abgehoben auf die positive Entwicklung, die es gegenwärtig ja auch in
der Ukraine gibt.” Ein wichtiger Punkt im Gespräch mit dem Patriarchen sei auch die Fortführung des Dialogs mit allen orthodoxen
Kirchen zusammen gewesen, also die Fortführung des Treffens von Ravenna im vergangenen Jahr. Aus Protest gegen die Teilnahme einer estnischen
Delegation waren die Vertreter der russisch-orthodoxen Kirche aus Ravenna vorzeitig abgereist. Dazu Kardinal Kasper: „Das sind Probleme
zwischen Konstantinopel und Moskau, das sind innerorthodoxe Probleme über den Status der Kirche in Estland; wir können hier nicht direkt
eingreifen, aber wir sind natürlich sehr interessiert, und deshalb insistiere ich sehr stark in Moskau und auch in Konstantinopel, dass sie
eine Lösung bzw. einen Kompromiss in dieser Frage finden, weil ich es persönliche sehr schwierig finde, den Dialog fortzuführen ohne die
russisch-orthodoxe Kirche, die die größte der orthodoxen Kirchen ist und die sich auch theologisch im Augenblick erfreulich weiterentwickelt.
Sie entwickelt sich auch weiter, was Jugendpastoral angeht, was soziale Aktivitäten angeht, was kulturelle Aktivitäten angeht - auch da ist
sozusagen eine neue Phase.” Kardinal Kasper wollte bei seiner Reise, wie er sagte, die religiöse und spirituelle Tradition, die in
Russland sehr reich ist, kennen lernen. So besuchte er auch die Kirche Unserer Lieben Frau von Kazan in der russischen Teilrepublik Tatarstan.
Beeindruckt hätten ihn auch drei Begegnungen mit Studenten. „Sie haben sehr kluge Fragen gestellt, keineswegs feindselige oder kritische,
provokante Fragen. Sie waren gut informiert über die katholische Kirche und hatten vor allem ein großes Interesse, die katholische Kirche
besser kennen zu lernen. Dieses positive Interesse an der katholischen Kirche ohne die alten Vorbehalte und Vorurteile habe ich auch sonst
wahrgenommen.” (rv)
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22.06.08
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Italien: Kardinalvikar hinterlässt Testament
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Papst Benedikt XVI. hat seinem
Generalvikar für das Bistum Rom für außergewöhnlichen Einsatz gedankt. In einer Grußbotschaft zum 25-jährigen Bischofsjubiläum von
Kardinalvikar Camillo Ruini lobte das Kirchenoberhaupt dessen Engagement vor allem in Rom und als langjähriger Präsident der Italienischen
Bischofskonferenz. Ruini war 1991 von Papst Johannes Paul II. mit der Verwaltung der Diözese Rom betraut worden und wurde damit zum
Stellvertreter des Bischofs von Rom. Seither habe der Kardinal sich als „erfahrener, vertrauenswürdiger und großzügiger Mitarbeiter“
für seinen Vorgänger wie für ihn selbst erwiesen, so Benedikt XVI. Die Botschaft wurde bei einem Festgottesdienst in der römischen
Lateran-Basilika am Samstag Abend verlesen. „In der Kirche von Rom konnten alle Ihre enorme Arbeitskraft, ihren einfachen und
unverfälschten Glauben, ihre intelligente und kreative Pastoral sehen. … Sie waren in allen Situation auf beispielhafte Weise ihrem
Bischofswort treu: ,Die Wahrheit wird uns frei machen’. Im Namen dieser Wahrheit, die Christus selbst ist, haben Sie sich unermüdlich
für das Volk Gottes in Rom aufgeopfert. Für viele Dienste, die Sie der Kirche und der Gesellschaft in diesen 25 Bischofsjahren erwiesen
haben, gebührt Ihnen Dank.“ Italienische Medien sprechen vom Ende einer Ära. Das Amt des Präsidenten der Bischofskonferenz hatte der
77-jährige Ruini bereits im März 2007 abgegeben. Rund um sein Amtsjubiläum wird über seine Nachfolge im Hauptstadtbistum spekuliert. Der
Gottesdienst in der Lateranbasilika gab hier keinen Aufschluss, doch Ruini selbst blickte zurück und dankte für das von den Päpsten in ihn
gesetzte Vertrauen: „Am Ende meines Dienstes als Kardinalvikar gestehe ich, dieses Geschenk noch mehr zu genießen und in den mir
verbleibenden Jahren in Erinnerung und Gebet darauf zurück zu kommen.“ Den Glauben öffentlich zu verkünden und „an der Seite des
Papstes zu stehen“ sei eine der wichtigsten Aufgaben des Bischofs, rief er den zahlreichen Episkopatskollegen im Lateran in Erinnerung:
„vor allem, wenn es unbequem ist und Mut erfordert“. „Ich erlaube mir anzumerken, dass, wenn der ganze Episkopat stark und in diesem
Sinn deutlich gewesen wäre, manche Schwierigkeiten in der Kirche kleiner gewesen wären. Auch für die Zukunft kann das ein wirkungsvoller Weg
sein, Probleme einzudämmen und sie zu überwinden.“ Vor Politikern und Kirchenvertretern jeder Couleur betonte der in Italien sehr
respektierte Ruini: „Dies ist mein kleines Testament, das ich der Diözese Rom hinterlassen will: Lasst uns der großen Herausforderung, die
wir zu bewältigen haben, ins Gesicht schauen und uns nicht vor ihr verstecken. Packen wir sie an - in ihrer Kraft, ihrer Stärke und ihrer
durchdringenden Anziehungskraft, die sie vor allem auf die jungen Generationen ausübt. Schauen wir mit nüchternem und ebenso durchdringenden
Auge auf sie, mit dem Blick des Glaubens, der noch durchdringender ist als ein bloß menschlicher Blick. … Wenn der Herr es mir erlaubt,
will ich im Kleinen, das mir möglich ist, und auf andere Weise weiter arbeiten, damit die Menschen in Rom und Italien die Welt und das Leben
mit dem Blick des Glaubens betrachten.“ (rv)
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27.06.08
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Papst ernennt Vallini zu Roms Kardinal-Vikar
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Papst Benedikt XVI. hat
Agostino Vallini zum neuen römischen Kardinal-Vikar ernannt. Der 68-jährige tritt die Nachfolge von Kardinal Camillo Ruini, dem
langjährigen Vorsitzenden der italienischen Bischofskonferenz an. Vallini leitete bisher die Apostolische Signatur, das oberste
vatikanische Gericht. Neuer Präfekt der Signatur wird der US-Amerikaner Raymond Leo Burke, bislang Erzbischof von Saint Louis. (rv)
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7/2008
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11.07.08
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Reiseprogramm der Papstreise nach Sydney
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Samstag, 12. Juli 2008 10.00 Uhr Abflug von Rom-Fiumicino nach Darwin/Militärflughafen ----------
Sonntag, 13. Juli 2008 09.15 Uhr Ankunft in Darwin
am Militärflughafen und um 10.30 Uhr Weiterflug zum Militärflughafen Richmond bei Sydney 15.00 Uhr Ankunft auf dem Militärflughafen
Richmond 15.15 Uhr Transfer zur privaten Residenz, wo sich Benedikt XVI. bis Donnerstag, 17. Juli zur Erholung aufhält
---------- Donnerstag, 17. Juli 2008 07.30 Uhr Private Messe in der Kapelle des St. Mary's Catheral House von Sydney 09.00 Uhr Begrüßungszeremonie im Governments House von Sydney 09.30 Uhr Fahrt zur "Mary MacKillop Memorial Chapel", wo der Papst ein Gebet sprechen wird 10.00 Uhr Fahrt zum Admiralty House und Treffen mit dem Premierminister 11.05 Uhr Fahrt zum St. Mary's Cathedral House 14.20 Uhr Fahrt zur Rose Bay-Mole. Kurze Begrüßung mit Tänzen und traditionellen Gesängen der Aborigines 14.45 Uhr Einschiffen auf der "Sydney 2000" und Transfer zur Mole von Barangaroo East Darling Harbour 15.30 Uhr Ankunft auf der Mole und Fest der Begrüßung mit Jugendlichen 16.45 Uhr Fahrt im Papamobil zum St. Mary's Cathedral House ----------
Freitag, 18. Juli 2008 07.30 Uhr Messe in der
Privatkapelle des St. Mary's Cathedral House 09.30 Uhr Getrennte Privataudienzen für den Gouverneur von New South Wales, den
Premier von New South Wales und den Bürgermeister von Sydney in der Empfangshalle des St. Mary's Cathedral House 10.30 Uhr
Ökumenisches Treffen in der Krypta der St. Mary's Cathedral 11.20 Uhr Treffen mit Vertretern anderer Religionen im Kapitelsaal
der St. Mary's Cathedral 12.30 Uhr Mittagessen mit Jugendlichen in der Empfangshalle des St. Mary's Cathedral House 15.00
Uhr Eröffnungsgebet zum Kreuzweg auf dem Vorplatz der St. Mary's Cathedral. Nach dem Gebet der ersten Station verfolgt der Papst den
Kreuzweg im Fernsehen in der Krypta der St. Mary's Cathedral 18.45 Uhr Treffen mit einer Gruppe psychisch behinderter
Jugendlicher in der Herz-Jesu-Kathedrale der Notre Dame University 19.45 Uhr Rückkehr zum St. Mary's Cathedral House
---------- Samstag, 19. Juli 2008 09.30
Uhr Messe mit den Bischöfen Australiens, Seminaristen, Novizen und Novizinnen 12.15 Uhr Mittagessen mit den australischen Bischöfen
in der Empfangshalle des St. Mary's Cathedral House 18.30 Uhr Fahrt zur Pferderennbahn von Randwick 19.00 Uhr Gebetswache mit
den Jugendlichen auf der Pferderennbahn 21.00 Uhr Rückkehr zum St. Mary's Cathedral House ---------- Sonntag, 20. Juli 2008 08.30 Uhr Fahrt zum Heliport der Victoria-Barracks und Rundflug über die auf der Pferderennbahn versammelten Jugendlichen 09.15 Uhr Fahrt im Papamobil vom Heliport der Victoria Barracks zur Pferderennbahn von Randwick. Rundfahrt im Papamobil 10.00 Uhr Messe zum 23. Weltjugendtag auf der Pferderennbahn von Randwick und Angelusgebet 12.30 Uhr Fahrt zum St. Mary's Cathedral House und Mittagessen mit dem Gefolge 18.00 Uhr Treffen mit den Sponsoren und Organisatoren des 23. Weltjugendtags ----------
Montag, 21. Juli 2008 08.00 Uhr Messe in der Privatkapelle des St. Mary's Cathedral House 08.35 Uhr Abschied vom St. Mary's Cathedral House 08.45 Uhr Fahrt im Papamobil zur Damain, einem zentralen Platz in Sydney, und Gruß an die ehrenamtlichen Helfer des 23. Weltjugendtages 09.10 Uhr Fahrt zum internationalen Flughafen von Sydney 09.30 Uhr Abschiedszeremonie am Flughafen 10.00 Uhr Abflug nach Darwin 13.50 Uhr Ankunft auf dem Flughafen von Darwin 15.05 Uhr Weiterflug nach Rom - Ciampino 23.00 Uhr Ankunft auf dem Flughafen Rom-Ciampino
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14.07.08
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Papst in Australien gelandet
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Papst Benedikt XVI. ist am Sonntag in Australien eingetroffen. Nach rund 20-stündigem Flug landete
er gegen 15 Uhr Ortszeit (7 Uhr MESZ) auf der Militärbasis Richmond bei Sydney. Bei kühlem Wetter und bedecktem Himmel wurde er auf dem
Flugfeld vom Erzbischof von Sydney, Kardinal George Pell, und dem australischen Premierminister Kevin Rudd begrüßt. Rund 100 Menschen
hatten sich am Rand des Rollfelds eingefunden. Nach dem informellen Empfang begab sich das Kirchenoberhaupt sofort in das rund 40
Kilometer entfernte kirchliche Gästehaus von Kenthurst. Dort wird er sich in den nächsten drei Tagen von den Anstrengungen der Anreise
erholen. Der offizielle Empfang durch die australische Staats- und Regierungsspitze ist erst für Donnerstag in Sydney vorgesehen.
Anlass der neunten Auslandsreise von Benedikt XVI. ist die Teilnahme am Weltjugendtag. Höhepunkte sind am Wochenende eine Gebetswache
und eine große Messe, zu denen rund eine halbe Million Menschen erwartet werden. Nach erstem Eindruck schien das 81-jährige
Kirchenoberhaupt den langen Interkontinentalflug gut überstanden zu haben. Vom Flugzeug aus begab er sich nach der kurzen Begrüßung
durch die Staats- und Kirchenspitze sofort zu den bereitgestellten Autos. Bis Mittwochnachmittag wird er sich im Studienzentrum von
Kenthurst ohne jegliche offizielle Termine aufhalten.
WJT-Botschaft Benedikts XVI.: Missionarische Impulse erwartet
Papst Benedikt XVI. erwartet sich vom Weltjugendtag missionarische Impulse für die katholische Kirche und vor allem für die jungen
Gläubigen. Angesichts von düsteren Zukunftsperspektiven und Hoffnungslosigkeit biete der christliche Glaube Kraft und Orientierung,
betonte er in einer Botschaft, die bei seiner Ankunft in Australien am Sonntag veröffentlicht wurde. Die Jugendlichen seien
herausgefordert durch die Ablehnung des Glaubens, die sie in ihrem Umfeld erfahren. Die Antwort liege in Christus. Der Heilige Geist
orientiere die Menschen zu ihm hin, der Leben, Liebe und Wahrheit ist. Benedikt zitiert einen dem Heiligen Augustinus zugeschriebenen
Denkspruch: „Wenn Du jung bleiben willst, dann suche Christus“. Mit Blick auf das Motto des Treffens „Ihr werdet die Kraft des
Heiligen Geistes empfangen, der auf euch herabkommen wird; und ihr werdet meine Zeugen sein“ betont Benedikt, dass die
Jugendlichen eine besondere Aufgabe bei der Erneuerung des Angesichts der Erde (Ps 104) hätten. Der Papst wörtlich: „Es ist meine feste
Überzeugung, dass die Jugendlichen dazu berufen sind, Instrumente der Erneuerung zu werden, indem sie ihren Altersgenossen jene Freude
weitergeben, die sie im Kennenlernen und in der Nachfolge Christi erfahren haben. Im Teilen der Liebe, die der Geist in ihre Herzen
ausgegossen hat, werden sie erfüllt von Hoffnung und Dankbarkeit für all das Gute, dass sie von Gott, unserm himmlischen Vater erhalten
haben.“ Benedikt XVI. dankt außerdem den australischen Behörden und der Kirchenleitung für die Vorbereitung seiner Reise und
des Weltjugendtages. Weiter bedankte er sich bei den Pfarreien, den Schulen und den vielen Familien, die während dieser Tag die
angereisten Gäste aus aller Welt beherbergten.
Vermutlich kein Treffen mit australischen Missbrauchsopfern
Benedikt XVI. wird vermutlich nicht mit Missbrauchsopfern zusammentreffen. Das sagte der Koordinator des
Weltjugendtags, Weihbischof Anthony Fisher OP am Sonntagmorgen in Sydney. Der enge Zeitplan lasse eine solche Begegnung nicht zu. Und
falls sie doch stattfinden sollte, werde sie strikt privaten Charakter haben. Außerdem sagte Fisher, er teile die Worte des Papstes auf
dem Flug nach Australien; dieser habe so seinen Respekt und seine Anteilnahme für die Missbrauchsopfer ausgedrückt.
Last-Minute-Pilgerflut
Der Weltjugendtag (WJT) in Sydney zieht möglicherweise doch mehr als die bislang geschätzten 200.000 Teilnehmer an. Grund sei eine
unerwartet hohe Zahl von unangemeldeten Pilgern, teilte WJT-Chefkoordinator Weihbischof Anthony Fisher OP am Sonntag in Sydney mit.
Offiziell hätten sich 215.000 Personen registriert. In den vergangen Tagen würden aber verstärkt unangemeldete Pilgergruppen in die
Stadt „fluten“, so Fisher weiter. In der Nacht zum Sonntag etwa sei eine Gruppe von 250 jungen Katholiken aus den Philippinen
eingetroffen. Der größte Teil der angemeldeten Pilger verbrachte das Wochenende in den australischen Diözesen. Am Montag werden sie
in Bussen und Flugzeugen zum WJT nach Sydney kommen. „Wir rechnen mit einem Massenandrang“, sagte ein Sprecher des Flughafens von
Sydney. Alles sei aber gut vorbereitet, um die Passagiere reibungslos abfertigen zu können. Am Dienstag eröffnet Sydneys Erzbischof
Kardinal George Pell das Treffen mit einem feierlichen Gottesdienst unter freiem Himmel in Barangaroo an Sydneys Hafenbucht. Abschluss
und Höhepunkt sind dann die Veranstaltungen mit Papst Benedikt XVI. von Donnerstag bis Sonntag. (rv)
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16.07.08
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WJT in Sydney: „Jugend hat Verantwortung”
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Der katholische Weltjugendtag in Sydney hat an diesem Dienstag offiziell begonnen. Mehr als
225.000 Pilger waren nach Angaben der Organisatoren in die australische Hafenmetropole gekommen, darunter junge Gläubige aus 170
Ländern. Das Oberhaupt der australischen Katholiken, Kardinal George Pell, zelebrierte die Eröffnungsmesse. Australische Ureinwohner
führten einen traditionellen Willkommenstanz auf. Unter den Teilnehmern waren auch 26 Kardinäle, 400 Bischöfe und bis zu 4.000
Priester. Kardinal Pell erinnerte auf Deutsch an die Gastgeber des letzten Weltjugendtages. „Wir erinnern uns mit großer
Dankbarkeit daran, wie die Kölner Gemeinde uns willkommen geheißen hat. Herzlichen Dank!” Kardinal Pell ermahnte die jungen
Leute, sich klar zu ihrem Glauben zu bekennen. „Bleibt nicht auf dem Zaun sitzen, um euch alle Optionen offenzuhalten. Nur
verbindliches Engagement bringt echte Erfüllung. Denn die Jugend sollte ihr Leben nicht damit vergeuden, keine Position zu beziehen
zu Themen und Ideen, nur weil es einfacher scheint, nicht wählen zu müssen. Das wahre Glück besteht gerade darin, den eigenen
Prinzipien treu zu bleiben. Das wahre Glück besteht auch darin, die täglichen - einfachen und schwierigen - Aufgaben zu
bewältigen.” Der Weltjugendtag solle helfen, die persönliche Berufung eines jeden einzelnen zu entdecken, so Pell. Er selbst
hoffe darauf, dass viele Jugendliche den „Weg der Priesterberufung” finden werden. „Jünger Jesu zu sein bedeutet einer
Disziplin zu folgen – insbesondere einer Autodisziplin, einer Selbstbeherrschung. Eine solche Einstellung lässt uns zwar nicht
perfekt werden, doch beschützt sie uns und lässt die Liebe in unsere Herzen wachsen. Es geht um die Liebe gegenüber unserer Familie
und unseren Freunden, damit sie nicht von unseren Bosheiten und Schwächen verletzt werden.” Der Präsident des Päpstlichen
Rates für die Laien, Kardinal Stanisł?aw Rył?ko, zeichnet für den Weltjugendtag gemeinsam mit den Organisatoren vor Ort
verantwortlich. Der polnische Kurienkardinal sagte bei der Eröffnungsmesse: „Endlich ist der lang ersehnte Moment gekommen: Die
Eröffnung des XXIII. Weltjugendtags. Nach vielen Vorbereitungen und einer langen und beschwerlichen Reise seid Ihr nun in Sydney, der
Stadt, die in diesen Tagen zur Hauptstadt der katholischen Jugend der Welt wird. Zu diesem großen Treffen mit dem Heiligen Vater
Benedikt XVI. habt Ihr vieles mitgebracht: Eure Jugend, Eure Hoffnungen, Eure Zukunftspläne, Euren Glauben, der voller Begeisterung
ist, aber auch Fragen, auf die Ihr keine Antwort habt, und Probleme, die Ihr alleine nicht lösen könnt.” In Australien ist
Winter. Doch für Kardinal Rył?ko gilt das nur meteorologisch: „Liebe Jugendliche, Ihr habt den ,Frühling’ in den
australischen Winter gebracht und seid selbst der Frühling der Welt und der Kirche; - Euch wünsche ich von Herzen, dass Ihr hier in
Sydney ein neues Pfingsten erleben könnt. Öffnet die Tore Eures Lebens weit dem Wirken des Heiligen Geistes! Lasst Euch von ihm
formen! Seid seiner Stimme immer folgsam! Möge der Heilige Geist Eure Kraft und Eure Freude sein! Nochmals: Willkommen in
Sydney!” Für Überraschung sorgte in Sydney das Grußwort von Regierungschef Kevin Rudd. Sprachgewandt hieß der Anglikaner die
Pilger aus 170 Ländern willkommen: unter anderem in Koreanisch und – für die Jugendlichen von den Philippinen – in
Tagalog. Papst Benedikt XVI. ist bereits am Sonntag in Australien eingetroffen, er erholt sich jedoch zunächst nördlich von
Sydney. Am Donnerstag greift er in das Geschehen ein und wird offiziell in Sydney begrüßt. Bei seiner Einfahrt in den Hafen werden
vor der Kulisse des weltberühmten Opernhauses Hunderttausende erwartet.
Der Papst fordert eine klare nationale wie internationale Politik, um einen solidarischen und verantwortungsbewussten Umgang mit Wasser zu sichern.
Das schreibt Benedikt XVI. in einer Botschaft zum Tag des Vatikans auf
der Weltausstellung Expo 2008 in Zaragossa. Das katholische Kirchenoberhaupt bezeichnet den Zugang zu Trinkwasser als ein
„universales und unveräußerliches Menschenrecht”. Wasser sei nicht nur ein Wirtschaftsgut, so der Papst weiter. Wasser sei
inzwischen in ein Gefüge von sozialem und wirtschaftlichem Druck geraten, obwohl es dem Menschen von Gott zum Lebenserhalt gegeben
worden sei. Die Botschaft des Papstes ist an Kardinal Renato Raffaele Martino gerichtet, der den Vatikan bei der Expo vertritt.
– Die Expo 2008 steht unter dem Motto: „Wasser und nachhaltige Entwicklung”. (rv)
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17.07.08
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WJT in Sydney begonnen: „Jugend hat Verantwortung“
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Der katholische Weltjugendtag in Sydney hat an diesem Dienstag offiziell begonnen. Mehr als
225.000 Pilger waren nach Angaben der Organisatoren in die australische Hafenmetropole gekommen, darunter junge Gläubige aus 170
Ländern. Das Oberhaupt der australischen Katholiken, Kardinal George Pell, zelebrierte die Eröffnungsmesse. Australische
Ureinwohner führten einen traditionellen Willkommenstanz auf. Unter den Teilnehmern waren auch 26 Kardinäle, 400 Bischöfe und bis
zu 4.000 Priester. Kardinal Pell erinnerte auf Deutsch an die Gastgeber des letzten Weltjugendtages. „Wir erinnern uns mit
großer Dankbarkeit daran, wie die Kölner Gemeinde uns willkommen geheißen hat. Herzlichen Dank!“ Kardinal Pell ermahnte
die jungen Leute, sich klar zu ihrem Glauben zu bekennen. „Bleibt nicht auf dem Zaun sitzen, um euch alle Optionen
offenzuhalten. Nur verbindliches Engagement bringt echte Erfüllung. Denn die Jugend sollte ihr Leben nicht damit vergeuden, keine
Stellungen zu Themen und Ideen zu nehmen, nur weil es einfacher scheint, nicht wählen zu müssen. Das wahre Glück besteht gerade
darin, den eigenen Prinzipien treu zu bleiben. Das wahre Glück besteht auch darin, die täglichen - einfachen und schwierigen -
Aufgaben zu bewältigen.“ Der Weltjugendtag solle helfen, die persönliche Berufung eines jeden einzelnen zu entdecken, so
Pell. Er selbst hoffe darauf, dass viele Jugendliche den „Weg der Priesterberufung“ finden werden. „Jünger Jesu zu sein
bedeutet einer Disziplin zu folgen – insbesondere einer Autodisziplin, einer Selbstbeherrschung. Eine solche Einstellung
lässt uns zwar nicht perfekt werden, doch beschützt sie uns und lässt die Liebe in unsere Herzen wachsen. Es geht um die Liebe
gegenüber unserer Familie und unseren Freunden, damit sie nicht von unseren Bosheiten und Schwächen verletzt werden.“ Der
Präsident des Päpstlichen Rates für die Laien, Kardinal Stanisław Ryłko, zeichnet für den Weltjugendtag gemeinsam mit den
Organisatoren vor Ort verantwortlich. Der polnische Kurienkardinal sagte bei der Eröffnungsmesse: „Endlich ist der lang ersehnte
Moment gekommen: Die Eröffnung des XXIII. Weltjugendtags. Nach vielen Vorbereitungen und einer langen und beschwerlichen Reise seid
Ihr nun in Sydney, der Stadt, die in diesen Tagen zur Hauptstadt der katholischen Jugend der Welt wird. Zu diesem großen Treffen
mit dem Heiligen Vater Benedikt XVI. habt Ihr vieles mitgebracht: Eure Jugend, Eure Hoffnungen, Eure Zukunftspläne, Euren Glauben,
der voller Begeisterung ist, aber auch Fragen, auf die Ihr keine Antwort habt, und Probleme, die Ihr alleine nicht lösen
könnt.“ In Australien ist Winter. Doch für Kardinal Rył?ko gilt das nur meteorologisch: „Liebe Jugendliche, Ihr
habt den ,Frühling’ in den australischen Winter gebracht und seid selbst der Frühling der Welt und der Kirche; - Euch wünsche
ich von Herzen, dass Ihr hier in Sydney ein neues Pfingsten erleben könnt. Öffnet die Tore Eures Lebens weit dem Wirken des
Heiligen Geistes! Lasst Euch von ihm formen! Seid seiner Stimme immer folgsam! Möge der Heilige Geist Eure Kraft und Eure Freude
sein! Nochmals: Willkommen in Sydney!“ Für Überraschung sorgte in Sydney das Grußwort von Regierungschef Kevin Rudd.
Sprachgewandt hieß er der Anglikaner die Pilger aus 170 Ländern willkommen: unter anderem in Koreanisch und – für die
Jugendlichen von den Philippinen – in Tagalog. Papst Benedikt XVI. ist bereits am Sonntag in Australien eingetroffen, er
erholt sich jedoch zunächst nördlich von Sydney. Am Donnerstag greift er in das Geschehen ein und wird offiziell in Sydney begrüßt.
Bei seiner Einfahrt in den Hafen werden vor der Kulisse des weltberühmten Opernhauses Hunderttausende erwartet.
Papst fordert Aussöhnung mit Aborigines
In seiner ersten Rede in Australien hat Benedikt XVI. das
historische Unrecht gegenüber der australischen Urbevölkerung angesprochen und zu Versöhnung und gegenseitigem Respekt aufgerufen.
Benedikt XVI. hatte am Donnerstagvormittag (Ortszeit) sein Besuchsprogramm in Sydney aufgenommen. Generalgouverneur Michael Jeffery
und Premierminister Kevin Rudd empfingen ihn mit einer offiziellen Begrüßungszeremonie im Garten des Government House. Benedikt
lobte die „mutige Entscheidung der australischen Regierung, die in der Vergangenheit begangenen Ungerechtigkeiten gegen die
indigenen Völker anzuerkennen“. Wörtlich sagte der Papst dem Generalgouverneur und dem Premierminister: „Zu Recht
suchen Sie, das Auseinanderklaffen zwischen indigenen und nicht indigenen Australiern hinsichtlich der Lebenserwartungen, der
Ausbildungsziele und der wirtschaftlichen Chancen zu überwinden! Dieses Beispiel der Versöhnung gibt all jenen Völkern in der
ganzen Welt Hoffnung, die danach verlangen, dass ihre Rechte bestätigt werden und ihr gesellschaftlicher Beitrag anerkannt und
gefördert wird.“ Mit der Entschuldigung für jahrzehntelange Diskriminierungspolitik im Februar dieses Jahres haben die
australischen Regierung und das Parlament eine große politische Hürde auf dem Weg zur Versöhnung mit den Aborigines beiseite
geschafft. Die Erklärung von Premierminister Kevin Rudd galt den Ureinwohnern, die ihren Familien bis in die 70er-Jahre zwangsweise
genommen und in weißen Waisenheimen oder Pflegefamilien aufgezogen wurden. Sie sollten assimiliert oder als Hausangestellte für
eine weiße Elite erzogen werden. „Wir entschuldigen uns für den Schmerz, das Leid und die Kränkung dieser gestohlenen Generationen,
ihrer Nachfahren und der betroffenen Familien“, hieß es in der Erklärung. Die Betroffenen erwarten jetzt sozialen Ausgleich
und Investitionen in Schulen und Gesundheitseinrichtungen. Benedikt XVI. lobte das australische Engagement bei internationalen
Friedensmissionen. Weiter würdigte er die Bemühungen des Landes im Umweltschutz. „In diesem Zusammenhang stelle ich fest, dass
Australien sich ernstlich engagiert, um sich seiner Verantwortung in der Sorge um die natürliche Umwelt zu stellen. Auf gleiche
Weise hat dieses Land gegenüber der menschlichen Umwelt großzügig internationale Operationen zur Friedenserhaltung unterstützt,
indem es zur Lösung von Konflikten im Pazifikraum, in Südostasien und anderswo beigetragen hat. Aufgrund der vielen in Australien
vertretenen religiösen Traditionen ist dies hier ein besonders fruchtbarer Boden für den ökumenischen und interreligiösen
Dialog.“ Premierminister Rudd hieß seinerseits den Papst auf dem Kontinent mit „einer der ältesten Kulturen“ der
Welt willkommen. Australien habe eine „zeitweise mit Problemen belastete Vergangenheit“, aber arbeite für eine bessere
Zukunft. Sydney - das betonte Benedikt XVI. ausdrücklich - sei ein geeigneter Ort und Gastgeber für einen Weltjugendtag: „Es
scheint besonders angebracht, den Weltjugendtag hier zu feiern; denn die Kirche in Australien ist sowohl die jüngste unter den
Kirchen auf den verschiedenen Kontinenten als auch eine der am meisten kosmopolitischen. Seit der ersten europäischen Siedlung hier
im späten 18. Jahrhundert ist dieses Land nicht nur zu einem Zuhause von Generationen von Europäern, sondern von Menschen aus jedem
Winkel der Erde geworden.“(rv)
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18.07.08
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Gardekommandant Elmar Mäder in einem Interview
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Im Vatikan werde die
Schweizergarde von verschiedener Seite „stiefmütterlich” behandelt, bedauert der abtretende Gardekommandant Elmar Mäder in
einem Interview in der aktuellen Ausgabe von „Der Schweizergardist”. Er habe wegen dieser Behandlung der Schweizergarde
durch Vatikankreise wiederholt interveniert, doch nun müsse ein anderer Kommandant „mit neuem Ansatz unsere verbrieften Rechte
und Pflichten verteidigen”, sagt Mäder weiter. Zu Unstimmigkeiten Anlass gibt unter anderem, dass sich die Vatikanische
Gendarmerie derzeit laut Mäder „für alles zuständig” hält. Auch bedarf es einer besseren Abstimmung der jeweiligen
Zuständigkeitsbereiche zwischen und italienischen und vatikanischen Sicherheitsorganen. Den Weiterbestand der Schweizergarde
rechtfertige nicht ihre erfolgreiche 500-jährige Geschichte, sondern „einzig und allein die Qualität unserer Leistung
heute”, betont Mäder: „Wir sind als Nahschützer auf der Höhe der Zeit.” Erfreulich ist für den scheidenden
Gardekommandanten, dass die jährliche Schnupperwoche immer mehr Früchte trägt. So seien derzeit etwa sieben von 14 Rekruten der
Garde Teilnehmer einer Schnupperwoche. – Der St. Galler Elmar Theodor Mäder kommandiert die Päpstliche Schweizergarde seit
November 2002. Im vergangenen März hat er seinen Rücktritt auf voraussichtlich August bekannt gegeben. (rv)
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19.07.08
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Sydney: Höhepunkte am Samstag
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Eine Gebetswache mit Papst Benedikt XVI. war am Samstagabend (Ortszeit) der emotionale
Höhepunkt des Weltjugendtages in Australien. Zuvor feierte der Papst eine Messe mit den Bischöfen und Ordensleuten des Landes.
Dabei versprach er den Opfern sexuellen Missbrauchs durch katholische Geistliche sein Mitgefühl und forderte Prozesse für die
Verantwortlichen. Vor rund 200.000 Menschen auf dem Gelände der Pferderennbahn von Randwick rief er zu einem Zeugnis für die
Einheit der Kirche und zur aktiven Teilnahme am kirchlichen Leben auf. Mit der Kraft des Heiligen Geistes könnten Jugendliche die
Gesellschaft verändern. Seit dem frühen Morgen waren die jugendlichen Pilger über die Hafenbrücke von Sydney gezogen. Sie
verbringen die Nacht unter freiem Himmel am Hippodrom. Dort feiert Benedikt XVI. zum Abschluss des Weltjugendtages am Sonntag
einen Gottesdienst. Die Organisatoren erwarten dazu rund 400.000 Teilnehmer aus 170 Nationen. (rv)
Papst: „Es tut mir sehr leid“
Papst Benedikt XVI. hat sich bei den Opfern sexuellen Missbrauchs durch katholische Geistliche entschuldigt. „Es tut mir
sehr Leid für den Schmerz und das Leiden, die die Opfer erduldet haben“, sagte der Papst abweichend vom ursprünglichen
Redeskript bei einer Messe am Samstagvormittag (Ortszeit) in Sydney: „Ich versichere ihnen, dass auch ich als ihr Hirte mit ihnen
leide“, so der Papst in seiner auf Englisch gehaltenen Predigt vor den Bischöfen Australiens, den Priesterseminaristen und
Ordensleuten. In Übereinstimmung mit dem ursprünglich vorbereiteten Manuskript fuhr der Papst fort: „Diese Vergehen, die einen
so schweren Vertrauensbruch darstellen, verdienen eine eindeutige Verurteilung. Sie haben großen Schmerz verursacht und dem
Zeugnis der Kirche geschadet. Im „Kampf gegen dieses Übel“ sollten alle zusammenarbeiten. Die Verantwortlichen für diese
Übel müssen vor Gericht gestellt werden. Es ist eine dringende Priorität, eine sicherere und gesundere Umgebung zu fördern,
besonders für die jungen Menschen.“ Vatikansprecher Pater Federico Lombardi sagte vor Journalisten, der Papst habe den
Satz eingefügt, um seine Gefühle „persönlich zu unterstreichen“. Die Frage einer möglichen Entschuldigung des
Kirchenoberhaupts bei Missbrauchsopfern beschäftigt die australischen Medien seit einer Woche. Benedikt XVI. hatte bei seiner
Anreise zum Weltjugendtag nach Sydney am vergangenen Samstag gesagt, er wolle seine Solidarität mit den Opfern bekunden und „im
Wesentlichen das gleiche sagen wie in Amerika“. Bei seiner USA-Reise im April hatte er sich „tief beschämt“ über die
Missbrauchsfälle geäußert. Die Organisation „Broken Rites“, die Missbrauchsopfer in Australien vertritt, erklärte, das
„Sorry“ des Papstes sei unzureichend, wenn den Worten keine Taten folgten. Die Entschuldigung sei ohne Bedeutung, da die
Opfer nicht zur Messe eingeladen waren, so der Pressesprecher. „Der Papst muss sich für die Weise entschuldigen, wie seine
australischen Bischöfe sexuellen Missbrauch vertuscht haben“, schrieb die Organisation in einer Stellungnahme im Internet.
Benedikt XVI. müsse dafür sorgen, dass Gerichtsprozesse um Entschädigungszahlungen an Opfer nicht von Bischöfen behindert werden.
Anthony Foster, dessen zwei Töchter mutmaßlich von einem Priester vergewaltigt wurden, kritisierte, zwar hätten sich
Kirchvertreter wiederholt entschuldigt, aber den Opfern keine praktische Unterstützung angeboten. „Es hat keine eindeutige,
uneingeschränkte brauchbare Antwort gegeben, die den Opfern hilft, ein Leben lang“, sagte Foster, der sich um ein Treffen
mit dem Papst in Sydney bemüht hat. (rv)
Papst an Klerus: Gott kann nicht totgeschwiegen werden
Papst Benedikt XVI. hat vor australischen Klerikern und Ordensleuten nicht nur den sexuellen Missbrauch Minderjähriger
durch Geistliche scharf verurteilt: Vor mehr als 3.000 Menschen bei der Messfeier am Samstag Vormittag (Ortszeit) in der
Kathedrale St. Mary kritisierte das Kirchenoberhaupt aber auch erneut die Abdrängung des Glaubens ins Private. „Im Namen der
menschlichen Freiheit und Autonomie wird Gottes Name schweigend übergangen, Religion auf private Frömmigkeit reduziert und der
Glaube in der Öffentlichkeit gemieden. Manchmal kann diese mit dem Wesen des Evangeliums so völlig unvereinbare Mentalität sogar
unser Verständnis von der Kirche und ihrer Mission verdunkeln. Auch wir können versucht sein, das Glaubensleben zu einer reinen
Gefühlssache zu machen und so seine Kraft zu verringern, eine konsequente Weltsicht und einen rigorosen Dialog mit den vielen
anderen Ansichten zu inspirieren, die um den Geist und das Herz unserer Zeitgenossen wetteifern.“ Doch die Geschichte
zeige, dass die Frage nach Gott niemals totgeschwiegen werden könne. Gleichgültigkeit gegenüber der religiösen Dimension in der
menschlichen Existenz sei letztlich jedoch ein Verrat am Menschen, warnte der Papst. „Wo immer der Mensch herabgewürdigt wird,
verliert auch unsere Umwelt an Wert; sie verliert ihren letzten Sinn und verfehlt ihr Ziel. Was daraus hervorgeht, ist eine
Kultur nicht des Lebens, sondern des Todes. Wie könnte man so etwas als ,Fortschritt’ betrachten? Es ist ein Schritt
zurück, eine Form der Regression, die letztlich die Quellen des Lebens selbst für den einzelnen Menschen und für die ganze
Gesellschaft austrocknen lässt.“ Die Priesteranwärter und Novizen rief er auf, ihrem Weg auch gegen Widerstände treu zu
folgen. „Vergesst niemals, dass die Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen bedeutet, ein ganz der Liebe gewidmetes Leben zu
ergreifen – einer Liebe, die Euch befähigt, Euch rückhaltlos dem Dienst für Gott zu verschreiben und ganz für Eure Brüder
und Schwestern da zu sein, besonders für die in Not. Die größten Schätze, die Ihr mit anderen jungen Menschen gemeinsam habt
– Euer Idealismus, Eure Großherzigkeit, Eure Zeit und Energie – sie sind die echten Opfergaben, die Ihr auf den Altar
des Herrn legt. Mögt Ihr dieses wunderschöne Charisma, das Gott Euch zu seiner Ehre und zum Aufbau der Kirche geschenkt hat,
immer schätzen und pflegen!“ Aus Anlass seines Besuches weihte Benedikt XVI. den neuen Marmoraltar der Bischofskirche
von Sydney. Der neugotische Bau selbst war 1929 nach einer Bauzeit von 63 Jahren geweiht und kürzlich restauriert worden. (rv)
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20.07.08
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Sydney: Großes Finale, Abreise Montag
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Mit dem größten Gottesdienst in der Geschichte Australiens ist in Sydney der katholische
Weltjugendtag zu Ende gegangen. Vor rund 300.000 Menschen rief Papst Benedikt XVI. am Sonntagmorgen (Ortszeit) zu einer
Erneuerung von Gesellschaft und Kirche auf. Dabei prangerte er die neuen „geistlichen Wüsten” des Materialismus an, die
sich überall ausbreiteten. Stattdessen forderte er eine „neue Ära”, in der Egoismus, Habgier und Oberflächlichkeit durch
Solidarität, Respekt und Hoffnung ersetzt werden sollten. Dazu brauche es eine innere Erneuerung der Christen durch die Kraft
des Heiligen Geistes. Während des Gottesdienstes spendete das Kirchenoberhaupt 24 jungen Katholiken aus allen Kontinenten das
Firmsakrament. – Zu dem fünftägigen Treffen waren auf Einladung des Papstes katholische Jugendliche aus 170 Nationen nach
Australien gekommen. Der nächste Weltjugendtag soll 2011 in der spanischen Hauptstadt Madrid stattfinden, wie Benedikt XVI. am
Ende der Messe ankündigte. Benedikt XVI verabschiedet sich am Montagmorgen (Ortszeit) aus Sydney. Nach 20-stündigem Flug und
technischem Zwischenstopp in Darwin im Norden Australiens wird er gegen 23.00 Uhr in Rom-Ciampino zurückerwartet. Von dort
fährt er zurück in die päpstliche Sommerresidenz Castel Gandolfo. Den nächsten offiziellen Termin wird das 81-jährige
Kirchenoberhaupt dort voraussichtlich am Freitag wahrnehmen: Er empfängt laut Vatikanangaben den irakischen Premierminister
Nuir al-Maliki. (rv)
Papst feiert Abschlussmesse: „Seid Propheten einer neuen Ära”
An der Messe nahmen insgesamt 420 Bischöfe und 26 Kardinäle teil. Konzelebranten waren der gastgebende Erzbischof Kardinal
George Pell, Kardinal-Staatssekretär Tarcisio Bertone und Kardinal Stanislaw Rylko als dem Präsidenten des Päpstlichen
Laienrates. Außerdem der maronitische Patriarch Nasrallah Sfeir, der Vorsitzende der australischen Bischofskonferenz Erzbischof
Philip Wilson und Weltjugendtags-Koordinator Weihbischof Anthony Fisher OP. Die bekannte Hymne zum Jahr 2000 eröffnete
diese großartig inszenierte Eucharistiefeier, die musikalisch gestaltet wurde von einem Orchester aus 80 Instrumentalisten und
einem Chor mit 300 Sängern aus Sydney und ganz Australien. Und doch war die Messe bei allem Effekt auf die eugentliche Mitte
konzentriert: Auf die Gegenwart Christi in der feiernden Gemeinde. Mit der Firmung griff die Abschlussfeier des WJT das Motto
des Treffens auf: „Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch herabkommen wird”. Mit einer
Nachtwache bei kühlen Temperaturen hatten sich die Jugendlichen auf den Höhepunkt des WJT auf dem Gelände der Pferderennbahn
von Randwick vorbereitet. Der Papst schien entspannt und konzentriert, auch wenn er am Ende der anstrengenden Messe dann doch
etwas müde wirkte. Die Messe enthielt zahlreiche Elemente der Kulturen Australiens und Ozeaniens; so trugen Seminaristen und
Jugendliche von den Fidschi-Inseln, den Salomonen und von Vanuatu in Bastgewändern das Evangeliar auf einer traditionellen
Sänfte zur Altarinsel. Diese war ganz in rot gestaltet – der Farbe des Heiligen Geistes und des australischen Outbacks.
Die Taubendarstellung über der Bühne stammte von der indigenen Künstlerin Marjorie Liddy von den Tiwi Islands im Norden
Australiens. In seiner Predigt wandte sich Benedikt XVI. direkt an die Jugendlichen und forderte sie dazu auf, etwas aus
ihrem Leben zu machen: „Liebe junge Freunde, erlaubt mir, Euch jetzt eine Frage zu stellen. Was werdet Ihr der nächsten
Generation hinterlassen? Baut Ihr Euer Leben auf festen Fundamenten und errichtet Ihr etwas, das Bestand haben wird? Lebt Ihr
Euer Leben auf eine Weise, die inmitten einer Welt, die Gott vergessen will oder ihn im Namen einer falsch verstandenen
Freiheit sogar ablehnt, Raum schafft für den Geist? Welches Erbe werdet Ihr jenen jungen Menschen hinterlassen, die nach Euch
kommen?” Trotz Wohlstands herrsche immer mehr geistliche Leere, so Benedikt. „In so vielen unserer Gesellschaften
breitet sich neben dem materiellen Wohlstand eine geistliche Wüste aus: eine innere Leere, eine namenlose Furcht und ein
heimliches Gefühl der Hoffnungslosigkeit. Wie viele unserer Zeitgenossen haben in ihrer verzweifelten Suche nach Sinn –
nach dem letzten Sinn, den nur die Liebe schenken kann – rissige und leere Zisternen gegraben.” Eine neue
Generation von Christen sei dazu berufen, zum Aufbau einer Welt beizutragen, in der das Leben als Gabe Gottes angenommen,
geachtet und geliebt und nicht abgelehnt, wie eine Bedrohung gefürchtet und zerstört wird. „Eine neue Ära , in der die Liebe
nicht gierig und selbstsüchtig, sondern rein, treu und wahrhaft frei, offen für andere und voll Achtung für ihre Würde ist, ihr
Wohl sucht und Freude und Schönheit ausstrahlt. Eine neue Ära, in der die Hoffnung uns von der Oberflächlichkeit, der
Lustlosigkeit und der Ichbezogenheit befreit, die unsere Seele absterben lassen und das Netz der menschlichen Beziehungen
vergiften.” Dann ein starker Appell des Papstes an die Jugendlichen: „Liebe junge Freunde, der Herr bittet Euch,
Propheten dieser neuen Ära zu sein, Boten seiner Liebe, die die Menschen zum Vater hinziehen und eine Zukunft der Hoffnung für
die ganze Menschheit aufbauen.” Die Kirche habe ohne die Jugendlichen keine Zukunft, unterstrich Benedikt
eindringlich: „Sie braucht Euren Glauben, Eure Idealismus und Eure Großzügigkeit, damit sie im Geist immer jung sein kann (vgl.
Lumen gentium, 4)! Die Kirche braucht besonders die Gaben der jungen Menschen, aller jungen Menschen.” Die daran
anschließende Firmung war dann so etwas wie das sichtbare Zeichen für die Sendung, in die die Christen hineingenommen sind.
Zuvor erneuerten alle ihr Taufversprechen. Im Geist „getauft” zu werden bedeute, so Benedikt, von der Liebe Gottes
entflammt zu werden. „Mit dem Geist ‚besiegelt’ zu werden bedeutet, bei unserem Einsatz für den Sieg der Zivilisation
der Liebe keine Angst zu haben, für Christus einzustehen und unser Sehen, Denken und Handeln von der Wahrheit des Evangeliums
durchdringen zu lassen. Unter den Gefirmten: Der Schweizer Dean Causevic aus Breitenbach (Solothurn) und der deutschstämmige
Matthew Walter Reuzter aus Melbourne in Australien. (rv)
Madrid empfängt 2011 Jugend der Welt
„Der Weltjugendtag 2011 wird in Madrid in Spanien stattfinden.” Mit diesen Worten kündigte Papst Benedikt XVI. nach
dem Angelusgebet am Sonntag den Schauplatz des nächsten internationalen Jugendtreffens an. „Es ist jetzt so weit, dass wir
uns Lebewohl sagen, oder besser: Auf Wiedersehen! Ich danke Euch allen für Eure Teilnahme am Weltjugendtag 2008 hier in Sydney
und hoffe, dass wir uns in drei Jahren wieder sehen. Bis dahin wollen wir füreinander beten und vor der Welt unser freudiges
Zeugnis für Christus ablegen. Der Herr segne Euch alle.” Spaniens Kirche hatte sich beim Päpstlichen Laienrat, der für
die Jugendtreffen verantwortlich zeichnet, angeboten, einen der nächsten internationalen Weltjugendtage auszurichten. Madrids
Kardinal Rouco Varela freut sich auf und über seine Rolle als Gastgeber. Im Gespräch mit Radio Vatikan betont er die pastorale
Aufgabe für die Kirche in Spanien. „Das war für mich eine große Freude, verbunden mit einem Gefühl der Dankbarkeit dem Herrn
gegenüber, aber auch dem Papst gegenüber. Er hat uns eine große menschliche Sympathie und Ehre erwiesen. Es wird für uns nicht
nur eine technische Angelegenheit werden, sondern vor allem eine spirituelle, eine geistige und pastorale Aufgabe sein. Wir
werden sie aufnehmen mit dem Geist der kirchlichen Gemeinschaft, des apostolischen Eifers und der weiten Sicht auf das Wohl der
Jugend in Europa und der ganzen Welt.” (rv)
Sydney: Abschiedsgruß auf Deutsch Rund 7.000 junge Menschen waren insgesamt aus
Deutschland, Österreich und der Schweiz zum Weltjugendtag gepilgert. Ihnen und allen Jugendlichen deutscher Sprache rief der
Papst zum Abschluss in Sydney-Randwick zu: „Auch euch, liebe junge Freunde deutscher Sprache, gilt mein herzlicher Gruß. Der
Heilige Geist ist ein Geist der Gemeinschaft und wirkt Verständigung und Kommunikation. Sprecht mit anderen über eure
Hoffnungen und Ideale, und sprecht von Gott und mit Gott! Glücklich ist der Mensch, der in der Liebe Gottes und in der Liebe
zum Nächsten lebt. Gottes Geist führe euch auf Wegen des Friedens!” (rv)
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21.07.08
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Die letzen Worte Benedikts: Abschied von Sydney
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Bei der offiziellen Verabschiedung auf den Flughafen von Sydney richtete Benedikt XVI.
Dankesworte an die Spitzen von Staat und Kirche in Australien. Vor dem Einstieg in die Maschine, die ihn nach Rom fliegen
wird, sagte der Papst: „Die Hauptakteure auf der Bühne waren in den vergangenen Tagen natürlich die jungen Menschen
selbst. Der Weltjugendtag ist ihr Tag. Sie sind es, die diesen Tag zu einem weltweiten kirchlichen Ereignis gemacht haben, zu
einer großartigen Feier der Jugend und zu einer großartigen Feier dessen, was es heißt, Kirche zu sein, Volk Gottes in der
ganzen Welt, geeint im Glauben und in der Liebe und befähigt vom Heiligen Geist, das Zeugnis vom auferstandenen Christus bis
an die Enden der Erde zu tragen. Ich danke ihnen für ihr Kommen, ich danke ihnen für ihre Teilnahme, und ich bete darum, dass
sie eine sichere Rückreise haben.“ Benedikt XVI. zog selbst ein kurzes Resümee: „Wenn ich auf diese ergreifenden
Tage zurückblicke, kommen mir viele Szenen in den Sinn. Diese Erfahrungen des Gebets und unsere frohe Eucharistiefeier waren
ein beredtes Zeugnis für das Leben spendende Wirken des Heiligen Geistes, der in den Herzen unserer jungen Menschen
gegenwärtig und tätig ist. Der Weltjugendtag hat uns gezeigt, dass die Kirche sich über die jungen Menschen von heute freuen
und voller Hoffnung für die Welt von morgen sein kann.“ (rv)
Papst: Tiefe Anteilnahme für alle Opfer sexuellen Missbrauchs
Papst Benedikt XVI. hat sich mit vier Opfern sexuellen Missbrauchs durch Geistliche getroffen. Die zwei Männer und
zwei Frauen nahmen an der Frühmesse des Papstes im Cathedral House in Sydney teil. Nach der Messe habe Benedikt XVI. mit
jedem einzelnen gesprochen und seine Verbundenheit bekundet, hieß es in einer Erklärung des vatikanischen Pressesaals. Laut
Vatikanangaben hörte sich der Papst die Leidensgeschichten der Frauen und Männer an und sprach ihnen Trost zu. Mit seiner
„väterlichen Geste“ habe der Papst erneut seine tiefe Anteilnahme für alle Opfer sexuellen Missbrauchs zeigen wollen.
Die Erzdiözese von Sydney erklärte, die Teilnehmer an dem Treffen am Morgen seien von der für die Aufarbeitung von
Missbrauchsfällen zuständigen Kirchenkommission ausgewählt worden. Das Treffen des Papstes mit Missbrauchsopfern zeige das
Bemühen der Kirche, „denjenigen Heilung und Gerechtigkeit zu bringen, die durch sexuellen Missbrauch so schrecklich verletzt
wurden.“ Der Papst habe bis zum Ende seines Australienbesuchs mit dem Treffen gewartet, weil er das Thema vom
Weltjugendtag trennen wollte, sagte Vatikansprecher Federico Lombardi. – Bei einem Gottesdienst am Samstag mit dem
Klerus und den Ordensleuten des Landes hatte der Papst Sexualvergehen an Minderjährigen scharf verurteilt. Den Opfern und
Angehörigen sprach er sein persönliches Bedauern für ihre Leiden aus. Sie sollten „Mitgefühl und Fürsorge“ erhalten,
die Täter müssten verurteilt werden. (rv)
Benedikt XVI.: „Thank you“ an die WJT-Helfer
Vor seiner Abreise bedankte sich Benedikt XVI. bei den 8.000 ehrenamtlichen Helfern des Weltjugendtages. Ohne sie wäre
das Großereignis nicht durchführbar gewesen, betonte das Kirchenoberhaupt bei einer Begegnung mit den Jugendlichen in der
„Domain“ – einem großen öffentlichen Park zwischen den Royal Botanic Gardens und dem Central Business District.
Die Durchführung des 23. Weltjugendtages habe es möglich gemacht, dass mit der Kraft des Heiligen Geistes Jugendliche aus
zahlreichen Ländern und Kulturen zusammengekommen seien. Der Papst wörtlich an die Helfer und Organisatoren: „In den
Menschenmengen, die hier in Sydney zusammengekommen sind, haben wir einen lebendigen Ausdruck der Einheit-in-der-Vielfalt der
Weltkirche erblickt, eine Vision im Kleinen von der geeinten Menschheitsfamilie, die wir ersehnen. Diese Jugendlichen mögen
in der Kraft des Geistes diese Vision in der Welt von morgen Wirklichkeit werden lassen.“ Auch für ihn sei diese
Woche eine herrliche und einzigartige Erfahrung gewesen, unterstrich Benedikt XVI.. Mit großen Opfern sei die Planung dieser
herrlichen Tage für das Leben der Kirche in Australien möglich geworden. „In der Apostelgeschichte lesen wir, dass ,geben
seliger als nehmen ist’ (Apg 20,35) – aber ich vertraue darauf, dass Ihr Helfer und Organisatoren dennoch viel
von diesen jungen Menschen empfangen habt, für die Ihr im Laufe unserer Veranstaltungen so großzügig Euren Dienst geleistet
habt. Euch allen sage ich von Herzen ein aufrichtiges ‚Danke’.“ (rv)
Vatikansprecher: „Papst geht in die Tiefe“
Die Texte des Papstes bedürfen einer intensiven Aufarbeitung. Das betonte vor der Abreise aus Sydney Vatikansprecher
Pater Federico Lombardi in einer Pressekonferenz. Auf die Frage eines Journalisten, weshalb der Papst vor allem beim
Abschlussgottesdienst eine so anspruchsvolle Botschaft an die Jugend gerichtet habe, antwortete Pater Lombardi: „Man muss
an seinen Texten gut und genau arbeiten, um sich dem Kern anzunähern. Der Papst weiß, dass es viele Menschen gibt, die bereit
sind, auf ihn zu hören, auch wenn die Texte auf den ersten Blick nicht immer einfach erscheinen. Bereits in Köln konnte man
feststellen, dass viele Jugendliche sich daran machten, die Texte genauer zu studieren.“ Inhaltlich habe der Papst
verschiedene Themen angesprochen, so Vatikansprecher Lombardi. „Die Ansprachen und Predigten des Papstes beim
Weltjugendtag waren eine Art Katechismus auf breiter Ebene. Im Mittelpunkt stand jeweils die Bedeutung des Heiligen Geistes.
Der Papst hat viel gesprochen, doch immer klare Worte gefunden. Es war hier in Sydney immer eine sehr intensive Spiritualität
spürbar. Das haben wir besonders in jenem Moment erlebt, als der Papst mit schwer integrierbaren Jugendlichen sprach. Ihnen
hat der Papst das christliche Leben als Weg der inneren Erneuerung angeboten.“ Die Wirkung des Papstes sei
vielleicht anders als die seines charismatischen Vorgängers, räumte Vatikan-Sprecher Federico Lombardi ein. Man müsse vor
allem die verschiedenen Persönlichkeiten im Blick haben. Während Johannes Paul II. eher spontan und als junger Priester in
der Jugendseelsorge tätig gewesen sei, war Benedikt XVI. Universitätsprofessor. Der deutsche Papst gehe vielleicht nicht
selbst mit großen Gesten auf die jungen Leute zu wie sein Vorgänger, „doch empfängt er deren Gesten sehr freudig“,
sagte Lombardi. Die Australier habe Papst Benedikt vor allem mit seinen starken Worten zu den Missbrauchsskandalen der Kirche
beeindruckt. (rv)
Australien hat im Zuge des Besuchs von Papst Benedikt XVI. seine Vatikan-Botschaft aufgewertet.
Das Land werde künftig beim Heiligen Stuhl mit einem eigenen, ständig in Rom residierenden Botschafter vertreten sein, bestätigte Vatikansprecher Federico Lombardi am Montag während des Rückflugs von Sydney nach Rom. Bei der Verabschiedung am Flughafen stellte Premierminister Kevin Rudd dem Papst Tim Fisher als ersten ständig und ausschließlich in Rom ansässigen Vatikan-Botschafter seines Landes vor. In der Vorgängerregierung unter John Howard war Fisher stellvertretender Premierminister. Bisher nahm der australische Botschafter in Irland zugleich die Interessen seines Landes beim Heiligen Stuhl wahr. Allerdings unterhielt Australien auch in der Vergangenheit eine eigene Vatikan-Niederlassung und eine Kanzlei in Rom. (rv)
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8/2008
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07.08.08
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Gedenken an Paul VI.
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Papst Paul VI. wusste sehr gut, dass er in
bestimmten Punkten seiner Lehre die öffentliche Meinung gegen sich hatte. Das sagte Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone
bei einem Gottesdienst in Castel Gandolfo zum Gedenken an den vor 30 Jahren verstorbenen Montini-Papst.
„Einige seiner prophetischen
Entscheidungen, denken wir an die Enzyklika „Humanae Vitae“, haben dazu geführt, dass Papst Paul sich nahezu isoliert
und unverstanden wieder fand, ungerechterweise sogar von der dominierenden öffentlichen Meinung bekämpft. In einer
Generalaudienz 1968 vertraute er den Gläubigen an, er habe in einer so heiklen Frage wie der ehelichen Moral nach
Beratungen mit vielen Fachleuten sein Gewissen ganz in den Dienst der Wahrheit gestellt und versucht, die göttliche Norm zu
interpretieren. Es war ihm klar, dass ein großer Teil der öffentlichen Meinung gegen ihn war, mit Rückwirkungen auch auf
die kirchliche Gemeinschaft. Aber er zögerte nicht zu entscheiden. Und er tat es für das wahre Wohl des Mannes und der
Frau.“
Am Abend fand
in Castel Gandolfo auch ein Konzert zum Gedenken an Papst Paul VI. statt. Das Sinfonieorchester des Vereinten Europa (OSEU)
unter dem niederländischen Dirigenten Gerard Oskamp spielten Werke von Mendelssohn, Mozart und Beethoven. (rv)
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07.08.08
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Vatikan: „Schließung der Bibliothek hat Folgen“
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Die Totalschließung der Vatikanischen
Bibliothek für drei Jahre wird sich negativ auf die Forschung auswirken. Das glaubt die deutsche Kunsthistorikerin
Elisabeth Kieven, frischgebackenes Mitglied im Päpstlichen Komitee für Geschichtswissenschaften. Zumal jüngere Forscher
seien von der Maßnahme schwer betroffen, so Kieven, die in Rom die Forschungseinrichtung „Bibliotheca Hertziana“
mit rund 40 Kunsthistorikern leitet.
„Es ist natürlich ein Drama, dass die
Vatikanische Bibliothek für mehrere Jahre geschlossen ist. Das wird sich auf die Forschung auswirken. Denn der Bestand an
Manuskripten der Vaticana, fast 100.000, ist durch nichts zu ersetzen. Bücher können Sie eventuell noch woanders finden.
Und wir haben heute auch über Internet Möglichkeiten, auf Texte zurückzugreifen. Aber die Manuskripte sind einzigartig.
Wenn die jetzt für Jahre gesperrt sind, bricht in einigen Forschungsbereichen der Geisteswissenschaft wie
Religionsgeschichte, Geschichte, Kunstgeschichte die Forschung fast zusammen.“
Auch die Bibliothek der Hertziana
– am oberen Ende der Spanischen Treppe - wird soeben umgebaut. Allerdings sind die Bestände der Bibliothek für die
Forscher sämtlich einsehbar. Kieven äußerte Verständnis für die Renovierung der Vaticana.
„Wir haben alle die gleichen Probleme.
Die Masse der Bücher wächst, dann gibt es statische Probleme. Die neuen Brandschutz- und Arbeitsschutzgesetze erfordern
sehr umfangreiche Baumaßnahmen. Wir müssen diese Maßnahmen alle durchführen, auch die Vaticana.“
Aber: „Es
wäre schön gewesen, wenn man zumindest die Manuskripte konsultieren könnte. Denn ist ein Riesenproblem, weil Sie
bestimmte Doktorarbeiten gar nicht schreiben können, wenn die Manuskriptabteilung zu ist. Ich drücke sehr die Daumen,
dass die Bauzeit von drei Jahren einzuhalten ist!“ (rv)
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09.08.08
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Georgien: Papst besorgt wegen Eskalation der Gewalt
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Papst Benedikt XVI. verfolgt mit
wachsender Sorge die Krise in Ossetien und die militärische Eskalation zwischen Georgien und Russland. Der Papst bete
und hoffe, dass der kriegerische Konflikt durch Vernunft und diplomatische Wege wieder beendet werden könne, sagte
Vatikan-Sprecher Federico Lombardi am Samstag in „Radio Vatikan“. Der Heilige Stuhl sei „schockiert“ über
die Ereignisse im Kaukasus und darüber, dass nach einigen Jahren der Ruhe jetzt wieder Gewalt in dieser ohnehin von
vielen Spannungen geprägten Region ausgebrochen sei.
„Das ist ein schwieriger Moment.
Hoffen wir, dass die Vernunft, der Wille zum Frieden und zum Verhandeln siegt über die Waffen, die niemals einen guten
Weg darstellen, um Frieden zu schaffen.“
Die Situation in der Kaukasusregion
war eskaliert, nachdem russische Truppen in die von Georgien abtrünnige Provinz Südossetien einmarschiert waren. Der
Kreml unterstützt seit Jahren Südossetien und seine 75 000 Bewohner in der Auseinandersetzung mit dem pro-westlichen
Georgien. Es begründete die Militäraktion mit dem Ziel, von Georgiern ausgehende Gewalthandlungen beenden zu wollen.
Wir haben Giuseppe Pasotto, den Apostolischen Administrator für die Gläubigen des lateinischen Ritus in Georgien,
telephonisch in Tblisi erreicht:
„Die Situation ist eskaliert, aber
warum weiß ich nicht. Man müsste die verschiedenen Seiten hören, denn von hier aus ist es schwierig, die Lage
einzuordnen. Man hat gespürt, dass etwas passieren würde. Manche sagen, von russischer Seite sei alles von langer Hand
vorbereitet gewesen.“
Nach ARD-Angaben ist die südossetische
Provinzhauptstadt Tschinwali weitgehend zerstört. Sprecher des russischen Militärs sagten, Tschinwali sei unter
russischer Kontrolle und keine georgischen Kräfte mehr in der Stadt. Der russische Staatsrundfunksendung „Voice of
Russia“ meldet, dass georgische Truppen mit Streubomben versucht hätten, die Kontrolle über die Provinzhauptstadt
wieder zu erlangen. Dabei seien 1500 Zivilisten ums Leben gekommen. Dazu Bischof Pasotto:
„Die Georgier sagen, dass das nicht
stimmt. Ich verstehe nicht, warum Bombardierungen durchgeführt werden, manchmal auch auf nicht-militärische Ziele. Ich
kann verstehen, dass es zuweilen schwierige Momente gibt, aber den Konflikt auf diese Weise auszuweiten, dass finde ich
sehr schwierig.“
Derzeit, so heißt es in russischen
Quellen weiter, versuche die russische Seite, Georgien zu einem Waffenstillstand zu zwingen. Konvois mit Hilfsgütern
und mobilen Krankenstationen seien in die Krisenregion unterwegs. Nach georgischen Angaben sind 30 000 Menschen auf der
Flucht. Die Regierung in Tiflis berichtete, die russischen Luftstreitkräfte hätten militärische Ziele in Tiflis,
weitere Anlagen im Land und die Stadt Gori angegriffen. Vollständig zerstört worden sei, so das georgische
Außenministerium, der Schwarzmeerhafen Poti, der ebenfalls für die Erdölversorgung Westeuropas bedeutend ist. Berichtet
wird ferner von Angriffen auf georgische Stellungen in der von Georgien abtrünnigen Region Abchasien. Eine Deeskalation
ist nicht in Sicht. Giuseppe Passoto:
„Der Patriarch hat dazu aufgerufen,
dass abends um 19 Uhr alle gemeinsam um Frieden beten. Gestern haben wir Vertreter der religiösen und ethnischen
Minderheiten uns getroffen, um eine gemeinsame Erklärung zu verabschieden. Wir haben den Abbruch der Kampfhandlungen
gefordert und die Respektierung jeder einzelnen Person. Wir haben gefordert, dass andere Staaten nicht die nationale
Souveränität verletzen, und Russland haben wir aufgefordert, eine befriedende Rolle zu spielen.“
Antonio Mennini, der Apostolische Nuntius in der Russischen Föderation setzt weiter auf Diplomatie:
„Ich bin
davon überzeugt, dass es noch einen breiten Handlungsspielraum für eine gerechte und ehrbare Lösung für alle Seiten
gibt. Man muss an den Verhandlungstisch zurückkehren, denn das ist der einzige Weg, um eine nicht nur dauerhafte,
sondern auch für alle befriedigende Lösung zustande zu bringen.“ (rv)
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19.08.08
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Neuer Kommandant der Schweizergarde
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Die Päpstliche Schweizergarde hat
einen neuen Kommandanten. Papst Benedikt XVI. berief am Dienstag Daniel Rolf Anrig in den Vatikan. Der 36-jährige
Jurist ist derzeit Kommandant der Glarner Kantonspolizei. Er folgt Elmar Mäder als Chef der päpstlichen Schutztruppe
nach. Den Dienst tritt er am 1. Dezember 2008 an. Anrig stammt - wie Mäder - aus dem Kanton Sankt Gallen. In einer
ersten Reaktion sagte er uns:
„Es ist für mich natürlich eine
große Freude, dass ich vom Heiligen Vater ernannt worden bin. Sicher ist es auch eine große Freude, mit jungen Leuten
die Visitenkarte für die Schweiz und für die Kirche insbesondere zu sein. Deswegen ist es auch eine besondere Ehre
für mich, als Kommandant mit diesem Corps der Kirche dienen zu dürfen.“ 2002 bis 2006 leitete Anrig im
Kanton Glarus die Kriminalpolizei, zuletzt war er Kommandant des Corps. Erfahrungen, die ihm als Chef der Päpstlichen
Leibgarde unverzichtbar sein werden, glaubt Anrig.
„Hier habe ich einerseits
kriminalpolizeiliche Erfahrungen gesammelt, und ich habe in den letzten Jahren ein Corps geführt, das die gesamte
Palette der Polizeiarbeit beinhaltet hat. Und diese Führungserfahrungen an der Spitze eines kleinen kantonalen Corps
war sicher sehr wichtig und wird wahrscheinlich auch für die Arbeit in Rom von Gewinn sein.“ Immer wieder
war in letzter Zeit von Spannungen zwischen Schweizergarde und vatikanischer Gendarmerie die Rede. Beide sind für die
Sicherheit im Vatikan zuständig. Daniel Anrig:
„Ich
kann das von außen nicht beurteilen, für mich ist aber eines ganz klar: Ich bin schon seit sieben Jahren bei der
Polizei, und Sicherheit kann man nur im Verbund, im Team generieren. Ich denke, wenn man Sicherheit in Kooperation
produziert, dann haben alle einen Nutzen davon. Das ist meine Erfahrung aus der Polizei: Zusammen werden wir
Sicherheit produzieren.“ Erfahrungen bei der Schweizergarde hat Anrig ebenfalls: Von 1992 bis 1994 war er
Gardist. Später studierte er Zivil- und Kirchenrecht in Freiburg (Schweiz). Anrig ist mit einer Theologin verheiratet
und hat vier Kinder. Die Schweizer Bischöfe übermittelten dem neuen Kommandanten ihre Glückwünsche. Sie dankten
gleichzeitig dem zurückgetretenen Kommandanten der Schweizergarde, Elmar Mäder, für seine hervorragenden Dienste. (rv)
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26.08.08
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Vatikan: 30 Jahre Johannes Paul I.
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Vor 30 Jahren, am 26. August 1978,
wurde Albino Luciani zum Papst gewählt. Der damalige Patriarch von Venedig gab sich den Namen Johannes Paul I. Sein
Pontifikat währte nur 33 Tage. Geschichte schrieben seine menschlichen, liebevollen Unterweisungen. Hier eine
Aufnahme aus dem Audioarchiv von Radio Vatikan:
„Gott schenkt uns seine Liebe, die
niemals untergeht. Wir wissen, dass er stets die Augen auf uns richtet, auch wenn es Nacht zu sein scheint. Er ist
Vater, und noch mehr ist er Mutter. Er will allen Gutes. Wenn ein Kind krank ist, liebt die Mutter es noch mehr.
Und wenn wir krank sind, wenn wir vom Weg abgekommen sind, haben wir noch einen Grund mehr, vom Herrn geliebt zu
werden.“
Der heutige Patriarch von Venedig, Erzbischof Angelo Scola, im Rückblick:
„Johannes Paul I. war wirklich
eine große Überraschung des Heiligen Geistes. Denn er hat mit seinem intensiven, wenngleich kurzen Pontifikat, aber
vor allem mit seiner großen Persönlichkeit zu einer erweiterten Katholizität des Papsttums beigetragen: Er hat den
Übergang von einem italienischen Papst zu einem Papst möglich gemacht, der aus allen Kontinenten kommen
kann.“
Albino Luciani wurde „der
lächelnde Papst“ genannt. Scola, der an diesem Dienstag in der Geburtsstadt Lucianis einen Gottesdienst
feiert, erinnert an grundlegende Charaktereigenschaften des Mannes aus Canale d’Agordo im Veneto:
„Dieses Lächeln muss interpretiert
werden. Es ist die Folge zweier Grundtugenden, die Albino Luciani von Kindheit an pflegte: Bescheidenheit und
Gehorsam. Für ihn gehörten sie immer zusammen. Das ist also kein billiges Lächeln.“
Johannes
Paul I. starb überraschend in der Nacht auf den 29. September 1978 an einem Herzinfarkt. Für ihn ist ein
Seligsprechungsverfahren im Gang. (rv)
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31.08.08
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Apostolische Reise Benedikt XVI. nach Frankreich vom 12.-15.09.2008
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Freitag, 12. September 9.00 Uhr Abflug vom Internationalen Flughafen
Leonardo da Vinci in
Fiumicino
(Rom) nach Orly (Paris) 11.10 Uhr Ankunft am Flughafen Orly 11.15 Uhr Offizieller Empfang am
Flughafen 12.25 Uhr Willkommenszeremonie am Elysée-Palast 12.30 Uhr Höflichkeitsbesuch beim
Staatspräsidenten 13.00 Uhr Begegnung mit staatlichen Autoritäten im Elysée-Palast; Rede
des
Papstes 17.00 Uhr Kurze Begegnung mit Vertretern der jüdischen Gemeinde in
der
Apostolischen Nuntiatur 17.30 Uhr Begegnung mit Vertretern des Kulturlebens im "Collège des
Bernardins";
Rede des Papstes 19.15 Uhr Vesper mit Priestern, Ordensleuten, Seminaristen und Diakonen in
der
Kathedrale Notre Dame; Rede des Papstes 20.30 Uhr Begrüßung von Jugendlichen auf dem Vorplatz der Kathedrale
Notre
Dame; Grußwort des Papstes
Samstag, 13. September 9.10
Uhr Kurzer Besuch im "Institut de France" 10.00 Uhr Messe auf dem Vorplatz des Invalidendoms;
Predigt des Papstes 12.30 Uhr Mittagessen mit den Bischöfen der Ile de France und mit dem
päpstlichen
Gefolge in der Apostolischen Nuntiatur 15.50 Uhr Abschied von der Apostolischen Nuntiatur 16.30 Uhr Abflug
vom Flughafen Orly nach Tarbes-Lourdes 17.45 Uhr Ankunft am Flughafen Tarbes-Lourdes
Sonntag, 14. September 10.00 Uhr Messe zum 150. Jubiläum der Erscheinungen auf
der Prairie
von
Lourdes; Predigt des Papstes; Angelusgebet auf der Prairie von
Lourdes;
Ansprache des Papstes 12.45 Uhr Mittagessen mit den Bischöfen der Region Midi-Pyrenees und mit
den
Kardinälen und Bischöfen des päpstlichen Gefolges in der "Hermitage
St.
Joseph" 17.15 Uhr Begegnung mit den französischen Bischöfen im
"Hémicycle
Sainte-Bernadette"; Ansprache des Papstes 18.30 Uhr Abschluß der Eucharistischen Prozession auf der
Prairie von
Lourdes;
Ansprache des Papstes
Montag, 15. September Abschied
von der Residenz "Hermitage St. Joseph" 8.45 Uhr Besuch im Oratorium des Krankenhauses 9.30 Uhr
Messe mit Kranken in der Rosenkranzbasilika; Predigt des Papstes 12.10 Uhr Abflug im Helikopter vom
Antoine-Béguère-Stadion zum
Flughaften
Tarbes-Lourdes 12.30 Uhr Ankunft am Flughafen; Abschiedszeremonie im Flughafen;
Ansprache
des Papstes 13.00 Uhr Abflug nach Ciampino (Rom) 15.15 Uhr Ankunft am Flughafen Ciampino. Anschließend
Weiterfahrt nach
Castel
Gandolfo.
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9/2008
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06.09.08
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Italien: Stippvisite auf der Insel
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Papst Benedikt XVI. reist an
diesem Sonntag zu einem Pastoralbesuch nach Sardinien. Zehn Stunden wird die Visite dauern, deren
Hauptprogrammpunkt eine Messe vor dem Marienheiligtum „Nostra Signora di Bonaria” in der Inselhauptstadt
Cagliari ist. Die Gottesmutter von Bonaria ist seit 100 Jahren Patronin Sardiniens. Papst Benedikts Besuch soll
den Gläubigen neue Horizonte öffnen, wünscht sich der Erzbischof von Cagliari, Giuseppe Mani:
„Der Papst ist Oberhaupt der
Weltkirche. Und für uns als mediterranes Inselvolk zählt das besonders. Wir zählen rund eineinhalb Millionen
Einwohner hier, doch während des Sommers wächst die Zahl der Menschen auf der Insel auf sieben oder acht
Millionen an, aufgrund der Gäste, die uns besuchen. Der Papst kommt auch, um uns klarzumachen, dass wir
Geschwister sind – egal woher wir kommen, ob aus Italien, Afrika oder Asien.”
Vor dem Gottesdienst wird der
Papst mit etwa einem Dutzend hundertjähriger Sarden zusammentreffen und sie segnen. Insgesamt erwartet Cagliari
mehr als 50.000 Menschen.
„Der große Reichtum Sardiniens
ist seine Volksreligiosität, auch heute noch. Auf gewisse Weise kann man nicht Sarde sein, ohne Christ zu sein.
Hier wird man als Christ geboren.”
Damit
das auch so bleibt, ist am Nachmittag eine Begegnung des Papstes mit sardischen Jugendlichen vorgesehen. Davor
steht ein Mittagessen mit den sardischen Bischöfen auf dem Programm, das einen informellen Gedankenaustausch
ermöglichen wird. Außerdem richtet der Papst in der Kathedrale von Cagliari eine Ansprache an Priester,
Seminaristen und Theologen. Am frühen Abend fliegt Benedikt XVI. nach Rom zurück. Radio Vatikan überträgt den
Gottesdienst in Cagliari und den Angelus live und mit deutschem Kommentar ab 10.20 Uhr über verschiedene
Partnersender. (rv)
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06.09.08
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Vatikan: Wer bei der Synode mit dabei ist
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Die Weltbischofssynode im
Oktober über das Wort Gottes nimmt Gestalt an. Papst Benedikt XVI. hat an diesem Samstag die Mitglieder der
XII. Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode berufen. Außerdem gab der Vatikan die Ernennung der
„Experten” und der „Hörer und Hörerinnen” der Versammlung bekannt.
Unter
den 32 vom Papst ernannten Mitgliedern der Bischofssynode befindet sich als einziger aus dem
deutschsprachigen Raum der Kölner Erzbischof Kardinal Joachim Meisner. Die beiden Mitglieder, die nicht aus
den Rängen der Kardinäle und Bischöfe stammen, sind der Generalobere des Jesuitenordens, P. Adolfo Nicolas,
und der Präsident von Comunione e Liberazione, Julian Carron. Vielfältiger das Bild bei den quantitativ
größeren Gruppen, deren Mitglieder vom Generalsekretär der Bischofssynode ernannt wurden, nämlich die
Experten einerseits und die Hörer und Hörerinnen andererseits. Von den 41 Experten sind rund ein Viertel
Laien, so aus Deutschland der in Wuppertal lehrende Neutestamentler Thomas Söding und der Generalsekretär der
Katholischen Bibelföderation, Alexander Schweitzer, und aus Österreich der Exeget Michael Waldstein (Gaming).
Sechs der zehn Laien in der Gruppe der Experten sind Frauen, darunter die US-amerikanische Dogmatikerin Sara
Butler, die auch der Internationalen Theologischen Kommission angehört. Von den 37 „Hörern und
Hörerinnen” sind mehr als die Hälfte Frauen, darunter die in Dresden lehrende Religionsphilosophin
Hanna-Barbara Gerl-Falkowitz, die Vorsitzende der Internationalen Union der Generaloberinnen, Schwester
Louise Madore, sowie die neue Präsidentin der Fokolar-Bewegung Maria Voce. Außerdem unter den Hörern der
Bibelsynode: Nikolaus Lobkowicz, emeritierter Rektor der Katholischen Universität Eichstätt. Die
Weltbischofssynode beginnt am 5. Oktober mit einem Papstgottesdienst in Sankt Paul vor den Mauern. Bei der
Versammlung im Vatikan beraten rund 250 Bischöfe und Fachleute über „Das Wort Gottes im Leben und in der
Sendung der Kirche”. Das Treffen endet am 26. Oktober mit einer gemeinsamen Eucharistiefeier unter
Leitung des Papstes im Petersdom. (rv)
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09.09.08
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Kardinal Antonio Innocenti ist tot.
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Der
frühere Präfekt der vatikanischen Klerus-Kongregation starb am Samstag in Rom. Damit zählt das
Kardinalskollegium derzeit 193 Mitglieder – 116 wahlberechtigt, 77 nicht. Innocenti wurde im August
1915 in der Nähe von Arezzo in Mittelitalien geboren. Er studierte in Rom an der Päpstlichen Universität
Gregoriana. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs rettete er zahlreiche Menschen vor der Deportation und
entging dafür nur knapp seiner Hinrichtung durch die Deutschen. Nach mehreren Stationen an Nuntiaturen in
aller Welt wurde er 1967 Bischof und Nuntius in Paraguay und später in Spanien. 1985 machte ihn Johannes
Paul II. zum Kardinal und Präfekten der Kleruskongregation. Bis Dezember 1995 leitete Innocenti auch die
Päpstliche Kommission „Ecclesia Dei“, die sich um das Gespräch mit schismatischen Kräften bemüht.
(rv)
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12.09.08
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1. Tag der Papstreise (12.09.08)
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Benedikt XVI. beginnt Apostolische Reise nach Frankreich – Das Programm in Kürze
Benedikt XVI. ist in Frankreich. Am Freitag traf er in
Paris ein, wo er bei seiner ersten Ansprache die Trennung zwischen Staat und Kirche würdigte. Allerdings
leiste Religion einen wichtigen Beitrag zu einem ethischen Grundkonsens in der Gesellschaft, meinte der
Papst im Elysée-Palast, dem Amtssitz von Präsident Sarkozy. Am Abend hielt Benedikt eine große Rede zum
Thema Glaube und Vernunft. Dabei warnte er vor davor, die Gottesfrage ins Subjektive abzudrängen –
das wäre eine „Kapitulation der Vernunft” und ein schwerwiegender „Absturz der Humanität“. Bei
dem Treffen mit rund 700 Vertretern des Kulturwesens nahmen auch Delegierte der muslimischen Gemeinschaft
Frankreichs Teil. Mit Vertretern des Judentums hatte sich das Kirchenoberhaupt aus Achtung der Sabbatgebote
bereits am Freitag Nachmittag getroffen. In der Kathedrale Notre Dame feiert Papst Benedikt am Abend die
Vesper mit Ordensleuten und Mitgliedern des Klerus, auch Gläubige anderer christlicher Konfessionen nehmen
daran teil. Auf dem Vorplatz findet eine Gebetswache mit Jugendlichen statt, an die der Papst nach der
Vesper ein Grußwort richtet. Gegen Mitternacht bilden die Katholiken einen Lichterzug von Notre-Dame zu den
„Invaliden“, wie die Militäranlage mit der markanten goldenen Kuppel in der Nähe des Eiffelturms
heißt. Dort, auf dem weitläufigen Vorplatz, feiert der Papst am Samstagvormittag eine Messe, zu der bis zu
300.000 Gläubige erwartet werden. Anschließend reist er weiter in den südfranzösischen Wallfahrtsort
Lourdes. Dort nimmt er bis Montag an den Feiern zum 150. Jahrestag der Marienerscheinungen teil. (rv)
Empfang durch Präsident Sarkozy auf dem Flughafen Orly
Papst Benedikt ist am Freitag Vormittag auf dem Flughafen Orly gelandet. Um 11.12 Uhr öffneten sich die
Türen der Alitalia-Maschine, die das Kirchenoberhaupt von Rom-Fiumicino aus nach Paris-Orly gebracht hatte.
Staatspräsident Nicolas Sarkozy hieß den Papst willkommen. Diese protokollarische Ehre hatte Sarkozy
bislang nur dem ehemaligen südafrikanischen Präsidenten Nelson Mandela erwiesen. Begleitet wurde er von
Ehefrau Carla Bruni und dem Pariser Erzbischof Kardinal André Vingt-Trois. Die Eröffnungszeremonie sah
keine Ansprachen vor, Benedikt nahm die militärischen Ehren entgegen und begrüßte einige Mitglieder des
französischen Episkopats. Die offiziellen Reden und der Besuch im Elysée-Palast folgten ab 12 Uhr 30. In
seiner Botschaft an das Volk der „geliebten Grande Nation” hatte der Papst vor der Abreise betont, er
käme als „Bote des Friedens und der Brüderlichkeit” nach Frankreich. Benedikt XVI. ist in Paris zu
Gast in der Apostolischen Nuntiatur. (rv)
Im Elysée-Palast: Papst und Sarkozy betonen Dialog und Toleranz
Papst Benedikt XVI. hat zum Auftakt seines Frankreichbesuchs die grundsätzliche Trennung von Religion
und Politik gewürdigt. Im Pariser Elysée-Palast wies er am Freitag Mittag aber auch auf die wichtige Rolle
von Religion für die Gesellschaft hin. Hier ein ausführlicher Bericht über den Auftakt der Visite.
Elf Uhr an diesem Freitag: Die Alitalia-Maschine mit Benedikt an Bord
setzt in Paris auf. Das Wetter ist grau und windig; Präsident Sarkozy ist selbst zum Flughafen Orly
gekommen, um den Papst zu begrüßen – protokollarisch stellt das eine besondere Ehre dar. An der Seite
des staatsmännisch dreinblickenden Sarkozy ist seine dritte Frau, Carla Bruni, im grauen Kostüm; sie kann
eine gewisse Nervosität nicht überspielen. Der Papst im weißen Gewand verlässt das Flugzeug, grüßt das
Präsidentenehepaar und den Pariser Kardinal André Vingt-Trois – den Boden küsst er nicht. Ein paar
herzliche Worte zwischen Papst und Präsident, ein Handschlag für Bischöfe und einige Staatsvertreter, ein
breites Lächeln des französischen Kardinals Etchegaray, der im Schlepptau Benedikts seine Heimat besucht
– dann fährt der Papst mit einer dunklen Limousine zum Elysée-Palast im Pariser Zentrum, „rive
droite“, nicht weit von den Champs-Elysées.
Dort im Hof des Palastes salutiert die Ehrengarde mit weißen Handschuhen
und gezogenem Säbel, als das Papst-Auto um 12.30 Uhr vorfährt. Nicolas Sarkozy empfängt ihn auf der Treppe,
und gleich im Innern drückt auch Premierminister Francois Fillon dem Gast aus Rom die Hand. Dann geht es zu
einer Besprechung Papst-Präsident ins obere Stockwerk des Elysée; zum Schluss des Gesprächs kommen u.a.
Carla Bruni, Sarkozys Mutter und einer seiner Söhne hinzu. Benedikt schenkt dem Präsidenten einen
Piranesi-Stich der Lateran-Basilika, deren Ehren-Domherr Sarkozy seit Dezember letzten Jahres ist und wo er
eine Grundsatzrede über Laizität gehalten hat; von Sarkozy bekommt er ein Porträt sowie eine alte Ausgabe
des Pariser Naturwissenschaftlers und christlichen Denkers Blaise Pascal. Dann freundlicher Applaus für
Benedikt in der „Salle des fetes“, wo er Vertreter von Staat und Regierung trifft. Ehrengast ist
übrigens ein Bruder des unlängst im Irak ermordeten chaldäischen Erzbischofs von Mossul Faraj Raho.
Auf einem kleinen Podium mit den Fahnen des Vatikans, Frankreichs und
Europas ergreift zunächst Sarkozy die Gelegenheit, von neuem für sein Konzept der „positiven
Laizität” des Staates zu werben. Der Dialog mit den Religionen sei legitim für eine Demokratie und
entspreche der Laizität. Insbesondere die christliche Religion, mit der Frankreich eine lange Geschichte
teile, sei ein lebendiges Erbe des Nachdenkens über Gott, den Menschen und die Gesellschaft. „Es wäre
verrückt, sich dessen zu berauben. Es wäre ein Vergehen gegen die Kultur und gegen die Vernunft“, so
Sarkozy: Eine positive, offene Laizität sei eine Einladung zu Dialog, Toleranz und Respekt. Nicht ohne
Pathos warnt der Präsident vor neuen Religionskriegen - das Gespräch mit und unter den Religionen sei eines
der großen Themen des 21. Jahrhunderts. Die politisch Verantwortlichen könnten nicht umhin, sich dafür zu
interessieren. Aber sie könnten nur dann zu diesem Dialog beitragen, wenn sie die Religionen respektierten.
Sarkozy erwähnt, dass er sich auch im saudischen Riad persönlich für das Gespräch der Religionen engagiert
habe – und er zitiert an einer Stelle seiner Rede sogar den Dalai Lama. Der Papst nimmt den Ball
namens „positive Laizität” dann in seiner Rede auf, weitet aber den Blick und spricht von seiner
Sorge über die Umwelt, über neues Säbelrasseln in der Welt, über Schwierigkeiten beim Bau der Europäischen
Union. Noch einmal ein herzlicher Händedruck zwischen den beiden Staatschefs, dann fährt Benedikt weiter in
die nahe gelegene Nuntiatur. (rv)
Die Kernsätze der Ansprache Benedikts im Elysée-Palast
In der ersten Ansprache im Pariser Elysée-Palast erinnerte der Papst an den wichtigen Beitrag der
Religion für die ethischen Normen der Gesellschaft. Bei offiziellen Empfang am Sitz des Staatspräsidenten
beklagte das Kirchenoberhaupt die wachsende Distanz zwischen Arm und Reich und rief zu konkreten Maßnahmen
gegen den Klimawandel auf. Mit Blick auf die Europa-Politik warnte Benedikt XVI. vor „der Gefahr eines
Widererstehens alten Misstrauens“. Frankreich aufgrund seiner Geschichte sei in der derzeitigen
EU-Ratsspräsidentschaft dazu berufen, „Europa zu helfen,…den Frieden aufzubauen“. Hier
Kernsätze der Ansprache:
„Gegenwärtig erfreut sich die Kirche in Frankreich einer Ordnung der
Freiheit. Das Misstrauen der Vergangenheit hat sich allmählich in einen sachlichen und positiven Dialog
verwandelt, der sich zunehmend festigt. … Wir wissen, dass einige Bereiche des Dialogs noch offen
sind, die wir mit Entschiedenheit und Geduld nach und nach in Angriff nehmen und bereinigen müssen…
Ich bin überzeugt, dass in dieser geschichtlichen Zeit, in der die
Kulturen sich immer mehr verflechten, ein neues Nachdenken über den wahren Sinn und die Bedeutung der
Laizität notwendig geworden ist. In der Tat ist es grundlegend, einerseits auf die Unterscheidung zwischen
politischem und religiösem Bereich zu bestehen, um sowohl die Religionsfreiheit der Bürger als auch die
Verantwortung des Staates, die er ihnen gegenüber hat, zu gewährleisten, und sich andererseits deutlicher
der unersetzlichen Funktion der Religion für die Gewissensbildung bewusst zu werden und des Beitrags, den
die Religion gemeinsam mit anderen zur Bildung eines ethischen Grundkonsenses innerhalb der Gesellschaft
erbringen kann…
Besorgt bin ich über die soziale Situation der westlichen Welt, die
leider durch eine schleichend wachsende Distanz zwischen Reichen und Armen gekennzeichnet ist. Ich bin
sicher, dass es möglich ist, gerechte Lösungen zu finden, die über die notwendige unmittelbare Hilfe hinaus
zum Kern des Problems vordringen, um die Schwachen zu schützen und ihre Würde zu fördern…
In einem wesentlich weiteren Rahmen beunruhigt mich auch der Zustand
unseres Planeten. Mir scheint der Moment gekommen, konstruktivere Vorschläge zu machen, um das Wohl der
kommenden Generationen zu gewährleisten…
Die Präsidentschaft der Europäischen Gemeinschaft stellt für Ihr Land
eine Gelegenheit dar, die Bedeutung, die Frankreich gemäß seiner edlen Tradition den Menschenrechten und
ihrer Förderung zum Wohl der einzelnen wie der Gesellschaft zumisst, zu bezeugen. Insbesondere angesichts
der Gefahr eines Wiedererstehens alten Misstrauens, von Spannungen und Gegensätzen zwischen den Nationen,
was wir heute mit Sorge beobachten, ist Frankreich dazu berufen, Europa zu helfen, innerhalb seiner Grenzen
und auf der ganzen Welt den Frieden aufzubauen. … Dabei ist andererseits daran zu erinnern, dass
"die nationale Identität selbst nur durch die Öffnung zu anderen Völkern und durch die Solidarität mit
ihnen verwirklicht werden kann" (Nachsynodales Schreiben Ecclesia in Europa, Nr. 112). (rv)
Stichwort: Katholische Kirche in Frankreich
Die katholische Kirche in Frankreich zählt zu den traditionsreichsten und geistesgeschichtlich
bedeutendsten in Europa. Marksteine ihrer Geschichte sind etwa im christlich geprägten Mittelalter die
Taufe des Frankenkönigs Chlodwig, die Reichskirche Karls des Großen und das „Zeitalter der
Kathedralen“; weiter die Religionskriege des 16./17. Jahrhunderts, die Auseinandersetzung zwischen
Kirche und Absolutismus, die Epoche der Aufklärung und die Französische Revolution.
Rund drei Viertel der gut 61 Millionen Einwohner Frankreichs sind heute
katholisch. Doch Bischöfe und Klerus beklagen die abnehmende Zahl praktizierender Katholiken sowie der
Priester. 16.553 Pfarreien gehören zu 98 Diözesen. Seit der Verstaatlichung ihres Eigentums im Zuge der
Französischen Revolution finanziert sich die Kirche allein durch Spenden und Beiträge der Katholiken;
Kirchensteuern gibt es nicht. Der Unterhalt von Kirchengebäuden, die vor 1905 errichtet wurden, obliegt dem
Staat; Neubauten muss die Kirche selbst finanzieren.
Die Bischofskonferenz zählt 108 amtierende Mitglieder. Traditioneller
Ort der Vollversammlungen ist der Nationalwallfahrtsort Lourdes. Alle Bischöfe werden bei der Papstmesse am
Sonntag und der Begegnung am Nachmittag teilnehmen. Hier darf ein Wort zur aktuellen Lage der Kirche im
Land erwartet werden.
Nach wie vor sehr aktiv ist die französische Kirche in den Bereichen
Bildung und Medien. Etwa 13 Prozent aller Grundschüler sowie 20 Prozent aller Oberschüler besuchen
katholische Einrichtungen. Im ländlichen Raum liegt diese Quote sogar bei 30 Prozent. (rv)
Die Kernsätze der Ansprache Benedikts XVI. in „Les Bernardins“
„Heute Abend möchte ich zu Ihnen über die Ursprünge der abendländischen Theologie und die
Wurzeln der europäischen Kultur sprechen. … Dies ist ein Ort, der mit der Kultur des Mönchtums zu tun
hat. Geht uns das heute noch etwas an, oder begegnen wir dabei bloß einer vergangenen Welt? Um darauf
antworten zu können, müssen wir uns einen Augenblick auf das Wesen des abendländischen Mönchtums selbst
besinnen.“
Ziel der Mönche war es nicht, Kultur zu schaffen, so der Papst.
„Ihr Ziel hieß: quaerere Deum (Gott suchen). In der Wirrnis der Zeiten,
in der nichts standzuhalten schien, wollten sie das Wesentliche tun – sich bemühen, das immer Gültige
und Bleibende, das Leben selber zu finden. Sie waren auf der Suche nach Gott. … Gott hatte selbst
Wegzeichen ausgesteckt, ja, einen Weg gebahnt, den zu finden und zu gehen die Aufgabe war. Dieser Weg war
sein Wort, das in den Büchern der heiligen Schriften vor den Menschen aufgeschlagen war. Die Suche nach
Gott verlangt so von innen her eine Kultur des Wortes. … Weil im biblischen Wort Gott unterwegs ist
zu uns und wir zu ihm, darum muss man lernen, in das Geheimnis der Sprache einzudringen, sie in ihrem
Aufbau und in der Weise ihres Ausdrucks zu begreifen. So werden gerade durch die Gottsuche die profanen
Wissenschaften wichtig, die uns den Weg zur Sprache zeigen.“ Bibliothek und Schule gehören deshalb
zum Kloster hinzu.
„Das Kloster dient der eruditio, der Formung und Bildung des Menschen
– Formung letztlich darauf hin, dass der Mensch Gott zu dienen lerne. Aber dies schließt gerade auch
die Formung des Verstandes, die Bildung ein, durch die der Mensch in den Wörtern das eigentliche Wort
wahrzunehmen lernt.“ Das Wort mache wach für Gott füreinander, führe in eine Weggemeinschaft des
Glaubens. Deshalb muss es laut Benedikt XVI. „bedacht“ und „recht gelesen werden“. Ein nächster
Schritt:
„Das Wort Gottes bringt uns selber ins Gespräch mit Gott. … Für
das Beten vom Wort Gottes her reicht das Sprechen nicht aus, es verlangt Musik. … Aus diesem inneren
Anspruch des Redens mit Gott und des Singens von Gott mit den von ihm selbst geschenkten Worten ist die
große abendländische Musik entstanden. Es ging nicht um private „Kreativität“, in der das Individuum
sich selbst ein Denkmal setzt und als Maßstab wesentlich die Darstellung des eigenen Ich nimmt. Es ging
vielmehr darum, wachsam mit den „Ohren des Herzens“ die inneren Gesetze der Musik der Schöpfung
selbst, die vom Schöpfer in seine Welt und in den Menschen gelegten Wesensformen der Musik zu erkennen und
so die gotteswürdige Musik zu finden, die zugleich dann wahrhaft des Menschen würdig ist und seine Würde
rein ertönen lässt.“ In den Heiligen Schriften komme Gott „durch Menschenwort und Menschenwörter
hindurch zu uns“. Gott, so Benedikts Schlussfolgerung, rede nur durch Menschen, „durch deren Worte
und deren Geschichte zu uns“.
„Wir können es auch einfacher ausdrücken: Die Schrift bedarf der
Auslegung, und sie bedarf der Gemeinschaft, in der sie geworden ist und in der sie gelebt wird. In ihr hat
sie ihre Einheit, und in ihr öffnet sich der das Ganze zusammenhaltende Sinn. … Durch das zunehmende
Wahrnehmen der verschiedenen Sinndimensionen wird das Wort nicht entwertet, sondern erscheint erst in
seiner ganzen Größe und Würde.“ Das Christentum sei also „nicht einfach eine Buchreligion im
klassischen Sinn“.
„Immer nur in der dynamischen Einheit des Ganzen sind die vielen Bücher
ein Buch, zeigt sich im Menschenwort und in der menschlichen Geschichte Gottes Wort und Gottes Handeln in
der Welt.“ Jede Art von Fundamentalismus sei damit ausgeschlossen, so das Kirchenoberhaupt.
„Die ganze Dramatik dieses Themas ist in den Schriften des heiligen
Paulus ausgeleuchtet. … „Der Herr ist der Geist. Wo aber der Geist des Herrn ist, da ist
Freiheit“ (2 Kor 3, 17).“ Diese Spannung von Bindung und Freiheit, die weit über das
literarische Problem der Schriftauslegung hinausreicht, habe Denken und Wirken des Mönchtums bestimmt und
die abendländische Kultur zutiefst geprägt.
„Sie ist als Aufgabe auch unserer Generation gegenüber den Polen von
subjektiver Willkür und fundamentalistischem Fanatismus neu gestellt.“ Ausgehend von grundlegenden
Prinzipien des abendländischen Mönchtums zog Benedikt XVI. drei wesentliche Schlussfolgerungen für die
Gesellschaft von heute:
„Es wäre ein Verhängnis, wenn die europäische Kultur von heute Freiheit
nur noch als Bindungslosigkeit auffassen könnte und damit unvermeidlich dem Fanatismus und der Willkür in
die Hand spielen würde. Bindungslosigkeit und Willkür sind nicht Freiheit, sondern deren
Zerstörung.“ Stichwort: Ora et labora. In der griechischen Welt galt die körperliche Arbeit als
Sache der Unfreien; und auch das „Machen“ der Welt war dem Demiurgen, einer untergeordneten Gottheit
vorbehalten.
„Anders der christliche Gott: Er, der eine, der wirkliche und einzige
Gott ist auch Schöpfer. Gott arbeitet; er arbeitet weiter in und an der Geschichte der Menschen. In
Christus tritt er als Person in die mühselige Arbeit der Geschichte ein.“ Der Mensch als Gottes
Ebenbild darf und kann sich am weltschöpferischen Handeln Gottes beteiligen, so der Papst. Das gelte auch
heute - in Maßen. Das Mönchtum hat eine Kultur der Arbeit entwickelt,…
„ohne die das Werden Europas, sein Ethos und seine Weltgestaltung nicht
zu denken sind. Zu diesem Ethos müsste freilich gehören, dass Arbeit und Geschichtsgestaltung des Menschen
Mit-Arbeiten mit dem Schöpfer sein will und von diesem Mit her ihr Maß nimmt. Wo dieses Maß fehlt und der
Mensch sich selber zum gottartigen Schöpfer erhebt, kann Weltgestaltung schnell zur Weltzerstörung
werden.“ Gott, Religion in der Gesellschaft von heute? In dieser Frage, die gerade in Frankreich
nicht fehlen darf, gipfelte die „lectio magistralis“ des früheren Theologieprofessors. Frankreichs
Kirche hatte sich ermutigende Worte des Papstes erhofft. Für die ersten Christen sei Verkündigung, sei
Mission, nie Propaganda gewesen, sondern „innere Notwendigkeit, die aus dem Wesen ihres Glaubens
folgte“. Die Frohe Botschaft galt allen Menschen, Glaube war keine kulturelle Gewohnheit, sondern
gehörte zur der Wahrheit, die alle gleichermaßen anging.
„Die Neuheit der christlichen Verkündigung besteht in einem Faktum: Er
hat sich gezeigt. Aber dies ist kein blindes Faktum, sondern ein Faktum, das selbst Logos – Gegenwart
der ewigen Vernunft in unserem Fleisch ist. Verbum caro factum est (Joh 1, 14). Gerade so ist im Faktum nun
Logos, ist Logos unter uns. Das Faktum ist vernünftig. Freilich bedarf es immer der Demut der Vernunft, um
es annehmen zu können; der Demut des Menschen, die der Demut Gottes antwortet.“ Die Welt von heute
sei voll von Bildern vielfältiger Gottheiten, so der Papst.
„Gott ist wirklich für viele der große Unbekannte geworden. Aber wie
damals hinter den vielen Götterbildern die Frage nach dem unbekannten Gott verborgen und gegenwärtig war,
so ist auch die gegenwärtige Abwesenheit Gottes im stillen von der Frage nach ihm bedrängt. Quaerere Deum
– Gott suchen und sich von ihm finden lassen, das ist heute nicht weniger notwendig denn in
vergangenen Zeiten. Eine bloß positivistische Kultur, die die Frage nach Gott als unwissenschaftlich ins
Subjektive abdrängen würde, wäre die Kapitulation der Vernunft, der Verzicht auf ihre höchsten
Möglichkeiten und damit ein Absturz der Humanität, dessen Folgen nur schwerwiegend sein könnten. Das, was
die Kultur Europas gegründet hat, die Suche nach Gott und die Bereitschaft, ihm zuzuhören, bleibt auch
heute Grundlage wahrer Kultur.“ (rv)
Stichwort: Collège des Bernardins Freitag Abend hielt Papst
Benedikt XVI. eine Ansprache vor Kulturschaffenden und Wissenschaftlern im neueröffneten „Collège des
Bernardins“. Das dreischiffige gotische Juwel, das sich in der Nähe des südlichen Seine-Ufers
befindet, ist das größte französische nicht-liturgische Gebäude aus dem Mittelalter und gilt als weltweit
einzigartig. Als eines der ältesten Kollegien der Pariser Universität wurde das Collège des Bernardins 1245
durch den Zisterzienser Stephen of Lexington gegründet. Das Collège war ein Ort des Dialogs zwischen
monastischer und scholastischer Theologie. Bis zur Französischen Revolution haben junge Zisterzienser in
großer Zahl im Collège des Bernardins und an der Universität Paris Philosophie und Theologie studiert.
In der Zeit der Französischen Revolution wurden, nach der im Februar
1792 erfolgten Aufhebung der Theologischen Fakultät von Paris, im September 1793 auch die Kollegien
aufgelöst, darunter das Collège des Bernardins. Das Gebäude ging in staatlichen Besitz über und wurde unter
anderem als Feuerwehrkaserne und als Gefängnis verwendet.
2001 kaufte das Erzbistum Paris unter dem 2007 gestorbenen Erzbischof
Jean-Marie Lustiger das Bauwerk mit Garten von der Stadt Paris. Kardinal Lustiger hatte schon seit den
1990er Jahren den Plan verfolgt, an diesem Ort mittelalterlicher Theologie und Philosophie eine Stätte des
Dialogs von Glauben und moderner Kultur einzurichten. Das neue Collège des Bernardins ist ein Ort
kirchlicher Bildungsarbeit mit Bibliothek, Hörsälen, Seminarräumen und Begegnungsmöglichkeiten mitten in
Paris. Das Collège ist aber auch Heimstatt der 1984 von Kardinal Lustiger gegründeten École Cathédrale
(Kathedralschule) und ihrer in der heutigen Form seit 2005 bestehenden Faculté de Notre-Dame. (rv)
Kardinal von Paris: Besteht der Glaube vor der Vernunft?
Der Erzbischof von Paris, André Vingt-Trois, begleitet Papst Benedikt XVI. während seiner Pastoralreise
nach Frankreich. Er war am Flughafen in Paris-Orly im Empfangskomitee, am Abend hielt er im Collège des
Bernardins die Begrüßungsansprache. Den Papstworten dort misst er hohe Bedeutung bei. Gegenüber Radio
Vatikan sagte der aus Paris stammende 65-jährige Kardinal:
„Die Ansprache im Collège des Bernardins reiht sich ein in die dem Papst
eigene Pastoral. Bei vielen Gelegenheiten zeigt er seine Aufmerksamkeit für den Dialog zwischen dem
christlichen Glauben und der Kultur. Für uns, um es mit wenigen Worten zu sagen, sind zwei Fragen
grundlegend. Einerseits: Ist der Weg des gläubigen Christen entsprechend glaubwürdig um sich der
menschlichen Vernunft gegenüber auszudrücken? Auf der anderen Seite: Wie können die menschliche Vernunft
und die Weisheit die Entscheidungen der Menschen von heute erhellen, seien sie gläubig oder nicht, seien
sie Christen oder nicht?”(rv)
Frankreich: Papstbesuch ist große Ehre
Der Frankreichbesuch Papst Benedikts ist vor allem eine Apostolische Reise und kein Staatsbesuch. Das
hat der Vatikan in den vergangenen Tagen immer wieder betont. Und doch rührt die geplante kurze Begegnung
von Benedikt XVI. mit Staatspräsident Nicolas Sarkozy an eine aktuelle Auseinandersetzung – und an
eine lange Geschichte angespannter Beziehungen zwischen Kirche und Staat in Frankreich. Die französischen
Herrscher waren Gastgeber der Päpste in Avignon, später aber auch immer wieder ihr politischer Gegenpart.
Seit 1905 gilt die strenge Trennung zwischen Kirche und Staat.
Für die katholische Kirche, von der sich immer mehr Franzosen abwenden,
ist der Besuch Benedikts daher ein wichtiges Ereignis. Das betont der Frankreich-Kenner und deutsche
Pilgerseelsorger in Lourdes, Pater Uwe Barzen. „Ich glaube schon, dass der Besuch des Papstes für
Frankreich eine wichtige Bedeutung hat. Das gilt insbesondere für Lourdes. Denn das ist eine große Ehre für
diesen Marienwallfahrtsort, dass der Papst zum 150-Jahr-Jubiläum der Marienerscheinungen hierher kommt.
Allein was die Pilgerzahlen betrifft - wir erwarten hier 200.000 Gläubige. Das ist das Vier- bis Fünffache
von dem, was sonst hierher kommt. Da müssen besondere Vorbereitungen getroffen werden. Der Papst wird vom
französischen Staat wie ein Staatsoberhaupt empfangen. Von daher ist es ein außergewöhnliches Ereignis. Das
gilt auch für Lourdes.“
Die französischen Medien stellen den Papstbesuch in Paris in den
Vordergrund. Stiehlt das Treffen mit Präsident Sarkozy dem jubilierenden Marienwallfahrtsort die Show?
Pater Barzen:
„Nein, das glaube ich nicht. Lourdes war ja der eigentliche Anlass für
diese Papstreise. Hier werden alle französische Bischöfe den Papst treffen. Die französische
Bischofskonferenz trifft sich normalerweise zweimal im Jahr in Lourdes. Sie werden an diesem Ort
geschlossen dem Papst begegnen. Er wird zu ihnen sprechen. Daher kann man sagen, dass das Hauptereignis der
Frankreichreise der Besuch in Lourdes sein wird.”(rv)
Frankreich: Lourdes zieht viele Jugendliche an Bei seiner viertägigen
Frankreich-Reise wird Papst Benedikt XVI. nicht nur den französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy und
Pilger aus aller Welt in Lourdes treffen. Bei der Grotte, wo vor 150 Jahren die Muttergottes der
Müllerstochter Bernadette Soubirous erschien, wird Benedikt bei den Gottesdiensten auch Jugendlichen und
armen Menschen begegnen. Lourdes ist nicht nur ein beliebter Pilgerort für Kranke und Gebrechliche.
Jährlich pilgern Tausende von jungen Menschen zum wohl weltberühmtesten Marienwallfahrtsort der Welt. Das
Leben der Bernadette Soubirous beeindruckt immer mehr auch zahlreiche Jugendliche. Das sagt der
Medienverantwortliche der „Cité Saint-Pierre“, Jean-François Courtille. Am Freitagabend – also
wenige Stunden vor der Ankunft des Papstes in Lourdes – feiern rund 450 Jugendliche aus Osteuropa und
Afrika den Besuch des Papstes im Treffpunkt in der Nähe der Grotte.(rv)
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13.09.08
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2. Tag der Papstreise (13.09.08)
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Zweiter Tag der Papstreise: Ein Überblick
Mit einer großen Messe hat sich Papst Benedikt XVI. am
Vormittag des Samstag aus Paris verabschiedet. An dem Gottesdienst vor dem Invalidendom nahmen 260.000
Menschen teil.
Am Vorabend hatte er an einer Vesper mit Priestern, Ordensleuten und
Seminaristen in der Kathedrale Notre Dame teilgenommen. Anschließend wandte er sich mit einer Rede an
mehrere Zehntausend Jugendliche, die auf dem Vorplatz der Kathedrale eine nächtliche Gebetsvigil
begannen. Er übernachtete in der Apostolischen Nuntiatur, wo er vom Balkon aus sich kurz an anwesende
Gläubige wandte.
Am Samstag morgen besuchte das Kirchenoberhaupt die
Wissenschaftsvereinigung des „Institut de France“. 1992 wurde er dort als Kardinal Joseph Ratzinger
Mitglied der „Akademie der moralischen und politischen Wissenschaften“. Am Mittag stand ein
gemeinsames Essen mit den Bischöfen der Kirchenprovinz „Île de France“ auf dem Programm“.
Am Nachmittag flog der Papst weiter in den südfranzösischen Wallfahrtsort Lourdes. Dort will er sich
als Pilger zu den Gedenkorten der heiligen Seherin Bernadette Soubirous begeben. Die Feiern zum
150-jährigen Bestehen des Marienheiligtums sind der eigentliche Anlass der Reise von Benedikt XVI.
Am Abend wird Benedikt mit dem Papamobil den „Jubiläumsweg“ in
Lourdes gehen, der verschiedene Stationen der Seherin Bernadette widerspiegelt, wie die Pfarrkirche, das
Haus, in dem die Familie Soubirous wohnte sowie die Grotte der Erscheinungen. Gegen 21.30 Uhr stößt der
Papst zur traditionellen Lichterprozession hinzu, wo er eine Ansprache halten und das Te Deum anstimmen
wird. Benedikt übernachtet in der „Ermitage St. Joseph“. (rv)
Papstmesse im Zentrum von Paris: „Kein Gegensatz zwischen Vernunft und Glaube”
260.000 Menschen haben am Samstag Morgen im Zentrum von Paris an einer großen Messe mit Papst
Benedikt teilgenommen. Dabei rief der Papst sie dazu auf, modernen Götzen wie etwa der Geld- oder
Machtgier nicht hinterherzulaufen.
Die Kulisse bei diesem Pontifikalamt hätte kaum prachtvoller sein
können: Hinter dem Papstaltar die goldene Kuppel des Invalidendoms, unter der Napoleon begraben ist. Von
der Seite herübergrüßend: die Spitze des Eiffelturms. Zu Füßen des Papstes schließlich: die Gärten der
„Esplanade des Invalides”, der „Pont Alexandre III”, das Grand Palais, der Beginn der
Champs-Elysées auf der anderen Seite der Seine. Und, bei strahlendem Sonnenschein, Tausende von Menschen
- darunter viele junge Leute, aber auch bekannte Gesichter aus der Politik, etwa Premierminister Fillon,
Justizministerin Dati (eine Muslimin), Innenministerin Alliot-Marie oder die Frau von Ex-Präsident
Chirac. „Gehen wir zur Quelle des Lebens”, stand in großen Lettern auf dem Altar; das liturgische
Gerät bei der Messe stammte zum großen Teil aus der Kathedrale Notre-Dame.
In seiner Predigt warnte Benedikt XVI. vor den Götzen der Moderne:
„Haben denn nicht das Geld, die Gier nach Besitz, nach Macht und sogar nach Wissen den Menschen von
seinem wahren Ziel abgebracht?” Auch die Verklärung der Vergangenheit oder das Herstellen irdischen
Glücks aus eigener Kraft buchte der Papst unter „Götzen” und „Trugbildern” ab. Mit Verve
vertrat er hingegen (nicht zum ersten Mal), dass Glaube und Vernunft zusammengehören: „Niemals verlangt
Gott ... vom Menschen, seine Vernunft zu opfern! Niemals tritt die Vernunft in einen wirklichen Gegensatz
zum Glauben!” Was den Menschen „von dieser Perspektive” abbringe, sei „Götzenkult”
– „und die Vernunft selbst kann sich Götzen schmieden”. Der Papst rief junge „und weniger
junge” Leute dazu auf, sich der Frage nach einer Ordens- oder Priesterberufung zu stellen: „Habt
keine Furcht, euer Leben Christus zu schenken! Nichts wird je den Dienst der Priester im Leben der Kirche
ersetzen. Nichts wird je eine Messe für das Heil der Welt ersetzen!”
Noch vor der Messfeier hatte Benedikt eine Stippvisite direkt am
Seine-Ufer eingelegt: Im „Institut de France” enthüllte er eine Plakette. Sie erinnert daran, dass
vor 16 Jahren der damalige Kardinal Ratzinger feierlich als Mitglied in eine Akademie des
„Institut” berufen wurde. An dem Termin in den Hallen der so genannten „Unsterblichen” nahmen
nur einige Auserwählte teil. Schon ein Kontrast zu den mehr als 200.000 Menschen, die anschließend zur
Papstmesse vor den Invalidendom kamen... (rv)
Freitag Abend in Notre Dame: Papst ermuntert zur Bibellektüre
Papst Benedikt XVI. hat die Geistlichen aufgefordert, sich vermehrt der Bibellektüre zu widmen und
auf die Schönheit im Gottesdienst zu achten. Bei einer Vesper am Freitag Abend in der Pariser Kathedrale
Notre Dame unterstrich er die Bedeutung des Wortes Gottes für das Leben der Kirche.
„Habt keine Angst, viel Zeit der Lesung, der Meditation der Heiligen
Schrift und dem Stundengebet zu widmen! Das mit der Kirche gelesene und meditierte Wort wirkt, fast ohne
daß ihr es merkt, auf euch ein und verwandelt euch. Wenn es als Offenbarung der Weisheit Gottes die
„Gefährtin“ eures Lebens wird, „gibt“ sie euch „guten Rat“ und ist euer „Trost in Sorge
und Leid“ (Weish 8,9).“ An die katholischen Geistlichen gewandt rief er zu mehr
Gottesdienstkultur auf. Leitbild der irdischen Liturgie müsse das himmlische Jerusalem sein. Dabei
unterstrich er auch die Grenzen jedes Ritus: Die Schönheit der Feiern sei niemals erlesen und durchdacht
genug, „weil nichts zu schön sein kann für Gott, der die unendliche Schönheit ist“, so Benedikt
XVI. Der Papst grüßte in seiner Ansprache eigens die Vertreter anderer Kirchen und kirchlicher
Gemeinschaften. Er bete für die Einheit der Kirche, für die das Wort Gottes „Zeichen, Unterpfand und
Garant“ sei.
„Es gibt keine Liebe in der Kirche ohne Liebe zum Wort Gottes; es gibt
keine Kirche ohne die Einheit um Christus, den Erlöser; es gibt keine Früchte der Erlösung ohne Liebe zu
Gott und zum Nächsten, gemäß den beiden Geboten, die die ganze Heilige Schrift
zusammenfassen!“ Benedikt würdigte außerdem die Kathedrale Notre Dame als „Zeichen der Gegenwart
Gottes mitten unter den Menschen“. Große kirchliche und weltliche Ereignisse hätten in dem
Heiligtum stattgefunden. Architekten, Maler, Bildhauer und Musiker hätten für Notre Dame das Beste ihrer
selbst gegeben. (rv)
Freitag Nacht - Gruß vom Balkon der Nuntiatur Der Papst
ist gerührt über seine herzliche Aufnahme in Frankreich. Nach einem anstrengenden Tag zwischen Politik,
Kultur und Jugend sagte der Benedikt XVI. am Freitag Nacht bei einem kurzen Gruß vom Balkon der Nuntiatur
in Paris:
„Euer so warmherziger Empfang rührt den Papst! Danke dafür, dass Sie
mich zu so später Stunde so enthusiastisch hier erwarten. Diese kommenden Tage in Paris und Lourdes
verschaffen mir bereits jetzt viel Freude…. Die Katholiken in Frankreich brauchen mehr als je zuvor
ein neues Vertrauen in die Jungfrau Maria, um in ihr ein Modell des Dienstes am Evangelium zu sehen. Ich
zähle auf Sie und Ihr Gebet, damit diese Reise Früchte trägt!” (rv)
Presseschau am zweiten Tag Auch am zweiten Reisetag des
Papstes stößt der Besuch in Frankreich auf großes Medieninteresse. So haben am Samstag alle Zeitungen
groß auf den Titelseiten über den ersten Tag der Reise berichtet. Hier die Presseschau unseres
Korrespondenten Mario Galgano:
Mit der Betonung der politischen Rolle der Religion hat Benedikt ein
hoch sensibles Thema aufgegriffen. So das Fazit der französischen Zeitung „Le Monde” zum ersten
Reisetages Benedikts. Die linksgerichtete Zeitung „Libération” kritisierte hingegen, die Haltung
des französischen Staatspräsidenten. Dieser sei „zu freundlich” gegenüber Religionsgemeinschaften
und insbesondere gegenüber der katholischen Kirche. Die katholische Tageszeitung „La Croix” betonte
hingegen, dass Benedikt XVI. die Trennung von Kirche und Staat ausdrücklich gebilligt habe. Ihm sei aber
ebenso wichtig gewesen, darauf zu bestehen, dass die religiösen Führer die Möglichkeit haben müssten, die
Politik auf ihre Verantwortung hinzuweisen. Der erste Reisetag habe insgesamt zu einer positiven
Entwicklung für die katholische Kirche in Frankreich beigetragen. Gemäß dem französischen „Le
Parisien” haben nach einer aktuellen Umfrage 53 Prozent aller Franzosen eine hohe Meinung vom
Papst. (rv)
Stichwort: Lourdes Im Südwesten Frankreichs, im
Département Hautes-Pyrénées, liegt die kleine Stadt Lourdes. Lourdes ist einer der berühmtesten
Wallfahrtsorte der Welt. 1858 ist dort der damals 14-jährigen Müllerstochter Bernadette Soubirous 18 Mal
Maria erschienen, die Quelle in der Grotte geht auf eine dieser Erscheinungen zurück. Nach Worten
Bernadette Soubirous beauftragte Maria sie damit, eine Kirche an der Grotte zu errichten. 1862 wurden die
Erscheinungen vom Ortsbischof, 1891 von Papst Leo XIII. anerkannt. Bernadette wurde am 8. Dezember 1933
heilig gesprochen.
Jahr für Jahr reisen mehrere Millionen Pilger, darunter auch
Zehntausende Kranke und Behinderte, nach Lourdes. Immer wieder kommt es zu unerklärlich anmutenden
Heilungen, die durch ein internationales Ärztekomitee geprüft werden. 30.000 Heilungen soll es bislang
gegeben haben; 6.000 sind dokumentiert, 2.000 gelten als „medizinisch unerklärlich”. Die Zahl der
kirchlich anerkannten Wunderheilungen liegt bei 67. Dem so genannten Lourdes-Wasser aus der Quelle nahe
der Mariengrotte werden heilende Kräfte zugeschrieben.
Nach Paris verzeichnet Lourdes mit seinen
rund 16.000 Einwohnern die zweithöchste Zahl an Hotelbetten und Übernachtungen in Frankreich. Regelmäßig
tagt hier die Vollversammlung der Französischen Bischofskonferenz. Papst Benedikt XVI. wird am Samstag
Nachmittag in Lourdes eintreffen. (rv)
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14.09.08
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3.Tag der Papstreise (14.09.08)
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Dritter Tag der Papstreise: Ein Überblick
Mit einer großen Messe unter freiem Himmel hat Papst
Benedikt XVI. am Sonntag der Marienerscheinungen in Lourdes vor 150 Jahren gedacht. Der
südwestfranzösische Wallfahrtsort solle ein Ort der Begegnung mit Gott im Gebet und ein Ort des Dienstes
an Kranken, Armen und Leidenden sein, sagte der Papst in der Predigt. Vor allem die Kirche in Frankreich
ermutigte das Kirchenoberhaupt dabei zu neuem missionarischem Geist. Einmal mehr rief er junge Menschen
zu entschiedenem christlichen Einsatz in Kirche und Welt.
Am Sonntagnachmittag traf Benedikt XVI. mit den französischen
Bischöfen zusammen. Dabei mahnte er mit Blick auf die so genannte „Alte Messe” die Einheit der
Gläubigen an. „Niemand ist in der Kirche überflüssig. Jeder, ohne Ausnahme, muss sich in ihr ,zu
Hause’ und niemals abgewiesen fühlen.” Staat und Kirche in Frankreich müssten eine „gesunde
Zusammenarbeit pflegen”. Wenn Unabhängigkeit und Autonomie jeweils gewahrt blieben, „wird dem
Menschen ein Dienst erwiesen, der auf seine volle persönliche und gesellschaftliche Entfaltung
abzielt”, so Benedikt XVI. wörtlich.
Am Abend nimmt der Papst an der jeden Sonntag statt findenden
Eucharistischen Prozession teil und wird noch einmal zu den Pilgern sprechen. Der Aufenthalt in Lourdes
und die Pastoralreise nach Frankreich enden am Montag mit einer Messe für Kranke. Danach reist der Papst
nach Rom zurück. Gegen 15 Uhr 15 wird Benedikt XVI. in Rom-Ciampino zurück erwartet. (rv)
Papstmesse in Lourdes: Durch Maria zu Christus Mit einer
großen Messe unter freiem Himmel hat Papst Benedikt XVI. am Sonntag der Marienerscheinungen in Lourdes
vor 150 Jahren gedacht.
„Die erste Berufung des Heiligtums von Lourdes ist jene, ein Ort der
Begegnung mit Gott im Gebet zu sein und ein Ort des Dienstes an den Brüdern, besonders durch die Aufnahme
der Kranken, der Armen und all jener Menschen, die leiden.” Das Wasser für den Ritus der
Tauferinnerung war von der Lourdesquelle genommen, die in der Grotte während der Erscheinungen 1858
entsprungen war und in deren Wasser Pilger gebadet werden. 150.000 Gläubige hatten sich um die Altarinsel
auf der „Prairie” genannten Freifläche gegenüber der Grotte und den Badehallen versammelt. Lourdes
ist ein internationaler Ort, mehrere Millionen Pilger kommen jährlich aus aller Welt hierher. Auch der
Gottesdienst mit dem Oberhaupt der Weltkirche zeugte davon, Lieder, Fürbitten und Lesungen wurden in
verschiedenen Sprachen vorgetragen. Mächtig wirkte die Musik in diesem Gottesdienst; Pauken ertönten und
Trompeten erschallten zum Fest Kreuzerhöhung.
Papst Benedikt: „Die Kirche lädt uns ein, dieses glorreiche Kreuz voll
Stolz zu erheben, damit die Welt sehen kann, wie weit die Liebe des Gekreuzigten zu den Menschen gegangen
ist. Sie lädt uns ein, Gott zu danken, denn von einem Baum, der den Tod gebracht hat, ist das Leben neu
hervorgegangen. … Mitten unter uns ist jener, der uns so sehr geliebt hat, dass er sein Leben für
uns hingegeben hat, jener, der jeden Menschen einlädt, vertrauensvoll zu ihm zu kommen.” Lourdes
ist einer der größten Marienwallfahrtsorte überhaupt; doch die Botschaft bleibt nicht beim Bild der Licht
umstrahlten „schönen Dame” stehen. Lourdes will durch Maria zu Christus führen. Ihre erste
Erscheinung vor Bernadette begann mit dem Kreuzzeichen, erinnerte auch der Papst.
„Sie lädt alle Menschen guten Willens ein, alle, die seelisch oder
körperlich leiden, die Augen zum Kreuz Jesu zu erheben, um dort die Quelle des Lebens, die Quelle des
Heils zu finden. … Heute kommt Maria uns entgegen, um uns die Wege für eine Erneuerung des Lebens
unserer Gemeinden und unseres eigenen Lebens aufzuzeigen.” Die Kirche habe einen klaren Auftrag
- weltweite Verkündigung. In der Annahme des Sohnes liege eine Kraftquelle, so Benedikt XVI. weiter, an
der die Kirche sich für ihren Dienst stärken könne.
„Jesus, geboren von Maria, ist der Sohn Gottes, der einzige Erlöser
aller Menschen, der in seiner Kirche und in der Welt lebt und wirkt. Die Kirche hat überall in der Welt
die Sendung, diese eine Botschaft zu verkünden und die Menschen einzuladen, sie durch eine echte
Bekehrung des Herzens aufzunehmen.” Nach dem Dialog über die Trennung von Kirche und Staat, dem
Plädoyer für die Rückbesinnung auf christliche Wurzeln in Paris folgte an diesem Sonntag ein Appell an
die Kirche Frankreichs:
„Im Gefolge der großen Glaubensboten Eures Landes möge der
missionarische Geist, der im Lauf der Jahrhunderte so viele Männer und Frauen Frankreichs erfüllt hat,
weiterhin Euer Stolz und Eure Aufgabe sein.” Maria lädt zum Gebet ein - für den Christen eine
unverzichtbare Kraftquelle, mahnte der Papst:
„Wer betet, vertut nicht seine Zeit, selbst wenn die Situation alle
Anzeichen der Dringlichkeit besitzt und einzig zum Handeln zu treiben scheint. … Sich ganz von den
Aktivitäten in Anspruch nehmen lassen bringt die Gefahr mit sich, dass das Gebet seine spezifische
christliche Bedeutung und seine wahre Wirksamkeit verliert.” Auch das in Lourdes so zentrale
Rosenkranzgebet führe letztlich „zur Betrachtung des Antlitzes Christi”. Wie die Kirche als Ganzes
rufe die Botschaft von Lourdes auch einzelne Männer und Frauen in die Nachfolge, so Benedikt, der die
zahlreichen jungen Pilger und Freiwilligen in Lourdes einmal mehr zum entschiedenen „Ja” zu einer
christlichen Berufung animierte, in der Ehe, als Priester oder in einer Ordensgemeinschaft.
Er selbst, betonte der Papst, nenne Maria gern „Stern der
Hoffnung”. Ihre mütterliche Gegenwart begleite alle Männer und Frauen, die Familien und Nationen.
Auch im abschließenden Angelusgebet ging der Papst in seinen Grußworten darauf noch einmal ein. Auf
Deutsch sagte Benedikt:
„Maria ist unsere Mutter. … Als ihre Kinder wollen wir Maria
unser Leben anvertrauen – Freuden und Sorgen, Krankheit und Leid, all unsere Anliegen. Denn wir
wissen: Maria führt uns sicher zu ihrem Sohn Jesus Christus, dem Quell der Hoffnung und des Heils. Der
Herr schenke euch und euren Lieben die Fülle seiner Gnade.” (rv)
Papst an Bischöfe: „ Den Ball Sarkozys aufnehmen”
Am Sonntagabend ist der Papst in Lourdes mit den französischen Bischöfen zusammengetroffen. In einer
Grundsatzrede schnitt Benedikt XVI. die aktuellen Probleme in der katholischen Kirche in dem Land an. So
hat er der Debatte über die Trennung von Kirche und Staat neue Nahrung gegeben, indem er dazu aufrief,
die Signale von Präsident Nicolas Sarkozy für eine „positive Laizität” aufzugreifen. Gegenüber den
Bischöfen unterstrich der Papst, dass in Frankreich „ein neuer Weg gefunden werden muss, um die eigenen
christlichen Wurzeln auslegen zu können”. Die Unterscheidung zwischen Politik und Religion bleibe
aber notwendig, denn die Kirche „beanspruche für sich nicht die Stelle des Staates”. Im
Sitzungssaal „Hémicycle Sainte-Bernadette” in Lourdes betonte der Papst in seiner Ansprache an die
französische Bischofskonferenz auch die Rolle des Bischofs. Die Gläubigen sollten dabei die katholischen
Oberhirten „mit Zuneigung und Respekt begegnen”. Auch rief Benedikt die Katholiken in Frankreich
auf, die Priesterberufungen zu fördern. Zwar bekennen sich offiziell 80 Prozent der etwa 61 Millionen
Franzosen heute zum katholischen Glauben, allerdings ist die Zahl der praktizierenden Katholiken seit
Jahren ebenso stark rückläufig wie die der Priester. Der Papst sprach auch sein Motu Proprio „Summorum
Pontificum” an: Benedikt hoffe, dass die Gemüter sich bald beruhigen und es in absehbarer Zeit zu
einer „für alle befriedigenden Lösung” komme. Jeder Gläubige müsse sich in der katholischen Kirche
„zuhause fühlen”. – Die katholische Kirche in Frankreich zählt zu den traditionsreichsten und
geistesgeschichtlich bedeutendsten in Europa. Die Bischofskonferenz zählt 108 amtierende Mitglieder. Die
französische Kirche ist geprägt von der 1905 gesetzlich verankerten Trennung von Kirche und Staat.
(rv)
Frankreich: Kernsätze der Papstansprache an die französischen Bischöfe
Papst Benedikt XVI. hat in einer Grundsatzrede an die Bischöfe Frankreichs einige wichtige
Herausforderungen für die Kirche des Landes benannt. Er unterstrich u.a. die Unersetzlichkeit des
Weiheamtes, erneuerte sein Nein zur Homoehe und ermutigte, die Signale der französischen Regierung für
eine „neue Laizität” aufzugreifen. Lesen Sie hier die Kernsätze seiner Ansprache:
Unersetzlichkeit des Weiheamtes Man wird nicht oft genug
wiederholen können, daß das Priestertum für die Kirche unentbehrlich ist, im Interesse der Laien selbst.
Die Priester sind ein Geschenk Gottes an die Kirche. In dem, was die ihnen eigene Sendung betrifft,
können die Priester ihre Aufgaben nicht den Gläubigen übertragen. … Wendet Eure Aufmerksamkeit
ihrer menschlichen, intellektuellen und spirituellen Bildung zu sowie auch ihrem materiellen Unterhalt.
Bemüht Euch trotz der Last Eurer Tätigkeiten, Euch regelmäßig mit ihnen zu treffen und sie als Brüder und
Freunde zu empfangen.
Umstrittenes Motu Proprio Im Motu Proprio Summorum Pontificum wurde
ich dazu geführt, die Bedingungen für die Ausübung dieser Aufgabe zu präzisieren im Hinblick auf die
Möglichkeit der Benutzung sowohl des Meßbuchs des seligen Johannes XXIII. (1962) als auch des Meßbuchs
Papst Pauls VI. (1970). Einige Früchte dieser neuen Anordnungen haben sich schon gezeigt, und ich hoffe,
daß die unerläßliche Beruhigung der Gemüter Gott sei Dank voranschreitet. Ich kann die Schwierigkeiten
ermessen, denen Ihr begegnet, aber ich zweifle nicht daran, daß Ihr in absehbarer Zeit zu für alle
befriedigenden Lösungen gelangen könnt, damit das nahtlose Gewand Christi nicht weiter zerrissen wird.
Die Familie – Wiederverheiratete Geschiedene - Nein zur
Homoehe Es gibt sicher ein Problem, das überall von besonderer Dringlichkeit ist: die Situation der
Familie. Wir wissen, daß Ehepaare und Familien heute wahrhaften Stürmen entgegentreten. … Seit
mehreren Jahrzehnten haben in verschiedenen Ländern Gesetze die Natur der Familie als Urzelle der
Gesellschaft relativiert. Oft versuchen die Gesetze eher, sich den Lebensgewohnheiten und Forderungen von
Einzelpersonen oder Sondergruppen anzupassen, als das Gemeinwohl der Gesellschaft zu fördern. … Zu
Recht haltet Ihr – auch um den Preis, gegen den Strom zu schwimmen – an den Prinzipien fest,
die die Stärke und die Größe des Ehesakramentes ausmachen. … Besonders schmerzlich ist das Problem
der wiederverheirateten Geschiedenen. Die Kirche, die sich dem Willen Christi nicht widersetzen kann,
hält unverbrüchlich an dem Prinzip der Unauflöslichkeit der Ehe fest, bringt aber zugleich große
Zuneigung denjenigen Männern und Frauen entgegen, denen es aus verschiedenen Gründen nicht gelingt, es zu
befolgen. Deshalb können Initiativen, die die Segnung von illegitimen Verbindungen anstreben, nicht
zugelassen werden.
„Neue Laizität” Die Hervorhebung der christlichen Wurzeln
Frankreichs wird jedem Bewohner dieses Landes erlauben, besser zu verstehen, woher er kommt und wohin er
geht. Folglich muß … ein neuer Weg gefunden werden, um im Alltag die grundlegenden Werte, auf denen
die Identität der Nation aufgebaut ist, auszulegen und zu leben. Euer Präsident hat auf diese Möglichkeit
hingewiesen. Die gesellschaftspolitischen Voraussetzungen für das alte Mißtrauen oder sogar für
Feindseligkeit verschwinden allmählich. Die Kirche beansprucht für sich nicht die Stelle des Staates. Sie
will sich nicht an die Stelle des Staates setzen.
Interreligiöser Dialog Der Zweck des ökumenischen sowie des
interreligiösen Dialogs, die sich sicherlich ihrer Natur und ihrer jeweiligen Zielsetzung nach
voneinander unterscheiden, ist die Suche und die Vertiefung der Wahrheit. Es handelt sich um eine edle
und für jeden gläubigen Menschen verpflichtende Aufgabe, weil Christus selbst die Wahrheit ist. …
Sicher ist es notwendig, die verschiedenen unternommenen Initiativen aufmerksam zu verfolgen und
diejenigen zu erkennen, die die gegenseitige Kenntnis und Achtung sowie den Dialog fördern, und andere,
die in eine Sackgasse führen, zu vermeiden. Der gute Wille allein reicht nicht aus. Ich bin überzeugt,
daß es zunächst des Zuhörens bedarf, um dann zur theologischen Diskussion überzugehen und schließlich zur
Bezeugung und Verkündigung des Glaubens selbst zu gelangen (vgl. Lehrmäßige Note zu einigen Aspekten der
Evangelisierung, 3. Dezember 2007, 12). (rv)
Samstag Abend in Lourdes: Papst nimmt an Lichterprozession teil
Am Samstag Abend hat Papst Benedikt XVI. an der traditionellen Lichterprozession in Lourdes
teilgenommen. In den Mittelpunkt seiner ersten Ansprache in dem Wallfahrtsort stellte er einen Appell zu
Hoffnung und Solidarität. In Lourdes habe Maria Hoffnung und Liebe aufleuchten lassen, indem sie an
diesem Ort den Kranken, Armen und Kleinen den ersten Platz einräume. Der Papst erinnerte an unschuldige
Opfer von Gewalt und Katastrophen, von Unterdrückung und Verfolgung, an Arbeitslose, Kranke, Einsame und
Migranten. Mit Maria zu beten bedeute, sich den Leidenden zu öffnen.
Im Gebet öffne sich „eine leuchtende Straße” in der Geschichte
der Menschheit – auch in dunklen Augenblicken, wie sie Bernadette Soubirous in ihrem Alltagsleben
kannte. Benedikt schlug am Ende der Lichterprozession einen Bogen zwischen dem einfachen Mädchen
Bernadette, dem Licht von Massabielle und dem Kreuz.
Stundenlang harrten die Gläubigen im strömenden Regen aus, um
gemeinsam mit Benedikt die marianische Prozession zu beschließen. In den Händen trugen die Menschen die
traditionellen Pilgerkerzen, die zum Refrain des „Ave Maria von Lourdes” von den Menschen
hochgehoben werden. Ein blinkendes Lichtermeer erstrahlte vor der Wallfahrtsbasilika. Zum Anschluss
betete Benedikt XVI. mit den Pilgern das Te Deum. (rv)
Der Papst in Lourdes: Auf den Spuren der Hl. Bernadette
Papst Benedikt XVI. ist nach seinem Besuch in Paris am späten
Samstag Nachmittag weiter zum Marienwallfahrtsort geflogen. Der knapp zweitägige Besuch in Lourdes ist
der pastorale Höhepunkt der ersten Reise Benedikts als Papst nach Frankreich. Das Oberhaupt der
katholischen Kirche kommt als Pilger und macht sich auf dem Jubiläumspilgerweg in Lourdes auf die Spuren
der Hl. Bernadette. Mario Galgano war dabei:
Erste Station nach seiner Ankunft war die Pfarrkirche Sacre-Coeur, in
der Bernadette 1844 getauft wurde. Anschließend suchte er das nahe gelegene „Cachot” auf, das
Elternhaus der Heiligen, und sah den Rosenkranz Bernadettes. Zum Abschluss betete er das „Ave
Maria”. Auf dem Weg zur Grotte – der dritten Station des Jubiläumsweges – winkten über
60.000 Pilger und Schaulustige dem Papst zu. Die Menschenmenge in Lourdes trotzte dabei dem regnerischen
Wetter. und begrüßten Benedikt XVI. am Abend mit lang anhaltendem Applaus und zahlreichen Spruchbändern
an der Felsgrotte Massabielle, wo die 14-jährige Bernadette Soubirous 1858 die „Schöne Dame” 18 Mal
gesehen hatte. Ein als Bernadette gekleidetes Mädchen überreichte dem Papst beim Betreten der Grotte ein
Glas mit Wasser aus der Quelle der Felshöhle. Benedikt XVI. entzündete eine Kerze und kniete zum stillen
Gebet nieder. Maria sei ein „Zeichen der Hoffnung” .(rv)
Presseschau am Sonntag: Papst erobert Herzen Die
französischen Zeitungen haben in ihren Sonntagsausgaben auf die große Beteiligung der Gläubigen an der
Messe am Samstag vor dem Invalidendom hingewiesen. Insgesamt bewerten die Medien der Grande Nation die
Papstvisite als „positive Geste”, die den Katholiken in Frankreich Mut schenkt. Unser Korrespondent
vor Ort, Mario Galgano, hat Zeitungen genauer unter die Lupe genommen:
Wer an diesem Sonntagmorgen die
französischen Zeitungen durchblätterte, las nicht nur viel über die einzelnen Etappen der Papstreise. „Le
Monde” betonte vor allem die Aufrufe Benedikts in der Predigt vor dem Invalidendom. Der Papst warne
die französischen Jugendlichen vor einer „ungezügelten heidnischen” Leidenschaft für Macht, Besitz
und Geld. Die Jugendlichen haben diese „Klarheit” sehr positiv aufgenommen, so „Le Monde”
weiter. Auch „Le Figaro” setzt den Schwerpunkt der Berichterstattung auf diese Predigt. Benedikt
XVI. habe mit dieser Predigt die Herzen der Franzosen erobert, schreibt „Le Figaro”. Die
katholische Zeitung „La Croix” bezeichnet die Stadt Paris als „eine große Kathedrale”, die
den Papst freudig empfangen habe. „Le Figaro” und „Le Monde” kritisierten hingegen die
Teilnahme von Mitgliedern der Regierung an der Papstmesse vom Samstag. In einem laizistischen Land dürfe
es nicht vorkommen, dass „Vertreter des Staates” an einem Gottesdienst teilnehmen, war darüber zu
lesen. (rv)
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15.09.08
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4.Tag der Papstreise (15.09.08)
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Vierter und letzter Tag der Papstreise: Ein Überblick
Papst Benedikt XVI. hat seine Pastoralreise nach
Frankreich beendet; „nicht ohne Bedauern”, wie er in seiner kurzen Ansprache bei der
Abschiedszeromie am Flughafen Tarbes-Lourdes selbst sagte. Dem Land wünschte das Kirchenoberhaupt
„Harmonie und menschlichen Fortschritt”. Die Kirche Frankreichs rief er erneut zu mutiger
Verkündigung auf.
Gegen 15 Uhr landete die Air-France Maschine mit dem Papst an Bord
in Rom-Ciampino. Ein Auto brachte ihn in die nahe gelegene Sommerresidenz von Castel Gandolfo. Der
viertägige Aufenthalt in Paris und Lourdes war die zehnte Auslandsreise des Kirchenoberhaupts.
Am letzten Reisetag feierte der Papst einen Gottesdienst mit
Kranken. Auf dem Vorplatz der Rosenkranzbasilika erinnerte Benedikt an die Würde, „die auch ein Kranker
niemals verliert”. Zehn Männern und Frauen spendete er das Sakrament der Krankensalbung. Die
Helfer und Pfleger nannte er „die dienenden Arme der Kirche”.
Zuvor hatte Benedikt XVI. in der Krankenhauskapelle von Lourdes
gebetet, in der Bernadette Soubirous (1844-1879) ihre Erstkommunion empfangen hatte. Für den Papst war
es die letzte Station eines Pilgerwegs auf den Spuren der heiligen Seherin, den er seit seiner Ankunft
in dem südwestfranzösischen Wallfahrtsort am Samstag zurück gelegt hatte.
Vatikansprecher Pater Federico Lombardi zog am Mittag eine positive
Bilanz der Reise. Die Begegnung mit der Gesellschaft und der Austausch über wichtige aktuelle Fragen
seien gelungen. Gleichzeitig habe diese Pastoralreise von tiefen geistlichen Momenten gelebt. (rv)
Papst spendet Krankensalbung Papst Benedikt hat an
diesem Montag einen Gottesdienst mit Kranken gefeiert. Auf dem Vorplatz der Rosenkranzbasilika im
Wallfahrtsbezirk von Lourdes erinnerte der Papst an die Würde, „die auch ein Kranker niemals
verliert”. Zehn Kranken spendete der Papst während der Messfeier das Sakrament der
Krankensalbung. 50.000 Menschen füllen den so genannten Heiligen Bezirk von Lourdes; die Kamera gleitet
über Krücken, Rollstühle, verhärmte Gesichter. Vor der Basilika Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz
feiert Benedikt die Messe zum Fest „Schmerzen Mariens“ im goldenen Messgewand, das in der Sonne
blitzt. Dem Gast aus dem Vatikan ist immer wieder Rührung anzusehen; es ist eine Feier ohne große
Paukenschläge, statt dessen mit vielen stillen Momenten. Behutsam forschend macht sich der Papst in
seiner Predigt auf die Suche nach dem Lächeln Mariens. Als die kleine Bernadette Soubirous vor 150
Jahren die weiße Dame, die ihr erscheint, fragt, wer sie ist, da antwortet diese zunächst nicht, das
heißt: Sie antwortet nur mit einem Lächeln. Eine Episode, an die „Benedetto” die Kranken
erinnert. „Das Lächeln Mariens zu suchen, ist keine Frage eines frommen oder altmodischen
Sentimentalismus; es ist vielmehr der Ausdruck einer lebendigen und tief menschlichen Beziehung... Der
Wunsch, dieses Lächeln der Jungfrau zu betrachten, heißt nicht, sich von einer unkontrollierten
Einbildung gängeln zu lassen... Jedes Beten des Magnifikat macht uns zu Zeugen ihres
Lächelns.” In Marias Lächeln, so der Papst eindringlich, „spiegelt sich unsere Würde als
Kinder Gottes wider, jene Würde, die auch ein Kranker niemals verliert.” Dieses Lächeln sei
„Widerschein der Zärtlichkeit Gottes” und Quelle der Hoffnung. „Wir wissen leider: Lang
ertragenes Leiden zerbricht auch das bestgesicherte Gleichgewicht eines Lebens ... und lässt einen
sogar manchmal am Sinn und Wert des Lebens zweifeln. Es gibt Kämpfe, die der Mensch allein, ohne Hilfe
der göttlichen Gnade, nicht bestehen kann. ... Ich möchte denen, die leiden, und denen, die zu kämpfen
haben und versucht sind, dem Leben den Rücken zu kehren, voll Demut sagen: Wendet euch Maria zu! Im
Lächeln der Jungfrau findet sich geheimnisvoll verborgen die Kraft, um den Kampf gegen die Krankheit
und für das Leben weiterzuführen. Bei ihr findet man ebenso die Gnade, ohne Angst und Bitterkeit den
Abschied von dieser Welt in der von Gott gewollten Stunde anzunehmen.” Das ist kein flammender
Appell gegen Euthanasie, wie sie etwa in Belgien oder den Niederlanden legal ist – statt dessen
ein verhaltenes Werben dafür, sich ins Leiden Jesu am Kreuz mit hineinnehmen zu lassen. Christus bleibe
„nicht außerhalb des Leidens, das der Kranke erduldet; er lindert es, indem er in dem von der Krankheit
heimgesuchten Menschen Wohnung nimmt, um das Leid mit ihm zu tragen und zu leben. Die Gegenwart Christi
durchbricht die Isolierung, die der Schmerz hervorruft.” Zehn Kranken, die mit Rollstuhl oder
an Krücken zu ihm kommen, spendet Benedikt das Sakrament der Krankensalbung. Dabei grüßt er jedes Mal
auch herzlich die Helfer, die die Kranken begleiten – sie seien „die dienenden Arme der
Kirche”, so hat er es in seiner Predigt formuliert. Auch eine der Fürbitten beschäftigt sich mit
allen, die in Lourdes das ganze Jahr über Rollstühle schieben oder behinderte Pilger ins Wasser der
wundersamen Quelle tauchen. Am Schluss der Messe wird „Ave Maria, Hilfe der Christen” gesungen
– Benedikt, der in seiner Predigt so sensibel nach dem Lächeln Mariens gesucht hat, hört mit
einem bewegten Lächeln zu. (rv)
Abschied: „Gott segne Frankreich” Mit einer
kleinen Abschiedszeremonie am Flughafen Tarbes-Lourdes ist Papst Benedikt XVI. aus Frankreich
verabschiedet worden. Premierminister François Fillon dankte dem Gast aus dem Vatikan. In einer Zeit
der Krisen und Konflikte sei der Besuch Benedikt XVI. ein Zeichen des Friedens und der Brüderlichkeit
gewesen, so der Premier. Er verwies besonders auf die gemeinsame Haltung gegen Fanatismus, Gewalt und
Diskriminierung. Mit Blick auf die Trennung von Kirche und Staat hob Fillon hervor, dass die zutiefst
weltanschaulich neutrale Republik das Religiöse respektiere. Ausdrücklich verwies der Ministerpräsident
auf den Beitrag des Christentums für das französische Kulturerbe.
Benedikt XVI. entgegnete, er betrachte „die Kultur und ihre
Vertreter als bevorzugte Vermittler im Dialog zwischen Glaube und Vernunft, zwischen Gott und dem
Menschen.” Er habe in Frankreich „ein Volk lebendiger Christen getroffen - stolz und stark in
ihrem Glauben”. Die Kirche rief Benedikt einmal mehr zur mutigen Verkündigung auf. „Die Kirche
sei hier wie ein Sauerteig, um, wie es ihr Auftrag ist, mit Weisheit und ohne Furcht zu zeigen, wer
Gott ist.” Der Wunsch an das ganze Land Frankreich: „Auf seinem Boden herrsche Harmonie und
menschlicher Fortschritt.” Persönliche Worte des 81-jährigen Papstes zum Schluss: „Nun kommt
der Moment des Abschieds. Werde ich nochmals in Ihr schönes Land zurückkommen können? Ich wünschte es
und vertraue diesen Wunsch Gott an. Von Rom aus werde ich Ihnen nahe bleiben, und wenn ich vor der
Nachbildung der Lourdesgrotte innehalte, die sich seit über hundert Jahren in den Vatikanischen Gärten
befindet, werde ich an Sie denken. Gott segne Sie!” (rv)
Papstsprecher: „Reise war Erfolg” Die Papstreise
nach Frankreich war ein Erfolg. Das ist das erste Fazit von Vatikansprecher Pater Federico Lombardi SJ.
Die Begegnung mit der Gesellschaft und der Austausch über wichtige aktuelle Fragen seien gelungen.
Gleichzeitig habe diese Pastoralreise von tiefen geistlichen Momenten gelebt.
Birgit Pottler hat mit Pater Lombardi gesprochen und ihn –
noch in Lourdes – gefragt, ob eine erste Bilanz der Reise möglich ist:
„Ja, wir können sagen dass es ein Erfolg war, ich möchte sagen ein
geistlicher Erfolg. Die Ziele, die der Papst hatte, sind erreicht worden: eine gute Begegnung mit der
Gesellschaft von Frankreich und mit der Kirche, der katholischen Kirche in Frankreich. Die Begegnung
mit der Gesellschaft war sehr positiv. Wir haben auch Präsident Sarkozy von der positiven Laizität
sprechen gehört. Und das bedeutet, dass wir jetzt wirklich eine Zeit erleben, in der Kirche,
Gesellschaft und Staat gut zusammen für das Gemeinwohl arbeiten können. Und das war natürlich etwas,
was die Kirche vom Zweiten Vatikanischen Konzil an wünschte. Die Kirche hat sehr viel von dieser
Beziehung zwischen Staat und Kirche gesprochen. Und wir sehen, dass es jetzt auch die Möglichkeit gibt,
gut zusammen zu arbeiten – ohne Spannungen und ohne Polemik.”
Aus kirchlicher Sicht zentral war die Rede an die Bischöfe
Frankreichs. Der Papst habe hier konkrete pastorale Probleme angesprochen, so Lombardi. Die
150-Jahr-Feiern der Marienerscheinungen in Lourdes waren der Anlass der Frankreichreise gerade jetzt.
In seinen Predigten habe der Papst eine Katechese über die Erscheinungen geboten und die Zeichen von
Lourdes, das Licht und das Lächeln, erklärt. Während man vor der Reise für Lourdes diese besondere
geistliche Atmosphäre schon erwartet haben mag, war sie in Paris dagegen „vielleicht etwas
besonderes”, so Lombardi.
„Was für den Papst aber sehr wichtig war, war auch eine Zeit des
Gebets, das Gebet mit den Bischöfen und mit dem Volk. Wir hatten die Erfahrung dieser großen Messe in
Paris mit über 200.000 Menschen. Die Atmosphäre war wirklich so geistlich, so tief, das war wunderbar.
Man konnte spüren, dass die Leute wirklich im Gebet mit dem Papst verbunden waren. Der Papst ist ein
Papst der nicht nur redet oder lehrt, sondern auch ein Papst, der mit dem Volk Gottes beten
will.” Der „persönlichste, innigste Moment” dieser Reise für Papst Benedikt selbst? Für
einen Mann, dem Frankreich am Herzen liegt und der schon als kleiner Junge regelmäßig zur Mutter Gottes
von Altötting pilgerte?
„Das ist schwer zu sagen, aber ich glaube, der Besuch an der Grotte
war sehr, sehr tief bewegend. Aber auch die Messe mit den Gebeten für die Kranken, mit der
Krankensalbung; das war wirklich tief bewegend. Und der Papst hat die Predigt so schön gesprochen, das
war auch für mich einer der besten Augenblicke in der ganzen Reise. Es war wirklich ein Moment, ein
Augenblick der Gnade.” (rv)
Presseecho: „Papst stärkt Christen im Glauben“
Die französische Presse bewertet die Papstreise insgesamt positiv. Zum Abschluss seiner Visite
räumen alle auflagenstarken Zeitungen des Landes den Reden und Gesten Benedikts viele Seiten ein. Der
Papst hat seine Aufgabe erfüllt. So lautet die Schlussbilanz der meisten französischen Zeitungen.
Benedikt habe die Katholiken Frankreichs im Glauben gestärkt. Der Papst sei deshalb eine „wahre
Offenbarung” für die Franzosen geworden. Das schreibt die Tageszeitung „Le Figaro” in der
Montagsausgabe. Insbesondere die rege Teilnahme so vieler Jugendlicher an den Gottesdiensten in Paris
und Lourdes beweise, dass der 81-jährige Pontifex auch bei jüngeren Generationen beliebt sei. Das
katholische Blatt „La Croix” betont, dass das katholische Oberhaupt „sanft und gutmütig”
mit der Kirche des Landes umgegangen sei. Die Zeitung unterstrich, dass es fast keine polemische
Reaktionen der antikatholischen Franzosen zur Papstreise gab. Vielmehr hätten die Papst-Kritiker die
„offene Haltung” Sarkozys kritisiert. So glaubt die linksgerichtete „Liberation”, dass
Sarkozys „positive Laizität” in naher Zukunft eine „heftige Auseinandersetzung” in
Frankreich auslösen wird. (rv)
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20.09.08
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Päpstlicher Legat in Waldsassen
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Papst Benedikt XVI. hat Kardinal Franc
Rodé zum Päpstlichen Legaten für das Jubiläum der Zisterzienserinnenabtei Waldsassen ernannt. Der
Präfekt der Ordenskongregation wird Benedikt am 23. November beim Abschluss der Feierlichkeiten zum
875. Jubiläum der Gründung des Klosters vertreten. - 1133 wurde Waldsassen als erste der fünf
bayrischen Zisterzen gegründet. Nach der Säkularisierung wurde 1863 das Kloster durch
Zisterzienserinnen wiederbesiedelt. (rv)
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10/2008
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14.10.08
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Kardinal González Zumárrage gestorben
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Der emeritierte Erzbischof von Quito in Ekuador, Antonio José
Kardinal González Zumárraga ist am 14.10.2008 im Alter von 83 Jahren in seiner Heimatstadt
gestorben. Am 21.01.2001 wurde er von Papst Johannes Paul II. zum Kardinal ernannt. 1985 übernahm
er die Leitung der Erzdiözese Quito und hatte sie bis zu seinem altersbedingten Rücktritt im Jahr
2003 inne. Mit seinem Tod zählt das Kardinalskollegium 192 Mitglieder.
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25.10.08
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Synode: Vorschläge an Papst übergeben
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Mit der Übergabe von 55 Vorschlägen an Papst Benedikt XVI. sind
die Arbeiten der Weltbischofssynode im Vatikan an diesem Samstag zu Ende gegangen. Das lateinische
Original dieser so genannten Propositiones wurde nicht veröffentlicht, es liegt lediglich eine
italienische Arbeitsübersetzung vor. Der Papst hat jetzt die Aufgabe, die Beratungen und Ideen der
Bischöfe aufzugreifen und ein nachsynodales Schreiben zu verfassen. Seit dem 5. Oktober
debattierten rund 400 Männer und Frauen aus allen Erdteilen über das „Wort Gottes im Leben und in
der Sendung der Kirche“. Ein Gottesdienst im Petersdom beschließt die XII. Ordentliche
Vollversammlung der Bischofssynode am Sonntag.
„Die Synode war eine echte Erfahrung der Gemeinschaft.“
Kardinal Marc Ouellet, Generalrelator der Synode, betonte das
kurz nach Ende der letzten Versammlung in der Aula ausdrücklich.
„Wir sind gemeinsam vorangegangen, haben Fragen vertieft,
aufeinander gehört und wirklich verstanden, wie notwendig es ist, das Wort Gottes heute zu
verkünden.“
Für den Erzbischof von Quebec ist das die Hauptbotschaft des
dreiwöchigen Bischofstreffens, auch und nicht zuletzt weil die Vorschläge alle mit sehr großer
Mehrheit in der Aula angenommen wurden. Experten, Hörer und Bischöfe haben sie gemeinsam
erarbeitet, Stimmrecht hatten nur die 253 Synodenväter.
Für die Mission sei mit dieser Synode „eine neue Jahreszeit“ angebrochen, so Ouellet.
„Die Kirche lernt ihr Fundament neu kennen, und das ist das Wort
Gottes. Ihr Seinsgrund ist das Wort Gottes. Und ihr Auftrag ist es, das Wort Gottes in der Welt zu
verkünden, auf ihre Fragen zu antworten und sie zu hinterfragen.“ Die Synode bringt eine
Wende, eine neue Erkenntnis, so Ouellet:
„Die Bibel muss wieder das Buch aller werden, nicht nur der
Spezialisten. Sie ist vor allem ein Buch des Gebets, der Meditation und der inneren Erneuerung. Und
die führt zu Mission, zu Kommunikation.“ Der vom Papst bestellte Art „Controller“
des Bischofstreffens ist Dogmatiker und lehrte früher an der Päpstlichen Universität Gregoriana.
Mehr als bislang habe die Synode betont:
„Wort Gottes meint das lebendige Wort, das Buch kommt an zweiter Stelle und ist schriftliches Zeugnis.“
Besonderer Ort für diesen Dialog mit Gott sei die Liturgie.
Viele Vorschläge an den Papst behandeln daher die Liturgie, fordern eine Überarbeitung der
Leseordnung, ein Direktorium für die richtige Predigt und teilweise so konkrete Dinge wie einen
angemessenen Ort für die Aufbewahrung der Bücher oder gute Mikrofonanlagen.
Besondere Wertschätzung erfährt die Wortgottesfeier am Sonntag,
dort wo der Besuch einer Eucharistiefeier nicht möglich ist. Deren Vorsteher sollen besonders
ausgebildet sein, und sie dürfe nicht mit der Eucharistiefeier verwechselt werden können.
Eine Propositio gilt den Frauen, unterstreicht ihre Rolle in der
Familie und als Katecheten. In den Wortmeldungen der Synode war das mehrmals unterstrichen worden.
An den Papst geben die Synodenväter nun den Vorschlag weiter, das Amt des Lektorats für Frauen zu
öffnen. Faktisch keine Neuigkeit, für das Kirchenrecht schon.
Die Vorschläge spiegeln die großen Linien der Wortmeldungen und
Debatten der Synode wieder. Mit ihrer Weitergabe an den Papst erfüllen die Synodalen ihre Aufgabe
als Berater des Papstes. Wie schon in der abschließenden Botschaft an das Volk Gottes
unterstreichen sie die untrennbare Verbindung von wissenschaftlicher Bibelforschung und geistlicher
Lektüre. Allein sieben Propositiones behandeln die Exegese – im Miteinander mit dem Blick auf
den gesamten theologischen Sinn der Schrift, in der Ausbildung der Priesterkandidaten oder wenn es
um die Zusammenarbeit von Exegeten, Theologen und Priestern geht.
Auch die anderen großen Themen der Synode tauchen in den
Propositiones wieder auf: die Ökumene, der Dialog mit dem Judentum, mit dem Islam, der gemeinsame
Einsatz für die Würde des Menschen, die Verbreitung der Bibel in allen Sprachen dieser Erde, neue
pastorale Methoden und der Einsatz der Medien.
Ein weiterer Punkt der Klimaschutz, da Gottes Wort in der
Schöpfung gegenwärtig sei. Die Propositiones schließen mit dem Verweis auf Maria, sie sei in ihrer
Art, das Wort aufzunehmen und zu hören, Beispiel für den Gläubigen und die Kirche, das Angelus- und
Rosenkranzgebet sollen weiter verbreitet werden.
Die Synodalen hätten die Erfahrung der Jünger von Emmaus
gemacht, hätten „brennende Herzen“. Wer Ouellets Rührung sieht, glaubt ihm und seiner
Überzeugung, dass der Ertrag dieser Synode sich in der Zukunft zeigt. Das Wort Gottes müsse jetzt
durch alle möglichen Formen des Dialogs verkündet werden, „mit diesem Herz, das vom Wort berührt
wurde, und jetzt nichts anderes will, als es weiter zu erzählen“. (rv)
Synode: Ostkirchen fordern Frieden
Mit einem eindringlichen Friedensappell haben sich die bei der
Weltbischofssynode anwesenden Patriarchen und Oberhäupter der katholischen Ostkirchen an den Papst
und die Weltöffentlichkeit gewandt. Gerechtigkeit und Religionsfreiheit seien Voraussetzung und
Garantie für Frieden, betonten sie in der am Freitag übergebenen Botschaft. Besonders forderten sie
für das Heilige Land sowie für den Libanon, für Irak und Indien rechtliche und soziale Bedingungen,
die ein Leben in Würde und ohne Diskriminierung erlaubten. Die Kirchenführer äußerten die Hoffnung,
dass die Christen an den Ursprungsstätten der christlichen Erlösung leben und bleiben können.
Zugleich baten sie um Hilfe für diejenigen, die aus religiösen Gründen zum Verlassen ihrer Heimat
gezwungen wurden. „Wir betrachten es als unsere Pflicht, uns zu Sprechern all derjenigen zu machen,
die zu Recht auf Garantien für ein menschenwürdiges Leben und ein akzeptables soziales
Zusammenleben warten“, heißt es in dem Schreiben der elf bei der Synode anwesenden
Patriarchen und Delegaten. (rv)
Synode: Kardinal Kasper in Bischofsrat
Der deutsche Kurienkardinal Walter Kasper gehört zu den 15
Mitgliedern des neuen „Ordentlichen Rats der Generalsynode der Bischöfe“. Dieses Gremium muss
die Nacharbeiten für die am Sonntag zu Ende gehende Bischofssynode erledigen und die nächste Synode
in drei Jahren vorbereiten. Zu den Aufgaben gehört vor allem die Unterstützung des Papstes bei der
Abfassung des nachsynodalen Schreibens, mit dem die Ergebnisse des dreiwöchigen Bischofstreffens
zusammengefasst werden. Zwölf Mitglieder wurden im Lauf der Synode gewählt, drei vom Papst
bestimmt. Die Zusammensetzung wurde erst an diesem veröffentlicht. Pro Erdteil werden drei Bischöfe
gewählt. Aus Afrika ist unter anderem Kardinal Peter Kodwo Appiah Turkson (Ghana) dabei. Aus Europa
wurden zudem der irische Erzbischof Diarmuid Martin (Dublin) und der vatikanische Kulturminister
Gianfranco Ravasi bestimmt, der bereits den Entwurf für die von der Synode verabschiedete
„Botschaft an das Volk Gottes“ verantwortet hatte. (rv)
Synode: Rolle der Frau gewürdigt, aber verkürzt
Die Synode hat in den vergangenen
drei Wochen mehrfach die Rolle der Frau als „erste Verkünderinnen“ als Mütter oder
Katechetinnen betont. Gleichzeitig waren unter den Experten und Hörern so viele Frauen - auch aus
anderen Positionen - wie noch bei keiner Synode zuvor. Hat sich das positiv ausgewirkt? Schwester
Nuria Calduch Benages hält das Ergebnis für verkürzt. Die Spanierin ist Mitglied der Kongregation
der Töchter der Heiligen Familie von Nazareth und Professorin für Altes Testament an der
Päpstlichen Universität Gregoriana. Birgit Pottler hat sie nach ihren Eindrücken befragt. (rv)
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11/2008
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06.11.08
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Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone wünscht sich ein Ende
der Polemiken rund um Papst Pius XII.
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Vorwürfe, der Weltkriegspapst sei gleichgültig gegenüber dem Schicksal der
Polen und besonders der Juden gewesen, seien beleidigend und historisch unhaltbar, sagte Bertone
bei einem Kongress zum 50. Todestag des Pacelli-Papstes in Rom. Zum Seligsprechungsverfahren
stellte der Kardinalstaatssekretär klar, dieses sei „eine rein religiöse Sache“, und nur
der Heilige Stuhles sei dafür zuständig. Vor wenigen Tagen hatten Vertreter des Judentums den
Papst gebeten, die Causa vorläufig auf Eis zu legen. (rv)
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19.11.08
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Vatikan: Kardinal Cordes lobt US-Caritas
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Kardinal Paul
Joseph Cordes ist beeindruckt von der Arbeit der Caritas in den USA. Das sagte der Präsident
des Päpstlichen Rates „Cor Unum“ nach seiner Rückkehr von einer USA-Reise. Trotz
Finanzkrise kümmere sich die dortige Caritas sehr um die Randgruppen in der US-Gesellschaft.
Der deutsche Kurienkardinal war Anfang des Monats in New York, Denver und Newark. Dort traf er
sich mit Bischöfen und Caritas-Vertretern und sprach über das christliche Profil von
katholischer Nächstenhilfe und Entwicklungsarbeit.
Über die
weltweiten Aktivitäten des von ihm geleiteten Päpstlichen Hilfswerks meinte Kardinal Cordes im
Gespräch mit Radio Vatikan: „Wir hatten in den vergangenen Monaten sehr viele Bitten von
Bischöfen und auch von den Nuntien - auch Staaten haben den Vatikan um Hilfe gebeten. Wir haben
immer im Namen des Papstes geantwortet. So haben wir den Opfern des Erdbebens in Pakistan
unsere Hilfe versichert. Etwas Neues war für uns die Hilfe für die Opfer des Erdbebens in
Festlandchina: Es ist ja bekannt, dass die Beziehungen zwischen Volksrepublik und Kirche nicht
immer ganz einfach sind. Doch die Hilfe, die der Vatikan dort nach dem Erdbeben geben konnte,
hat großen Anklang gefunden... und hat sicher auch die Beziehungen zwischen Vatikan und China
verbessert.“ Die Unterstützung des Papstes sei vor allem ein wichtiges Zeichen, so der
deutsche Kardinal.
„Diese Zeichen sind nie so groß wie bei anderen, staatlichen
Entwicklungshilfen. Doch es ist wichtig, dass der Papst seine Hilfe auch in solchen schwierigen
Situationen zeigt. Denn in der Gestalt des Papstes zeigt sich die Präsenz der katholischen
Kirche, und die Menschen können dabei neue Hoffnung schöpfen.“ Während seines
USA-Besuchs nahm Kardinal Paul Joseph Cordes die Ehrendoktorwürde der „Seton Hall
University“, der ältesten katholischen Diözesan-Universität der USA, entgegen. (rv)
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12/2008
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01.12.08
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Neuer Garde-Kommandant tritt offiziell an
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Der kleinste
und älteste Heer der Welt hat einen neuen Kommandanten: Der 36-jährige Schweizer Jurist
Daniel Anrig tritt an diesem Montag seinen Dienst als 34. Kommandant der Päpstlichen
Schweizergarde an. Er wird Nachfolger von Elmar Mäder (45), der das gut 500 Jahre alte Korps
während der vergangenen fünf Jahre geführt hatte. Der in Walenstadt im Schweizer Kanton St.
Gallen geborene Anrig hatte zwischen 1992 und 1994 als Hellebardier der vatikanischen
Schutztruppe gedient. Anrig ist mit einer Theologin verheiratet und Vater von vier Kindern.
An diesem Sonntag fand nun die Fahneneinweihe des neuen Kommandanten der Schweizergarde
statt. Damit wird Anrig offiziell zum Heerführer. Vor dem offiziellen Amtsantritt feierte der
vatikanische Innenminister, Erzbischof Fernando Filoni, mit der Schweizergarde und ihrem
neuen Kommandanten einen Gottesdienst in der Kirche des Campo Santo Teutonico. Unser
Schweizer Redakteur Mario Galgano hat mit dem neuen Kommandanten gesprochen. Die
Schweizergarde gilt zwar als „kleinste Armee der Welt“, doch das Interesse an ihr ist
groß; und die Aufgaben, die sie hat, zeigen, dass es keine einfache Sache ist, in der Garde
zu dienen. Herr Anrig, wie fühlen Sie sich? Sind Sie nervös?
„Mein jetziges Gefühl würde ich nicht als Nervosität bezeichnen. Ich konzentriere mich sehr auf meinen neuen Auftrag. Diese Konzentration mischt sich mit einer großen Motivation und Freude.“ Der Vatikan ist
bekanntlich klein und übersichtlich. Damit aber alles reibungslos funktioniert, braucht es
eine gute Zusammenarbeit. So gibt es neben der Schweizergarde noch weitere Institutionen, die
für die Sicherheit hinter den vatikanischen Mauern zuständig sind. Wie sehen Sie die
Zusammenarbeit beispielsweise mit der vatikanischen Gendarmerie? „Für uns Schweizer ist
Zusammenarbeit eine Selbstverständlichkeit. Wir haben ja in der Eidgenossenschaft ein
föderales Polizeisystem, aber auch die Armee ist mit ihrem Milizsystem vor allem auf
Zusammenarbeit ausgerichtet. Deshalb habe ich keine Bedenken, was die Zusammenarbeit mit
anderen Institutionen betrifft. Im Gegenteil, das ist eine Stärke der Schweizer.“ Was möchten Sie
Ihrer Truppe weitergeben? Gibt es eine Botschaft, die Sie den Gardisten anvertrauen möchten? „Das Leben in der
Schweizergarde zeigt, dass wir den Dienst in den Mittelpunkt stellen. Wir helfen unseren
Mitmenschen und sind füreinander da. Am Wochenende kann man sich als Gardist nicht einfach
ausklinken. Denn wir sind eine Lebensgemeinschaft. Jeder Gardist erlebt hier, wenn er offen
dafür ist, das Gefühl, nicht nur ein Individuum zu sein. Er ist ein Teil eines Kollektivs.
Ein weiterer Aspekt ist, dass man hier nicht einfach einem Konsumismus nacheifert. Jeder muss
sich hier persönlich etwas weitergeben.“ Ihr besonderes Anliegen? „Für mich als
Kommandant ist es vor allem wichtig, dass junge Schweizer sehen, wie eine solche Institution
wie die Garde existieren kann. Wer dazu gehören möchte, muss zwar etwas dafür tun, doch man
kann von dieser Erfahrung sehr viel profitieren. Denn wer im Zentrum der katholischen Kirche
dient, erhält sehr viel für seine berufliche und private Lebensentwicklung. Das ist meine
Hauptbotschaft als junger Kommandant, die ich unbedingt weitergeben möchte. Der Dienst hier
im Vatikan bereichert einen mehr als alles andere.“ (rv)
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09.12.08
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Vatikan: Neuer Kongregationspräfekt
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Der spanische Kardinal Antonio Canizares Llovera ist von
Papst Benedikt XVI. zum neuen Präfekten der Vatikan-Kongregation für den Gottesdienst und
die Sakramentenordnung ernannt worden. Der spanische Kardinal löst an der Kurie den
Nigerianer Francis Arinze ab, der die Kongregation seit 2002 geleitet hatte. Canizares
Llovera, der am 15. Oktober 1945 in Utiel bei Valencia geboren wurde, leitete seit 2002 die
Erzdiözese Toledo. Er verfügt über keine spezifische liturgietheologische Ausbildung, ist
aber seit Jahren Mitglied der Glaubenskongregation. Unmittelbar nach seiner
Kardinalsernennung 2006 berief ihn Benedikt XVI. in die Kommission „Ecclesia Dei“,
die für Belange der Liturgie nach dem „außerordentlichen Usus“ von 1962 zuständig
ist. (rv)
Kardinal Canizares: ein Portrait
Wer ist der neue Spanier an der Kurie? Skizzen zu einem Porträt von Stefan von Kempis.
„Der gehorsame Kardinal“ – so überschreibt
die eher linke Zeitung „El Pais“ einen Artikel über Canizares. Gehorsam sei ein
wesentlicher Zug an dem schmächtigen, kleingewachsenen Intellektuellen; schließlich laute
sein Wahlspruch ja „Dein Wille geschehe“, und dem Papst sei Canizares immer schon
besonders treu ergeben gewesen. Schon, als dieser noch gar nicht Papst war: Kardinal Joseph
Ratzinger berief den Theologen, der aus der Region von Valencia kommt, 1995 an die
Glaubenskongregation, wo Canizares an der spanischen Fassung des Weltkatechismus
mitarbeitete. Der neue Papst Benedikt machte den Spanier 2006 schon in seinem ersten
Konsistorium zum Kardinal. Und kleiner Ratzinger, „Ratzingerin“, wurde Canizares
früher oft von Studenten genannt. „El Pais“ hat daher schon lange den Wechsel von
Canizares nach Rom vorhergesagt – an die Glaubenskongregation oder, wie jetzt
verwirklicht, an die Liturgiekongregation. Das sei zwar nur ein nachgeordnetes Ministerium,
aber in der Ära des liturgie-interessierten Papstes Benedikt doch besonders wichtig.
Der neue spanische Kardinal
an der römischen Kurie war schon mit 47 Jahren Bischof von Avila, vier Jahre später von
Granada. 2003 wurde er Erzbischof von Toledo – und damit Primas von Spanien. Von den
zehn Purpurträgern seines Landes ist er der jüngste. Veröffentlicht hat Canizares nur eine
Handvoll Bücher, doch hat ihn die renommierte Akademie für Geschichtswissenschaften in ihre
Reihen aufgenommen. Einen Namen hat Canizares sich in den letzten Jahren mit seinen klaren
Stellungnahmen zu Projekten der Madrider Linksregierung gemacht. Die Schärfe seiner Kritik
hielt ihn aber nicht davon ab, mit eben dieser Regierung ein solides neues System der
Kirchenfinanzierung auszuhandeln. Bekannt ist auch sein gutes Verhältnis zu
Vize-Ministerpräsidentin Maria Teresa Fernandez de la Vega. Canizares gilt als bedächtiger
Zuhörer – und zugleich als Mann des klaren Wortes, mit einem Faible für den
Stierkampf. Mit Blick auf sein neues Amt ist von Interesse, dass er zur Kommission
„Ecclesia Dei“ gehört, die sich um einen Ausgleich mit Traditionalisten bemüht, und
dass er im Sommer eine Messe im außerordentlichen Ritus zelebriert hat. Er interessiert
sich für Kirchenmusik – und für den mozarabischen Ritus, der sich in seinem Erzbistum
über die Jahrhunderte erhalten hat. (rv)
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10.12.08
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Sozialenzyklika von Papst Benedikt wird Anfang 2009 erscheinen
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Das hat
Vatikan-Kardinal Renato Raffaele Martino am Donnerstag bekräftigt. Das Dokument, das auf
soziale Aspekte der Globalisierung eingehen soll, sei derzeit in der Schlussredaktion.
(rv)
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15.12.08
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Kardinal Avery Dulles ist tot
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Der Jesuit, der als
einer der großen Theologen des 20. Jahrhunderts galt, starb im Alter von neunzig Jahren
in New York. Das hat die dortige Jesuitenprovinz jetzt bekannt gegeben. Dulles war ein
Sohn des früheren US-Außenministers John Foster Dulles – und der Neffe eines
CIA-Direktors. Als Protestant geboren, entwickelte er sich zunächst zum Agnostiker,
bekehrte sich aber während seiner Studien in Harvard 1940 zum katholischen Glauben.
Eine amerikanische Karriere, wenn man so will: Zwar nicht vom Tellerwäscher zum
Millionär, aber doch aus dem Umfeld des „State Department”, das heißt, des
US-Außenministeriums, in den Kreis der Kardinäle - den eine US-Nachrichtenagentur
einmal den „exklusivsten Männerclub der Welt” nannte. 1956 trat er in den
Jesuitenorden ein. Eine reiche akademische Karriere begann: Dulles schrieb 23 Bücher
und unzählige Aufsätze, leitete nacheinander das „Woodstock College” und die
Katholische Universität von Amerika. Seine Veröffentlichungen sind von einem starken
ökumenischen Interesse geprägt - nicht erstaunlich, wenn man bedenkt, dass einer seiner
Onkel ein berühmter protestantischer Theologe war. Als Papst Johannes Paul II. ihn 2001
zum Kardinal machte, bekam damit erstmals ein amerikanischer Nicht-Bischof den Purpur.
Mit dem Tod von Avery Dulles gibt es jetzt sechzehn US-Kardinäle; von ihnen sind 13
papstwahlberechtigt. Das Kardinalskollegium besteht jetzt insgesamt aus 190 (Anmerkung
von VH = 191) Personen; 116 von ihnen hätten das Recht, an einem Konklave teilzunehmen.
In einem Beileidstelegramm nennt Papst Benedikt den Verstorbenen einen „überzeugenden
Zeugen” des Zusammengehörens von Wissenschaft und Glauben. Dulles sei von
„unerschütterlicher Liebe zu Gott” beseelt gewesen und habe sich durch ein
„klares Urteil” ausgezeichnet. (rv)
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25.12.08
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Urbi et Orbi: Papst verurteilt Hass und Terrorismus
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Papst
Benedikt XVI. hat in seiner traditionellen Weihnachtsbotschaft zu Frieden,
Gerechtigkeit und Solidarität in der Welt aufgerufen. Vor mehreren Zehntausend
Gläubigen auf dem Petersplatz verurteilte er am Donnerstag Hass, Ausbeutung,
Terrorismus und jede Verletzung der Menschenwürde. Besorgt äußerte er sich über die
Krisenherde in Afrika sowie über die Lage im Nahen Osten, die sich erneut zu
verfinstern scheine. Gerechte und dauerhafte Lösungen ließen sich nicht durch eine
„niederträchtige Logik der Konfrontation und der Gewalt“ erreichen.
„Das
Licht von Weihnachten befruchte die Bemühungen all jener, die dem Weg des Dialogs und
der Verhandlungen den Vorzug geben, um die Spannungen innerhalb der einzelnen Länder
zu überwinden und gerechte und dauerhafte Lösungen für die Konflikte zu finden, die
die jeweilige Region bedrücken.“ Ausdrücklich nannte
der Pontifex Simbabwe, die Demokratische Republik Kongo mit der geplagten Region
Kivu, Darfur im Sudan sowie Somalia. Wenn jeder nur an seine eigenen Interessen
denke, könne die Welt nur zugrunde gehen, so der Papst.
„Wo
die Würde und die Rechte des Menschen mit Füßen getreten werden; wo der persönliche
Egoismus oder die Interessen von Gruppen sich über das Gemeinwohl hinwegsetzen; wo
man Gefahr läuft, sich an den brudermörderischen Hass und an die Ausbeutung des
Menschen durch andere Menschen zu gewöhnen; wo interne Konflikte gesellschaftliche
und ethnische Gruppen entzweien und das Zusammenleben verletzen; wo weiterhin der
Terrorismus zuschlägt; wo man besorgt in eine Zukunft blickt, die immer unsicherer
wird, auch in den wohlhabenden Ländern: überall dort leuchte das Licht der Weihnacht
und ermutige alle, sich in einer wahrhaft solidarischen Gesinnung
einzubringen.“ Eindringlich unterstrich der Papst die Universalität der christlichen Heilsbotschaft.
„Brüder
und Schwestern, die ihr mir heute zuhört, die Verkündigung der Hoffnung, die den Kern
der Weihnachtsbotschaft darstellt, ist für alle Menschen bestimmt. Jesus ist für alle
Menschen geboren, und wie Maria ihn in Bethlehem den Hirten dargeboten hat, so zeigt
ihn die Kirche heute der ganzen Menschheit, damit jeder Mensch in jeder Situation die
Kraft der heilbringenden Gnade Gottes erfahren kann, die allein Böses in Gutes zu
verwandeln vermag, die allein das Herz des Menschen verändern und zu einer
„Oase“ des Friedens machen kann.“ Er bat in seiner Weihnachtsbotschaft um Frieden für jene Völker, die weiterhin „in der Finsternis und im Schatten des Todes“ wohnten.
Nach
seiner Festtagsbotschaft wünschte das Kirchenoberhaupt frohe Weihnachten in 64
Sprachen; in diesem Jahr erstmals auf isländisch. Auf Deutsch sagte er:
„Die Geburt Jesu
Christi, des Erlösers der Menschen, erfülle Euer Leben mit tiefer Freude und reicher
Gnade; sein Friede möge in Euren Herzen wohnen. Gesegnete und frohe
Weihnachten!“ Anschließend
spendete der Papst den traditionellen Segen „Urbi et Orbi“, der Stadt und dem
Erdkreis. Die Weihnachtsfeierlichkeiten mit dem Papst aus dem Vatikan wurden in
diesem Jahr von mehr als 90 Fernsehanstalten in über 60 Länder übertragen. (rv)
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